Die Komödien von Oscar Wilde. Frauenfiguren im Vergleich


Seminar Paper, 2003

24 Pages, Grade: gut (2)


Excerpt


Gliederung

1. Einleitung

2. Oscar Wilde im Kontext seiner Zeit

3. Literarische Einordnung der Komödien
3.1 Gesellschaftlicher Wandel zur Zeit des Fin de Siècle mit besonderem Augenmerk auf die Situation der Frau
3.2 Entstehung und Handlung der Komödien

4. Die Frauenfiguren im Vergleich
4.1 Weibliche Hauptcharaktere in den drei ‚social comedies’
4.2 Inwiefern finden sich die Frauentypen der ersten drei Komödien in

The Importance of Being Earnest wieder?

5. Schlusswort

1. Einleitung

Oscar Wilde zählt zu den bedeutendsten und sicherlich auch amüsantesten Schriftstellern seiner Zeit und überhaupt der englischen Literatur. Er wird als ein „Sprachartist“[1] beschrieben, was er besonders in seinen Gesellschaftskomödien der 1890er Jahre unter Beweis stellt. Seine Dialoge sind an Schlagfertigkeit und ‚wits’ kaum zu überbieten.

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den vier zwischen 1891 und 1894 entstandenen Komödien: Lady Windermere’s Fan, A Woman Of No Importance, An Ideal Husband und Bunbury - The Importance Of Being Earnest. Es soll herausgearbeitet werden, welche Frauentypen auftreten und wie diese spezifischen Typen der drei frühen Komödien in Bunbury wieder erscheinen.

Zunächst sollen der Schriftsteller und sein Werk im zeitlichen Kontext betrachtet werden. Der historische Hintergrund seiner literarischen Schaffensepoche sowie seines sozialen Umfeldes wird hierbei beleuchtet. Im Folgenden soll eine literarische Einordnung der Komödien vorgenommen werden. Danach folgt ein kurzer Überblick über den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel im Fin de siècle sowie die Darstellung des allgemeinen Frauenbildes im 19. Jahrhundert. Anschließend wird der Versuch unternommen, die verschiedenen Frauentypen anhand des Inhalts in den Komödien zu charakterisieren und zu vergleichen.

2. Oscar Wilde im Kontext seiner Zeit

Oscar Wilde, geboren 1854 in Dublin, studiert klassische Literatur in Oxford, wo er in ersten Kontakt mit Schriftstellern wie John Ruskin und William Pater tritt, die unter Anderen sein Werk beeinflussten. Er ist fasziniert von dem moralfreien Schönheitskult, den Pater predigt, und beginnt wohlklingende, doch mittelmäßige Gedichte zu schreiben und sein Leben dem Ästhetizismus zu verschreiben. Nach seinem Collegeabschluss versucht er sich in London zu etablieren, wo er als Dandy, als Verkörperung der Dekadenz, in Erscheinung tritt. Zunächst ohne auf literarische Erfolge zurückgreifen zu können, wird er zur stadtbekannten Persönlichkeit. Durch seine exzentrische Kleidung und die Kunst, mit amüsanten Bonmots und Anekdoten eine Gesellschaft zu unterhalten, erscheint er bereits zu Beginn der 1880er als Karikatur im Punch und wird zur persiflierten Figur in mehreren Theaterstücken. Er erobert eine Gesellschaft, die im Wandel begriffen ist: der Spätviktorianismus mit seiner heuchlerischen Prüderie und einem utilitären Kunstbegriff geht über in die Zeit des Fin de siècle, in der neben einem neuen Kunstbegriff des Ästhetizismus auch ein starker wissenschaftlicher Forschungsdrang entsteht.

Die Theorie des Ästhetizismus, welche Kunst als Selbstzweck fordert, war in Ansätzen schon früh vorhanden – etwa bei Rossetti, Swinburne oder Ruskin – und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch französische Einflüsse von Baudelaire und Gautier verstärkt. Der Anspruch der l’art pour l’art ist eine Neubewertung von Schönheit und Form in der Kunst; Perfektion in Form und Stil ist das höchste Ziel. Damit verweigern sich die Ästhetizisten dem Anspruch der Gesellschaft von Nützlichkeit und Moral auch und gerade in der Kunst.

Wilde lebt und schreibt über das Kunst- und Lebensmodell der Dekadenz. Schon zu Studienzeiten entdeckt er seine Begeisterung für das Griechentum und, so Pfister, „den damit verbundenen homoerotischen Kult männlicher Schönheit als eine Form des ästhetizistischen Protests gegen die Banalität viktorianischer Existenz“[2]. Jedoch geht er erst in den späten Achtzigern homosexuelle Verbindungen ein und bekommt Zugang zu einer Welt der homosexuellen Prostitution und Kriminalität. Dies hat einen deutlichen Einfluss auf seine Werke, die stärker auf Provokation aus sind als zuvor. Sein 1890 entstandener Roman The Picture of Dorian Gray wird zur Bibel der Dekadenten. Wilde weiß jedoch stets, wie weit er gehen kann, um sein Publikum zu provozieren und es sich dennoch nicht mit ihm zu verscherzen. Mag er die Gesellschaft einerseits verachten, ist er doch zugleich von ihr und ihrer Anerkennung abhängig, will sich vor ihr in Szene setzen und sie immer wieder aufs Neue mit seinem Charme und Witz bestechen. Der Biograph Peter Funke drückt dies so aus:

„Sie [die Gesellschaft] war für ihn Widersacher wie Verbündeter, Publikum und Geldgeber. Erst allmählich erkannte er, daß sie ihn am ehesten zu tragen bereit war, wenn er sie unterhielt, daß sie am leichtesten zu unterhalten war, wenn er sie belustigte, und daß er sie am besten belustigen konnte, wenn er ihr den Spiegel vors Gesicht hielt und sie verspottete. So entstand mit der Zeit jenes dualistische Verhältnis Wildes zu der Gesellschaft seiner Zeit, das sein Leben formte. Sie war ihm sowohl Gegenstand seiner Verehrung als auch Zielscheibe seines Spottes. Je mehr sie ihm zujubelte, desto mehr machte er sich über sie lustig, je mehr er an ihr verdiente, desto mehr verachtete er sie.“[3]

Mitte der Achtziger entdeckt Wilde für sich das Stückeschreiben, und wenn auch seine zwei frühen Tragödien Vera or The Nihilists und The Duchess of Padua keinen Erfolg haben, findet er erneuten Kontakt zum Publikum durch seine ‚social comedies’, die durch ihre Konversationskunst und brillanten Dialoge die Zuschauer begeistern. Im Jahre 1895, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, wo seine Stücke Abend für Abend ausverkauft sind, kommt schließlich der große Sturz: aufgrund der Verleumdungen und Beleidigungen des Marquess of Queensberry sucht Wilde den Schutz des Gerichtes – ein Schuss, der nach hinten losgeht, denn der Schriftsteller wird für seine homosexuelle Beziehung zum Sohn des Marquess, Lord Alfred Douglas, zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Durch den Prozess in den finanziellen Ruin getrieben, aus der Gesellschaft verbandt und geächtet, findet er nach seiner Haftstrafe nicht zurück ins gesellschaftliche und schriftstellerische Leben. Immer in der Hoffnung auf erneute gesellschaftliche Anerkennung, vollzieht Wilde nie den vollkommenen Bruch mit der Gesellschaft. So erfolgt nach seinem Absturz keine offene literarische Gegenwehr, denn „seine Opposition gegen die Normen der viktorianischen Kunst und Gesellschaft war stets wohltemperiert auf die Erwartungen und Toleranzgrenzen des großbürgerlichen Publikums abgestimmt, blieb mehr intellektuelle Herausforderung als grundsätzliche Infragestellung der akzeptierten Wertvorstellungen.“[4]

[...]


[1] Pfister, Manfred: “Nachwort” zu: Wilde, Oscar: The Importance of Being Earnest, hrsg. von Manfred Pfister,

Stuttgart: Reclam, 2001, S.122

[2] Pfister, Manfred: Oscar Wilde:”The Picture of Dorian Gray”, München: Fink 1986, S.27

[3] Funke, Peter: Oscar Wilde mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt, Reinbek (Hamburg):

Rowohlt, 161997, S.42

[4] Kohl, Norbert: Oscar Wilde: Das literarische Werk zwischen Provokation und Anpassung, Heidelberg: Winter,

1980, S. 493

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Details

Title
Die Komödien von Oscar Wilde. Frauenfiguren im Vergleich
College
Justus-Liebig-University Giessen  (Institut für Neuere Englische und Amerikanische Literatur)
Grade
gut (2)
Author
Year
2003
Pages
24
Catalog Number
V12963
ISBN (eBook)
9783638187305
File size
587 KB
Language
German
Keywords
Komödien, Oscar, Wilde, Frauenfiguren, Vergleich
Quote paper
Astrid Matron (Author), 2003, Die Komödien von Oscar Wilde. Frauenfiguren im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12963

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