Die Zeit der Weimarer Republik brachte tiefgreifende Veränderungen für die Frauen. Es wurden ihnen politische Rechte eingeräumt und sie konnten in der Öffentlichkeit ganz anders in Erscheinung treten als jemals zuvor. Zwar hatte man in der Bohème auch schon vor dem Ersten Weltkrieg immer wieder vereinzelt ‚neue’ Frauen als „berufliche Rarität oder als literarische Konvention“ beobachten können. Die jungen Frauen der zwanziger Jahre, die den eigentlichen Typus der ‚Neuen Frau’ verkörperten, waren jedoch ein Massenphänomen.
Als einer der „Weimarer Prototypen des Romans der Neuen Frau“ wird in der Forschung der Roman Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun angesehen. Kennzeichnend für Romane über die Neue Frau ist, dass deren Protagonistinnen Positionen moderner Weiblichkeit ausloten, mit den populären Bildern der Neuen Frau spielen und mit einer Reihe von Weiblichkeitsentwürfen experimentieren. Dies am Beispiel des Romans Das kunstseidene Mädchen zu untersuchen, soll Ziel dieser Arbeit sein. Dabei soll es vor allem darum gehen, die neuen Werte und die (scheinbare) Unabhängigkeit der Neuen Frau kritisch zu hinterfragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Merkmale der Neuen Frau
- Äußerliches – Mode und Lebensstil
- Sicherung des Lebensunterhalts durch Berufstätigkeit
- Das Bild der Neuen Frau in der Gesellschaft - Unabhängigkeit und Neue Werte?
- Zur Darstellung der Neuen Frau im Roman Das kunstseidene Mädchen
- Doris' Lebensstil – Bedeutung von Mode, Marken und Berufstätigkeit
- Doris' „System des Männerfangs“
- Erschütterung des „System des Männerfangs“
- Kritik an der scheinbaren Unabhängigkeit der „Kunstseidenen Mädchen“
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung der „Neuen Frau“ in Irmgard Keuns Roman Das kunstseidene Mädchen und hinterfragt kritisch deren scheinbare Unabhängigkeit und neue Werte. Der Fokus liegt auf der Analyse von Doris, der Protagonistin, und deren Lebensentwurf im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen der Weimarer Republik.
- Das Bild der Neuen Frau in der Weimarer Republik
- Analyse des Lebensstils und der Berufstätigkeit der Neuen Frau
- Doris' Strategien und deren Erfolg/Misserfolg
- Kritik an der vermeintlichen Unabhängigkeit der Neuen Frau im Roman
- Die Widersprüchlichkeiten des Konzepts der Neuen Frau
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Neuen Frau in der Weimarer Republik ein und benennt Robert Musils Zweifel an der tatsächlichen Existenz dieser Figur. Sie stellt Das kunstseidene Mädchen als zentralen Untersuchungsgegenstand vor und skizziert die Zielsetzung der Arbeit: die kritische Hinterfragung der neuen Werte und der (scheinbaren) Unabhängigkeit der Neuen Frau anhand von Keuns Roman, der die Thematik „von ihrem Ende her“ beleuchtet, da er 1932 spielt, als der Höhepunkt der Bewegung bereits überschritten war. Die Analyse fokussiert auf die Protagonistin Doris und untersucht, inwieweit von Unabhängigkeit und Emanzipation gesprochen werden kann.
Merkmale der Neuen Frau: Dieses Kapitel beschreibt die Merkmale der Neuen Frau in den 1920er Jahren, indem es ihr äußeres Erscheinungsbild (Bubikopf, kurze Röcke, Korsettfreiheit), ihren Lebensstil (Rauchen, Trinken in Cafés, selbstständige Bewegung im öffentlichen Raum) und ihre Berufstätigkeit (kaufmännische Berufe) beleuchtet. Es wird die Bedeutung der Medien (Illustrierte, Romane, Werbung) bei der Konstruktion des Klischees der Neuen Frau hervorgehoben und die Wichtigkeit der Unterscheidung zwischen Realität und Konstrukt betont. Der Erste Weltkrieg und die Inflation werden als Faktoren genannt, die zum veränderten Selbstverständnis der Frauen beitrugen.
Zur Darstellung der Neuen Frau im Roman Das kunstseidene Mädchen: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung der Neuen Frau im Roman anhand von Doris. Es zeigt, dass Keun keinen eindeutigen Typus präsentiert, sondern einen Diskurs über verschiedene Weiblichkeitsentwürfe entwickelt. Doris verfolgt zunächst ein „System des Männerfangs“, das jedoch aufgrund verschiedener Faktoren scheitert. Die Analyse betrachtet den Wandel in Doris' Lebensentwurf und ihre Rückkehr zu traditionelleren Lebensvorstellungen. Die Bedeutung von Mode, Marken und Berufstätigkeit für Doris' Selbstverständnis wird ebenfalls beleuchtet.
Kritik an der scheinbaren Unabhängigkeit der „Kunstseidenen Mädchen“: Dieses Kapitel untersucht die Kritik an der scheinbaren Unabhängigkeit der Neuen Frau, die im Roman implizit oder explizit geäußert wird, in Verbindung mit Doris' gescheitertem „System des Männerfangs“ und ihrer Rückbesinnung auf traditionellere Werte. Die Analyse beleuchtet den Konflikt zwischen dem gesellschaftlichen Ideal der unabhängigen Frau und der Realität des weiblichen Erlebens in der Weimarer Republik. Es geht darum, die Ambivalenzen und Widersprüche des Konzepts der Neuen Frau zu untersuchen.
Schlüsselwörter
Neue Frau, Weimarer Republik, Irmgard Keun, Das kunstseidene Mädchen, Emanzipation, Unabhängigkeit, Mode, Berufstätigkeit, Klischee, Medien, Gesellschaftliche Veränderungen, Weiblichkeitsentwürfe, Kritik.
Häufig gestellte Fragen zu "Das kunstseidene Mädchen" und der Neuen Frau
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der „Neuen Frau“ in Irmgard Keuns Roman Das kunstseidene Mädchen und hinterfragt kritisch deren scheinbare Unabhängigkeit und neue Werte. Der Fokus liegt auf der Protagonistin Doris und ihrem Lebensentwurf im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen der Weimarer Republik.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Bild der Neuen Frau in der Weimarer Republik, analysiert deren Lebensstil und Berufstätigkeit, untersucht Doris' Strategien und deren Erfolg/Misserfolg, kritisiert die vermeintliche Unabhängigkeit der Neuen Frau im Roman und beleuchtet die Widersprüchlichkeiten des Konzepts der Neuen Frau.
Welche Aspekte der Neuen Frau werden untersucht?
Die Analyse umfasst das äußere Erscheinungsbild (Mode, Bubikopf), den Lebensstil (Rauchen, Cafés, öffentliche Bewegung), die Berufstätigkeit, die Rolle der Medien bei der Konstruktion des Klischees und den Einfluss von Krieg und Inflation auf das Selbstverständnis der Frauen. Es wird die Unterscheidung zwischen Realität und Konstrukt der Neuen Frau betont.
Wie wird Doris, die Protagonistin, dargestellt?
Doris wird nicht als eindeutiger Typus der Neuen Frau präsentiert, sondern als Figur, die einen Diskurs über verschiedene Weiblichkeitsentwürfe repräsentiert. Ihr anfängliches „System des Männerfangs“ scheitert, und ihre Entwicklung und Rückkehr zu traditionelleren Lebensvorstellungen wird analysiert. Die Bedeutung von Mode, Marken und Berufstätigkeit für ihr Selbstverständnis wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Kritik wird an der Unabhängigkeit der Neuen Frau geübt?
Die Arbeit untersucht die im Roman implizit und explizit geäußerte Kritik an der scheinbaren Unabhängigkeit der Neuen Frau im Zusammenhang mit Doris' gescheitertem „System des Männerfangs“ und ihrer Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Der Konflikt zwischen dem gesellschaftlichen Ideal und der Realität des weiblichen Erlebens in der Weimarer Republik wird beleuchtet, sowie die Ambivalenzen und Widersprüche des Konzepts der Neuen Frau.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Merkmale der Neuen Frau, ein Kapitel zur Darstellung der Neuen Frau in Das kunstseidene Mädchen, ein Kapitel zur Kritik an der scheinbaren Unabhängigkeit und eine Zusammenfassung. Die Einleitung führt in die Thematik ein und benennt die Zielsetzung der Arbeit. Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Neue Frau, Weimarer Republik, Irmgard Keun, Das kunstseidene Mädchen, Emanzipation, Unabhängigkeit, Mode, Berufstätigkeit, Klischee, Medien, Gesellschaftliche Veränderungen, Weiblichkeitsentwürfe, Kritik.
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- Anonym (Author), 2007, Die scheinbare Unabhängigkeit der 'Neuen Frau' in Irmgard Keuns Roman "Das kunstseidene Mädchen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129539