Anthony Giddens steigt in die sozialwissenschaftliche Theoriediskussion mit der Überzeugung ein, dass eine „Rekonstruktion“ der Sozialtheorie gefordert ist (vgl. Giddens, 1981:89). Er unterscheidet bereits zwischen der Sozialtheorie und Soziologie und während letztere sich allein der Analyse der modernen Gesellschaft widmet, hat die Sozialtheorie für sämtliche Fragen zum menschlichen Handeln sowie zu sozialen Institutionen Relevanz. Seine Theorie der Strukturierung soll die Sozialwissenschaft in einen allgemeinen methodologischen Rahmen neu fundieren. Ausgangspunkt sei dabei die Frage nach Verhältnis von Individuum und Gesellschaft im Zuge der Konstitution einer sozialen Ordnung.
Giddens kritisiert ältere Sozial- und Gesellschaftstheorien, die nicht in der Lage seien, individuelles Handeln angemessen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu begreifen. Mit seiner Theorie versucht er die objektivistischen Positionen mit ihrer Ansicht, dass der Mensch ein hilfloses „Opfer“ übermächtiger strukturell-gesellschaftlicher Kräfte oder Mächte sei, und das Subjektivismus, wo der Mensch, der als Schöpfer seiner gesellschaftlichen Lebenszusammenhänge erscheint, im Mittelpunkt steht, zu verbinden. Er schreibt: „Mit der Formulierung der Theorie der Strukturierung möchte ich den Dualismus von Objektivismus und Subjektivismus überwinden“ (Giddens 1988:52).
Dieses überwindet er mit dem Theorem der Dualität von Handlung und Struktur, dem ich mich im ersten Teil dieser Arbeit widme. Dabei stehen vor allem folgende Fragen im Mittelpunkt: Welcher Zusammenhang besteht zwischen individuellen Handlungen und sozialer Struktur? Wie entsteht Struktur aus Handlungen, wenn Handlungen an Strukturen ausgerichtet sind?
Im zweiten Teil befasse ich mich mit dem sozialen Wandel aus der Sicht der Strukturationstheorie. Giddens grenzt sich von aus seiner Sicht in den Sozialwissenschaften vorherrschenden evolutionstheoretisch orientierten Ansätzen sozialen Wandels ab (Gregory 1990:222ff., Sayer 1990: 238ff.). Er lehnt universelle Aussagen oder gar Gesetze über sozialen Wandel in Form einer Bestimmung genereller Trends ab. Dennoch scheint ihm Wandel nicht unanalysierbar, allerdings nur in Form einzelner Episoden, die herausgeschnitten und verglichen werden. Dieses und analytische Kategorien, die er zu sozialem Wandel entwickelt hat, bilden den Inhalt des zweiten Teils der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das Theorem der Dualität von Struktur
- Der Akteur, Handeln...
- Struktur, Strukturierung
- Strukturbegriffe...
- Dimensionen der Dualität von Struktur
- Zusammenfassung
- Sozialer Wandel aus Sicht der Theorie der Strukturierung..
- Die Strukturierung sozialen Wandels
- Dimensionen des sozialen Wandels
- Die Diskontinuitäten der Moderne
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Anthony Giddens' Theorie der Strukturierung und untersucht, wie diese die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft im Kontext der Konstitution sozialer Ordnung neu definiert. Giddens kritisiert traditionelle Ansätze, die entweder den Akteur als Opfer gesellschaftlicher Strukturen oder als Schöpfer seiner Lebenswelt betrachten. Seine Theorie der Strukturierung zielt darauf ab, diesen Dualismus zu überwinden und eine dynamische Sichtweise auf die Interaktion von Handlung und Struktur zu entwickeln.
- Das Theorem der Dualität von Struktur: Die Arbeit analysiert Giddens' Konzept der Dualität von Struktur, das die wechselseitige Abhängigkeit von Handlung und Struktur betont.
- Rekursive Reproduktion von Struktur: Die Arbeit beleuchtet, wie soziale Praktiken die Strukturen, die sie ermöglichen, gleichzeitig reproduzieren.
- Sozialer Wandel aus der Sicht der Strukturationstheorie: Die Arbeit untersucht Giddens' Ansatz zum sozialen Wandel und seine Kritik an evolutionstheoretischen Modellen.
- Dimensionen des sozialen Wandels: Die Arbeit analysiert die von Giddens entwickelten Kategorien zur Analyse von sozialem Wandel.
- Die Diskontinuitäten der Moderne: Die Arbeit befasst sich mit Giddens' Analyse der Diskontinuitäten in der modernen Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung stellt Anthony Giddens' Theorie der Strukturierung vor und erläutert seine Kritik an traditionellen Ansätzen in der Sozialtheorie. Giddens argumentiert, dass eine „Rekonstruktion" der Sozialtheorie notwendig ist, um die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft angemessen zu erfassen. Seine Theorie der Strukturierung soll die Sozialwissenschaft in einen neuen methodologischen Rahmen einordnen.
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Theorem der Dualität von Struktur. Giddens argumentiert, dass Handlung und Struktur nicht als getrennte Phänomene betrachtet werden sollten, sondern als zwei Seiten ein und desselben Prozesses, der Strukturierung. Er betont, dass Strukturen nicht unabhängig von den Akteuren existieren, sondern von diesen durch ständige Bezugnahme auf sie rekursiv reproduziert werden.
Das zweite Kapitel untersucht den sozialen Wandel aus der Sicht der Strukturationstheorie. Giddens kritisiert evolutionstheoretische Ansätze, die universelle Aussagen über sozialen Wandel treffen. Er argumentiert, dass sozialer Wandel nur in Form einzelner Episoden analysiert werden kann, die herausgeschnitten und verglichen werden. Das Kapitel analysiert die von Giddens entwickelten Kategorien zur Analyse von sozialem Wandel und befasst sich mit den Diskontinuitäten der Moderne.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Theorie der Strukturierung, die Dualität von Struktur, die rekursive Reproduktion von Struktur, sozialer Wandel, Diskontinuitäten der Moderne, Anthony Giddens, Handlung, Struktur, Sozialtheorie, Soziologie.
- Quote paper
- Erika Flegrova (Author), 2006, Anthony Giddens - "Theorie der Strukturierung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128482