Sonderlinge, Blöd- und Wahnsinnige, Geisteskranke und Geistesschwache, geistig behinderte oder psychisch beeinträchtige Personen – genauso wie sich die Bezeichnung für schutzberechtigte Personen änderte, erlebte auch das Erwachsenenschutzrecht zahlreiche Reformen und Umgestaltungen. Diese Diplomseminararbeit konzentriert sich auf die Entstehungsgeschichte sowie die Vorgänger der Vorsorgevollmacht und überdies ihre Entwicklung bis zum 2. Erwachsenenschutz-Gesetz.
Bereits 1811, zum Zeitpunkt der Kundmachung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches ABGB, machte sich der Gesetzgeber darüber Gedanken, wie in ihrer Geschäftsfähigkeit beeinträchtigte Personen am täglichen Rechtsverkehr trotz krankheitsbedingter Einschränkungen teilnehmen können. Warum diese Problematik in der Gegenwart und insbesondere in der nahen Zukunft eine große Rolle spielen wird, lässt sich mithilfe des jetzigen und künftigen medizinischen Fortschrittes und des zunehmenden, durchschnittlichen Lebensalters der Bevölkerung erklären. Um dies statistisch zu betrachten, zeigt eine Untersuchung basierend auf einer Auswertung des Institutes für Rechts- und Kriminalsoziologie, dass sich die Anzahl von Sachwalterschaften von Beginn der 1990er Jahre bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts versiebenfacht hatte. Ebenso berichtet eine Studie des Bundesministeriums für Justiz, dass sich die Menge von Sachwalterschaften von 2003 – mit österreichweit 30.000 Sachwalterschaften – bis 2015 auf über 60.000 Sachwalterschaften verdoppelt hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick
- Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB)
- Entmündigungsordnung 1916
- Entscheidungsfähigkeit - Handlungsfähigkeit - Geschäftsfähigkeit
- Sachwalterschaft 1983
- Entstehung und Hintergründe des Sachwalterrechts
- Neuerungen und Voraussetzungen des SWGs
- Auswirkungen der Sachwalter-Bestellung
- Weitere Entwicklung bis 2005
- Hintergründe des Sachwalterrechts-Änderungsgesetzes 2006
- Vorsorgevollmacht
- Die ersten Anknüpfungspunkte in der Literatur
- Die Vorsorgevollmacht und ihre Rechtsdogmatik nach dem SWRÄG 2006
- Die Voraussetzungen der Vorsorgevollmacht sowie ihre Rechtsfolgen
- Das 2. Erwachsenenschutz-Gesetz und die Vorsorgevollmacht
- Entstehung und Hintergründe
- Grundlegende Neuerungen
- Die Vorsorgevollmacht im Rahmen des 2. ErwSchG
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomseminararbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung des österreichischen Erwachsenenschutzrechts von den Anfängen im ABGB bis zum 2. Erwachsenenschutzgesetz (2. ErwSchG) 2017 nachzuvollziehen und die Hintergründe der jeweiligen Gesetzesänderungen zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Entstehung und Entwicklung der Vorsorgevollmacht.
- Historische Entwicklung des Erwachsenenschutzrechts in Österreich
- Die verschiedenen Rechtsformen des Erwachsenen-Schutzes (Entmündigung, Sachwalterschaft)
- Die Einführung und Entwicklung der Vorsorgevollmacht
- Gesellschaftspolitische und juristische Motive hinter den Gesetzesreformen
- Der Wandel des Verständnisses von Entscheidungsfähigkeit und Selbstbestimmung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die historische Entwicklung des Erwachsenenschutzrechts in Österreich und die sich verändernden Bezeichnungen für schutzbedürftige Personen. Sie hebt die zunehmende Bedeutung des Themas aufgrund des medizinischen Fortschritts und der steigenden Lebenserwartung hervor und verweist auf die Vervielfachung der Sachwalterschaften. Die Arbeit konzentriert sich auf die Entstehungsgeschichte der Vorsorgevollmacht und deren Entwicklung bis zum 2. Erwachsenenschutzgesetz, wobei nicht nur die Gesetzeslage, sondern auch die gesellschaftlichen und fachlichen Motive im Mittelpunkt stehen.
Historischer Überblick: Dieses Kapitel bietet einen geschichtlichen Abriss, beginnend mit dem ABGB von 1811 und seinen Ansätzen zur Regelung der Geschäftsfähigkeit beeinträchtigter Personen. Es behandelt die Entmündigungsordnung von 1916 und die damit verbundenen Herausforderungen. Die Kapitelteile befassen sich mit den Begriffen Entscheidungsfähigkeit, Handlungsfähigkeit und Geschäftsfähigkeit und deren Entwicklung im historischen Kontext.
Sachwalterschaft 1983: Das Kapitel analysiert die Entstehung und Hintergründe des Sachwaltergesetzes von 1983, seine Neuerungen und Voraussetzungen. Es untersucht die Auswirkungen der Sachwalterbestellung auf Betroffene und beleuchtet die weitere Entwicklung bis 2005, einschließlich der Motive und Hintergründe des Sachwalterrechts-Änderungsgesetzes 2006. Die Zusammenfassung der einzelnen Unterkapitel verdeutlicht, wie die gesetzlichen Regelungen die Rechte und die Selbstbestimmung Betroffener immer stärker berücksichtigen sollten.
Vorsorgevollmacht: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der Vorsorgevollmacht. Es analysiert die ersten Ansätze in der Literatur, die Rechtsdogmatik nach dem SWRÄG 2006 und die Voraussetzungen sowie Rechtsfolgen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem 2. Erwachsenenschutzgesetz und dessen Auswirkungen auf die Vorsorgevollmacht, inklusive der Hintergründe und grundlegenden Neuerungen. Die Zusammenfassung vereint die Unterkapitel zu einem Gesamtbild, welches die zunehmende Bedeutung der Vorsorgevollmacht im Kontext des Erwachsenenschutzes aufzeigt.
Schlüsselwörter
Erwachsenenschutzrecht, Österreich, Vorsorgevollmacht, Sachwalterschaft, Entmündigung, ABGB, Entmündigungsordnung 1916, Sachwaltergesetz 1983, Sachwalterrechts-Änderungsgesetz 2006, 2. Erwachsenenschutzgesetz 2017, Entscheidungsfähigkeit, Handlungsfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Selbstbestimmung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Entwicklung des österreichischen Erwachsenenschutzrechts
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Entwicklung des österreichischen Erwachsenenschutzrechts von seinen Anfängen im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) bis zum 2. Erwachsenenschutzgesetz (2. ErwSchG) 2017. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entstehung und Entwicklung der Vorsorgevollmacht. Die Arbeit beleuchtet sowohl die gesetzlichen Regelungen als auch die gesellschaftlichen und fachlichen Hintergründe der Gesetzesänderungen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung des Erwachsenenschutzrechts, verschiedene Rechtsformen wie Entmündigung und Sachwalterschaft, die Einführung und Entwicklung der Vorsorgevollmacht, die gesellschaftlichen und juristischen Motive hinter den Gesetzesreformen und den Wandel des Verständnisses von Entscheidungsfähigkeit und Selbstbestimmung.
Welche historischen Entwicklungsstufen werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Entwicklung des Erwachsenenschutzrechts von der Regelung im ABGB von 1811 über die Entmündigungsordnung von 1916, das Sachwaltergesetz von 1983, das Sachwalterrechts-Änderungsgesetz 2006 bis hin zum 2. Erwachsenenschutzgesetz 2017.
Welche Rechtsformen des Erwachsenenschutzes werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Rechtsformen der Entmündigung, der Sachwalterschaft und der Vorsorgevollmacht. Es wird deren Entstehung, Entwicklung und die jeweiligen Auswirkungen auf Betroffene untersucht.
Welche Rolle spielt die Vorsorgevollmacht in der Arbeit?
Die Vorsorgevollmacht bildet einen zentralen Schwerpunkt der Arbeit. Es wird deren Entstehung, die Rechtsdogmatik nach dem SWRÄG 2006, die Voraussetzungen und Rechtsfolgen sowie die Auswirkungen des 2. ErwSchG auf die Vorsorgevollmacht untersucht.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Erwachsenenschutzrecht, Österreich, Vorsorgevollmacht, Sachwalterschaft, Entmündigung, ABGB, Entmündigungsordnung 1916, Sachwaltergesetz 1983, Sachwalterrechts-Änderungsgesetz 2006, 2. Erwachsenenschutzgesetz 2017, Entscheidungsfähigkeit, Handlungsfähigkeit, Geschäftsfähigkeit, Selbstbestimmung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, einen historischen Überblick, Kapitel zur Sachwalterschaft und zur Vorsorgevollmacht sowie ein Fazit. Die Kapitel sind jeweils in Unterkapitel gegliedert, die die verschiedenen Aspekte der jeweiligen Rechtsform detailliert untersuchen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung des österreichischen Erwachsenenschutzrechts nachzuvollziehen und die Hintergründe der jeweiligen Gesetzesänderungen zu beleuchten. Der Fokus liegt auf der Entstehung und Entwicklung der Vorsorgevollmacht.
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- Simon Günel (Author), 2020, Die Geschichte der Vorsorgevollmacht in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281263