Bei Kapitalgesellschaften im deutschen Steuerrecht erfolgt die Besteuerung grundsätzlich nach dem Trennungsprinzip (Einzelbesteuerung), auch wenn die Unternehmen unter einheitlicher Leitung geführt werden und somit wirtschaftlich unselbständig sind. Das Aktiengesetz kennt hingegen für solche verbundenen Unternehmen den Begriff des „Konzerns“ (§18 AktG). Vor dem Hintergrund, dass diese wirtschaftliche Verbundenheit im Steuerrecht nicht beachtet wird, wurden die Regelungen zur Organschaft in den §§14 - 19 KStG eingeführt, mit dem Ziel, eine Besteuerung wie bei einem einheitlichen Unternehmen zu erreichen. Die Unternehmen bleiben hierbei weiterhin rechtlich selbständig und auch weiterhin selbst körperschaftsteuerpflichtig, jedoch wird das Einkommen der Organgesellschaft (beherrschtes Unternehmen) dem Organträger (beherrschendes Unternehmen) zugerechnet und von diesem versteuert (Zurechnungstheorie). Die Organgesellschaft hat somit ein eigenes Einkommen von null.
Im Rahmen der Gewerbesteuer kommt die so genannte Betriebstättenfiktion
nach §2 II Nr.2 GewStG zum Tragen, wonach die Organgesellschaft als Betriebstätte des Organträgers gilt, wenn die Voraussetzungen der körperschaftsteurlichen Organschaft nach den §§14 - 19 KStG gegeben sind. Das bedeutet, dass bei Vorliegen einer körperschaftsteuerlichen auch zwingend eine gewerbesteuerliche Organschaft gegeben ist.
Im deutschen Steuerrecht allgemein kommt der Organschaft sehr unterschiedliche Bedeutung zu. Das Umsatzsteuerrecht zieht aus dem Vorliegen einer Organschaft noch strengere Konsequenzen als das Körperschaft- und das Gewerbesteuerrecht. In den übrigen Teilen des Steuerrechts, bspw. im Erbschaft- oder Grundsteuerrecht, ist eine Organschaft gänzlich unbekannt.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den allgemeinen Voraussetzungen zur Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft, der periodischen Besteuerung und ausführlich mit den Besonderheiten, die bei einer körperschaft- oder gewerbesteuerlichen Organschaft auftreten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft
- 2.1. Voraussetzungen der Organgesellschaft
- 2.2. Voraussetzungen des Organträgers
- 2.3. Finanzielle Eingliederung der Organgesellschaft in den Organträger
- 2.4. Gewinnabführungsvertrag zwischen den beteiligten Unternehmen
- 3. Steuerliche Wirkungen der Organschaft
- 3.1. Einkommensermittlung der Organgesellschaft
- 3.2. Einkommensermittlung des Organträgers
- 3.3. Besonderheiten bei der körperschaftsteuerlichen Organschaft
- 3.3.1. Ausnahmen von den allgemeinen Einkunftsermittlungsmethoden
- 3.3.2. Die Zinsschranke im Organkreis
- 3.3.3. Verdeckte Gewinnausschüttung
- 3.3.4. Steuerabzug und besondere Tarifvorschriften (§19 KStG)
- 3.3.5. Organschaftliche und vororganschaftliche Mehr- bzw. Minderabführungen
- 3.3.6. Thesaurierungsbegünstigung gem. § 34a EStG
- 3.4. Besonderheiten bei der gewerbesteuerlichen Organschaft
- 4. Bewertung der ertragsteuerlichen Organschaft
- 5. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die ertragsteuerliche Organschaft im deutschen Steuerrecht. Ziel ist es, die Voraussetzungen für die Begründung einer solchen Organschaft zu klären und die steuerlichen Auswirkungen auf Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer zu beleuchten. Die Arbeit analysiert insbesondere die Besonderheiten, die im Rahmen der Organschaft auftreten.
- Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft
- Steuerliche Auswirkungen auf die Einkommensermittlung von Organträger und Organgesellschaft
- Besonderheiten der körperschaftsteuerlichen Organschaft
- Besonderheiten der gewerbesteuerlichen Organschaft
- Bewertung der ertragsteuerlichen Organschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der ertragsteuerlichen Organschaft ein und stellt das Trennungsprinzip der Besteuerung von Kapitalgesellschaften im deutschen Steuerrecht gegenüber dem Konzept der Organschaft dar, das eine Besteuerung wie bei einem einheitlichen Unternehmen anstrebt. Es wird auf die rechtliche Selbständigkeit der beteiligten Unternehmen und die Zurechnung des Einkommens der Organgesellschaft zum Organträger hingewiesen. Die Bedeutung der Organschaft im Umsatzsteuerrecht und der Unterschied zu anderen Steuerbereichen werden kurz erwähnt. Der Fokus der Arbeit auf die Voraussetzungen, die steuerliche Periodenbesteuerung und die Besonderheiten der körperschafts- und gewerbesteuerlichen Organschaft wird abschließend definiert. Die Fußnoten verweisen auf weiterführende Literatur zu den angesprochenen Punkten.
2. Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die notwendigen Bedingungen, damit eine ertragsteuerliche Organschaft begründet werden kann. Es werden die Voraussetzungen sowohl für die Organgesellschaft als auch für den Organträger einzeln beleuchtet. Ein zentraler Aspekt ist die finanzielle Eingliederung der Organgesellschaft in den Organträger, die eine umfassende Abhängigkeit und Kontrolle durch den Organträger erfordert. Die Bedeutung eines Gewinnabführungsvertrages als wesentliches Element der Organschaft wird ebenfalls analysiert. Die einzelnen Unterkapitel befassen sich mit den spezifischen Anforderungen an jedes Unternehmen und den juristischen Implikationen.
3. Steuerliche Wirkungen der Organschaft: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit den steuerlichen Konsequenzen, die sich aus dem Bestehen einer ertragsteuerlichen Organschaft ergeben. Es wird die Einkommensermittlung sowohl für die Organgesellschaft als auch für den Organträger detailliert erläutert, wobei die Besonderheiten der körperschaftsteuerlichen Organschaft im Mittelpunkt stehen. Ausnahmen von den allgemeinen Einkunftsermittlungsmethoden, die Zinsschranke, verdeckte Gewinnausschüttungen, Steuerabzugsvorschriften und die Thematik der thesaurierungsbegünstigten Gewinne werden eingehend betrachtet. Das Kapitel beleuchtet zudem die Besonderheiten der gewerbesteuerlichen Organschaft im Zusammenhang mit der Betriebstättenfiktion. Jeder Aspekt wird im Detail erörtert, unter Berücksichtigung der rechtlichen Implikationen und praktischen Auswirkungen.
4. Bewertung der ertragsteuerlichen Organschaft: Dieses Kapitel bietet eine kritische Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen der ertragsteuerlichen Organschaft. Es werden die Auswirkungen auf die Steuerplanung und die steuerliche Belastung der beteiligten Unternehmen analysiert. Es wird eine umfassende Bewertung der rechtlichen Rahmenbedingungen und ihrer praktischen Relevanz gegeben, die die komplexen Aspekte der Organschaft aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Aspekten werden aufgezeigt und kritisch hinterfragt.
Schlüsselwörter
Ertragsteuerliche Organschaft, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Organgesellschaft, Organträger, Gewinnabführungsvertrag, Einkommensermittlung, Steuerliche Wirkungen, Finanzielle Eingliederung, Betriebstättenfiktion, §14-19 KStG, §2 II Nr.2 GewStG.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Ertragsteuerliche Organschaft
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit befasst sich umfassend mit der ertragsteuerlichen Organschaft im deutschen Steuerrecht. Sie untersucht die Voraussetzungen für deren Begründung und die daraus resultierenden steuerlichen Auswirkungen auf die Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft (für Organgesellschaft und Organträger, finanzielle Eingliederung, Gewinnabführungsvertrag); die steuerlichen Wirkungen der Organschaft auf die Einkommensermittlung von Organträger und Organgesellschaft; Besonderheiten der körperschaftsteuerlichen Organschaft (Ausnahmen von Einkunftsermittlungsmethoden, Zinsschranke, verdeckte Gewinnausschüttungen, Steuerabzug, thesaurierungsbegünstigte Gewinne); Besonderheiten der gewerbesteuerlichen Organschaft; und eine abschließende Bewertung der ertragsteuerlichen Organschaft.
Welche Voraussetzungen müssen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft erfüllt sein?
Die Seminararbeit beschreibt detailliert die notwendigen Voraussetzungen sowohl für die Organgesellschaft als auch für den Organträger. Ein zentraler Aspekt ist die finanzielle Eingliederung der Organgesellschaft in den Organträger, die eine umfassende Abhängigkeit und Kontrolle durch den Organträger erfordert. Der Gewinnabführungsvertrag wird als wesentliches Element der Organschaft analysiert.
Welche steuerlichen Wirkungen hat eine ertragsteuerliche Organschaft?
Die Arbeit erläutert detailliert die steuerlichen Konsequenzen für Organträger und Organgesellschaft. Im Fokus stehen die Besonderheiten der körperschaftsteuerlichen Organschaft, einschließlich Ausnahmen von Einkunftsermittlungsmethoden, der Zinsschranke, verdeckter Gewinnausschüttungen, Steuerabzugsregelungen und der Thesaurierungsbegünstigung. Auch die Besonderheiten der gewerbesteuerlichen Organschaft, insbesondere die Betriebstättenfiktion, werden behandelt.
Wie wird die ertragsteuerliche Organschaft bewertet?
Die Seminararbeit bietet eine kritische Bewertung der ertragsteuerlichen Organschaft, analysiert die Auswirkungen auf die Steuerplanung und die steuerliche Belastung der beteiligten Unternehmen und beleuchtet die komplexen Aspekte aus verschiedenen Perspektiven.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der ertragsteuerlichen Organschaft?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Ertragsteuerliche Organschaft, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Organgesellschaft, Organträger, Gewinnabführungsvertrag, Einkommensermittlung, Steuerliche Wirkungen, Finanzielle Eingliederung, Betriebstättenfiktion, §14-19 KStG, §2 II Nr.2 GewStG.
Wie ist die Seminararbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu den Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft, den steuerlichen Wirkungen, einer Bewertung der Organschaft und einem Ausblick. Jedes Kapitel wird in Unterkapitel gegliedert und enthält detaillierte Erläuterungen und Analysen.
Für wen ist diese Seminararbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende der Steuerlehre, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und alle, die sich mit den komplexen Fragen der ertragsteuerlichen Organschaft im deutschen Steuerrecht auseinandersetzen.
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- Andreas Lang (Author), 2009, Die körperschaft- und gewerbesteuerliche Organschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127992