Diese Arbeit setzt sich mit dem zur Zeit medial sehr präsenten Phänomen der arabisch-/türkeistämmigen Großfamilienclans, in der Öffentlichkeit überwiegend unter den Schlagwörtern „Clans“ oder „Großfamilien“ bekannt, auseinander. Die Zielgruppenkonstruktion dieser Bevölkerungsgruppe in den deutschen Leitmedien wird nach der Theorie zur Konstruktion von Zielgruppen der amerikanischen Politikwissenschaftlerinnen Helene Ingram und Anne Schneider bestimmt.
Ein großer Teil der Berichterstattung über die Bevölkerungsgruppe der arabisch-/türkeistämmigen Großfamilienclans, hängt mit kriminellen Handlungen Angehöriger dieser Bevölkerungsgruppe zusammen. Jedoch hat auch ein wesentlicher Teil der Berichterstattung, politische Maßnahmen mit Bezug auf die Bevölkerungsgruppe der arabisch-/türkeistämmigen Großfamilienclans zum Thema. Diese Policies mit denen sich Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe konfrontiert sehen, wie die Vermögensabschöpfung oder die aktuell diskutierte Absenkung der Strafmündigkeit, sind häufig martialisch und rechtlich sowie in einem lösungsorientierten Kontext höchst zweifelhaft.
Doch wie lässt sich das Zustandekommen solch unkonventioneller Maßnahmen erklären? Zielgruppenkonstruktionen können wissenschaftliche Erklärungsansätze hierfür liefern. Sie zeigen auf, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen von der Politik eher begünstigt werden, während andere mit belastenden Policies zu kämpfen haben. Aus diesem Grund lautet die Forschungsfrage dieser Untersuchung: Wie gestaltet sich die aktuelle Zielgruppenkonstruktion arabisch-/türkeistämmiger Großfamilienclans in Deutschland und welche Policies gehen damit einher?
Inhalt
Abstract
Abbildungsverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Zielgruppenkonstruktionen nach Ingram und Schneider
2.1 Konzeptionalisierung von Zielgruppen
2.2 Policy-Designs und politische Rationalitäten
2.2.1 Policy-Designs
2.2.2 Politische Rationalitäten
2.3 Kritik und Forschungsstand
2.4 Begriffstheoretische Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes
2.5 Annahmen
3 Forschungsdesign
3. 1 Die Inhaltsanalyse
3.2 Umsetzung der Methode
3.3 Datengrundlage und Untersuchungszeitraum
3.4 Besonderheiten arabisch/-türkeistämmiger Großfamilienclans
3.4.1 Strukturen
3.4.2 Besondere aufenthaltsrechtliche Situation
4 Datenerhebung und Ergebnisse
5 Bestimmung der Zielgruppenkonstruktion
5.1 Bestimmung der sozialen Konstruktion
5.2 Bestimmung der politischen Macht
5.3 Bestimmung der Zielgruppenkonstruktion und Überprüfung anhand der inhaltlichen Kategorie der Z-Achse
5.4 Überprüfung der Annahmen
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abstract
Deutsch:
Diese Arbeit setzt sich mit dem zur Zeit medial sehr präsenten Phänomen der arabisch- /türkeistämmigen Großfamilienclans, in der Öffentlichkeit überwiegend unter den Schlagwörtern „Clans“ oder „Großfamilien“ bekannt, auseinander. Die Zielgruppenkonstruktion dieser Bevölkerungsgruppe in den deutschen Leitmedien wird nach der Theorie zur Konstruktion von Zielgruppen der amerikanischen Politikwissenschaftlerinnen Helene Ingram und Anne Schneider bestimmt. Darüber hinaus werden Policies im Kontext der untersuchten Bevölkerungsgruppe analysiert und im Hinblick der Theorie betrachtet. Für diese Untersuchung wurden aus insgesamt 1142 in zwei der größten deutschen Tageszeitungen (Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung) veröffentlichten Artikeln, welche die genannten Schlagwörter beinhalten, in dem Untersuchungszeitraum vom 15.03.2019 bis zum 15.03.2020, insgesamt 166 Artikel erfasst und mithilfe einer theoriegestützten Inhaltsanalyse untersucht. Es geht heraus, dass die untersuchte Bevölkerungsgruppe über eine negative Zielgruppenkonstruktion mit wenig bis keiner politischen macht verfügt.
English:
This paper deals with the phenomenon of the Arab/Turkish extended family clans, which are currently very present in the media and are known to the public predominantly under the keywords "Clans" or "Großfamilien". The target group construction of this population group in the leading German media is determined according to the theory of target group construction of the American political scientists Helene Ingram and Anne Schneider. In addition, policies are analyzed in the context of the population group under study and considered in terms of theory. For this study, a total of 166 articles from a total of 1142 articles published in two of the largest German daily newspapers (Frankfurter Allgemeine Zeitung and Süddeutsche Zeitung), which contain the above-mentioned keywords, were recorded in the period under investigation from March 15, 2019 to March 15, 2020 and examined with the help of a theory-based content analysis. It turns out that the population group investigated has a negative target group construction with little to no political power.
Abbildungsverzeichnis
Abbildungen:
Abbildung 1: Soziale Konstruktionen und politische Macht: Typen von Zielbevölkerungen
Abbildung 2: Unterschiede in der politischen Behandlung von Zielbevölkerungen: Zuteilung von Vorteilen und Lasten
Abbildung 3: Bestimmung der Zielgruppenkonstruktion der untersuchten Bevölkerungsgruppe
Diagramme:
Diagramm 1: Im Untersuchungszeitraum erfasste Artikel
Diagramm 2: Verteilung des Datenmaterials nach Bundesländern
Diagramm 3: Verteilung des Datenmaterials nach Themen
Diagramm 4: Verteilung des Datenmaterials nach Gesamtvalenz
Diagramm 5: Verteilung des Datenmaterials nach Bildern
Diagramm 6: Verteilung des Datenmaterials nach politischer Macht
Diagramm 7: Verteilung des Datenmaterials nach Policy-Tools
Anhangsverzeichnis
Kodieranweisung
Codebuch
Datenerfassung
Abkürzungsverzeichnis
FAZ: Frankfurter Allgemeine Zeitung SZ: Süddeutsche Zeitung
LKA: Landekriminalamt
NRW: Nordrheinwestfalen
1 Einleitung
Seit der sogenannten Flüchtlingswelle, die ihren Beginn um das Jahr 2013 nahm, hat kein integrationspolitisches Thema den gesellschaftlichen und medialen Diskurs in Deutschland so sehr domminiert, wie die Geschehnisse rund um arabisch-/türkeistämmige Großfamilienclans. Spektakuläre Eigentumsdelikte, wie der Diebstahl der 100Kg schweren Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Berliner Bode-Museum (Christine Kensche, 2019), den deutschen Rechtsstaat ablehnende Parallelgesellschaften und öffentlichkeitswirksame Razzien, mit denen sich Innenminister gerne Schmücken, sind Schlagworte, die in der medialen Öffentlichkeit zur Zeit häufig im Zusammenhang mit dieser Bevölkerungsgruppe fallen. Aufgrund dieser Aktualität und Prägnanz, lohnt es sich einen genaueren Blick auf diese Thematik zuwerfen und sie im Lichte wissenschaftlicher Standards und Methoden, fernab emotionaler Debatten, zu durchleuchten.
Ein großer Teil der Berichterstattung über die Bevölkerungsgruppe der arabisch- /türkeistämmigen Großfamilienclans, hängt mit kriminellen Handlungen Angehöriger dieser Bevölkerungsgruppe zusammen. Jedoch hat auch ein wesentlicher Teil der Berichterstattung, politische Maßnahmen mit Bezug auf die Bevölkerungsgruppe der arabisch-/türkeistämmigen Großfamilienclans zum Thema. Diese Policies mit denen sich Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe konfrontiert sehen, wie die Vermögensabschöpfung oder die aktuell diskutierte Absenkung der Strafmündigkeit (Hasso Suliak 2020), sind häufig martialisch und rechtlich sowie in einem lösungsorientierten Kontext höchst zweifelhaft. Doch wie lässt sich das Zustandekommen solch unkonventioneller Maßnahmen erklären?
Zielgruppenkonstruktionen können wissenschaftliche Erklärungsansätze hierfür liefern. Sie zeigen auf, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen von der Politik eher begünstigt werden, während andere mit belastenden Policies zu kämpfen haben. Aus diesem Grund lautet die Forschungsfrage dieser Untersuchung:
Wie gestaltet sich die aktuelle Zielgruppenkonstruktion arabisch-/türkeistämmiger Großfamilienclans in Deutschland und welche Policies gehen damit einher?
Theoretische Grundlage dieser Untersuchung ist die Theorie zur Konstruktion von Zielgruppen der amerikanischen Politikwissenschaftlerinnen Helene Ingram und Anne Schneider. Diese Theorie verfolgt einen sozialkonstruktivistischen Ansatz und setzt sich mit Zielgruppenkonstruktionen von Bevölkerungsgruppen sowie den unterschiedlichen PolicyDesigns, die mit diesen einher gehen, auseinander. Da Ingram und Schneider beschreiben, dass in diesem Kontext Medienberichterstattung als möglicher Indikator zur Bestimmung von Zielgruppen dienen kann (Ingram und Schneider 1993, S. 335), basiert diese Untersuchung auf der Darstellung der untersuchten Bevölkerungsgruppe in den Leitmedien, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Süddeutsche Zeitung (SZ). Um eine Verzerrung der Ergebnisse durch die hiesige Corona-Berichterstattung zu vermeiden, jedoch die Aktualität der Untersuchung trotzdem zu wahren, beläuft sich der Untersuchungszeitraum zwischen dem 15.03.2019 und dem 15.03.2020, doch dazu mehr in Unterkapitel 3.3.
Auch wenn die Theorie von Ingram und Schneider einem US-amerikanischen Rahmen entspringt und dementsprechend ein starker Amerikabezug deutlich wird, lohnt es sich aus wissenschaftlicher Perspektive die Theorie in einem deutschen Zusammenhang anzuwenden. Dies kann Aufschluss über die Allgemeingültig dieser Theorie vermitteln.
2 Zielgruppenkonstruktionen nach Ingram und Schneider
Die Frage danach, wer von der Umsetzung bestimmter politischer Maßnahmen oder Policies profitiert und wer durch sie abgestraft wird, beschäftigt die Menschheit schon seit der späten Antike. Die Losung „Cui bono?“, erstmals 80 vor Christus bei dem römischen Redner, Staatsmann und Philosophen Marcus Tullius Cicero (Zein 2010) nachweisbar, setzt sich bereits mit der Fragestellung nach Nutznießern bestimmter Ereignisse oder Handlungen auseinander. Auch in der Politikwissenschaft ist diese Frage von großer Bedeutung und spielt eine immer zentralere Rolle. Der bekannte Politikwissenschaftler Harold Dwight Lasswell zielt in seinem Werk „Politics: Who Gets What, When, how“ (1936), auf eben diese Fragestellung ab. Auch wenn die Frage nach Gewinnern und Verlierern der Umsetzung bestimmter politischer Maßnahmen in der Politikwissenschaft interessant scheint, wird diese bei der Untersuchung politikwissenschaftlicher Phänomene oft vernachlässigt. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass viele Dimensionen im Kontext dieser Fragestellung nicht selten als angrenzende akademische Disziplinen wahrgenommen werden. Beispielsweise die Ausgestaltung von Gesetzen und Vorschriften im Bereich Rechtswissenschaften, soziale Konflikte rund um Ressourcenverteilung im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und zahlreiche andere Problemstellungen im Zusammenhang mit abweichenden akademischen Disziplinen. Mit dem Aufkommen von Public Policy, als einem wichtigen Teilgebiet der Politikwissenschaft, hat sich die Aufmerksamkeit jedoch neuen Aspekten des Politikprozesses zugewandt wie z.B. Agenda-Setting, Formulierung, Umsetzung und Konsequenzen, sowie zusätzlichen Elementen der Politikgestaltung, wie Ziele, Instrumente, Regeln und Zielgruppen (Ingram und Schneider 1993, S. 334), von denen letzteres für diese Untersuchung von besonderer Relevanz ist.
In den späten 1980er Jahren stellten die Politikwissenschaftlerinnen Helene Ingram und Anne Schneider das Konzept der sozialen Konstruktion von Zielgruppen vor. Dieses Konzept erklärt wie die politische Agenda, die Wahl politischer Maßnahmen und Legitimationsbegründungen dieser, von den Zielgruppenkonstruktionen sozialer Gruppen bestimmt und beeinflusst werden (Ingram, Schneider und deLeon 2007, S. 93). Da in dieser Arbeit ein solcher Zusammenhang für die untersuchte Bevölkerungsgruppe betrachtet wird, eignet sich hierfür diese Konzept als theoretische Grundlage.
Bei genauerer Betrachtung dieser Verknüpfungen wird das Gewicht der Theorie von Ingram und Schneider deutlich. Denn durch sie lässt sich erklären warum, unabhängig traditioneller Auffassungen von politischer Macht, manche Bevölkerungsgruppen durch bestimmte Policies begünstigt, während andere abgestraft werden. Die Konstruktion einer Zielgruppe bezieht sich auf die kulturelle Charakterisierung von Personen oder Gruppen, deren Verhalten und Wohlergehen durch die öffentliche Politik beeinflusst werden. Charakterisierungen definieren sich dadurch, dass sie normativ und bewertend sind, in dem sie Gruppen durch Symbolsprache, Metaphern und Geschichten in positiven oder negativen Begriffen darstellen. Dieses Verhältnis zur Charakterisierung sozialer Gruppen entstammt ursprünglich einem soziologischen Verständnis. Trotzdem kann diese Erkenntnis auch in der Politikwissenschaft und besonders in der Policy-Design Forschung von großem Nutzen sein, da sie ebenso Aufschluss über das Zustandekommen von Agenda-Setting, Gesetzgebungsverhalten und Politikformulierung und - gestaltung gibt, als auch Erklärungsansätzen zu Bürgerorientierung, Konzeption von Staatsbürgerschaft und Partizipationsstil liefert (Ingram und Schneider 1993, S. 334).
Es macht sich bemerkbar, dass die soziale Konstruktion von Zielbevölkerungen starken Einfluss auf öffentliche Amtsträger, Entscheidungsträger oder, wie sie von Ingram und Schneider bezeichnet werden, „policy-maker“ hat und dadurch sowohl die politische Agenda als auch die tatsächliche Gestaltung von Politik prägt. Daraus ergibt sich ein starker Druck für Policy-Maker vorteilhafte Policies für mächtige, positiv konstruierte Zielgruppen auf den Weg zu bringen und straforientierte Policies für negativ konstruierte Gruppen zu entwerfen. Dies hat zur Folge, dass soziale Konstruktionen als Botschaften innerhalb von Policies eingebettet sind, die von den Bürgern aufgenommen werden und ihre Orientierungen und Partizipationsmuster beeinflussen. Mit der Umsetzung von Policies senden Entscheidungsträger immer Botschaften an die Bevölkerung. Es kommt zwangsläufig dazu, dass unterschiedliche Zielgruppen unterschiedliche Botschaften empfangen. Policies, die sich für eine Gruppe als nachteilig oder in Bezug auf die Lösung eines Problems als unwirksam herausstellen, können möglicherweise dazu führen, dass die demokratische Partizipation dieser Gruppe, welche auf eine Veränderung ausgerichtet ist, sich verringert oder gar verschwindet. Der Grund hierfür ist, dass die jeweilige Botschaft, die mit solchen Policies übertragen wird, Rückzug und Passivität fördert. Gleichzeitig ermutigen positive Botschaften Gruppen dazu, Policies, die möglicherweise Schaden für sie bürgen, durch verschiedene Wege der demokratischen Beteiligung zu bekämpfen. Solche Botschaften werden auf der einen Seite unter anderem durch Belastungen, Strafen und Sanktionen erkennbar, während sie sich auf der anderen Seite in Form von Vorteilen, Leistungen oder Subventionen manifestieren. Wie Policies verteilt werden, hängt stark davon ab, welche Zielgruppenkonstruktion Policy-Maker einer gewissen Gruppe zuschreiben (Ingram, Schneider und deLeon 2007, S. 94). Somit trägt das Konzept von Ingram und Schneider ein stückweit dazu bei, zu erklären, weshalb politische Entscheidungen für bestimmte Gruppen positive und produktive Ergebnisse liefern, während für andere Gruppen der gegenteilige Fall festzustellen ist. Im Folgenden werden die für diese Untersuchung bedeutsamen Bestandteile der Theorie detailliert ausgeführt.
2.1 Konzeptionalisierung von Zielgruppen
Zielgruppenkonstruktionen sind ein Konzept aus dem politikwissenschaftlichen Teilbereich der Politikgestaltung. Dieser hat die Annahme zum Kern, dass Policies zielgerichtet sind und versuchen, Ziele zu erreichen, in dem angestrebt wird das Verhalten der Bevölkerung zu verändert. Policies legen zu lösende Probleme oder zu erreichende Ziele fest und identifiziert die Bürger, deren Verhalten mit der Erreichung der gewünschten Ziele verbunden ist. Eine Verhaltensänderung wird ermöglicht, indem Bürger in die Lage versetzt oder gezwungen werden, Dinge zu tun, die sie sonst nicht getan hätten. Durch die Festlegung von Auswahlkriterien, werden Grenzen zwischen den Zielpopulationen gezogen. Es entstehen Gruppen, welche über ein wertorientiertes kulturelles Image verfügen können aber nicht müssen. Dies hat zur Folge, dass Gruppen eine soziale Konstruktion innehaben oder auch nicht. Die soziale Konstruktion einer Zielpopulation bezieht sich zum einen auf die Anerkennung des gemeinsamen Merkmals, welches eine Zielpopulation als sozial bedeutsam auszeichnet und zum anderen auf die Zuweisung spezifischer, valenzorientierter Werte, Symbole und Bilder mit Bezug auf diese Merkmale. Sozialkonstruktionen sind Stereotypen über bestimmte Personengruppen, die durch Politik, Kultur, Sozialisation, Geschichte, Medien, Literatur, Religion etc. geschaffen wurden. Zu den positiven Konstruktionen gehören Bilder wie „verdienstvoll“, „intelligent“, „ehrlich“, „gemeinwohlorientiert“ und ähnliche. Negative Konstruktionen umfassen Bilder wie „unverdient“, „dumm“, „unehrlich“ und „egoistisch“. Es gibt eine Vielzahl von bewertenden Dimensionen, sowohl positive als auch negative, die zur Darstellung von Gruppen verwendet werden können (Ingram und Schneider 1993, S. 335; eigene Übersetzung).
Soziale Konstruktionen sind oft widersprüchlich und umstritten. Eine Policy, die sich an Personen richtet, deren Einkommen sich unterhalb der offiziellen Armutsgrenze bewegt, identifiziert eine bestimmte Gruppe von Personen. Eine mögliche soziale Konstruktion könnte sie als benachteiligte Menschen darstellen, welche unverschuldet in ihre Situation geraten sind, während gleichzeitig eine andere sie als faule Personen, die auf Kosten der harten Arbeit anderer Menschen leben, identifizieren kann. Jedoch haben nicht alle Zielbevölkerungen eine klar definierte soziale Konstruktion. Beispielsweise werden Autofahrer von der Verkehrspolitik als Zielbevölkerung identifiziert, jedoch verfügte diese Gruppe zu dem Zeitpunkt, an dem Ingram und Schneider ihr Konzept veröffentlichten, über keine besondere soziale Konstruktion (Ingram und Schneider 1993, S. 335). Policies, die sich an betrunkene oder jugendliche Fahrer richten, definieren jedoch eine Untergruppe, die eine negative Valenz trägt. Ingram und Schneider verwenden das Beispiel des Autofahrers im Rahmen der Verkehrspolitik, um zu 12
veranschaulichen, wie eine Gruppe als Zielgruppe ohne besondere Konstruktion identifiziert werden kann. Auch wenn in Zeiten zunehmender Umweltbelastung durch CO2, Stickoxide und Feinstaub, dieses Beispiel wohl nicht mehr seine volle Veranschaulichungskraft entfalten kann, ist es mit Bezug auf den Veröffentlichungszeitpunkt (1993) sehr treffend.
Die tatsächlichen sozialen Konstruktionen der Zielgruppen sowie die Frage, wie weit diese Konstruktionen verbreitet sind, ergeben sich aus der empirischen Analyse. Soziale Konstruktionen von Zielgruppen sind messbare, empirische Phänomene. Daten können durch die Aufarbeitung von Texten generiert werden, wie beispielsweise Gesetzgebungsgeschichte, Statuten, Richtlinien, Reden, Medienberichterstattung sowie der Analyse der darin enthaltenen Symbole. Soziale Konstruktionen können auch durch Interviews oder Befragungen von politischen Entscheidungsträgern, Medienvertretern, Mitgliedern der breiten Öffentlichkeit und Personen innerhalb der Zielgruppe selbst ermittelt werden (Ingram und Schneider 1993, S. 335).
Doch warum wirken sich Zielgruppenkonstruktionen auf tatsächliche und von der Zielgruppe wahrnehmbare Policies aus? Dazu ist es wichtig das Verhalten gewählter Amtsträger oder Policy-Maker zu verstehen. Zwei der wichtigsten Ziele öffentlicher Amtsträger, welche zugleich ihr Verhalten erklären, sind zum einen die Ausarbeitung einer öffentlichen Politik, die ihre Wiederwahl unterstützt und zum anderen die Wirksamkeit dieser allgemein anerkannte öffentliche Probleme anzugehen (Arnold 1990; Kelman 1987; Kingdon 1984 zitiert nach Ingram und Schneider 1993, S. 335). Für beide Überlegungen sind soziale Konstruktionen relevant. Sie werden Teil des Wiederwahlkalküls, wenn gewählte Policy-Maker die Resonanz der Zielbevölkerung selbst, auf die entsprechende Policy und auch die anderer, in ihre Entscheidungen einpreisen. Die Wahlauswirkung eines Politikvorschlags hängt also zum Teil von der Macht der Zielbevölkerung selbst ab, aber auch davon, inwieweit andere die Ausrichtung der Policy auf ein bestimmtes Ziel gutheißen oder ablehnen. Ingram und Schneider nennen als mögliche Indikatoren für die politische Macht einer Zielgruppe das Wählerpotential, die Ressourcen und Neigung der Gruppe, sich für ein Interesse zu mobilisieren (Ingram und Schneider 1993, S. 345).
Diese Konvergenz von Macht- und Sozialkonstruktionen schafft vier Arten von Zielgruppen, wie in Abbildung 1 dargestellt. Gruppen, die sich den „Advantaged“ zuordnen lassen, werden sowohl als mächtig als auch positiv konstruiert wahrgenommen. Beispiele hierfür sind in Deutschland Rentner oder der Mittelstand. „Contenders“, wie Reiche oder bestimmte Großkonzerne (Waffenindustrie oder Banken), werden als mächtig, aber negativ konstruiert betrachtet. Zu den „Dependents“ können Kinder oder alleinerziehende Mütter zählen. Sie werden als politisch schwach betrachtet, sind aber im Allgemeinen positiv konstruiert.
„Deviants“, wie z.B. Kriminelle, befinden sich in der schwierigsten Situation, da sie sowohl schwach als auch negativ konstruiert sind (Ingram, Schneider und deLeon 2007, S. 100-101).
In Demokratien ist es für gewählte Policy-Maker von Nutzen Entscheidungen zu treffen, die sowohl mächtig als auch positiv konstruierten Gruppen von Vorteil sind, da nicht nur die Gruppe selbst zustimmend reagiert, sondern auch andere es gutheißen, wenn vorteilhafte Policies Personen zugutekommen, die sie „verdienen“.
Abbildung 1: Soziale Konstruktionen und politische Macht: Typen von Zielbevölkerungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Ingram und Schneider 1993, S. 335
In ähnlicher Weise verhängen Entscheidungsträger Strafen für negativ konstruierte Gruppen, die wenig oder gar keine Macht haben, da sie zum einen durch die Gruppe selbst keine Wahlvergeltung zu befürchten haben und zum anderen die Öffentlichkeit die Bestrafung von negativ konstruierten Gruppen gutheißt (Ingram und Schneider 1993, S. 336; eigene Übersetzung). Abbildung 1 zeigt weitere Beispiele dafür, wie ein hypothetisch gewählter Entscheidungsträger eine Vielzahl von Zielgruppen innerhalb dieser Dimensionen aufstellen könnte. Jedoch bezieht sich die Aufstellung in Abbildung 1 auf die US-Amerikanische Bevölkerung. Einige der dort gelisteten Gruppen wie „Flag burners“ sind in Deutschland entweder nicht existent oder, wie beispielsweise „Minorities“, verfügen über eine gänzlich andere Konstruktion.
Policy-Maker reagieren nicht nur sensibel auf Macht und soziale Konstruktion, sondern auch auf den Druck der Öffentlichkeit und von Experten, eine wirksame öffentliche Politik zu betreiben (Arnold 1990; Kelman 1987; Quade 1982 zitiert nach Ingram und Schneider 1993, S. 336). Demzufolge muss die politische Position gegenüber der Wählerschaft erklärt werden und es bedarf einer Rechtfertigung, die eine Vision des öffentlichen Interesses artikuliert. Hierfür muss ein logischer Konnex zwischen der vorgeschlagene Policy und weit verbreiteten öffentlichen Werten bestehen oder zumindest aufgezeigt werden (Arnold 1990; Habermas 1975; Offe 1985 zitiert nach Ingram und Schneider 1993, S. 336). Es muss eine glaubwürdige Kausallogik bestehen, die die verschiedenen Aspekte der Politikgestaltung mit den gewünschten Ergebnissen verbindet.
Gewählte Amtsträger müssen auf den logischen Zusammenhang zwischen Zielgruppen und Zielen, die erreicht werden sollen, achten. Dadurch gewinnen soziale Konstruktionen in Anbetracht der Wirksamkeit von Policies immens an Bedeutung. Möglicherweise werden einige Ziele mehr betont als andere, weil die Zielgruppen, die begünstigt oder belastet werden sollen, in einer nachvollziehbaren Relation zu den Zielen stehen. Auf der anderen Seite sind gewählte Amtsträger in der Lage für fast jedes Problem, das sie lösen wollen, mehrere unterschiedliche politische Logiken zu konstruieren.
2.2 Policy-Designs und politische Rationalitäten
Ein dynamisches Zusammenspiel von Macht- und Sozialkonstruktionen, hat für die verschiedenen Arten von Zielgruppe ein ausgeprägtes Muster in der Verteilung von Nutzen und Lasten zur Folge (Abbildung 2). In diesem Unterkapitel wird auf die Architektur, dieser mit Nutzen oder Lasten einhergehenden, Policies sowie den hintergründigen Legitimationsbegründungen eingegangen.
2.2.1 Policy-Designs
Die Vorderseite des Kastens zeigt, wie Leistungen verteilt werden, wohingegen die Rückseite die Verteilung der Lasten darstellt. Es ist zu erwarten, dass Vorteile für Advantaged überproportional oft vertreten sind, während Dependents und Deviants verhältnismäßig zu wenig vorteilhafte Policies erhalten. Die Vorteile, die die Gruppe der Advantaged erhält, sind so übermäßig, dass sich mit Bezug auf Wirksamkeit der Umsetzung oder Repräsentativität der Gruppe rechtfertigen lassen. Belastungen hingegen sind bei der Gruppe der Deviants besonders oft vorzufinden, während sie bei den Advantaged unterdurchschnittlich oft vertreten sind. Damit Entscheidungsträger ihre Ambitionen hinsichtlich ihrer Wiederwahl und der Entwicklung einer wirksamen, öffentlichkeitsorientierten Politik verwirklichen können, müssen sie nicht nur Macht- und Sozialkonstruktionen der Zielgruppen berücksichtigen, sondern auch die logische Verbindung der potenziellen Zielgruppen mit den Zielen. Meistens versuchen Entscheidungsträger diese drei Faktoren miteinander in Einklang zu bringen. Es ist wichtig zu beachten, dass eine Kongruenz nur in zwei Segmenten des in Abbildung 2 dargestellten politischen Koordinatensystems gegeben ist. Ersteres besteht darin, mächtigen,
Abbildung 2: Unterschiede in der politischen Behandlung von Zielbevölkerungen: Zuteilung von Vorteilen und Lasten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Ingram und Schneider 1993, S. 335
positiv konstruierten Gruppen, die in Folge einer Kausallogik mit einem wichtigen öffentlichen Zweck verbunden sind, vorteilhafte Policies zu bieten. Der zweite Bereich der Kongruenz befindet sich auf der Rückseite des Kastens, welcher sich in Form von Bestrafungsstrategien für negativ konstruierte, machtlose Gruppen, die in Folge einer Kausallogik mit einem breiteren öffentlichen Zweck verbunden sind, ausdrückt. Alle anderen Bereiche erzeugen Formen von Nicht-Kongruenz.
Mächtige Teile der Bevölkerung, denen eine relativ einvernehmliche positive soziale Konstruktionen zugutekommt, verfügen über einen beträchtlichen Einfluss und haben es somit einfacher, ihre Themen auf die Tagesordnung der Gesetzgebung zu setzen. Zudem kommen sie in den Genuss von sehr vorteilhaften Policies. Die Zielgruppe der Advantaged verfügt über Ressourcen und Fähigkeiten ihre eigenen Konstruktionen zu gestalten und Angriffe, die sie versuchen negativ darzustellen, abzuwehren. Daraus resultiert für gewählte Amtsträger, dass die am leichtesten zu bewältigenden Probleme diejenigen sind, die dadurch zu lösen sind, indem Bevölkerungsgruppen, die den Advantaged angehören, zu Empfänger von vorteilhaften Policies gemacht werden. Diese Gruppen erhalten jedoch nutzbringende Policies, selbst wenn die Kausalzusammenhänge zu einem vorgeblich gemeinsamen oder öffentlichen Zweck nicht glaubwürdig sind oder gänzlich fehlen. Die begünstigten Gruppen werden oft als unmittelbare Ziele erster Ordnung ausgewählt, selbst wenn andere Ziele logischer oder effizienter wären. Beispielsweise werden Subventionen von Regierungen an große Unternehmen zu dem vorgeblichen Zweck gewährt, die Zahl der Arbeitsplätze in der Gemeinschaft zu erhöhen, obwohl solche Gelder möglicherweise mehr Arbeitsplätze geschaffen hätten, wenn sie an öffentliche Einrichtungen mit niedrigeren Managementgehältern und Gemeinkosten gingen. Die Attraktivität von Policies, die sich an machtlose Zielgruppen mit einer negativen Konstruktion (den Deviants) richtet, ist überraschend ähnlich, außer dass sie sich in entgegengesetzter Richtung ausdrückt. Bevölkerungsgruppen, welche eher in die Zielgruppe der Deviants anzusiedeln sind, werden wesentlich öfter bestraft und verfügen kaum über Einfluss auf die Agenda oder Entwürfe. Diese nachteiligen Policies stehen meist ganz oben auf der Tagesordnung der Legislative, insbesondere während Wahlkampagnen. Negativ konstruierte, machtlose Gruppen sind in der Regel unmittelbare Ziele von Bestrafungspolitik. Es sticht heraus, dass das Ausmaß der Belastungen stärker als zur Erzielung wirksamer Ergebnisse erforderlich ist. Negative soziale Konstruktionen machen es wahrscheinlich, dass diese Gruppen oft Belastungen erhalten, auch wenn es aus der Perspektive der Wirksamkeit unlogisch ist. Die höchst vorhersehbare Popularität harter Strafrechtsgesetze, auf die die betroffene Zielgruppe selbst keinen Einfluss hat, sind ein anschauliches Beispiel für die politische Attraktivität von Strafen, die sich gegen machtlose, negativ eingestellte Gruppen richten. Ingram und Schneider führen hierfür das Beispiel des amerikanischen Bundeskriminalgesetz von 1991 an (Ingram und Schneider 1993, S. 338).
Der Fall der mächtigen, aber negativ betrachteten Gruppen (Contenders) wirft zahlreiche Probleme auf. Policy-Maker bevorzugen es Vorteile zu gewähren, welche jedoch nur von den Mitgliedern der Zielgruppen wahrgenommen werden und vor allen anderen weitgehend verborgen bleiben. Es werden Policies präferiert, von denen Öffentlichkeit und Medien glauben, dass sie mächtigen, negativen Gruppen Lasten aufbürden, die aber in Wirklichkeit nur wenige bis keine negativen Auswirkungen haben. Contenders haben ausreichend Einfluss, um die Auferlegung von Lasten abzuschwächen, aber nicht genug, um in Bezug auf sichtbare Vorteile viel zu erwirken. Statuten, die sich an diese umstrittenen Gruppen richten, sind komplex und vage. Es ist schwierig aus dem Statut zu erkennen, wen eine Policy begünstigt oder behindert, da bei der Umsetzung Diskretion gewahrt und Verantwortung häufig an nachrangige Stellen und Behörden weitergegeben wird. Der Kontext spielt hierbei eine besonders wichtige Rolle. Dies bedeutet, dass Merkmale von Policies, welche für diese Zielgruppe bestimmt sind, vom Ausmaß der Aufmerksamkeit der Medien und Öffentlichkeit sowie von Unterschieden in der Organisationsfähigkeit und Aktivität der Zielgruppe abhängen. In Zeiten geringer öffentlicher Aufmerksamkeit und hoher Gruppenaktivität sind Policies mit Bezug auf diese Zielgruppe tendenziell vorteilhaft, auch wenn sie sich durch relativ wenig Sichtbarkeit auszeichnen. Nimmt allerdings die öffentliche Aufmerksamkeit zu, wie es wahrscheinlich der Fall ist, wenn eine unbeliebte Gruppe sich zusammenschließt und aktiv ist, verlagern sich die Policies stärker auf die belastende Seite (Ingram und Schneider 1993, S. 338). Für die Zielgruppe der Dependents, denen beispielsweise Kinder oder Mütter angehören, versuchen Policy-Maker den Anschein zu erwecken, ihren Interessen zu entsprechen, jedoch macht es der Mangel an politischer Macht, der von dieser Gruppe ausgeht, schwierig, Ressourcen auf sie zu verteilen. Eine symbolische Politik erlaubt es gewählten Entscheidungsträgern große Besorgnis zu zeigen, befreit sie aber von der Notwendigkeit, Ressourcen zuzuweisen. Policies in diesem Bereich werden in der Regel unteren Regierungsebenen oder dem privaten Sektor überlassen. Außerdem verfügt diese Zielgruppenkonstruktion über wenig Einfluss auf die Gestaltung der für sie bestimmten Policies. In den Vereinigten Staaten haben Frauen und Kinder diese Kategorie dominiert, wobei Frauen sich mehr in Richtung einer Machtposition bewegen, da sie sich immer besser organisieren und im Wirtschaftssektor aktiver geworden sind. Feministische Autorinnen betrachten die künstliche Trennung von öffentlichen und privaten Sphären als eines der Schlüsselprobleme, mit denen Frauen in fortgeschrittenen industriellen Demokratien konfrontiert sind (Jagger 1983 zitiert nach Ingram und Schneider 1993, S. 338).
Eine andere Art der Nichtkongruenz tritt auf, wenn Gesetzgeber versuchen, mächtigen, populären Gruppen Vorschriften oder Kosten aufzuerlegen. Auch diese Situationen sind wenig subskribiert und höchst umstritten. So ist es z.B. schwierig, belastende Regelungen für positiv konstruierte Unternehmen durchzusetzen, weil sich die betroffene Zielgruppe der Policy energisch widersetzt und versucht darzulegen, dass die Wirkungskette wahrscheinlich ohnehin nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Eine andere Kausallogik, die häufig von dieser Zielgruppe verfolgt wird ist, dass Regelungen für andere Zielgruppen eine größere Wirkung, in Bezug auf das zu lösende Problem, entfalten könnte. In ähnlicher Weise ist es für gewählte Führungspersönlichkeiten schwierig, machtlosen und negativ betrachteten Gruppen vorteilhafte Policies zu bieten (z.B. Rehabilitierungsprogramme für Kriminelle), obwohl diese wirksamer sein können als jene, die eine Bestrafung mit sich bringen. Die Wahlkosten für solche Policies sind beträchtlich, da Amtsträger das Kalkül einbeziehen müssen, als "weich in der Verbrechensbekämpfung" bezichtigt zu werden. Ein großer Teil der Begünstigungen, die für und durch machtlose, negativ konstruierte Zielgruppen erreicht werden konnten, konnten nur durch Gerichtsverfahren und -mandate zur Sicherung ihrer Rechte erstritten werden.
2.2.2 Politische Rationalitäten
Rationalitäten sind äußerst bedeutsame Aspekte der Politikgestaltung, denn sie dienen der Legitimierung sowohl politischer Ziele als auch der Wahl von Zielgruppen und politischer Instrumente. Wie Habermas und Offe feststellen, befinden sich moderne Regierungen in einer Legitimationskrise und müssen erklären, warum Demokratien, Reichtum und Macht in den Händen einiger weniger statt vieler konzentrieren (Habermas 1975; Offe 1985 zitiert nach Ingram und Schneider 1993, S. 339). Regierungen versuchen diese Krise durch Legitimationsrationalitäten zu lösen, die erklären sollen, wie politische Maßnahmen eher gemeinsamen als spezifischen Interessen dienen. Diese Begründungen rechtfertigen die Agenda, politische Ziele, Auswahl der Zielgruppen und gewählte Instrumente. Die Arten der Begründungen unterscheiden sich je nach sozialer Konstruktion der Zielbevölkerung und können entweder zur Aufrechterhaltung oder für die Veränderung bestimmter sozialer Konstruktionen verwendet werden.
Für mächtige, positiv wahrgenommene Gruppen betonen Rationalitäten in der Regel den instrumentellen Zusammenhang zwischen einer Gruppe und der Erfüllung wichtiger öffentlicher Ziele. Wichtige öffentliche Ziele können beispielsweise nationale Sicherheit oder wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sein. Gerechtigkeitsorientierte Rationalitäten (z.B. Gleichheit, Gerechtigkeit und Rechte) sind bei der Umsetzung von Policies, welche die Advantaged betreffen, seltener vertreten. Für die Auswahl von Instrumenten, die für diese Zielgruppe bestimmt sind, wird eher Effizienz als Mittel zur Erreichung instrumenteller Ziele hervorgehoben. Ingram und Schneider veranschaulichen dies anhand des Beispiels der föderalen Wissenschafts- und Technologiepolitik der USA, welche jährlich, aus Gründen der nationalen Verteidigung und/oder der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, mehr als 75 Milliarden Dollar an große Unternehmen und Universitäten ausschüttet. Die Förderung der ausgewählten Gruppen wird als ein effizienter Mechanismus dargestellt, den technologischen Vorsprung der Vereinigten Staaten gegenüber anderen Ländern aufrechtzuerhalten.
Für Zielgruppen, die zwar mächtig aber negativ konstruiert sind, hängen Legitimationsbegründungen stark davon ab, ob der Gruppe Vorteile oder Belastungen zukommen. Kommt es zu Belastungen für diese Zielgruppe, wird zugleich durch die öffentliche Rationalität das Ausmaß der Belastung überbewertet. Während auf der anderen Seite durch vertrauliche Kommunikation versucht wird, gegenüber der Zielgruppe, den Eindruck zu erwecken, dass die Belastung nicht übermäßig groß sei oder nur geringe Auswirkungen habe. Außerdem kann innerhalb dieser Kommunikation der Ansatz verfolgt werden, dass diese Art der Policy ohne hin unvermeidlich gewesen wäre, sobald die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihre privilegierte, mächtige Position gelenkt worden wäre. Im Gegensatz dazu wird, wenn Gruppen, die den Contenders angehören, Vorteile erhalten, versucht eine Rationalität zu transportieren, die die Größenordnung der Begünstigung unterbewertet. Dies geschieht oft dadurch, indem Vorteile als Verfahren getarnt werden, die der Gruppe einen privilegierten Zugang zu Organisationen oder Regierungsstellen auf niedrigerer Ebene ermöglichen. Dies hat den Nutzen, dass gewählte Amtsträger dadurch häufig nicht für Begünstigungen der Gruppe zur Rechenschaft gezogen werden. Ein naheliegendes Beispiel, das dieses Phänomen veranschaulicht, ist die ausgeprägte Interessenvertretungskultur in Richtung der Europäischen Union. Mangelnde Öffentlichkeit und Transparenz ermöglichen erst eine solche Entwicklung (Riss 2007, S. 123-126). Wenn die Vorteile offensichtlich sind und glaubwürdig mit instrumentellen Zielen in Verbindung gebracht werden können, wird eine Rationalität vermittelt, die versucht zu erklären, dass es nicht möglich sei, das gewünschte Ziel zu erreichen, ohne auch die begünstigte Gruppe zu unterstützen.
Die Bereitstellung nutzbringender Policies für machtlose Gruppen scheint mehr auf gerechtigkeitsorientierte Legitimationen als auf instrumentellen zu basieren. Die Interessen von Bevölkerungsgruppen, die den Dependents zugehörig sind, werden nur selten in Verbindung mit wichtigen öffentlichen Zielen gebracht. Die Assoziation von gerechtigkeitsorientierten Rationalitäten mit diesen Bevölkerungsgruppen scheint selbst dann zu gelten, wenn eine eindeutige Verbindung zwischen der Policy und öffentlichen Zielen, wie wirtschaftlicher Entwicklung geschaffen werden kann. Ingram und Schneider führen hierfür das Bildungswesen der Vereinigten Staaten als Beispiel an. Trotz wissenschaftlicher Evidenz, die den Zusammenhang von Bildung und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit nahe legt, neigten die politischen Führer der USA in den 1980er Jahren dazu dies zu ignorieren. Öffentliche Bildung wurde unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit gerechtfertigt, welches ein Grundprinzip politischer Rationalität ist, das gegenwärtig nicht den gleichen Stellenwert wie instrumentelle Rationalitäten genießt. Die Besonderheit, dass gewählte Amtsträger keine instrumentellen Rechtfertigungen für Policies verwenden wollen, die weniger mächtigen Menschen zugutekommen, selbst wenn es völlig logisch wäre, ließe sich damit erklären, dass dadurch größere Ausgaben für solche Gruppen vermieden werden.
Vorteile, die negativ betrachteten, machtlosen Gruppen, wie z.B. Kriminellen, gewährt werden, werden häufig als unvermeidlich dargestellt. Rationalitäten hierfür könnten beispielsweise Verfassungsprinzipien bieten. Mitunter wird jedoch auch behauptet, dass eine nutzbringende Policy (z.B. die Rehabilitierung von Kriminellen) ein wirksamer Mechanismus, zur Erreichung der öffentlichen Sicherheit sei. Diese Begründung ist jedoch nur schwer aufrechtzuerhalten, da 20 die Öffentlichkeit häufig die Meinung vertritt, dass Angehörige dieser Gruppe es verdienten bestraft zu werden und beispielsweise Rehabilitationsmaßnahmen keineswegs zur Verringerung der Kriminalität beitrügen (Ingram und Schneider 1993, S. 340).
2.3 Kritik und Forschungsstand
Die Theorie von Ingram und Schneider legt ihr Hauptaugenmerk auf einen relativ neuen Bereich der Politikwissenschaft. Nichtsdestotrotz erfreut sich das Konzept der Zielgruppenkonstruktionen innerhalb der wissenschaftlichen Community an großer Popularität. Dieses Renommee geht jedoch nicht ohne Kritik einher.
Der amerikanische Politikwissenschaftler Paul A. Sabatier bemängelt unter anderem, dass konstruktivistische Theorien als „nicht falsifizierbar“ gelten (Sabatier 1999, eigene Übersetzung). Diese Kritik richtet sich nicht nur an die theoretische Grundlage dieser Untersuchung, sondern bezieht sich auf alle Theorien, die einen sozialkonstruktivistischen Ansatz verfolgen. In Anbetracht der Theorie von Ingram und Schneider fällt es jedoch schwer diese Kritik nachzuvollziehen, da zahlreiche quantitative und empirische Analysen die Theorie der sozialen Konstruktion verwenden. Dieser Nachweis, der weit verbreiteten Anwendung empirischer und quantitativer Methoden, hat es der Theorie erleichtert, sich der Kritik Sabatiers, welche eine nicht-Falsifizierbarkeit unterstellt, entgegenzusetzen.
Es fällt auf, dass der USA Bezug der Theorie recht stark ist. Die meisten von Ingram und Schneider angeführten Beispiele, wie Wirtschafts- und Migrationspolitik, stehen in einem rein US-Amerikanischen Kontext. Dies wirft die Frage auf, inwiefern sich eine Theorie, mit einem solch stark auf die Vereinigten Staaten verlagertem Schwerpunkt für eine Untersuchung, die sich auf eine deutsche Zielgruppe bezieht, eignet. Hierbei ist es wichtig hervorzuheben, dass die Theorie der Zielgruppenkonstruktion als solches für demokratische Systeme konzipiert ist. Selbstverständlich spielt, aufgrund der Herkunft der Autorinnen, die USA eine zentrale Rolle. Es wird sich jedoch im Zuge dieser Untersuchung unter anderem herausstellen, ob sich dieses Konzept für Analysen von Zielgruppen in Deutschland bewährt.
Andere Kritiker werfen dem Ansatz eine mangelnde Einbeziehung von Institutionen (Liebermann 1995) oder das Fehlen eines klaren kausalen Treibers, der die Konstruktion von Zielpopulationen steuert (deLeon 2005), vor. Diese Kritikpunkte wirken sich jedoch nicht, mit Hinblick auf das Erkenntnisinteresse, auf wesentliche Aspekte dieser Untersuchung aus und sind aus diesem Grund zu vernachlässigen.
Im Gegenteil zeigen vielzählige Arbeiten, die sich mit der Analyse sozialer Gruppen auseinandersetzen, besonders jene die sich mit migrations- und integrationspolitischen Zusammenhänge befassen, wie beispielsweise die Vergleichende Studie Newtons zu Immigrationspolitik der USA (2005) oder die Untersuchung diAltos, welche die japanische Diaspora in den Vereinigten Staaten zum Gegenstand (2005) hat, dass sich der Ansatz von Ingram und Schneider bereits oftmals bewährt hat und zu äußerst fruchtbaren Ergebnissen führen kann (Ingram, Schneider und deLeon 2007, S. 114-117). Herkömmliche politikwissenschaftliche Hypothesen über Merkmale, die den Einfluss von Gruppen bei der Festlegung politischer Agenden und der Lenkung politischer Inhalte bestimmen, werden deutlich robuster, wenn sie durch Bewertungen sozialer Konstruktionen ergänzt werden (Ingram und Schneider 1993, S. 346). In Zeiten einer zunehmend atomisierten und individualisierten Gesellschaft, bleibt es trotzdem fragwürdig, ob hierbei eine Einteilung in Gruppen und Blöcken sinnvoll erscheint.
Zugleich Segen und Fluch ist jedoch die umfassende Tiefe, die diese Theorie mit sich bringt. Einige Faktoren und Aspekte im Kontext von Zielgruppen werden nicht Einzug in die Untersuchung finden können, da sie für das Erkenntnissinteresse wenig relevant sind sowie den Rahmen der Arbeit bei weitem sprengen würden. Aus diesem Grund werden einige Bestandteile der Theorie, wie beispielsweise durch Policies transportierte Botschaften oder Partizipationsmuster der Zielgruppen, vernachlässigt werden müssen. Die theoretische Grundlage leistet trotz dessen einen bedeutsamen Beitrag für diese Untersuchung. Da sie sich mit der Analyse sozialer Gruppen auseinandersetzt, eignet sich die Theorie der Zielgruppenkonstruktionen besonders für diese Arbeit. Eins der wesentlichen Ziele dieser Untersuchung ist es, eine soziale Konstruktion zu identifizieren. Durch die Beschreibung der verschiedenen politischen Instrumente, die für bestimmte Zielgruppen vorgesehen sind, bietet sich ein weiterer großer Vorteil. Dieser besteht darin, dass durch den Abgleich, der für die untersuchte Bevölkerungsgruppe erfolgten politischen Maßnahmen mit denen von Ingram und Schneider beschriebenen, Rückschlüsse über die Validität der Untersuchung gezogen werden können und somit die Untersuchung mit Bezug auf die theoretische Grundlage ein kohärentes und in sich geschlossenes Gesamtbild darstellen kann. Des Weiteren schildern Ingram und Schneider, dass durch historische und textuelle Analysen Zielgruppenkonstruktionen messbar gemacht werden können (Ingram und Schneider 1993, S. 346). Diese Gegebenheit führt zu einem harmonischen Zusammenspiel der Theorie mit der Datengrundlage auf die in Unterkapitel 3.3 eingegangen wird.
2.4 Begriffstheoretische Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes
Die Bestimmung von arabisch/-türkeistämmige Großfamilienclans als Untersuchungsgegenstand gestaltet sich, aufgrund der verhältnismäßig untypischen Ansiedlungsgeschichte der Gruppe, als recht komplex. Um eine zielgerichtete Trennschärfe der
Analyse zu gewährleisten, dient dieses Unterkapitel der genauen theoretischen Begriffsdefinition des Untersuchungsgegenstandes. Bevölkerungstypische Besonderheiten der untersuchten Bevölkerungsgruppe werden in Unterkapitel 3.4 näher betrachtet.
Eine allgemeingültige Definition für arabisch/-türkeistämmige Großfamilienclans existiert nicht und selbst in der Wissenschaft herrscht Uneinigkeit über die genaue Begriffsbestimmung (LKA NRW 2019, S. 7). Zudem bestehen verschiedene Ansätze zum Ursprung dieser Bevölkerungsgruppe. Einer dieser Ansätze betrachtet beispielsweise die Bevölkerungsgruppe der arabisch/-türkeistämmigen Großfamilienclans als Kurden (Ghabdan 2000, S. 87), während sie in dem Buch „Ethnic Groups in the Republic of Turkey” als Araber angeführt werden (Andrwes und Benninghaus 1989, S. 150 zitiert nach Ghabdan 2000, S. 87). Für diese Arbeit wurde bewusst der Begriff arabisch/-türkeistämmige Großfamilienclans ausgewählt, da er zum einen mit der Begrifflichkeit „arabisch“ die arabische Abstammung und somit auch die Ethnie der untersuchten Bevölkerungsgruppe einbezieht, als auch mit der Begrifflichkeit „türkeistämmig“ das ursprüngliche geographische Gebiet, aus dem die untersuchte Bevölkerungsgruppe unter anderem stammt, identifiziert. Die Zuordnung einer kurdischen Abstammung wird mit diesem definitorischen Ansatz bewusst und explizit ausgeschlossen, da signifikante Unterschiede in Sprache, Kultur und Konfession bestehen.
Der geographische Ursprung der untersuchten Bevölkerungsgruppe liegt überwiegend in palästinensischen Gebieten und in Südost-Anatolien. Ein für diese Arbeit relevanter Anteil der untersuchten Bevölkerungsgruppe, aus den Gebieten Südost-Anatoliens, sind die sogenannten „Mhallami-Kurden“. Sie stammen ursprünglich aus der Südosttürkei. Aus diesem Grund werden sie oft auch, nach dem Gebiet aus dem sie stammen, als Mardelli bezeichnet (arabisch für „aus Mardin“). Aus den dortigen 40-50 Dörfern migrierte ein Teil in den Libanon und bildete dort die Bevölkerungsgruppe der sogenannten libanesischen Mhallami-Kurden. Die Bezeichnung der Mhallami als Kurden ist, wie bereits erwähnt, umstritten. Da diese Bevölkerungsgruppe den arabischen Dialekt Mhallami spricht (daher auch die Bezeichnung Mhallami-Kurden) und keinen kurdischen Dialekt, wie beispielsweise Zaza oder Kirmanci, werden diese von türkischen und syrischen Kurden, angesichts ihrer sprachlichen Abweichungen, nicht als Kurden gesehen. Die Kennzeichnung als Kurden entspringt aus Beirut, wo diese Bevölkerungsgruppe wegen ihrer geographischen Herkunft, aus der Südosttürkei und auch aus politischen Gründen, als kurdisch bezeichnet wird (Ghabdan 2000, S. 87-88).
Aufgrund von Armut migrierten große Teile der untersuchten Bevölkerungsgruppe aus den ursprünglichen Heimatgebieten in den Libanon. Vor allem in den 1940er Jahren zog es sie nach Beirut und Umgebung. Dort erhielten sie meist weder die libanesische Staatsangehörigkeit, noch Sozialleistungen. Sie lebten in Ghettos, verfügten jedoch über eine Arbeitserlaubnis (Ghabdan 2000, S. 88-89). Im Zuge des libanesischen Bürgerkriegs flohen zwischen 1975 und 1990 viele dieser Familien nach Deutschland, Schweden, Dänemark und vereinzelt auch in die Niederlande. In Deutschland verteilten sie sich zunächst auf Berlin, Bremen und Essen. Heute sind sie vor allem im Ruhrgebiet und Berlin sowie in einzelnen Städten in Niedersachsen und Umgebung ansässig. Es ist jedoch unklar, wie viele Angehörige arabisch/-türkeistämmige Großfamilienclans in Deutschland tatsächlich zählen (Ghabdan 2000, S. 87-90).
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- Arbeit zitieren
- Rayan Doukali (Autor:in), 2020, Zielgruppenkonstruktion arabisch-/türkeistämmiger Großfamilienclans. Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1283064
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