Die Forschungen im Bereich Zeugenaussagen vereinen mehrere Themengebiete der Psychologie miteinander. Sie sind thematisch gesehen Teil der Kriminalpsychologie, lassen sich aber auch dem Gebiet der Gedächtnispsychologie zuordnen. Im Mittelpunkt dieser Forschungen steht die Frage, wie sich die Erinnerungen eines Zeugen an ein gewisses Ereignis, wie beispielsweise einen Unfall, im Laufe der Zeit und durch später hinzukommende Informationen, oder gar Suggestivfragen und willkürliche Beeinflussung verändern
können.
In der Justiz sind Zeugenaussagen oft der einzige Beweis und können so das Gerichtsurteil maßgeblich beeinflussen.
Die amerikanische Psychologin Elizabeth Loftus führt seit den 1970er Jahren Experimente über die Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen durch und leistete auf diesem Gebiet Pionierarbeit.
Diese Ausarbeitung stellt eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse von Loftus, Miller und Burns und denen der Psychologen Bowers und Bekerian in Hinsicht auf die Beeinflussbarkeit der Zeugen durch Suggestion dar und beschäftigt sich im Folgenden mit der Frage, wie sich Zeugenvernehmungen in der Realität besser gestalten lassen, was sich sowohl auf deren Ablauf als auch auf den Inhalt und die Art der Fragen bezieht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Experimente von Loftus, Miller und Burns
- 2.1 Die Hypothese von Loftus et al.
- 2.2 Methoden und Design im ersten Experiment (1978)
- 2.3 Ergebnisse des ersten Experiments
- 2.4 Auswertung des ersten Experiments
- 2.5 Methoden und Design im zweiten Experiment (1978)
- 2.6 Ergebnisse des zweiten Experiments
- 3. Die Experimente von Bowers und Bekerian
- 3.1 Hypothese und Kritik an Loftus
- 3.2 Methoden und Design im ersten Experiment (1983)
- 3.3 Ergebnisse des ersten Experiments
- 3.4 Auswertung des ersten Experiments
- 3.5 Methoden und Design im zweiten Experiment (1984)
- 3.6 Ergebnisse des zweiten Experiments
- 3.7 Auswertung des zweiten Experiments
- 4. Fazit und Anwendung in der Realität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beeinflussbarkeit von Zeugenaussagen durch Suggestion. Das Hauptziel ist es, die Forschungsergebnisse von Loftus, Miller und Burns sowie Bowers und Bekerian zusammenzufassen und deren Implikationen für die Praxis der Zeugenvernehmung zu diskutieren.
- Die Beeinflussung des Gedächtnisses durch Suggestivfragen
- Der Einfluss von Postevent Information (PEI) auf die Genauigkeit von Erinnerungen
- Die Rolle des Zeitintervalls zwischen Ereignis und Befragung
- Methodische Ansätze zur Untersuchung der Zeugenaussagen
- Implikationen für die Praxis der Zeugenvernehmung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Beeinflussung von Zeugenaussagen durch Suggestion ein und betont die Bedeutung dieses Forschungsgebiets für die Kriminalpsychologie und Gedächtnispsychologie. Sie hebt die Bedeutung zuverlässiger Zeugenaussagen im juristischen Kontext hervor und präsentiert Elizabeth Loftus als Pionierin auf diesem Gebiet. Die Arbeit kündigt die Zusammenfassung der Forschungsergebnisse von Loftus, Miller und Burns sowie Bowers und Bekerian an und deutet die Diskussion über Verbesserungen von Zeugenvernehmungen an.
2. Die Experimente von Loftus et al.: Dieses Kapitel beschreibt die Experimente von Loftus, Miller und Burns, die die Hypothese untersuchen, dass Suggestivfragen die Zeugenaussagen beeinflussen und dass nachträgliche Falschinformationen die ursprünglichen Gedächtnisspuren überschreiben. Es werden die Methodik (Dreistufenmodell, Verwendung von Dias mit Verkehrsunfällen und variierende Fragebögen), Ergebnisse (deutliche Beeinflussung der Erinnerungen durch irreführende Informationen, Trefferquote unter 50% in der "misleading information"-Gruppe) und die Auswertung der beiden Experimente detailliert dargestellt. Das zweite Experiment erweitert die Untersuchung um eine Kontrollgruppe ohne PEI und variiert den Zeitpunkt des Fragebogens und den Zeitraum bis zum Rekognitionstest, um die Robustheit der Ergebnisse zu überprüfen. Die Ergebnisse zeigen die erhebliche Beeinflussbarkeit der Erinnerung durch Suggestivfragen und unterstreichen die fragwürdige Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen, insbesondere wenn diese nachträglich beeinflusst wurden.
3. Die Experimente von Bowers und Bekerian: Dieses Kapitel präsentiert die Experimente von Bowers und Bekerian, welche die Ergebnisse von Loftus et al. kritisch überprüfen und alternative Erklärungen für die Beeinflussung der Zeugenaussagen anbieten. Es werden die Methodik und Ergebnisse ihrer Experimente beschrieben, die sich auf die Rolle von Erinnerungsprozessen fokussieren. Im Gegensatz zu Loftus' "Überschreibungs-Hypothese", argumentieren Bowers und Bekerian für eine Theorie, die sich auf die beeinflussten Prozesse des Erinnerns konzentriert, anstatt einer vollständigen Überschreibung des Gedächtnisses. Der Vergleich beider Forschungsansätze liefert ein umfassenderes Verständnis der komplexen Dynamik des Erinnerns und der Zeugenaussagen.
Schlüsselwörter
Zeugenaussagen, Suggestion, Gedächtnispsychologie, Kriminalpsychologie, Postevent Information (PEI), Loftus, Miller, Burns, Bowers, Bekerian, Erinnerungsgenauigkeit, Suggestivfragen, Zeugenvernehmung, Rechtspsychologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Beeinflussung von Zeugenaussagen durch Suggestion
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text fasst die Forschungsergebnisse von Loftus, Miller und Burns sowie Bowers und Bekerian zur Beeinflussbarkeit von Zeugenaussagen durch Suggestion zusammen. Er analysiert die Methoden, Ergebnisse und Implikationen dieser Studien für die Praxis der Zeugenvernehmung.
Welche Studien werden im Text behandelt?
Der Text behandelt im Detail die Experimente von Loftus, Miller und Burns (1978) und die darauf aufbauenden und kritischen Experimente von Bowers und Bekerian (1983, 1984). Es werden die jeweiligen Hypothesen, Methoden, Ergebnisse und Interpretationen verglichen.
Was ist die zentrale Hypothese von Loftus, Miller und Burns?
Loftus, Miller und Burns untersuchen die Hypothese, dass Suggestivfragen die Zeugenaussagen beeinflussen und nachträgliche Falschinformationen (Postevent Information, PEI) die ursprünglichen Gedächtnisspuren überschreiben.
Welche Methodik verwendeten Loftus, Miller und Burns?
Die Studien von Loftus et al. nutzten ein Dreistufenmodell: Zeugen sahen Dias mit Verkehrsunfällen, beantworteten Fragebögen (mit variierenden Suggestivfragen) und führten anschließend einen Rekognitionstest durch. Die Variablen umfassten die Formulierung der Fragen und den zeitlichen Abstand zwischen Ereignis und Befragung.
Welche Ergebnisse erzielten Loftus, Miller und Burns?
Die Ergebnisse zeigten eine deutliche Beeinflussung der Erinnerungen durch irreführende Informationen. Die Trefferquote in der "misleading information"-Gruppe lag unter 50%. Das zweite Experiment untermauerte diese Ergebnisse durch die Hinzunahme einer Kontrollgruppe und die Variation des Zeitpunkts von Fragebogen und Rekognitionstest.
Wie kritisieren Bowers und Bekerian die Arbeit von Loftus et al.?
Bowers und Bekerian kritisieren die "Überschreibungs-Hypothese" von Loftus et al. und argumentieren für eine Theorie, die sich auf die beeinflussten Prozesse des Erinnerns konzentriert, anstatt einer vollständigen Überschreibung des Gedächtnisses. Sie untersuchen die Rolle von Erinnerungsprozessen detaillierter.
Welche Methodik verwendeten Bowers und Bekerian?
Die Methodik von Bowers und Bekerian ist im Text detailliert beschrieben, fokussiert aber auf die Untersuchung der Erinnerungsprozesse und bietet alternative Erklärungen für die Ergebnisse von Loftus et al.
Welche Implikationen haben die Forschungsergebnisse für die Praxis?
Die Forschungsergebnisse unterstreichen die fragwürdige Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen, insbesondere wenn diese nachträglich beeinflusst wurden. Der Text betont die Bedeutung der Vermeidung von Suggestivfragen bei der Zeugenvernehmung und die Notwendigkeit methodisch sauberer Untersuchungsansätze.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Textinhalt?
Schlüsselwörter sind: Zeugenaussagen, Suggestion, Gedächtnispsychologie, Kriminalpsychologie, Postevent Information (PEI), Loftus, Miller, Burns, Bowers, Bekerian, Erinnerungsgenauigkeit, Suggestivfragen, Zeugenvernehmung, Rechtspsychologie.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, die Forschungsergebnisse von Loftus, Miller und Burns sowie Bowers und Bekerian zusammenzufassen und deren Implikationen für die Praxis der Zeugenvernehmung zu diskutieren. Ein Hauptziel ist das Verständnis der Beeinflussbarkeit des Gedächtnisses durch Suggestivfragen.
- Quote paper
- Julia-Doreen Metzner (Author), 2008, Beeinflussung von Zeugenaussagen durch Suggestion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129161