„Das Märchen ist der höchste Kanon der Poesie.“ (Novalis)
Eine Hausarbeit, die in ihrem Titel ankündigt, sich mit den verschiedenen Gattungen des
Märchens und dem Umgang mit der Angst zu beschäftigen, tut gut daran, zunächst
Überlegungen anzustellen, was die Faszination des Märchens ausmacht. Die erzählerischen
und formalen Möglichkeiten, die es in sich birgt, sind nahezu unbegrenzt. Kaum ein zweites
Genre lässt einen derartigen Spielraum zu, die Grenzen zwischen Phantasie und Wirklichkeit
zu verwischen, was auch aus den zitierten Worten Novalis’ herauszulesen ist. Märchen sind
und bleiben allzeit gegenwärtig. Sie finden nicht nur als Kindergeschichten, sondern auch im
Zeitalter der Multimedia ihren Platz. Die moderne Tiefenpsychologie benutzt das Märchen als
Therapieform. Märchen versetzen uns zugleich in eine Welt des ‚Wunderbaren’ und
‚Entsetzlichen’ und bieten jede Menge Ansätze für die Analyse und die Bewältigung von
Problemen. Diese Dichtungsart fasziniert nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene auf der
ganzen Welt. Aber was unterscheidet Märchen von anderen Textsorten? Besonders der
Thematik der Angst und tiefenpsychologische Aspekte im Märchen wird dieser Aufsatz
versuchen, gerecht zu werden.
Daher wird diese Arbeit zunächst auf den Ursprung und Sprachgebrauch des Märchens
eingehen und anschließend die Wesenszüge der Gattungen des europäischen Volksmärchens
und des Kunstmärchens näher definieren. Dazu werden zunächst die Gattungen beschrieben
und später miteinander verglichen, um einige Kriterien herausarbeiten zu können, die das
Kunstmärchen vom Volksmärchen abgrenzen. Des Weiteren wird auf die novellistische
Erzählform in Tiecks romantischen Märchen „Der blonde Eckbert“, die das Volksmärchen
nicht kennt, näher eingegangen. Schließlich beantwortet die Arbeit die Frage, warum die im
Volksmärchen laut Verena Kast stets geleistete Überwältigung der Angst beziehungsweise die
Überwindung der Angstquelle in Ludwig Tiecks Kunstmärchen „Der blonde Eckbert“
misslingt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Märchen
- 2.1 Ursprung und Sprachgebrauch
- 2.2 Wesenszüge des europäischen Volksmärchens
- 2.3 Abgrenzungen vom Kunstmärchen zum Volksmärchen
- 2.4 Wesenszüge des romantischen Kunstmärchens
- 2.5 „Der blonde Eckbert“ - Kunstmärchen in novellistischer Erzählform
- 3. Tiefenpsychologische Ansätze und Angstphänomene im Volks- und Kunstmärchen
- 3.1 Angst und Symbiose im Volksmärchen „Jorinde und Joringel“
- 3.1.1 Annäherung an den Begriff „Symbiosemärchen“
- 3.1.2 Überwindung der Angst
- 3.2 Unüberwindbare Angst und Wahnsinn im Kunstmärchen „Der blonde Eckbert“ von Ludwig Tieck
- 3.3 Variationen der Angst im Volks- und Kunstmärchen
- 3.1 Angst und Symbiose im Volksmärchen „Jorinde und Joringel“
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Faszination des Märchens, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung von Angst und den Einsatz tiefenpsychologischer Aspekte. Sie beleuchtet die Unterschiede zwischen Volks- und Kunstmärchen und analysiert, wie Angst in beiden Genres dargestellt und verarbeitet wird. Die Arbeit konzentriert sich auf die Werke „Jorinde und Joringel“ und Ludwig Tiecks „Der blonde Eckbert“ als exemplarische Beispiele.
- Unterschiede zwischen Volks- und Kunstmärchen
- Darstellung von Angst in Märchen
- Tiefenpsychologische Interpretation von Märchen
- Der Umgang mit Angst in „Jorinde und Joringel“
- Das Scheitern der Angstbewältigung in „Der blonde Eckbert“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung erörtert die anhaltende Faszination des Märchens und seine grenzenlose erzählerische Vielseitigkeit. Sie betont die Fähigkeit des Märchens, die Grenzen zwischen Phantasie und Realität zu verwischen, und seinen Stellenwert als Therapieform in der modernen Tiefenpsychologie. Der Aufsatz kündigt seine Fokussierung auf den Ursprung, den Sprachgebrauch des Märchens und die Analyse von Angst und tiefenpsychologischen Aspekten an. Die bevorstehende Gegenüberstellung von Volks- und Kunstmärchen, sowie die Untersuchung der novellistischer Erzählform in Tiecks Werk wird ebenfalls angekündigt.
2. Das Märchen: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Ursprung und der Entwicklung des Begriffs „Märchen“. Es beleuchtet die Herausforderungen der Märchenforschung, den Ursprung und Entstehungsmechanismus des Märchens zu definieren und präsentiert verschiedene Theorien, von mythologischen bis anthropologischen Ansätzen. Der Abschnitt untersucht die Entwicklung des Wortes „Märchen“ von seiner mittelhochdeutschen Wurzel bis zu seiner heutigen Verwendung und den Schwierigkeiten der Übersetzung in andere Sprachen. Schliesslich werden die charakteristischen Merkmale des europäischen Volksmärchens herausgestellt, insbesondere seine anonyme Herkunft und mündliche Überlieferung.
3. Tiefenpsychologische Ansätze und Angstphänomene im Volks- und Kunstmärchen: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung von Angst in Volks- und Kunstmärchen unter tiefenpsychologischen Aspekten. Es untersucht die Überwindung von Angst im Volksmärchen „Jorinde und Joringel“ im Kontext der Symbiosemärchentheorie und stellt dies dem Scheitern der Angstbewältigung in Tiecks „Der blonde Eckbert“ gegenüber. Die unterschiedlichen Manifestationen und Variationen von Angst in beiden Genres werden verglichen und kontrastiert, um die spezifischen Charakteristika der Angstbewältigung in Volks- und Kunstmärchen herauszuarbeiten.
Schlüsselwörter
Märchen, Volksmärchen, Kunstmärchen, Angst, Tiefenpsychologie, Symbiose, „Jorinde und Joringel“, Ludwig Tieck, „Der blonde Eckbert“, novellistische Erzählform, Mythos, Mündliche Überlieferung.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Angstphänomenen in Volks- und Kunstmärchen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Angst und den Einsatz tiefenpsychologischer Aspekte in Volks- und Kunstmärchen. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Angstbewältigung in den Märchen „Jorinde und Joringel“ und Ludwig Tiecks „Der blonde Eckbert“.
Welche Märchen werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf zwei exemplarische Märchen: „Jorinde und Joringel“ als Beispiel für ein Volksmärchen und Ludwig Tiecks „Der blonde Eckbert“ als Beispiel für ein Kunstmärchen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die Unterschiede zwischen Volks- und Kunstmärchen, die Darstellung von Angst in beiden Genres, tiefenpsychologische Interpretationen von Märchen, die Angstbewältigung in „Jorinde und Joringel“ und das Scheitern der Angstbewältigung in „Der blonde Eckbert“.
Wie wird Angst in den Märchen dargestellt?
Die Arbeit untersucht, wie Angst in „Jorinde und Joringel“ im Kontext der Symbiosemärchentheorie überwunden wird und wie sie in „Der blonde Eckbert“ zum Scheitern führt. Es werden verschiedene Manifestationen und Variationen von Angst in beiden Genres verglichen.
Welche tiefenpsychologischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet tiefenpsychologische Ansätze, um die Darstellung von Angst und deren Verarbeitung in den Märchen zu analysieren. Die Symbiosemärchentheorie wird beispielsweise im Zusammenhang mit „Jorinde und Joringel“ angewendet.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen Volks- und Kunstmärchen?
Die Arbeit beleuchtet die Unterschiede in Herkunft, Überlieferung und Stil zwischen Volks- und Kunstmärchen. Dabei werden auch die spezifischen Charakteristika der Angstbewältigung in beiden Genres herausgearbeitet.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel über das Märchen (inklusive Ursprung, Sprachgebrauch und Abgrenzung von Volks- und Kunstmärchen), einem Kapitel über tiefenpsychologische Ansätze und Angstphänomene in Volks- und Kunstmärchen, und einem Schluss. Es werden Kapitelzusammenfassungen bereitgestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Märchen, Volksmärchen, Kunstmärchen, Angst, Tiefenpsychologie, Symbiose, „Jorinde und Joringel“, Ludwig Tieck, „Der blonde Eckbert“, novellistische Erzählform, Mythos, Mündliche Überlieferung.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Personen, die sich akademisch mit Märchen, Angst, Tiefenpsychologie und Literaturwissenschaft befassen. Die OCR-Daten sind ausschließlich für akademische Zwecke bestimmt.
Wo finde ich die vollständige Arbeit?
Die vollständige Arbeit, inklusive detaillierter Analysen und Quellenangaben, ist bei der entsprechenden Verlagsgesellschaft erhältlich (genaue Angaben fehlen im vorliegenden Auszug).
- Quote paper
- Susanna Hattar (Author), 2007, Tiefenpsychologische Aspekte bei Kunst- und Volksmärchen. Grimms „Jorinde und Joringel“ und Ludwig Tiecks „Der blonde Eckbert“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129164