In dieser Arbeit wird ein Überblick über Definition, Prävalenz und Symptome der Depression gegeben. Vertiefend werden die Entstehungstheorien und Ursachen einer Depression dargestellt, ein äußerst interessantes Thema, da die Ursachen, die zu einer Depression führen, nicht vollständig aufgeklärt sind. Es handelt sich eher um eine multikausale Erkrankung, die von genetischen, körperlichen, neurophysiologischen, psychischen und Umweltfaktoren beeinflusst wird. Die Frage, die diese Arbeit zu beantworten versucht, lautet: Welche Rolle spielen die Gene bei der Entstehung einer Depression?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition
3. Symptome
4. Diagnostik
5. Prävalenz
6. Familliäre Transmission bei Depression
7. Genetik der Depression
8. Weitere Theorien zur Entstehung von Depressionen
9. Diskussion
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, sie können auch als Volkskrankheiten bezeichnet werden. Aufgrund ihrer Häufigkeit-16 bis 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben an einer Depression oder Dysthymie (chronisch depressive Verstimmung), haben Depressionen eine klinische, gesundheitsökonomische und epidemiologische Bedeutung.
Zu den häufigsten Symptomen einer Depression gehören: Leistungsabfall, körperliche Beschwerden, Traurigkeit, Schlafstörungen, Appetitverlust, Interessen-und Freudeverlust, Ängste. Mithilfe ausführlicher Diagnostik lässt sich die Depression von den Stimmungsschwankungen (Trauer, Lustlosigkeit, Gleichgültigkeit etc.) abgrenzen.
Eine depressive Erkrankung beeinträchtigt die Gesundheit und die Lebensqualität und ist mit erhöhter Morbidität und Mortalität assoziiert. Sie belastet auch massiv das Gesundheitssystem (vermehrte Arztbesuche und Krankschreibungen).
Da die Depressionen oft unterschätzt werden und mit Stigma behaftet sind, sind sie ein Problem für das Gesundheitssystems. Werden die depressiven Erkrankungen frühzeitig erkannt, lassen sie sich auch gut behandeln.
Zu den Therapiemöglichkeiten gehören die Psychotherapie und die medikamentöse Behandlung sowie andere ergänzende und unterstützende Maßnahmen. (Robert Koch Institut, 2020 und Bundesministerium für Gesundheit, 2022)
In dieser Arbeit wird ein Überblick über Definition, Prävalenz und Symptome der Depression gegeben. Vertiefend werden die Entstehungstheorien und Ursachen einer Depression dargestellt, ein äußerst interessantes Thema, da die Ursachen, die zu einer Depression führen, nicht vollständig aufgeklärt sind. Es handelt sich eher um eine multikausale Erkrankung, die von genetischen, körperlichen, neurophysiologischen, psychischen und Umweltfaktoren beeinflusst wird.
Die Frage, die diese Arbeit zu beantworten versucht, lautet: Welche Rolle spielen die Gene bei der Entstehung einer Depression?
2. Definition
„Psychische Störung, die durch tiefe Traurigkeit, gedrückte Stimmungslage, Niedergeschlagenheit, Antriebsverlust, leichte Ermüdbarkeit, Schlafstörung, Feindseligkeit gegen die eigene Person, starke Angst, Neigung zu Selbstmord gekennzeichnet ist“. (Lecturio, 2022)
Aus medizinischer Sicht ist die Depression eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst, mit Störungen von Hirn- und anderen Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht . (Deutsche Depressionshilfe, 2022)
3. Symptome
Von einer behandlungsbedürftigen Depression spricht man, wenn die Symptome bestimmte Zeitdauer und Intensität überschreiten. Bei der häufigsten Form der Depression-Major Depression-gelten mindestens zwei Wochen andauernde an den meisten Tagen auftretenden Beschwerden. Es wird zwischen den folgenden Symptomen unterschieden:
Emotionale Symptome: Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Verzweiflung, Schuld, Reizbarkeit, Leere.
Kognitive Symptome: Grübeln, Pessimismus, negative Gedanken, Zweifel gegenüber sich, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken, Konzentrations-und Gedächtnisschwierigkeiten.
Physiologisch-vegetative Symptome: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Energielosigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Libidoverlust, Spannung, innere Unruhe, Magenbeschwerden.
Behaviorale/motorische Symptome: verlangsamte Sprache und Motorik, Vermeidung von Blickkontakt, Suizidhandlungen, Spannungslose Körperhaltung, traurige Mimik. (Beesdo-Baum & Wittchen, 2020 S. 1028-1029)
4. Diagnostik
Bei der Diagnosestellung nach ICD-10 sind drei Haupt-und verschiedene Nebensymptome und damit verschiedene Schweregrade zu unterscheiden. Nach DSM-5 gibt es neun Symptomkomplexe und verschiedene Specifier. Diese beschreiben zum einen den Schwergrad (leicht, mittel, schwer) und den Verlauf. Die Diagnostik sollte durch Fragebögen ergänzt werden (PHQ-9, BDI, HAMD) (Köhler & Walter ,2020, S.302).
5. Prävalenz
Major Depression und Dysthymie gehören zu den häufigsten psychischen Störungen, das Lebensrisiko eine Depression zu entwickeln liegt bei 30 %.
Das Erkrankungsrisiko ist in den vergangenen Jahren gestiegen, jüngere Menschen haben höheres Risiko als Ältere.
Die 12-Monatsprävalenz liegt bei 6-8% der Erwachsenen in der Allgemeinbevölkerung, die Lebenszeitprävalenz beträgt 15-20%, die Punktprävalenz-3,5 %. Eine dysthyme Störung ist seltener (12-Monate-Prävalenz: 2%, Lebenszeitprävalenz 4,5%).
Bei einem Drittel aller Betroffenen kann die Erkrankung chronisch werden. Bei einem weiteren Drittel tritt nur eine Episode im Leben auf, bei einem Drittel können sich diese Episoden wiederholen. (Beesdo-Baum & Wittchen, 2020 S. 1035)
6. Familliäre Transmission bei Depression
Vielleicht das berühmteste Beispiel, das die Ernsthaftigkeit der Erkrankung Depression darstellt, ist die Geschichte der Familie Hemingway.
Nachdem Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway jahrelang unter Alkoholsucht und schweren Depressionen gelitten hatte, nahm er sich im Juli 1961 das Leben.
Im Jahr 1928 hatte sich sein Vater erschossen, seine Schwester Ursula starb ein paar Jahre später an einer Überdosis Schlafmittel, sein Bruder Leicester nahm sich 1982 das Leben, und Enkelin Margaux Hemingway setzte 1996 ihrem Leben mit Beruhigungstabletten ein Ende. (Arthen,2009)
Unter familiäre Transmission psychischer Störungen versteht man die familiäre Weitergabe psychischer Störungen zwischen den Generationen. Ein Einfluss des genetischen Hintergrundes der Familienglieder wird bei einer Häufung familiären psychischen Erkrankungen. So stellen sich folgende Fragen, ob eine familiäre Häufung liegt und wie stark ausgeprägt sie ist, beruht diese Häufung auf genetischen oder umweltbedingten Faktoren, welche Gene sind dafür verantwortlich und welche Interaktionen zwischen den Genen und der Umwelt möglich sind.
A) Transmissionsmodelle:
Heute wird angenommen, dass bei der Entstehung der familiären Transmission psychischer Störungen (Angst, depressive Störungen, Essstörungen, Substanzabhängigkeit), mehrere Faktoren eine Rolle spielen.-multifaktorielles Transmissionsmodell.
Bei der Genenweitergabe gelten nicht die Mendel´schen Vererbungsregeln, sondern eine Vielzahl genetischer und nicht genetischer Faktoren.
Monogenes Übertragungsmodell: eine Mutation an einem speziellen Gen führt zu Störungsbild, Beispiel: Huntington-Chorea.
Polygene Übertragungsmodelle: Mutationen an verschiedenen Genen sind an der Ausbildung eines Störungsbildes beteiligt, Beispiel: Morbus Crohn.
B) Methoden
Die Wissenschaft benutzt die folgenden Untersuchungsmethoden im Bereich der psychischen Störungen, um neue Erkenntnisse gewinnen zu können.
a) Ohne genetische Marker
Methoden ohne genetische Marker versuchen familiäre Ähnlichkeitsmuster des Störungsbildes in Abhängigkeit vom biologischen Verwandtschaftsgrad die Frage zu beantworten, ob und in welchem Ausmaß genetische Faktoren für die Ätiologie des Phänotyps eine Rolle spielen.
* Familien-und High-Risk-Designs-in Familienstudien geht es darum, Angehörige von Betroffenen mit einer speziellen psychischen Störung daraufhin zu untersuchen, ob sie die gleichen oder auch andere psychische Störungen aufweisen (Family-Study und Family-History, High-Risk-Studien: Top-down-Studien, Bottom-up-Studien).
* Zwillings-und Adoptionsstudien
In Zwillingsstudien werden eineige und zweieige Zwillinge hinsichtlich der Übereinstimmung eins Merkmals untersucht. Eineige Zwillinge sind genetisch identisch, zweieige Zwillinge weisen 50 %-ige genetische Übereinstimmung auf. Der Grad der Übereinstimmung (Konkordanz) zwischen Paaren von eineiigen und zweieiigen Zwillingen wird dann zur Schätzung der Erblichkeit genutzt.
Ergebnisse einer Zwillingsstudie (1992) Kendler, Neale, Kessler.
die Ähnlichkeit bezüglich des Krankheitsstatus bei monozygoten Zwillingen ist größer als bei dizygoten. Dies spricht für die Bedeutung genetischer Faktoren. Monozygote Zwillinge sind jedoch auch ähnlicheren Umweltbedingungen ausgesetzt als ihre dizygote Vergleichsgruppe.
Dabei ließ sich jedoch keine Verbindung zwischen den Ähnlichkeitsmaßen der Umwelterfahrungen und einem identischen Krankheitsstatus feststellen.
Die Rolle der Genetik scheint wichtig, aber nicht überwältigend zu sein.
Von größerer Bedeutung scheinen dagegen Umwelteinflüsse zu sein.
Zusammenfassend lässt sich schließen, dass eine Depressionsneigung sowohl auf genetischen Faktoren als auch auf individuellen Umweltbedingungen beruht.
* Adoptionsstudien-vergleichen die Übereinstimmung des Phänotyps von wegadoptierten Kindern mit dem Phänotyp der genetischen Eltern und dem Phänotyp der Adoptiveltern.
b) Methoden mit genetischen Markern:
Untersuchen die chromosomale Lokalisation von möglicherweise an der Entwicklung einer Störung beteiligten Genen.
* Kopplungsstudien-untersuchen die gemeinsame Vererbung von genetischen Markern und der interessierenden Krankheit in Familien. Als Marker werden natürlich vorkommende Variationen in den Basenpaaren (Polymorphismen) herangezogen.
* Assoziationstudien-vergleichen die Häufigkeit bestimmter Allelausprägungen bei von der Störung betroffenen und nicht betroffenen Personen.
* Tiermodelle-über die Züchtung von Mutanten können gezielt spezifische Gene untersucht werden (z.B. Knock-out-Maus, bestimmte Gene werden ausgeschaltet).
Bei psychischen Störungen wird heute davon ausgegangen, dass sowohl Anlage- als auch Umweltfaktoren in deren Entwicklung eine Rolle spielen.
Anlage und Umwelt können in einer korrelativen oder aber einer interaktiven Art und Weise zusammenwirken. (Lieb & Knappe, 2011, S.93-99)
7. Genetik der Depression
Die familiäre Häufung von Depression ist gut belegt, Kinder depressiver Eltern haben auf das zweifache erhöhte Risiko eine psychische Störung zu entwickeln. Die Erblichkeit wird auf 37% geschätzt (Zwillings-und Adoptionsstudien). Es wird eine polygene Vererbung vermutet, wo viele einzelne genetische Varianten eine Rolle spielen.
Lange Zeit gab es keine spezifischen Genvarianten, die ausreichend statistisch mit Depression assoziert waren. Eine Studie aus dem Jahr 2018 (135438 Patienten und 344910 Kontrollen) hat 44 signifikante SNPs gefunden (SNP-Single Nucleotide Polymorphisms –Punktmutation, die sich im Genpol einer Population etabliert hat). (Köhler & Walter ,2020, S.306)
Kandidatgenen, die bei den Erwachsenen identifiziert werden sind CREB1 (cAMP response element binding protein 1), Val-Allel der COMT [KatecholaminO-Methyltransferase] bzw. des BDNF [brain-derived neurotrophic factor]). Mehrfach wurde die genetische Risikovariante-der Längenpolymorphismus in der Promotorregion des Serotonintransportergens (5-HTTLPR) beschrieben, die mit verstärkter Amygdalaaktivität assoziert ist. Die Kandidatgenen, die die Stressreaktion beeinflüssen könnten, sind:
das Kortikotropin-Releasing-Factor(CRF)-Rezeptor-1-Gen (CRHR1), das Arginin-Vasopressin(AVP)-Rezeptor-1b-Gen, das Glukokortikoidrezeptor(GR)-Gen und das Co-Chaperon-Protein-FKBP5-Gen .
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- Quote paper
- Izabela Pashova (Author), 2022, Familiäre Transmission bei Depression. Die Rolle der Gene bei der Enstehung einer Depression, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1290452
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