1.Einleitung
Arthur Schnitzlers Novelle „Leutnant Gustl“ zeigt uns in einem sich durch den gesamten Verlauf ziehenden inneren Monolog des gleichnamigen Helden dessen verworrene innere Gefühls- und Gedankenwelt, die durch einen augenscheinlich banalen Vorfall völlig aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Er gerät in eine Lage, die es ihm nicht ermöglicht diesen Konflikt wie bisher gewohnt zu lösen.
Bei L.G. handelt es sich um einen Mann, der bisher, bestimmt durch seine Militärlaufbahn und deren engumrissene Regeln und Normen, gewohnt war, Konflikte in einem vorgegebenen Kontext und mit für alle verbindlichen Mitteln, wie z.B. das Duell bei Ehrverletzungen, auszutragen. Außerhalb seiner gewohnten Normen und vorgegebenen Richtungen ist er nicht in der Lage eine für ihn kritische Situation zu bestehen. Die logische Konsequenz dieser Unfähigkeit ist, dass er die einzige Möglichkeit seine Militärsehre zu retten darin sieht, sich selbst zu töten.
An strenge Ordnung gewöhnt, plant L.G. auch seinen Selbstmord penibel genau und legt auf die Minute den Zeitpunkt für seinen Freitod fest. Der Leser hat während der Zeit des Wartens die Gelegenheit, L.Gs. Gedankengänge mitzuverfolgen. Dabei erkennt man, dass L.G. sich nicht nur im Rahmen seiner Normen und Regeln bewegt, sondern gleichermaßen triebhafte Kognitionen hat, die sich fast ausschließlich auf Frauen und sexuelle Gelüste beziehen.
In meiner Arbeit möchte ich verdeutlichen, dass es sich bei L.G. um einen eher fragwürdigen Helden handelt, der eigentlich nie authentisch ist, weil er sich ausschließlich an den vorgegebenen Normen und Richtlinien orientiert. Er knüpft seine Ansichten und Lebenseinstellungen an die seiner Kameraden und Vorgesetzten und der äußere Schein und Status sind ihm wichtiger als seine Individualität und eigene Identität.
Zum anderen möchte ich mich auch mit seiner Triebhaftigkeit auseinandersetzen, die, oberflächlich betrachtet, nicht in sein von Normen geprägtes Leben passt, aber bei genauerer Betrachtung teilweise sogar Kongruenzen aufweist.
Schnitzler wählt für die Darstellung dieser Thematik den für seine Zeit innovativen Inneren...
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehungs- und Wirkungsgeschichte
- Norm und Trieb im Leben Leutnant Gustls
- Leutnant Gustl – eine unauthentische Figur
- Leutnant Gustl - ein triebhafter Mensch
- Formale Betrachtung – Wirkung auf den Inhalt
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Novelle „Leutnant Gustl“ von Arthur Schnitzler schildert die innere Zerrissenheit des Protagonisten, der zwischen gesellschaftlichen Normen und seinen eigenen Trieben gefangen ist. Die Geschichte beleuchtet die Konflikte, die entstehen, wenn ein Individuum mit den Erwartungen seiner Umgebung kollidiert und die eigenen Bedürfnisse nicht mit den vorgegebenen Regeln in Einklang zu bringen vermag.
- Die Darstellung der inneren Zerrissenheit des Protagonisten zwischen gesellschaftlichen Normen und seinen eigenen Trieben
- Die Analyse der Unfähigkeit des Protagonisten, mit Konflikten außerhalb seiner gewohnten Normen umzugehen
- Die Rolle der Triebhaftigkeit in der Persönlichkeit des Protagonisten und deren Beziehung zu den gesellschaftlichen Normen
- Die innovative Verwendung des inneren Monologs als literarisches Mittel zur Darstellung der inneren Welt des Protagonisten
- Die Kritik an der österreichischen Gesellschaft und dem Militärwesen der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die Thematik der Novelle ein und stellt den Protagonisten Leutnant Gustl vor. Gustl ist ein Offizier, der in einem von strengen Regeln und Normen geprägten Umfeld lebt. Er ist gewohnt, Konflikte innerhalb dieser vorgegebenen Rahmenbedingungen zu lösen, doch als er in eine Situation gerät, die diese Normen in Frage stellt, ist er überfordert.
Das Kapitel „Entstehungs- und Wirkungsgeschichte“ beleuchtet die Entstehung der Novelle und die Reaktionen auf ihre Veröffentlichung. Schnitzler schrieb „Leutnant Gustl“ innerhalb weniger Tage und war sich bewusst, dass sein Werk für Aufsehen sorgen würde. Die Novelle stieß auf heftige Kritik, insbesondere von Seiten des Militärs, das sich durch die Darstellung des Protagonisten in seiner Ehre verletzt sah.
Das Kapitel „Norm und Trieb im Leben Leutnant Gustls“ analysiert die Persönlichkeit des Protagonisten. Gustl ist eine Figur, die sich an die vorgegebenen Normen und Regeln hält, aber gleichzeitig von starken Trieben geleitet wird. Diese beiden Seiten seiner Persönlichkeit stehen in einem ständigen Konflikt zueinander.
Das Kapitel „Formale Betrachtung – Wirkung auf den Inhalt“ untersucht die literarische Form der Novelle. Schnitzler verwendet den inneren Monolog, um die Gedanken und Gefühle des Protagonisten darzustellen. Diese innovative Form trägt dazu bei, die innere Zerrissenheit des Protagonisten und die Kritik an der Gesellschaft zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den inneren Monolog, die gesellschaftlichen Normen, die Triebhaftigkeit, die Kritik am Militärwesen, die österreichische Gesellschaft der Jahrhundertwende und die Unfähigkeit des Protagonisten, mit Konflikten außerhalb seiner gewohnten Normen umzugehen. Die Novelle „Leutnant Gustl“ beleuchtet die innere Zerrissenheit des Protagonisten, der zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und seinen eigenen Bedürfnissen gefangen ist. Die Geschichte zeigt die Konflikte auf, die entstehen, wenn ein Individuum mit den Normen seiner Umgebung kollidiert und die eigenen Bedürfnisse nicht mit den vorgegebenen Regeln in Einklang zu bringen vermag.
- Quote paper
- Steven Kiefer (Author), 2004, Zu Arthur Schnitzlers "Lieutenant Gustl", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129410