Folgende Arbeit fokussiert das Thema des Doppelweges von Iwein und in Verbindung damit die Entwicklung der Figur Laudine sowie deren gemeinsamen Entwicklungsverlauf als Paar. Die Fragen, die sich stellen, sind hauptsächlich die nach dem Zusammenhang zwischen dem Weg, den Iwein beschreitet und der Entwicklung, die Laudine zeitgleich nimmt. Dafür möchte ich es wagen, den Iwein Hartmanns ganz und gar separat von Chrétiens Vorlage zu betrachten, diese also völlig aus meinen Ausführungen auszuklammern. Der Iwein soll nur in seinem historischen, politischen, rechtlichen und sozialen Kontext innerhalb des mittelalterlichen deutschen Raumes betrachtet werden.
Ich möchte mit meinen Betrachtungen an dem Punkt der Handlung ansetzen, an dem Laudine gerade mit ihrer Zofe Lunete über die weitere Vorgehensweise beratschlagt, nachdem ihr der Ehemann und Beschützer des Landes erschlagen worden ist. Dabei zeigt sich, dass die Beziehung zwischen Laudine und ihrer Kammerjungfer eine doch ganz und gar eigene ist und sich aus dem Dialog interessante Erkenntnisse über die Frau und auch die Herrscherin Laudine ergeben.
Es hat den Anschein, als seien die beiden Frauen nicht Herrin und Zofe, sondern vielmehr Freundinnen. Allerdings ist das Motiv der engen vertrauten Dienerin einer Königin oder Adligen nichts gänzlich Unbekanntes- so taucht es unter anderem auch im Tristan-Roman auf, als Branggäa sich zu Isoldes Gemahl legt, um zu verschleiern, dass Isolde keine Jungfrau mehr ist.
Lunete erdreistet sich aber sogar, ihrer Königin Rat zu geben bezüglich ihrer künftigen Verhaltensweise nach dem Tod ihres Gatten und damit des Beschützers der Quelle und des Landes- sie mischt sich also nicht nur in rein persönliche Belange ihrer Herrin ein, sondern sogar in die Politik. Sie gibt sich ebenso nicht damit zufrieden, ihrer Herrin engste Vertraute zu sein, nein, sie versucht sogar, deren Verhalten bzw. innere Einstellung zu korrigieren- allerdings muss natürlich noch klargestellt werden, dass sich in diesem speziellen Fall persönliche Belange und Politik überschneiden.
Im Verlauf des Dialogs entsteht beim Leser -abgesehen von der Verschiebung hierarchischer Verhältnisse- der Eindruck, Lunete verstehe wesentlich mehr von Politik und Diplomatie als die Königin selbst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Laudine
- Exkurs: Iwein als ideales Ritterbild
- Laudine und Lunete
- Weiterführende Analyse der Figur Laudines
- Politik vs. Minne: Laudine
- Politik vs. Minne: Iwein
- Motivationen für die Eheschließung
- Laudines innerer Wandel
- Ringübergabe und Missverständnis
- Fristversäumnis
- Aufkündigung und Wahnsinn
- Exkurs: Artusritter vs. Landesherr
- Iweins doppelter Kurs
- Exkurs: Askalon vs. Aliers
- Entwicklungsstand Laudines beim Gerichtskampf
- Ende der zweiten Aventiurekette, Versöhnung und Schlussbetrachtung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Doppelweg von Iwein und der Entwicklung der Figur Laudine sowie deren gemeinsamen Entwicklungsverlauf als Paar. Im Fokus stehen die Zusammenhänge zwischen Iweins Weg und Laudines Entwicklung. Die Arbeit betrachtet Iwein unabhängig von Chrétiens Vorlage und konzentriert sich auf seinen historischen, politischen, rechtlichen und sozialen Kontext im mittelalterlichen deutschen Raum.
- Die Beziehung zwischen Iwein und Laudine
- Die Entwicklung der Figur Laudine
- Die Rolle von Politik und Minne in der Beziehung
- Die Darstellung von Ritterlichkeit und Macht
- Die Kritik an der gesellschaftlichen Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Iweins Weg und Laudines Entwicklung. Sie beleuchtet die Beziehung zwischen Laudine und ihrer Zofe Lunete und zeigt, wie Lunete in politische Belange eingreift und Laudine in ihrer Rolle als Herrscherin unterstützt. Die Arbeit setzt an dem Punkt der Handlung an, an dem Laudine über die weitere Vorgehensweise nach dem Tod ihres Ehemannes nachdenkt.
Das Kapitel über Laudine analysiert ihre Rolle als Königin und weibliche Hauptfigur. Es zeigt, dass Laudine in außenpolitischer Hinsicht kurzsichtig und naiv ist und sich in ihren Entscheidungen von Emotionen leiten lässt. Die Arbeit beleuchtet auch die Darstellung von Laudines Hofstaat und stellt Iweins ideale Ritterlichkeit den unvollkommenen Rittern Laudines gegenüber.
Das Kapitel über Laudine und Lunete untersucht den Dialog zwischen den beiden Frauen und zeigt, wie Lunete Laudine in politischen und diplomatischen Belangen berät. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Rollen der beiden Frauen und die Kritik an der gesellschaftlichen Ordnung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Iwein, Laudine, Minne, Politik, Ritterlichkeit, gesellschaftliche Ordnung, mittelalterlicher deutscher Raum, Chrétien de Troyes, Hartmann von Aue, Entwicklungsverlauf, Beziehung, Doppelweg, Rolle der Frau, Herrscherin, Zofe, Hofstaat, Kritik.
- Quote paper
- Katja Glaser (Author), 2009, Die Beziehung der Königin Laudine zum Ritter Iwein, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128940
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