In dieser Masterarbeit werden neben einer statistischen Erhebung von Zwischenfällen politischer Gewalt im Untersuchungs(zeit)raum einzelne Fälle von politischer Gewalt einer genaueren Betrachtung unterzogen, um auf diese Weise die ganz eigene Dynamik und Eskalationslogik gewaltsamer Auseinandersetzungen sowie die Handlungs- und Deutungsmuster der an ihnen beteiligten Akteure aufzuzeigen.
Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass insbesondere die Wahrnehmung des Dortmunder Nordens als einer "roten Hochburg" und einer Art "Stadt für sich", nicht nur durch die Kommunisten und Nationalsozialisten, sondern gerade auch durch die Dortmunder Polizei, einen wesentliche Beitrag zur Eskalation der Gewalt bis hin zum sogenannten "Dortmunder Blutsonntag" geleistet hat.
In den letzten Jahren der Weimarer Republik avancierte der Dortmunder Norden, in jener Zeit eine regionale Hochburg der KPD, zu einem Brennpunkt politischer Gewalt. In nicht selten blutigen Auseinandersetzungen suchten die Kommunisten ihre "Festung" gegen die Eroberungsversuche ihrer politischen Feinde zu verteidigen. Die Nationalsozialisten trafen im Norden Dortmunds auf die wohl massivste Gegenwehr, was dazu führte, dass die Kämpfe um diesen Stadtteil mehr und mehr an Symbolgehalt gewannen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Politische Gewalt in der Weimarer Republik - Ansätze und Tendenzen der historischen Forschung
1.2 Untersuchungsschwerpunkt und methodisches Vorgehen
2 Der Dortmunder Norden - Eine „Stadt für sich“
2.1 Entstehungsgeschichte derDortmunder Nordstadt
2.2 Das politische Gesicht der Nordstadt vor 1914
2.3 Die Dortmunder Nordstadt in der Weimarer Republik
2.3.1 Die Anfangsjahre der Weimarer Republik im Ruhrgebiet - Eine „Inkubationsphase der politischen Gewalt“
2.3.2 Wirtschaftliche und politische Entwicklungslinien
3 Politische Gewalt im Dortmunder Norden in der Endphase der Weimarer Republik
3.1 Dimensionen politischer Gewalt
3.2 Die Dortmunder Polizei - Mehr als Statist
3.3 Stationen der Gewaltentwicklung
3.3.1 Ein eindrucksvoller Auftakt - Der Gauparteitag der NSDAP in Dortmund vom 3. bis 4. Mai 1930
3.3.2 Wahlkampf und Straßenkampf - Zusammenstöße rund um die Reichstagswahl vom 14. September 1930
3.3.3 Politische Gewalt als Alltagserfahrung
3.3.4 „Haltet die Roten Reihen fest geschlossen, denn unser Tag ist nicht weit“ -DerDortmunderNorden im Sommer 1932
3.3.5 Schüsse aus einem „geheimnisvollen Auto“ - Die blutige Antwort der Nationalsozialisten
3.3.6Die Schwanenwall-Affäre
3.3.7 Der Dortmunder „Blutsonntag“
3.3.8 Die „Machtergreifung“ in der Nordstadt - Ein Ausblick
4 Schlussbetrachtung
II Abbildungsverzeichnis
III Abkürzungsverzeichnis
IV Quellenverzeichnis
V Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Politische Gewalt in der Weimarer Republik - Ansätze und Tendenzen der historischen Forschung
Die Frage nach den Ursachen und Wirkungen politischer Gewalt in der Weimarer Republik hat in der Geschichtswissenschaft seit mehreren Jahrzehnten einen festen Platz eingenommen. Von besonderem Interesse war und ist in diesem Zusammenhang wie sich Gewaltförmigkeit zu einem zentralen Bestandteil der „politischen Kultur“1 der Weimarer Republik hatte entwickeln und eine weitgehende gesellschaftliche Akzeptanz erfahren können.2 Der Erste Weltkrieg hatte als erster totaler Krieg in der Geschichte der Neuzeit die Grenzen zwischen Militär und Zivilgesellschaft aufgeweicht und zudem, als erster industrialisierter Krieg, eine Vernichtung von Menschen und Material in bis dahin ungekannten Dimensionen mit sich gebracht, was das Vertrauen in die Humanität der bürgerlichen Gesellschaften Europas tief greifend erschütterte.3 Ein Erklärungsansatz für die Gewaltförmigkeit der politischen Auseinandersetzung in der Weimarer Republik besteht vor diesem Hintergrund in der Annahme, dass die Gewalterfahrungen des Weltkrieges zu einer „Brutalisierung“ der bürgerlichen Gesellschaft und damit gleichsam zu einer Brutalisierung der politischen Umgangsformen geführt haben.4 Ein Zusammenhang zwischen Fronterlebnis und Ferner leistete die Herausbildung nicht staatlicher Gewaltorganisationen, etwa in Form von Einwohnerwehren und Freikorps zu Beginn der Weimarer Republik, der Aufweichung des staatlichen Monopols legitimer Gewaltanwendung und der Mosse, George L.: Der Erste Weltkrieg und die Brutalisierung der Politik. Betrachtungen über die politische Rechte, den Rassismus und den deutschen Sonderweg, in: Manfred Funke u.a. (Hg.): Demokratie und Diktatur. Geist und Gestalt politischer Herrschaft in Deutschland und Europa, Düsseldorf 1987, S. 127-139; ders.: Gefallen für das Vaterland. Nationales Heldentum und namenloses Sterben, Stuttgart 1993, v.a. S. 194ff.. Vom Ersten Weltkrieg als einer „Maschine zur Brutalisierung“ spricht Hobsbawm, Eric J.: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1995, S. 163. Mallmann, Klaus-Michael: Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer revolutionären Bewegung in Deutschland, Darmstadt 1996, S. 109 deutet den Ersten Weltkrieg als eine „Konditionierung zu Gewalt“.567 damit einhergehenden Akzeptanz illegaler Gewalt bedeutend Vorschub.8 Diehl zeichnet eben jene Vereinigungen als Vorläuferorganisationen rechter Wehrverbände, so auch der SA, für eine Militarisierung weiter Teile des Bürgertums verantwortlich.9 Ferner wird in der Forschung häufig die These vertreten, dass sich die Freikorps aus Personenkreisen rekrutierten, die nach ihrer langjährigen Weltkriegserfahrung „den Sprung in das Zivilleben nicht mehr schafften“.10 Der Zusammenbruch der Alten Ordnung, die Implementierung einer neuen Staatsform als unmittelbare Folge der Kriegsniederlage sowie Dolchstoßlegende und Friedensbestimmungen von Versailles haben vor allem in bürgerlichen Kreisen nicht nur zu einer fundamentalen Verunsicherung, sondern auch zu einer prinzipiellen Ablehnung des westlichen Demokratiemodells und einer Nichtidentifikation mit dem Weimarer System geführt, was Angriffen auf die Republik von radikaler Seite Tür und Tor öffnete.11
Weisbrod verweist indes auf den Zusammenhang zwischen Noskes Wehrpolitik als Ausdruck eines „Anti-Chaos-Reflexes“ angesichts des vermeintlich drohenden Bürgerkriegs in unmittelbarer Folge der Revolution und der bürgerlichen Sammlungsbewegung in Einwohnerwehren und Freikorps. Kennzeichnend für diese Gewalt seien Bolschewismusfurcht und eine Horrifizierung der politischen Linken gewesen. Die scheinbare Notwendigkeit bürgerlicher Selbstverteidigung gegenüber einem inneren Feind habe wiederum zu einer „wachsende(n) moralische(n) Distanz zur legalen Regierung und Staatsform“ beigetragen und die Akzeptanz nichtstaatlicher Gewalt innerhalb der besagten Kreise gefördert. Eben diese „Verweigerung des inneren Friedens“ habe schließlich eine „politische Kultur der Gewalt“ erzeugt, die das Terrorregime der Nationalsozialisten erst ermöglichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die zeithistorische Forschung von Anfang an in besonderem Maße dem Ende der Weimarer Republik gewidmet, um mögliche „Brücken, die ins 'Dritte Reich' führten“ aufzudecken. Die in jener Phase kritischer wirtschaftlicher, sozialer wie politischer Entwicklungen eskalierende, bürgerkriegsähnliche Gewalt zwischen Anhängern konkurrierender Weltanschauungen rückte dabei schnell in den Fokus der Aufmerksamkeit. Eine Reihe an Studien hat sich seither mit Programmatik, Ideologie, Organisation und Sozialprofil der verschiedenen politischen Kampfbünde auseinander gesetzt, mit dem Ziel, Erklärungen für die Handlungs- und Repräsentationsmuster der Kampfbündler anzubieten. Arbeitslosigkeit, Abstiegserfahrungen und soziale Verunsicherung im Zuge der Weltwirtschaftskrise werden vor diesem Hintergrund häufig als eine Erklärung für die Radikalisierung vor allem junger Männer gegen Ende der Weimarer Republik herangezogen, denen die paramilitärischen Männerbünde demgegenüber ein Gefühl von Sicherheit und Identifikation boten. Die konkreten äußeren Umstände müssen als mögliche Katalysatoren eines kollektiven gewaltsamen Handelns somit in jedem Fall Berücksichtigung finden. Das Konzept einer „strukturellen Gewalt“ von Johan Galtung, nach welchem sämtliche Umstände, die ein Individuum an seiner persönlichen Verwirklichung hindern als Gewalt verstanden werden, ist indes für eine Analyse der politischen Gewalt in der Weimarer Republik ungeeignet, da gerade dieser Gewaltbegriff keine Differenzierung zwischen legitimer und illegitimer Gewalt zulässt.
Entgegen dem Ansatz der „klassischen“ Gewaltforschung, die sich primär mit der „Ursachen-Soziologie“ von Gewalt auseinander setzt, wird seit knapp zwei Jahrzehnten verstärkt die „Phänomenologie der Gewalt“ in den Blick genommen. Die Analyse konkreter Handlungsabläufe und -formen von Gewalt, ihre dynamische Prozesshaftigkeit und Bedeutung für das soziale Gefüge einer Gesellschaft sind dabei in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. In diesem Zusammenhang kommt vor allem dem regional- bzw. lokalgeschichtlichen Zugang eine herausgehobene Bedeutung zu, durch welchen die einzelnen Etappen einer Gewaltentwicklung und -eskalation erst fassbar gemacht und von einer abstrakten auf eine konkrete Ebene gehoben werden können. Studien zu politischer Gewalt in der Weimarer Republik mit einem entsprechenden Fokus haben das gewaltsame Verhalten der beteiligten Bevölkerungsgruppen auf konkrete, sich verändernde lokale Bedingungen und Kräfteverhältnisse zurückführen und somit ein Stück weit von allgemeinen Erklärungsansätzen lösen können. Der Charakter des politischen Straßenkampfes als einem „Terrainkampf‘ rivalisierender politischer Gruppen, welcher vordergründig auf die Verteidigung und Eroberung bestimmter, häufig symbolträchtiger, Gegenden und Nachbarschaften zielte und bestenfalls indirekt einen Angriff auf das gesamtgesellschaftliche Ordnungsgefüge darstellte, konnte im Zuge derartiger Untersuchungen erfasst werden. Den spezifischen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten und Hintergründen einer Region und der in diesem Rahmen interagierenden Menschen wird dabei eine zentrale Bedeutung beigemessen.
Zum Ruhrgebiet, das erst durch die gewaltsamen Ausschreitungen zu Beginn der Weimarer Republik weitgehend als eigenständiger politischer Akteur und sozialpolitische Einheit wahrgenommen wurde und für das die Bürgerkriegswirren in gewisser Weise identitätsbildend gewirkt hatten, existiert eine regionalgeschichtliche Studie zu politischer Gewalt in der Endphase der Republik bisher nicht. Von den herausragenden Gewaltereignissen jener Epoche der deutschen Geschichte sind für das Ruhrgebiet vor allem der Kapp-Putsch und die sich daran anschließenden Kämpfe, die Erhard Lucas in seiner dreibändigen Studie als „Märzrevolution“ gedeutet hat, umfassend untersucht worden. Ebenfalls haben die gewaltsamen Ausschreitungen im Zuge der Sozialisierungsbewegung vom Frühjahr 1919 sowie die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen im Jahre 1923 mit dem nicht immer nur „passiven Widerstand“ als probatem Kampfmittel gegen die Besatzer in der regionalgeschichtlichen Forschung Beachtung gefunden. Gerade da das Ruhrgebiet in der Gewaltgeschichte der frühen Weimarer Republik eine derart herausragende Rolle gespielt hat, könnte eine Untersuchung der Gewaltentwicklung zum Ende der Demokratie Aufschluss darüber geben, inwiefern die vorausgegangenen Erfahrungen die politischen Handlungsmuster der dortigen Bevölkerung nachhaltig geprägt haben.
Das Ruhrgebiet als ein vergleichsweise junger Raum, der sich erst im Zuge der Industrialisierung herausgebildet hat, gewinnt als Gegenstand einer Studie zu politischer Gewalt auch gerade dadurch an Reiz, dass es durch seine industrielle Monostruktur und die damit einhergehende intensive Verflechtung wirtschaftlicher, politischer, demografischer und kultureller Faktoren zu einer der krisenanfälligsten Regionen Deutschlands gehörte. In wirtschaftlichen und sozialen Krisenzeiten ist im Ruhrgebiet somit ein potenzieller Brennpunkt politischer Radikalität zu vermuten, worüber eine Studie zur politischen Gewaltentwicklung in der Endphase der Weimarer Republik tiefere Einblicke gewähren könnte. Eine umfassende regionalgeschichtliche Untersuchung zu politischer Gewalt und der ihr zugrunde liegenden Dynamik, wie sie Dirk Schumann für die preußische Provinz Sachsen vorgelegt hat, wäre für das Ruhrgebiet somit wünschenswert, lässt sich im Rahmen einer Masterarbeit allerdings nicht adäquat bewältigen. Demgegenüber ermöglicht ein sowohl zeitlich als auch lokal eng umgrenzter Betrachtungsrahmen eine tiefgreifende Analyse der für die Gewaltentwicklung verantwortlichen, ganz eigentümlichen gesellschaftlichen Konstellationen und Zusammenhänge. Nichts verstellt den Blick aufjene Epoche der deutschen Geschichte zudem mehr als das Wissen um das, was ihr folgen sollte. Daher liegt die Chance einer lokalgeschichtlichen Studie auch darin, die der Gewaltentwicklung unmittelbar zugrunde liegenden Anlässe, Prozesse und Hintergründe zu identifizieren und die Geschichte somit nicht von ihrem Ende her zu deuten.
1.2 Untersuchungsschwerpunkt und methodisches Vorgehen
Als Untersuchungsraum bietet sich im Rahmen der vorliegenden Arbeit aus verschiedenen Gründen der Dortmunder Norden an. Die Nordstadt, eine Industrievorstadt, welche sich erst mit dem Aufstieg der Montanindustrie im Ruhrgebiet herausgebildet hat, besitzt hinsichtlich der ihr eigentümlichen wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Strukturen eine gewisse Exemplarizität für die gesamte Region. Zudem stellt sie ein historisch gewachsenes Zentrum der sozialistischen Arbeiterbewegung dar, welches in der Zwischenkriegszeit wiederholt schärfste Polarisierungen erlebt und sich in der Endphase der Weimarer Republik zu einer namhaften Hochburg der KPD entwickelt hat. In jenen Jahren avancierte der Norden Dortmunds zu einer Schwerpunktregion politischer Gewalt und bildet somit ein ergiebiges Untersuchungsfeld für den hier verfolgten Ansatz. Die Symbolqualität der Nordstadt als einem zu erobernden bzw. zu verteidigenden Terrain bietet vor diesem Hintergrund einen viel versprechenden Zugang zur Erfassung sowohl lokalspezifischer als auch allgemein übertragbarer Hintergründe und Strukturen politischer Gewalt. Im Rahmen dieser Arbeit sollen daher zunächst die für diesen Stadtteil prägenden sozialen, politischen und ökonomischen Entwicklungen skizziert werden, die dem Norden Dortmunds seine am Ende der Weimarer Republik charakteristische Gestalt gegeben haben. In diesem Zusammenhang wird auch nach Kontinuitätslinien zwischen den Gewalterfahrungen der frühen Weimarer Jahre und dem Stellenwert von Gewalt in der politischen Kultur der Nordstadtbewohner gegen Ende der Republik gefragt.
In der Hauptsache setzen sich die für die vorliegende Arbeit zur Verfügung stehenden Quellen aus den Druckerzeugnissen der lokalen Presse jener Jahre zusammen. Die verschiedenen Organe der Stadt waren größtenteils parteilich gebunden oder fühlten sich zumindest indirekt einer bestimmten Weltanschauung verpflichtet. Neben den Parteizeitungen von SPD und Zentrum, der „Westfälischen Allgemeinen Volkszeitung“ und der „Tremonia“ wurden im Rahmen dieser Arbeit der überparteiliche „General-Anzeiger“ sowie die Organe der beiden radikalen Flügelparteien, der „Westfälische Kämpfer“ der KPD und die „Rote Erde“ der NSDAP, herangezogen, die im Dortmunder Institut für Zeitungsforschung eingesehen werden können. Mit ihren zum Teil höchst unterschiedlichen Deutungsmustern zu politischer Gewalt liefern die Zeitungen nicht selten sehr konkrete und differenzierte Einsichten in die Abläufe und Folgen der Zusammenstöße sowie in das der Gewalt zugrunde liegende Beziehungsgefüge. Vor allem die Darstellungen der kommunistischen und der nationalsozialistischen Lokalpresse geben Aufschluss über die Bedeutung, die beide Lager der Gewalt als Teil ihrer politischen Strategie beigemessen haben sowie über das Selbstverständnis der beteiligten Akteure. Daneben finden sich im nordrhein-westfälischen Landesarchiv der Abteilung Westfalen in Münster in den Beständen der Polizeipräsidien, der Staatsanwaltschaft Dortmund sowie in der Sammlung des ehemaligen Dortmunder Kriminalhauptmeisters Primavesi vereinzelte Zeugnisse, die für das vorliegende Thema relevant sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um Polizeiberichte zu einzelnen gewaltsamen Ausschreitungen sowie um Zeugenaussagen und Anklageschriften, die im Zusammenhang mit politischen Gewaltfällen stehen.
Die eigentliche Analyse der politischen Gewalt im Dortmunder Norden erfolgt in zwei methodisch aufeinander aufbauenden Schritten. Zuerst werden Ausmaß und Beschaffenheit der Gewalt über eine quantitative Erhebung erfasst. Indem die einzelnen Fälle, die an ihnen beteiligten Akteure sowie Schwere und Folgen der Zusammenstöße quartalsweise erhoben werden, können Hochphasen der Gewalt sowie die zu verschiedenen Zeitpunkten für die Gewaltentwicklung im Dortmunder Norden charakteristischen Frontverläufe und Stoßrichtungen identifiziert werden. Ein zeitlich gestaffelter Überblick über die Schwere der Auseinandersetzungen macht es zudem möglich, in einem nächsten Schritt gezielt nach Schlüsselereignissen und -phasen im Entwicklungs- bzw. Eskalationsprozess der Gewalt zu fragen.
In einem grob chronologischen Vorgehen werden in dem darauf folgenden Teil dieser Arbeit ausgewählte Gewaltfälle bzw. auffällige Phasen politischer Gewaltsamkeit einer differenzierteren Betrachtung unterzogen. Soweit es die Quellenlage zulässt, soll in diesem Zuge ein möglichst lebendiges Bild der verschiedenen an den Zusammenstößen beteiligten Seiten und ihrer unmittelbaren wie übergreifenden Handlungsmotive gezeichnet werden. Politische Gewalt wird im Spiegel der sowohl gegenseitigen als auch eigenen Wahrnehmung der beteiligten Akteure und der von ihnen erlernten Handlungsmuster beschrieben und erklärt. In den einzelnen Unterkapiteln werden dabei jeweils unterschiedliche Betrachtungs- und Deutungsschwerpunkte gesetzt, um ein möglichst facettenreiches Bild von den Vorgängen im Dortmunder Norden zu zeichnen. Insgesamt werden bei der Interpretation der Ereignisse verschiedene Ansätze miteinander verknüpft, um die vielfach miteinander verflochtenen Voraussetzungen, Zusammenhänge und Stoßrichtungen politischer Gewalt heraus zu arbeiten.
Zeitlich wird in der vorliegenden Arbeit die Spanne zwischen dem Jahr 1930 und der Machtübernahme der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 untersucht. Der Anfangszeitpunkt der Studie ist dabei - anders als der Endpunkt - nicht an ein konkretes historisches Ereignis geknüpft, sondern beginnt im quantitativen Analyseteil nicht zuletzt aus praktischen Gründen mit dem Kalenderjahr 1930. Da der Anfang des Endes von Weimar im Allgemeinen auf den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise datiert wird und der Niedergang der Republik vornehmlich mit den ökonomischen, sozialen wie politischen Folgen der Krise, der schrittweisen Aushöhlung der demokratischen Strukturen sowie dem Aufstieg der radikalen Parteien in Verbindung gebracht wird, setzt auch der sich anschließende Teil der Untersuchung in etwa zu diesem Zeitpunkt ein, als die Auswirkungen der Krise das Ruhrgebiet zu erreichen und sich die sozialen wie politischen Krisenerscheinungen in der Region abzuzeichnen begannen.
Insgesamt soll der vorliegenden Arbeit ein Verständnis von politischer Gewalt zugrunde gelegt werden, das an Schumanns Definition dieses Begriffs angelehnt ist. Ihm zufolge ist politische Gewalt zu verstehen als:
„Ausübung physischen Zwangs, die prinzipiell kollektiv geschieht, sich sowohl auf Sachen, wie auf Menschen oder Gruppen richten kann und deren Akteure im Objekt, auf das sie zielen, zugleich das politische System als ganzes oder ein als gegnerisch verslandenespolilisches Konzept zu treffen versuchen."''
Der Vorteil dieser Definition besteht darin, dass sie vergleichsweise offen gehalten ist und eine Vielzahl an unterschiedlichen Formen und Größenordnungen von Gewalt mit einschließt, die im Rahmen dieser Arbeit noch genauer voneinander unterschieden werden sollen. Ferner wird impliziert, dass sich die Stoßrichtung von politischer Gewalt immer auch gegen das politische System als Ganzes richtet und nicht - wie etwa Subsistenzproteste oder wirtschaftliche Streiks - auf Detailforderungen abzielt. Gerade für den hier gewählten Untersuchungszeitraum, der durch wirtschaftliche und soziale Krisenlagen gekennzeichnet ist, sollte diese Abgrenzung im Blick behalten werden, obgleich die Grenzen zwischen diesen Formen von Gewalt bzw. Protest häufig nicht trennscharf verlaufen. Maßgeblich wäre in diesem Fall, was in den zeitgenössischen Quellen als politische Gewalt wahrgenommen wird, da einer der entscheidendsten Momente politischer Gewalt in ihrer Außenwirkung und -Wahrnehmung besteht. Nicht zuletzt aus diesem Grund muss die oben angeführte Definition noch um den Aspekt der symbolischen Gewalt ergänzt werden. Darunter würde beispielsweise bereits die reine Androhung von Gewalt oder aber die Demonstration des Gewaltpotenzials einer Bewegung, etwa in Gestalt uniformierter Aufmärsche, fallen - gleichsam substantielle Bestandteile des politischen Terrainkampfs. Wichtigstes Merkmal symbolischer Gewalt ist wiederum, dass diese prinzipiell in reale Gewaltanwendung umschlagen kann bzw. durch sie eine reale Gewaltanwendung antizipiert wird.
2. Der Dortmunder Norden - Eine „Stadt für sich“
2.1 Entstehungsgeschichte der Dortmunder Nordstadt
Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lässt sich Dortmund, mit seinen nicht einmal 10.000 Einwohnern, als ein kleines, stark agrarisch geprägtes Landstädtchen beschreiben, in welchem Ackerbau und Viehzucht den bedeutendsten wirtschaftlichen Faktor bildeten. Die Grundlagen für den rasanten Industrialisierungsprozess der Stadt wurden erst in den 1840er Jahren gelegt. Die Entstehung der Nordstadt als einer dem alten Stadtkern vorgelagerten Industrievorstadt ist dabei untrennbar mit dem industriellen Aufstieg Dortmunds verknüpft. Mit der Entscheidung, die Stadt an das entstehende Eisenbahnnetz anzubinden - 1847 erhielt Dortmund Anschluss an die Köln-Mindener und bereits zwei Jahre darauf auch an die Bergisch-Märkische Eisenbahnlinie - waren die Grundlagen für ihren rasanten industriellen Aufschwung gelegt. Unmittelbar nördlich der Stadtmauern wurde der Dortmunder Bahnhof errichtet, an welchem sich beide Linien trafen. Im Umfeld der Eisenbahn entstanden eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze. Bereits 1857 beschäftigten die Köln-Mindener und die Bergisch-Märkische Eisenbahn zusammen mehr als 1.200 Menschen und waren damit der zu diesem Zeitpunkt größte Arbeitgeber der Stadt. Schon früh zeigte sich, dass für die zuströmenden Arbeiter innerhalb der alten Stadtmauern kein Platz mehr war, sodass sich Siedlungen nördlich des alten Stadtkerns bildeten. Die ersten Bewohner der späteren Nordstadt wohnten in der so genannten „Krim“, dem ersten Siedlungsschwerpunkt im Norden, welcher um I860 mit seinen rund 40 Doppelhäusern Wohnraum für mehr als 900 Personen bot.12
Den zweiten Pfeiler der neuzeitlichen Entwicklung Dortmunds bildete der industrielle Kohlebergbau. Der traditionsreiche Steinkohlebergbau an der Ruhr erreichte durch die revolutionären Auswirkungen der Dampfmaschine in quantitativer wie qualitativer Hinsicht bis dahin unbekannte Dimensionen. Für die neu entstehenden Industriebetriebe wurde ein Standort nahe der Eisenbahn zum entscheidenden Kriterium und die weitgehend ungenutzten Flächen nördlich der Altstadt somit interessant. Die Zeche Westphalia, später Vereinigte Westphalia, war die erste, die 1853 im Dortmunder Norden mit dem Abteufen eines Förderschachts begann.
Zur dritten treibenden Kraft der Industrialisierung Dortmunds wurde die Eisen- und Stahlindustrie. Das neuartige Verfahren der Koksverhüttung sowie die Entdeckung von Eisensteinvorkommen nahe der Stadt gaben im Ruhrgebiet die zentralen Anstöße für den Aufschwung dieses Industriezweigs. Mit dem zweiten großen Entwicklungsschub, den die Dortmunder Industrie in den frühen 1870er Jahren erlebte, und den sich in diesem Zuge im Norden der Stadt ansiedelnden schwerindustriellen Großunternehmen veränderte sich das Gesicht dieser Landschaft nachhaltig. Nordöstlich der Stadtmauern, im so genannten Oesterholz, begann Leopold Hoesch im Jahre der Reichsgründung mit dem Bau eines Eisen- und Stahlwerks, das im Juni 1874 den regelmäßigen Betrieb aufnahm. Im Bereich des Borsigplatzes, nahe des Haupteingangs der zu Hoesch gehörigen Westfalenhütte, nahm der Werkswohnungsbau der Hoesch AG an Fahrt auf und der fortan als „Hoesch-Viertel“ bekannte Stadtteil bildete sich heraus. Etwa zur gleichen Zeit entstand weiter westlich, im späteren Hafengebiet, die so genannte „Union-Vorstadt“, die Werkssiedlung der 1872 gegründeten Union AG für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie, welche für viele Jahrzehnte das größte Industrieunternehmen Dortmunds darstellen sollte. Weiter nördlich, an der Bomstraße gelegen, nahm 1877 die Zeche Kaiserstuhl I ihre Förderung auf und bildete zusammen mit der Zeche Kaiserstuhl II, deren Abteufung 1891 begann, eine der größten Zechen im Dortmunder Raum. Zum Ende des Jahrhunderts erhielt die Stadt mit der Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals und der feierlichen Einweihung des Dortmunder Hafens eine Wasseranbindung zur Nordsee. Die Nordstadt dehnte sich in Folge dessen in nordwestlicher Richtung bis hoch zum Westerholz und Fredenbaum aus.
Bereits 1894 hatte Dortmund die Marke von 100.000 Einwohnern überschritten und war damit zur Großstadt geworden. Die Mehrzahl der Menschen lebte dabei im Bereich der nördlichen Vorstadt. Diese war in der kurzen Zeit ihrer so rasanten Entwicklung nahezu planlos gewachsen. Neben einer defizitären Infrastruktur kennzeichneten Enge sowie, bis zum Bau einer städtischen Kanalisation in den 1880er Jahren, Feuchtigkeit und Schmutz die Wohnsituation der Nordstadtbewohner. Hinzu kamen die für die Hochindustrialisierung spezifischen sozialen Konflikte der (Berg-)Arbeitermilieus, wie Hunger, materielle Not, risikoreiche Arbeitsbedingungen oder aber fehlende Absicherungs- und Vorsorgemöglichkeiten. Im großen Bergarbeiterstreik von 1889, dem ersten organisierten Massenstreik des Ruhrgebiets, kämpften somit auch die Arbeiter aus der Dortmunder Nordstadt um die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, wobei die dort gelegenen Zechen Westphalia und Kaiserstuhl alsbald zum Streikzentrum avancierten. Erst in den 1890er Jahren wurden systematische Stadterweiterungspläne für die Nordstadt vorgelegt, die den baulichen Wildwuchs eindämmen sollten. Durch die Anlage so genannter Schmuck- und Stemplätze, die seit der Jahrhundertwende forciert wurde, sollten städtebauliche Orientierungspunkte geschaffen und der großstädtische Charakter der Nordstadt als einem in sich funktionierenden Stadtteil unterstrichen werden.13 14 „Karlchen“ Richter, seinerzeit Redakteur des „General-Anzeigers“, hat seinen sehr lebhaften Erinnerungen an die Dortmunder Nordstadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts wie folgt Ausdruck verliehen:
„Das nördliche Stadtviertel war damals eine Stadt für sich! (...) Es gingen damals dunkle Gerüchte, dass das nördliche kierlel völlig entrechtet und zu einer Art Gettofür aufsässige Bürger werden sollte."'
Oberbürgermeister Schmieding wurde zudem nachgesagt, er habe den nördlichen Stadtteil aufgrund seines zweifelhaften Rufs nie in seinem Leben betreten. Diese humoristische Darstellung verdeutlicht, dass der Dortmunder Norden binnen weniger Jahrzehnte einen ganz eigentümlichen Charakter entwickelt hatte, sodass er von außen mit einem gewissen Argwohn beäugt wurde. Das rasante Wachstum dieses Gebiets, welches dem industriellen Boom jener Jahre geschuldet war, die massenhafte Zuwanderung fremder, seit der Jahrhundertwende zunehmend polnisch-stämmiger Arbeitskräfte sowie der hohe politische Organisationsgrad weiter Teile der Arbeiterschaft konnten auf alteingesessene Dortmunder Bürger durchaus befremdlich, um nicht zu sagen abschreckend wirken.15 Gleiches gilt wohl auch für die bisweilen „anrüchigen“ Amüsierbetriebe, die sich im Norden angesiedelt und diesem Stadtteil zu einem zwielichtigen Ruf verholfen hatten.16
2.2 Das politische Gesicht der Dortmunder Nordstadt vor 1914
Der Wahlkreis Dortmund-Hörde stellt eine frühe Hochburg der SPD dar. Während sich die Partei im Ruhrgebiet insgesamt erst um die Jahrhundertwende politisch endgültig etablieren konnte, entwickelte sie sich in Dortmund bereits in den frühen 1890er Jahren zur zeitweise stärksten Partei. Der Norden, das industrielle Zentrum der Stadt, bildete dabei das „Standbein der Arbeiterbewegung im Stadtkreis Dortmund“, und begründete diesen frühen Erfolg der SPD ganz wesentlich mit. Nicht zuletzt die Unterstützung des Bergarbeiterstreiks von 1889 hatte der Partei in dem von Montan- und Hüttenindustrie geprägten Viertel Sympathien eingebracht und eine breite Wählerschaft mobilisiert. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich die Nordstadt, in der die Geschäfts- und Redaktionsräume der sozialdemokratischen „Arbeiter-Zeitung“, das Arbeitersekretariat und die Büros der Freien Gewerkschaften sowie die Geschäftsräume des sozialdemokratischen Wahlkreisvereins ihre Heimat gefunden hatten, zum politischen Zentrum der Dortmunder SPD.
In den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg kam in der Nordstadt neben der sozialistischen auch der katholischen Arbeiterbewegung eine beständig wachsende Bedeutung zu. Mit der stetigen Zuwanderung von Arbeitskräften hatte sich der Anteil der katholischen Bevölkerung im gesamten Dortmunder Stadtgebiet zwischen 1871 und 1905 von 42% auf 47% erhöht. Vor allem das Hoesch-Viertel verzeichnete seit der Jahrhundertwende ein durchgängiges und rapides Wachstum der katholischen Bevölkerung. In weniger als einem Jahrzehnt hatte sich die Zahl der dort lebenden Katholiken mehr als verdreifacht. Etwa zeitgleich intensivierte sich die Zuwanderung polnisch stämmiger Arbeitskräfte, die einen nicht zu vernachlässigenden Teil dieser Entwicklung ausmachten. In Folge dessen entfalteten die katholischen Gemeinden der Nordstadt ein reges Sport- und Arbeitervereinsleben. Polnische Arbeitervereine gehörten dabei ebenso zum Bild der Nordstadt, wobei sich insbesondere die Dreifaltigkeitskirche der so genannten „Polenseelsorge“ widmete. Politisch bildeten die katholischen Arbeiter weitgehend die Basis der Zentrumspartei, welche im Norden einen recht stabilen Rückhalt, mit Wähleranteilen um die 25%, genoss. Der Polenpartei gelang wiederum bei der Reichstagswahl von 1912 eine kleine Sensation. In den zwei im Hoesch-Viertel gelegenen Wahlkreisen brachten es ihre Kandidaten auf 41,8 bzw. 30,3% der Stimmen. Aufs Ganze gesehen existierten in der Nordstadt vor dem Ersten Weltkrieg damit zwei grundverschiedene, voneinander getrennte proletarische Milieus mit zum Teil gegensätzlichen politischen Zielsetzungen. Im Gegensatz zur Sozialdemokratie war der politische Katholizismus eindeutig obrigkeitsstaatlich verankert und vertrat ein explizit antisozialistisches Weltbild, behauptete seine Attraktivität wiederum durch seine basisnahe, lebensweltorientierte Sozialbetreuung.
2.3 Die Dortmunder Nordstadt in der Weimarer Republik
2.3.1 Die Anfangsjahre der Weimarer Republik im
Ruhrgebiet - Eine „Inkubationsphase der politischen Gewalt“
Zum Ende des Kaiserreichs stellte Dortmund bereits eine alteingesessene sozialdemokratische Hochburg dar, in der seit spätestens 1912 der gemäßigte, revisionistische Flügel der Partei die Führung übernommen hatte. Von grundlegender Bedeutung für die weitere politische Entwicklung der Stadt war die parteipolitische Spaltung der Arbeiterbewegung während des Ersten Weltkrieges. Im September 1917, fünf Monate nach dem Gründungsparteitag der USPD, formierte sich auch in Dortmund eine erste Ortsgruppe der „Unabhängigen“, die bis um den Jahreswechsel 1918/19 jedoch keinen nennenswerten Einfluss innerhalb der Bevölkerung verzeichnen konnte. Am 9. November 1918 trat ein aus Vertretern von SPD und USPD besetzter Arbeiterund Soldatenrat im Dortmunder Gewerkschaftshaus in der Nordstadt zusammen, wobei die Mehrheitssozialdemokraten den Rat von Anfang an dominierten und nicht zuletzt aufgrund der inneren Zerrissenheit der USPD die politische Richtung vorgeben konnten. Inge Marßolek, die die Politik des Dortmunder Arbeiter- und Soldatenrates eingehend untersucht hat, zeichnet in diesem Zusammenhang einen Entfremdungsprozess zwischen Parteiführung und Basis nach. Indem der Rat zentrale Ziele der Umsturzbewegung, etwa die Demokratisierung von Verwaltung und Betrieben, missachtete und vor geforderten sozialpolitischen Maßnahmen zurückschreckte, machte sich innerhalb der Dortmunder Bevölkerung bald Ernüchterung breit. Als die Arbeiter im Ruhrgebiet, enttäuscht darüber, dass die auf dem Reichsrätekongress beschlossenen Maßnahmen zur Sozialisierung der Schlüsselindustrien noch immer ausgeblieben waren, die Sozialisierung des Ruhrkohlenbergbaus im Januar 1919 schließlich selbst in die Hand zu nehmen versuchten, solidarisierte sich bereits ein großer Teil der Dortmunder Bergarbeiter mit der Streikbewegung. Die gewaltsame Niederschlagung der Proteste - im Raum Dortmund durch den Einsatz von Militär sowie durch die dem Rat unterstellten städtischen Sicherheitswehren - trieb den Desillusionierungsprozess nochmals voran.17
Zum 1. April 1919, nachdem blutige Zusammenstöße zwischen Wittener Arbeitern und Angehörigen der Freikorps im Raum Bochum und Dortmund eine erneute Streikwelle entfacht hatten, wurde in Essen der Generalstreik ausgerufen. Mit in der Spitze mehr als 300.000 streikenden Arbeitern war dies die bis dahin größte Ausstandsbewegung im Ruhrgebiet. Neben der Sozialisierung der Schlüsselindustrien und der Einführung der Sechsstundenschicht bildeten Lohnforderungen einen Kern der Bewegung, die vor dem Hintergrund einer immer stärker voranschreitenden Inflation gesehen werden müssen. Die Regierung verhängte den verschärften Belagerungszustand über das Ruhrgebiet und ließ Freikorps einmarschieren, mit deren Hilfe der Protest bis Ende April gewaltsam gebrochen werden konnte. Klaus Tenfelde hat die Zusammenstöße vom Frühjahr 1919 als „Inkubationsphase der politischen Gewalt“18 bezeichnet, die im Ruhrgebiet ein Jahr später in eine „unvergleichliche Eruption an Gewalt“19 mündete. Auslöser war der rechte Putschversuch vom 13. bis 17. März 1920 unter der Leitung von Wolfgang Kapp und Walter von Lüttwitz gegen die Regierung in Berlin. SPD und freie Gewerkschaften beantworteten den Angriff auf die Republik erfolgreich mit einem Aufruf zum Generalstreik, dem im Ruhrgebiet zeitweise über 80 Prozent der Bergarbeiter folgten. Darüber hinaus geriet der Kampf gegen die Putschisten im Ruhrgebiet zu einer „machtvollen Demonstration radikaldemokratischer Stärke, die ihre Dynamik aus bislang enttäuschten, aber noch nicht resignierten Erwartungen der Arbeiter über die soziale Lage und die zechenbetrieblichen Machtverhältnisse sowie aus den Animositäten gegen 'die Reaktion' und gegen das Militär bezog.“ Der Generalstreik eskalierte in einen bewaffneten Kampf der sich formierenden „Roten Ruhrarmee“ gegen die Freikorpstruppen Generals von Watter, der seine Soldaten auf die Putschisten eingeschworen hatte. Gleichzeitig verschafften Kräfte aus USPD, KPD und anarchosyndikalistischen Zellen den revolutionären Hoffnungen der Bergarbeiter neuen Auftrieb. Nachdem der Putschversuch am 17. März gescheitert und die gewählte Regierung wieder eingesetzt worden war, hatten viele der zum Widerstand gegen die Republikfeinde mobilisierten Arbeiter im Ruhrgebiet ihre Waffen daher nicht gestreckt, sondern den Kampf gegen republikfeidliche Militär- und Ordnungskräfte sowie für die Realisierung der Sozialisierung des Bergbaus fortgeführt. Durch dieses Vorgehen gerieten die Ruhrarmisten nun allerdings in Widerspruch zur rechtmäßigen Regierung, welche schließlich mit denselben Kräften aus Freikorps und Militär gegen die Aufständischen vorging, die kurz zuvor noch mit den Putschisten sympathisiert hatten. Der so genannte „weiße Terror“ ebendieser Truppen, ihre Rache an den aufständischen Arbeitern in Form von Misshandlungen, Mord und standgerichtlichen Todesurteilen setzte im Ruhrgebiet Ende März 1920 ein. In Dortmund war die Reichswehr am 6. April einmarschiert.
Die blutigen Kämpfe in der Anfangsphase der Republik waren mitunter wegweisend für die Verankerung von Gewalt innerhalb der politischen Kultur Weimars. Die Ausschreitungen, die im Frühjahr 1920 im Ruhrgebiet den Charakter eines Bürgerkriegs trugen, beeinflussten die politischen Gepflogenheiten und Artikulationsmuster der Menschen an Rhein und Ruhr nachhaltig und trugen bereits ihren Teil dazu bei, dass die Montanregion zum Ende der Republik zu einem Schwerpunkt gewaltsamer politischer Straßenkämpfe wurde. Das Vertrauen weiter Teile der Arbeiterschaft an Rhein und Ruhr in die republikanische Staatsform sowie in die Weimarer Regierungsparteien war stark erschüttert. Hinzu kam, dass mit der rasant voranschreitenden Inflation Lebensrnittel und Bedarfsgegenstände aller Art zunehmend unerschwinglich wurden. Die Versorgungslage im Industrierevier erreichte im Verlauf des Jahres 1923 einen mehr als kritischen Tiefpunkt, was diverse Wellen sozialer Proteste zur Folge hatte. Zeitgleich wurde das Ruhrgebiet erneut Schauplatz von Gewalt. Die Besetzung des Ruhrgebiets als einem produktiven Pfand durch belgische und französische Truppen ab Januar 1923 wurde von der dort lebenden Bevölkerung nicht nur durch so genannten „passiven Widerstand“ beantwortet. Zusammenstöße zwischen Anwohnern und Besatzungstruppen hatten vielmehr auf beiden Seiten Todesopfer gefordert. Die Besetzung wurde im Ruhrgebiet weitgehend als „völkerrechtlich nicht legitimefr] Gewaltakt“ bzw. „Kriegsbesetzung“ wahrgenommen, was wiederum ein gewaltsames Vorgehen gegen die Besatzungstruppen zu rechtfertigen schien. Hinsichtlich der Herausbildung einer gewaltsamen politischen Kultur im Ruhrgebiet ist diese Phase von Bedeutung, da in ihr die Grenzen zwischen legitimer und illegitimer (politischer) Gewalt nochmals verstärkt zu verschwimmen drohten, was die Akzeptanz von Gewalt als einem probaten Mittel der politischen Auseinandersetzung beförderte.
2.3.2 Wirtschaftliche und politische Entwicklungslinien
Die Dortmunder Wahlergebnisse aus der Anfangszeit der Weimarer Republik, noch deutlicher wiederum jene aus dem von Bergarbeitern geprägten Hoeschviertel, spiegeln die Krisenlagen jener Jahre und den damit verbundenen rasanten Radikalisierungsprozess weiter Teile der lokalen Arbeiterschaft sehr eindrücklich wider. Insbesondere die SPD hatte aufgrund ihrer Haltung gegenüber den Streik- und Protestbewegungen der Jahre 1919 und 1920 bei den Dortmunder Arbeitern massiv an Rückhalt verloren, die sich verstärkt den links von ihr stehenden Parteien - zunächst der USPD, später dann der KPD - zuwandten. Erst mit der wirtschaftlichen und sozialen Restabilisierung seit etwa 1924 konnte sie diesen Abwärtstrend beenden und im Dortmunder Norden wie auch im Stadtgebiet vorübergehend wieder zur stärksten Kraft werden.
Abb. 1: Ergebnisse der Wahlen im Deutschen Reich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Insgesamt lässt sich hinsichtlich der politischen Entwicklung Dortmunds und der Nordstadt feststellen, dass sich die größten Stimmenverschiebungen jeweils zwischen dem sozialdemokratischen und dem linksradikalen Lager vollzogen. Die Radikalisierung der Arbeiterschaft erreichte dabei während politisch-sozialer Krisenphasen in Dortmund - ähnlich wie in den meisten übrigen Ruhrgebietsstädten - im Vergleich zum gesamten Reichsgebiet überdurchschnittliche Dimensionen. In nochmals verstärktem Maße gilt dies für die Arbeiterbezirke im Norden der Stadt. Vor allem anhand der beiden Reichstagswahlen des Jahres 1924 lässt sich die These von der politischen Krisen- und Konjunkturempfindlichkeit Dortmunds, insbesondere des Nordens, deutlich nachvollziehen. Binnen gerade einmal sieben Monaten, in denen die französischen Truppen Dortmund geräumt hatten, die Auswirkungen der Inflation vor dem Hintergrund des Dawes-Plans allmählich abklangen und sich eine wirtschaftliche Stabilisierung abzuzeichnen begann, hatte sich das Stimmverhältnis der beiden Parteien nahezu umgekehrt.[51] Die politischen Kräfteverschiebungen in Dortmund zu Anfang der Weimarer Republik, noch stärker aberjene in der Dortmunder Nordstadt, lassen somit bereits die politische Radikalisierung der Arbeiterschaft unter den Bedingungen der Weltwirtschaftskrise voraus ahnen. Interessant ist es in diesem Zusammenhang auch, in welchem Ausmaß die rechtsradikalen Kräfte in Dortmund und in der Nordstadt von den Krisenerscheinungen jener Zeit profitieren und in das sozialistische bzw. das bis dahin weitgehend stabile katholische Lager einbrechen konnten.
Die wirtschaftliche Krise entfaltete in Dortmund etwa ab Mitte 1930 ihre ganze Stärke. Allein zwischen Januar und Oktober hatten 1/3 aller auf den Zechen und Kokereien im Dortmunder Stadtgebiet arbeitenden Personen ihre Stellung verloren. Hinzu kamen eine nicht gering zu schätzende Zahl an Feierschichten, die auch für die in Arbeit befindlichen Personen häufig finanzielle Nöte mit sich brachten. 1932, auf dem Höhepunkt der Krise, hatte sich die Zahl der 42.000 im Jahre 1929 im Bergbau Beschäftigten auf rund 24.000 reduziert. Zwar lassen sich für die Nordstadt keine gesonderten Daten zu Arbeitslosigkeit und Wirtschaftslage finden. Da die Nordstadt jedoch noch stärker als das bereits vergleichsweise einseitig auf Bergbau und Eisenindustrie beruhende Dortmund wirtschaftlich monostrukturell geprägt war, dürften die Auswirkungen der Krise hier besonders hart gewesen sein. Insgesamt lebten in Dortmund rund 45% der Erwerbsbevölkerung unmittelbar von Bergbau und Eisenindustrie. Hinzu kamen die von diesen Personen abhängigen Familienmitglieder. Mit einer durchschnittlichen Anzahl von 3,5 Personen pro Haushalt war dieser Anteil in Dortmund vergleichsweise hoch, wobei insbesondere die kinderreichen Bergarbeiterfamilien am stärksten von den sozialen Härten getroffen wurden.
Zu Anfang der 1930er Jahre, nach den erst kürzlich vorausgegangenen Eingemeindungen, lebten im Raum Dortmund um die 372.000 wahlberechtigte Personen in insgesamt 25 verschiedenen Wahlkreisen. Etwa 92.000 von ihnen, rund ein Viertel der Dortmunder Wahlberechtigten also, waren in den vier Wahlbezirken, die das Gebiet nördlich der Innenstadt umfassten, beheimatet. Damit besaß die Nordstadt zujener Zeit ein starkes politisches Gewicht und das Wahlverhalten ihrer Bürgerinnen und Bürger prägte das politische Gesicht Dortmunds in nicht unerheblichem Maße.
Abb. 2: Wahlen von 1929 - 1932
Die Dortmunder Nordstadt im Vergleich zumgesamten Dortmunder Stadtgebiet
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 stellt die Wahlergebnisse der Jahre 1929 bis 1932 des gesamten
Stadtgebietsjenen aus den vier Wahlbezirken der Nordstadt gegenüber. Dabei ist zu erkennen, dass sich insbesondere die Wahlergebnisse der radikalen Randparteien, KPD und NSDAP, im Norden deutlich vom restlichen Stadtgebiet abhoben. Die äußerste Linke hatte in den Arbeiterbezirken der Nordstadt bereits seit ihren Anfängen überdurchschnittlich viele Wähler mobilisieren können. 1932 wurde sie im gesamten Raum Dortmund zur stärksten Partei und Dortmund bei der Reichstagswahl vom November 1932 zur Großstadt mit dem höchsten kommunistischen Wähleranteil - eine Entwicklung, die ganz maßgeblich auf das Wahlverhalten derNordstadtbewohner zurückzuführen ist. Der starke Zulauf, den die Kommunisten seit 1930 in Dortmund verzeichnen konnten, ging zu erheblichen Teilen auf Kosten der SPD, die in der Nordstadt leicht stärker an Stimmen einbüßte als im übrigen Stadtgebiet, aufs Ganze gesehen in Dortmund jedoch stets etwas bessere Wahlergebnisse erzielte als im gesamten Reich. Zusammengenommen blieb der Stimmanteil der beiden Arbeiterparteien bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Dortmunder Stadtgebiet bei um die 50% relativ konstant, erhöhte sich zwischen 1929 und Ende 1932 im Norden hingegen deutlich von gut 50% auf rund 64%, was auf eine hohe Mobilisierungskraft der Kommunisten schließen lässt.
Dem gegenüber blieb die NSDAP in Dortmund stets merklich hinter ihren reichsweiten Erfolgen zurück, was auch stark mit ihrem schlechten Abschneiden im Norden zusammenhängt. Vor der so genannten „Machtergreifung“ erreichte sie hier mit gerade einmal 15,8% bei der Landtagswahl im April 1932 ihr bestes Ergebnis und befand sich bereits im Juli, als sie reichsweit ihren vorerst größten Zuspruch verzeichnete, in Dortmund wieder auf einem Abwärtstrend. Nichtsdestotrotz hatte die NSDAP auch im Norden der Stadt ihren Wählerzuspruch in der kurzen Zeit zwischen 1929 und 1932 mehr als verzehnfachen können. Ihr sprunghafter Aufstieg bei der Reichstagswahl vom September 1930 sowie im Zuge der Landtagswahl vom April 1932 wurde sowohl im gesamten Dortmunder Stadtgebiet als auch in der Nordstadt als bedrohlich wahrgenommen.
Das Zentrum konnte sich in Dortmund in den letzten Jahren der Republik relativ konstant und auf einem im Vergleich zum Reichsgebiet recht hohen Niveau von ca. 16-18% behaupten. Für die Nordstadt sind dabei keine Auffälligkeiten bzw. Ausreißer zu verzeichnen. So kann davon ausgegangen werden, dass das Zentrum dort, wie auch im restlichen Stadtgebiet, seinen katholischen Wählerstamm auch innerhalb der Arbeiterschaft gegenüber Angriffen von links und rechts behaupten konnte. Die bürgerlich-konservative DVP, die im Stadtgebiet bis einschließlich 1929 relativ stark vertreten, in der Nordstadt aber stets unter dem gesamtdortmunder Schnitt verblieben war, spielte seit spätestens 1932 auf beiden Ebenen keine Rolle mehr. Die DNVP, die im proletarisch geprägten Norden seit jeher einen vergleichsweise geringen Einfluss hatte, verblieb ähnlich wie im Großraum Dortmund in der Endphase der Weimarer Republik konstant auf einem niedrigen Niveau.
3. Politische Gewalt im Dortmunder Norden in der Endphase der Weimarer Republik
3.1 Dimensionen politischer Gewalt
Eine lokal eng umgrenzte Studie zu politischer Gewalt, als welche die vorliegende Arbeit angelegt ist, macht eine detaillierte Betrachtung konkreter Gewaltfälle und der ihnen unmittelbar zugrunde liegenden Motive und Auswirkungen nicht nur möglich, sondern fordert diese Art der Herangehensweise regelrecht ein. Eine eingehende Analyse ausgewählter Ereignisse erlaubt dabei eine Annäherung an die lokalgeschichtlich spezifischen Strukturen und Hintergründe der Gewalt. Demgegenüber ist es in diesem Rahmen kaum bzw. nur unter starken Vorbehalten möglich, allgemein gültige Aussagen zu Formen, Phasen oder Motiven politischer Gewalt sowie zu den an ihr beteiligten Akteuren zu treffen. Die nun folgende quantitative Erhebung politischer Gewaltfälle soll Erkenntnisse zu Umfang und Ausmaß der Gewalt, zu den an ihr beteiligten Personen(-gruppen), sowie zu Auffälligkeiten bezüglich der Häufigkeit oder Schwere politischer Zusammenstöße in der Nordstadt geben. Diese Ergebnisse sollen dann sowohl im lokalgeschichtlichen als auch im Kontext übergeordneter Prozesse und Entwicklungen diskutiert werden. Beide Ebenen sind dabei zum Teil nicht eindeutig voneinander zu trennen und müssen als sich gegenseitig bedingende Faktoren in Betracht gezogen werden.
Für die quantitative Erhebung hat es sich angesichts der vorhandenen Quellenlage angeboten, die in den Zeitungen geschilderten Gewaltfälle zu zählen. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass es nahezu unmöglich sein dürfte, die einzelnen Fälle politischer Gewalt im Dortmunder Norden genau zu beziffern, geschweige denn die Urheber sämtlicher Konflikte eindeutig zu identifizieren. Einerseits kann in der Presse nur von solchen Gewaltfällen berichtet werden, von denen die Öffentlichkeit - meist über den Einsatz der Polizei - überhaupt Kenntnis erlangt hat. Demnach muss davon ausgegangen werden, dass vor allem die Zahl kleinerer bis mittelschwerer Zusammenstöße in Wirklichkeit noch um einiges höher gewesen sein dürfte, als sich aus Zeitungsberichten ermitteln lässt. Andererseits können insbesondere Angaben zu den Urhebern politischer Gewalttaten und den an ihnen beteiligten Gruppen nur unter dem Vorbehalt getroffen werden, dass jede Art von Berichterstattung einer - mal mehr und weniger deutlich hervortretenden - Parteilichkeit unterlag. Die sich daraus ergebenden Verzerrungen sollten also nach Möglichkeit aufgezeigt und kritisch hinterfragt werden. Generell muss - ungeachtet der jeweiligen politischen Ausrichtung der einzelnen publizistischen Organe - auch immer bedacht werden, dass eine mediale Berichterstattung stets an redaktionelle Entscheidungen gebunden war, durch welche die Attraktivität des entsprechenden Mediums für seine Zielgruppe gesichert werden sollte. Die Entscheidung ob und in welchem Umfang über politische Gewalt berichtet wird, war somit nicht nur von den eigentlichen Vorfällen abhängig, sondern wurde auch von der Relevanz bzw. Attraktivität dieses Themas für das zu erreichende Publikum beeinflusst. So konnte es durchaus sein - um ein greifbares Beispiel zu nennen -, dass in Phasen, die von einem hohen Maß an starker, folgenschwerer Gewalt geprägt waren, „einfache“ Schlägereien in der Presse kaum noch Beachtung fanden, wohingegen in vergleichsweise ruhigen Zeiten schon kleinere Zusammenstöße ein breites mediales Echo fanden. Die mediale Berichterstattung über politische Gewalt stellte die Realität folglich immer unter gewissen Verzerrungen dar.
Ich habe mich im Zuge der quantitativen Analyse der politischen Gewalt im Dortmunder Norden auf die Durchsicht der Jahrgänge 1930 bis einschließlich 1/1933 einer einzigen Dortmunder Tageszeitung, der Dortmunder Tremonia, beschränkt. Mit der Tremonia habe ich dabei eine Zeitung gewählt, die, als Parteiorgan der Dortmunder Zentrumspartei, natürlich auch zu einem gewissen Grad politisch gefärbt war, in ihrer Darstellung - anders etwa als die Zeitungen der radikalen Randparteien - jedoch nicht gänzlich einer ideologischen Zensur unterlag. Zum Beziffern der Gewalt wurde ferner lediglich auf die Angaben einer einzigen Zeitung zurückgegriffen, um mögliche Doppelungen bei der Zählung zu vermeiden. Für eine rein quantitative Erhebung der Gewaltfälle ist der Rückgriff auf nur ein Presseorgan somit zulässig, während eine qualitative Analyse, die in sich an diesen Schritt meiner Arbeit anschließen soll, natürlich nicht ohne eine vergleichende Betrachtung verschiedener Perspektiven auskommen kann.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sind mit Blick auf eine quantitative Analyse politischer Gewalt verschiedene Aspekte von Interesse, die bei der Formulierung der zu zählenden Items berücksichtigt werden müssen. Zum Einen soll diese Form der Erhebung Aufschluss über mögliche Hochphasen bzw. „Konjunkturzyklen“ von Gewalt geben, wobei auf der Grundlage dieser Ergebnisse wiederum verschiedene Erklärungsansätze für die zu beobachtenden Auffälligkeiten hinsichtlich der Häufigkeit politischer Gewalt angeboten und diskutiert werden können. Zum Anderen bietet eine quantitative Analyse der an den Gewalttaten beteiligten Personengruppen Aufschluss über die für den Dortmunder Norden spezifischen Konfliktfelder, die es in Zuge einer qualitativen Analyse der Gewalt natürlich noch differenzierter zu betrachten gilt. Eine zeitliche Dimensionierung der Erhebung ist auch in diesem Zusammenhang unerlässlich, da nur so etwaige Veränderungen bzw. Akzentverschiebungen im „Frontenverlauf‘ zwischen den an der Gewalt beteiligten Personengruppen festzustellen ist. Ähnliches gilt mit Blick auf die Schwere der verübten politischen Gewalttaten. Die Zuordnung der zu zählenden Gewaltfälle in verschiedene Kategorien bzw. Schweregrade von Gewalt - das von mir im Zuge dieser Arbeit entwickelte Kategorisierungsschema soll weiter unten näher beschrieben werden - ermöglicht ferner, Entwicklungslinien in der von den beteiligten Akteuren an den Tag gelegten Gewaltbereitschaft nachzuzeichnen. Auf diese Weise kann der Frage nach einer Brutalisierung bzw. Verrohung der Akteure im politischen Tageskampf nachgegangen und Hochphasen der Brutalität bzw. Gewalteskalation identifiziert werden, deren Hintergründe schließlich im Zuge einer qualitativen Betrachtung zu analysieren wären.
Aus diesen Überlegungen haben sich die folgenden statistischen Items für die Erhebung der politischen Gewalt im Dortmunder Norden in der Endphase der Weimarer Republik ergeben:
Insgesamt umfasst der Untersuchungszeitraum eine Spanne von 36 Monaten, die Jahre 1930-1932.20 Für die Darstellung der zeitlichen Entwicklung der politischen Gewalt hat es sich angeboten, die Ergebnisse nach Jahresquartalen zusammenzufassen. Ich habe mich dabei bewusst gegen eine Aufteilung nach einzelnen Monaten entschieden, da eine solche Kleinteiligkeit, angesichts der von mir erhobenen Gesamtzahl von „nur“ 116 Gewaltfällen, den Blick auf übergeordnete Entwicklungslinien deutlich erschwert hätte. Bei den an der Gewalt beteiligten Gruppierungen wird im Rahmen der Erhebung zwischen Angehörigen der KPD und der NSDAP, des Reichsbanners, der SPD und des Stahlhelm unterschieden. Zu den beiden ersten Kategorien zählen dabei auch solche Personen, die in den Zeitungsquellen als Mitglieder der den jeweiligen Parteien nahestehenden bzw. angegliederten (Kampf-)Verbände identifiziert wurden.21 Die drei weiteren Kategorien sind hingegen im Wortlaut aus der Berichterstattung der Tremonia übernommen, wobei die Charakterisierung der an der Gewalt beteiligten Akteure als „Reichsbannermitglieder“ noch keine eindeutige Aussage über deren Parteizugehörigkeit zulässt und die in der Tremonia festgestellte Mitgliedschaft einzelner Akteure in der SPD deren Mitgliedschaft im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold keinesfalls ausschließt. Zusätzlich gibt es eine Kategorie „Sonstige“ unter der zum Einen Akteure zusammengefasst werden, zu deren politischem Hintergrund in der Presse keine konkreten Angaben gemacht wurden („politische Gegner“/„Andersdenkende“) bzw. für die sich keine eindeutige Parteizugehörigkeit feststellen ließ. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Anwohner der Nordstadt bzw. um Personen, die sich zu dem relevanten Zeitpunkt im Norden Dortmunds aufgehalten haben („Passanten“/„Menge“) und auf diese Weise in die gewaltsamen Auseinandersetzungen verstrickt waren. Wenn sich auch keine verallgemeinernden Angaben zu der politischen Überzeugung dieser Personengruppe machen lassen, so muss doch darauf verwiesen werden, dass die unter dieser Überschrift subsumierten Akteure der nationalsozialistischen Bewegung meist feindlich gegenüber standen und sie mit den politischen Überzeugungen der kommunistischen Partei zumindest häufig zu sympathisieren schienen. Zum Anderen wurden drei Fälle politischer Gewalt in die Kategorie „Sonstige“ aufgenommen, an denen Anhänger politischer Organisationen beteiligt waren, die mit Blick auf die politische Gewalt im Dortmunder Norden eine zu vernachlässigende Rolle spielten. Die Polizei wird als an der politischen Gewalt beteiligte Gruppe nicht in die quantitative Erhebung mit einbezogen. Zwar wurde sie in der Nordstadt wiederholt zum Ziel politischer Gewalt und nahm als Repräsentant des durch die Gewalt in Frage gestellten politischen Systems des Öfteren eine bedeutende Stellung im Verlauf der Gewalt ein, ein Akteur im Sinne eines Initiators politischer Gewalt war sie aber gerade aus diesem Grunde nicht. Ihre Rolle innerhalb der Gewaltentwicklung im Dortmunder Norden soll vielmehr anhand einer qualitativen Analyse ausgewählter Gewaltfälle beschrieben und bewertet werden. Vor diesem Hintergrund wird auch der Charakter der Dortmunder Polizei gegen Ende der Weimarer Republik im Anschluss an diesen Abschnitt in Kürze umrissen.
[...]
1 Zum Begriff der „politischen Kultur“ vgl. Rohe, Karl: Politische Kultur und der kulturelle Aspekt von politischer Wirklichkeit. Konzeptionelle und typologische Überlegungen zu Gegenstand und Fragestellung Politischer Kultur-Forschung, in: Dirk Berg-Schlosser u.a. (Hg.): Politische Kultur in Deutschland. Bilanz und Perspektiven der Forschung, Opladen 1987, S. 39-48, hier S. 39. Dieser beschreibt politische Kultur als „grundlegende Vorstellungen über die Welt der Politik und damit verknüpfte operative Handlungsweisen“.
2 Vgl. u.a. Müller, Klaus-Jürgen/Opitz, Eckardt (Hg.): Militär und Militarismus in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1978; Diehl, James M.: Paramilitary Politics in Weimar Germany, Bloomington 1977; Weisbrod, Bernd: Gewalt in der Politik. Zur politischen Kultur in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 43 (1992), S. 391-402; Blasius, Dirk: Weimars Ende. Bürgerkrieg und Politik 1930-1933, Göttingen 2005; Bessel, Richard: Politische Gewalt und die Krise der Weimarer Republik, in: Lutz Niethammer u.a. (Hg.): Bürgerliche Gesellschaft in Deutschland. Historische Einblicke, Fragen, Perspektiven, Frankfurt/Main 1990, S. 383-395; Reichardt, Sven: Totalitäre Gewaltpolitik? Überlegungen zum Verhältnis von nationalsozialistischer und kommunistischer Gewalt in der Weimarer Republik, in: Wolfgang Hardtwig (Hg.): Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands 1900-1933, München 2007, S. 377-402; Striefler, Christian: Kampf um die Macht. Kommunisten und Nationalsozialisten am Ende der Weimarer Republik, Berlin 1993; Wirsching, Andreas: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918-1933/39. Berlin und Paris im Vergleich, München 1999.
3 Vgl. z.B. Domansky, Elisabeth: Der Erste Weltkrieg, in: Niethammer u.a. (Hg.): Bürgerliche Gesellschaft, S. 285-319.
4 Zur Bedeutung der Gewalterfahrung im Krieg für die „Brutalisierung“ der Politik vgl. u.a. der Gewalt in den Bürgerkriegswirren der Nachkriegszeit ist gewiss nicht zu leugnen, jedoch impliziert die Brutalisierungsthese einen Automatismus zwischen Weltkriegserfahrung und ziviler Gewaltanwendung, welcher in dieser Form nicht bestätigt werden kann.[5] Die in den Streikbewegungen der unmittelbaren Nachkriegszeit, beispielsweise während der Berliner Märzkämpfe oder der Sozialisierungsbewegung im Ruhrgebiet, an den Tag gelegte kollektive Gewaltandrohung stand vielmehr noch in der Tradition des Sozialprotests und zielte auf eine unmittelbare Hebung konkreter sozialer wie politischer Missstände ab. Klaus Tenfelde etwa hat die Eskalation der Gewalt in den Anfangsjahren der Republik für das Ruhrgebiet über einen sozialisationsgeschichtlichen Zugang erfasst und auf kollektiv erlernte Wert- und Verhaltensorientierungen zurückgeführt, deren Wurzeln im sozialpolitischen Handlungsrepertoire der Industriearbeiter vor 1918 zu suchen sind.[6] Die Akzeptanz von Gewalt in der politischen Agitation und Kommunikation in der Weimarer Republik spiegelt dabei ebenfalls ein gesellschaftsübergreifendes Defizit im Gebrauch demokratischer bzw. parlamentarischer Handlungsweisen wider, das nicht zuletzt der obrigkeitsstaatlichen Sozialisation im Kaiserreich geschuldet war.[7]
5 Vgl. Schumann, Dirk: Gewalterfahrungen und ihre nicht zwangsläufigen Folgen. Der Erste Weltkrieg in der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Historisches Forum 3 (2004), S. 7-28; Ziemann, Benjamin: Front und Heimat. Ländliche Kriegserfahrungen im südlichen Bayern 1914-1923, Essen 1997 etwa betont die Vielschichtigkeit der soldatischen Erfahrungen im Krieg, aus denen nicht selten eine pazifistische Grundhaltung resultierte.
6 Vgl. Tenfelde, Klaus: Bürgerkrieg im Ruhrgebiet 1918-1920, in: Karl-Peter Ellerbrock (Hg.): Erster Weltkrieg, Bürgerkrieg und Ruhrbesetzung. Dortmund und das Ruhrgebiet 1914/181924, Dortmund 2010, S. 13-66; ferner ders.: Gewalt und Konfliktregelung in den Arbeitskämpfen der Ruhrbergleute bis 1918, in: Friedrich Engel-Janosi (Hg.): Gewalt und Gewaltlosigkeit. Probleme des 20. Jahrhunderts, Wien 1977, S. 185-236.
7 Vgl. Lehnert, Detlef/Megerle, Klaus: Identitäts- und Konsensprobleme in einer fragmentierten Gesellschaft. Zur politischen Kultur in der Weimarer Republik, in: Berg-Schlosser u.a. (Hg.): PolitischeKulturinDeutschland, S. 80-95.
8 Vgl. Weisbrod: Gewalt in der Politik, S. 392ff.. Zum „Monopol legitimer Gewaltsamkeit“ als konstituierendes Merkmal von Staatlichkeit vgl. grundlegend Weber, Max: Politik als Beruf, in: ders.: Gesammelte Politische Schriften, hg. von Johannes Winckelmann, 5. Aufl., Tübingen 1988, S. 505-560; ferner Elias, Norbert: Die Zersetzung des staatlichen Gewaltmonopols in der Weimarer Republik, in: ders. (Hg.): Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main 1989, S. 282-294.
9 Vgl. Diehl: Paramilitary Politics.
10 Schulze, Hagen: Freikorps und Republik 1918-1920, Boppard 1969, S. 50f.; Ähnlich, mit Bezug auf die fundamentale Verunsicherung weiter Teile mittelständisch-bürgerlicher Kreise in Folge von Kriegsniederlage und Revolution deutet Mauch, Hans-Joachim: Nationalistische Wehrorganisationen in der Weimarer Republik. Zur Entwicklung und Ideologie des „Paramilitarismus“, Frankfurt/Main 1982 die Bedürfnisbefriedigungsfunktion paramilitärischer Wehrverbände.
11 Vgl. Lehnert/Megerle: Identitäts- und Konsensprobleme; Schulze, Hagen: Weimar. Deutschland 1917-1933, München 1998 spricht in diesem Zusammenhang von der Weimarer Republik als einem „gescheiterten Experiment“.
12 Vgl. Horstmann, Theo: „Eine Stadt für sich“ - Zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Dortmunder Nordens im 19. Jahrhundert, in: Ralf Ebert (Red.): Nordstadtbilder. Stadtemeuerung und künstlerische Medien. Projektdokumentation, Essen 1989, S. 56-68, hier S. 56ff; Winter, Klaus: Dortmund - Die Nordstadt wie sie früher war, Kassel 2000, S. 3ff; Kastorff-Viehmann, Renate: Die Geschichte der Nordstadt als Wohnstadt, in: Nordstadtbilder, S. 104-124,hierS. 105.
13 Vgl. Horstmann: „Eine Stadt für sich“, S. 66ff; Kastorff-Viehmann: Nordstadt als Wohnstadt, S. 107.
14 Mönnich, Horst: Ein Dortmunder Agent. Der Mann, der Karlchen Richter hieß, Düsseldorf 1974, S. 153, zitiert nach; Horstmann: „Eine Stadt für sich“, S. 56.
15 Vgl. Horstmann: „Eine Stadt für sich“, S. 56f. Döring, Peter: Aspekte der Arbeiterbewegung in der Nordstadt von 1890 bis 1914, in: Nordstadtbilder, S. 180-189 hat die politische Prägung des Dortmunder Nordens auch in Verbindung mit der polnischstämmigen Zuwanderung in die Region in den Blick genommen. Vgl. dazu ferner: Kleßmann, Christoph: Polnische Bergarbeiter im Ruhrgebiet 1870-1945, Göttingen 1978.
16 Zum „Amüsierbetrieb“ in der Dortmunder Nordstadt vgl. Kosok, Elisabeth: Die Freizeit- und Vergnügungseinrichtungen des Dortmunder Nordens um die Jahrhundertwende - ein Kulturhistorischer Streifzug, in: Nordstadtbilder, S. 140-146 sowie Geschichtswerkstatt Dortmund e.V: Die Münsterstraße - die Vergnügungsstraße des Nordens, in: ebd., S. 174-179.
17 Vgl. Marßolek, Inge: Sozialdemokratie und Revolution im östlichen Ruhrgebiet. Dortmund unter der Herrschaft des Arbeiter- und Soldatenrates, in: Reinhard Rürup (Hg.): Arbeiter- und Soldatenräte im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Studien zur Geschichte der Revolution 1918/1919, Wuppertal 1975, S. 239-314.
18 Tenfelde: BüigerkriegimRuhrgebiet, S.19.
19 Ebd., S. 25.
20 Der Untersuchungszeitraum meiner Arbeit zur politischen Gewalt im Dortmunder Norden in der Endphase der Weimarer Republik endet - wie weiter oben bereits ausgeführt - im Großen und Ganzen mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30.1.1933. Da ich für den Monat Januar 1933 im Dortmunder Norden allerdings nur einen einzigen Fall von politischer Gewalt ausmachen konnte, habe ich mich bei der tabellarischen Darstellung meiner Untersuchungsergebnisse für eine bessere Vergleichbarkeit auf die vollständigen Jahre 1930 bis 1932 beschränkt und diese nach Quartalen untergliedert. Die vollständigen Ergebnisse meiner Erhebung inklusive einer stichwortartigen Zusammenfassung jedes einzelnen Falls lassen sichjedoch der unter Anhang 6 angefügten tabellarischen Auflistung entnehmen.
21 Unter der Kategorie „KPD“ werden, neben den explizit als solche bezeichneten Parteiangehörigen, sämtliche Personen erfasst, die in der Darstellung der Tremonia als „Kommunisten“, Mitglieder des KBgF, des RFB oder der RGO charakterisiert werden. Die Kategorie „NSDAP“ schließt folglich SA- und SS-Männer mit ein.
- Quote paper
- Joana Seiffert (Author), 2011, Politische Gewalt im Dortmunder Norden in der Endphase der Weimarer Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1287996
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