Der Christliche Medicus zwischen Krankheit und Sünde

Das Christus-Medicus-Motiv im „Pantaleon“ Konrads von Würzburg


Hausarbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Ursprünge und Entwicklung der christlichen Medizin im Mittelalter

II. Das Motiv des Christus Medicus

III. Ein Beispiel für den Christus-Medicus-Gedanken in der mittelalterlichen Literatur: Der „Pantaleon“ von Konrad von Würzburg

IV. Fazit

V. Bibliographie

Einleitung

Der Christus-Medicus-Gedanke ist ein Motiv, auf das man in Schriften des Mittelalters immer wieder trifft, sei es in medizinischen, theologischen oder sogar poetischen Texten. Diese Arbeit geht auf die Entwicklung der Medizin und des Heilgottglaubens, soweit es im Umfang dieser Arbeit möglich ist, ein und beleuchtet ein literarisches Beispiel für das Christus-Medicus-Bild im „Pantaleon“ von Konrad von Würzburg.

Um die Zusammenhänge zwischen der Entfaltung der abendländischen Medizin und dem Aufkommen der Vorstellung von einem Christus Medicus besser zu verstehen, behandelt der erste Teil dieser Arbeit die geschichtlichen Ursprünge des christlichen Ärztewesens im Mittelalter. Das 2. Kapitel befasst sich dann eingehender mit dem Begriff des Christus Medicus und seinem Hintergrund. Schließlich noch wird untersucht, inwiefern die Vorstellung des Heilands in der Versdichtung „Pantaleon“ wiederzuerkennen ist.

I. Ursprünge und Entwicklung der christlichen Medizin im Mittelalter

Steht der Beruf des Arztes heutzutage als Sinnbild für eine hohe akademische Ausbildung und Anerkennung in praktisch jeder Gesellschaft, so muss man bei genauerer Nachforschung feststellen, dass dies nicht schon immer so war.

Ärzte galten, in der Nachfolge der Sklavenärzte stehend, zur Zeit des römischen Imperiums noch als der sozial niederen Arbeiterklasse angehörig. Im 5. und 6. Jahrhundert, zur Zeit des Zusammenbruchs des römischen Reiches, und in den Germanenreichen änderte sich dieser Zustand nicht. Im Zusammenhang mit der Ausübung der ärztlichen Versorgung an Königshöfen und Bischofssitzen besteht aber die Institution des kaiserzeitlichen archiater (wovon sich der deutsche Begriff Arzt ableitet) vor allem in Ravenna und Südgallien weiterhin, sowie der „Ordo medicorum“ am Hofe Karl des Großen, der damit ebenso in Verbindung gebracht wird.

Nur sehr selten ist zu dieser Zeit die Rede von geschulten, professionell angelernten Ärzten wie dem in Konstantinopel ausgebildeten Archiater Reovalis, der am Bischofssitz von Poitiers seine Arbeit ausübte. Im Gegensatz dazu weiß man von der Herkunft des Hofarztes des Merowingerkönigs Chilperich I., Marileif, dass seine Verwandten ausschließlich Arbeiten des niederen Standes verrichteten: Während sein Vater als Leibeigener Mühlwerke betrieb, arbeiteten seine Brüder in den königlichen Küchen und Bäckereien.

Als Erbe der Antike gilt, wie die Archiatrie, auch die Ausübung des Berufs durch jüdische Ärzte, die trotz kirchlichen Verbots, insbesondere als Hof- und Leibärzte, im gesamten Mittelalter vorzufinden sind.

In der darauf folgenden Zeit haben vor allem christliche Glaubensvorstellungen Auswirkung auf die Entwicklung des Ärztewesens: es entsteht, als bewusster Gegensatz zur griechisch-mythologischen Soteriologie des Asklepios, das bereits im neuen Testament der Bibel angelegte Bild des Christus medicus und des Christus als soter (griech.: soter - „Retter“, „Heiland“).

Zu einem neuen Standort der ärztlichen Tätigkeit entwickelte sich daher das Kloster, um der geistlichen Pflicht der Regula Benedicti 36, d. h. der Pflege der Kranken und der Aufnahme der Medizin, nachzukommen. Beispielhaft dafür zeigt der 820 in Reichenau kopierte, sogenannte St. Galler Klosterplan, entsprechend der Regula, den Aufbau eines Idealklosters mit Krankenraum für die kranken Brüder, Ärztehaus, einem Raum für Aderlass und zur Verabreichung von Abführmitteln, einer Einrichtung für schwerkranke Laien sowie einem Heilkräutergarten. Während die Medizin, anders als in der Antike, noch nicht zu den Artes gezählt wurde, bestand die Ausbildung eines Arztes in wiederum an antike Traditionen angeknüpftem Individualunterricht, in dem die wenigen bekannten Inhalte der antiken Medizin direkt von Arzt zu Arzt weitergegeben wurden. Christliche Vorstellungen vom Arzt für Seele und Körper und der unentgeltlichen Behandlung überlagerten dabei inzwischen die deontologischen (griech.: deon - das Erforderliche, die Pflicht) Vorbilder der Antike und prägten praktisch über das gesamte Mittelalter das Arzt-Patienten-Verhältnis.

Eingehende Veränderungen erlebte das Ärztewesen Ende des 11. Jahrhunderts mit der Rezeption von griechisch-arabischem Bildungsgut. Mehr und mehr wurde der dem Klerikerstand angehörige Arzt, besonders an der schon im Frühmittelalter sehr fortschrittlichen Kathedralschule zu Salerno, von Laienärzten verdrängt.[1] Im Zuge der Übernahme der griechisch-arabischen Lehren war es vor allem Constantinus Africanus, der durch seine Übersetzungen arabischer Texte ins Lateinische dazu beitrug, dass sich die Salernitaner Medizinschule zu einer der ersten medizinischen Universitäten entwickeln konnte. Salerno kann daher auch als „[…] Brücke arabischer Tradition ins Abendland“[2] gesehen werden. Zu den Übersetzungen gehört insbesondere auch die „Articella“, eine Einführungs- und Sammelschrift für das medizinische Schulwesen, deren Anfang die klassische Isagogik nach der Fassung des Hunain ibn Ishaq bildet.[3]

Die neuen Ausbildungsstrukturen, die mit der neuen arabo-griechischen Medizin aufkamen, brachten die Trennung des Arztberufs von dem des Apothekers und eine staatliche Approbation mit sich. Auch der Grundstein zu einer institutionalisierten Gesundheitsversorgung wird gelegt durch die Medizinalordnung Friedrichs II. von 1231–1240, einer Fortsetzung der Vorschriften Rogers II. von 1140.

[...]


[1] Lexikon des Mittelalters (L. d. MA), Band I, Artemis & Winkler Verlag, München und Zürich 1980, S. 1098 - 1099

[2] Schipperges, Heinrich: Die Kranken im Mittelalter, C. H. Beck, München 1990, S. 26

[3] L. d. MA, Band VI, 1993, S. 454 / 455

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Christliche Medicus zwischen Krankheit und Sünde
Untertitel
Das Christus-Medicus-Motiv im „Pantaleon“ Konrads von Würzburg
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V129289
ISBN (eBook)
9783640380411
ISBN (Buch)
9783640380206
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Christliche, Medicus, Krankheit, Sünde, Christus-Medicus-Motiv, Konrads, Würzburg
Arbeit zitieren
Daniel Bittmann (Autor:in), 2006, Der Christliche Medicus zwischen Krankheit und Sünde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129289

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