Als am Morgen des ersten Septembers 1614 eine aufgebrachte Menge die Judengasse der freien Reichsstadt Frankfurt plünderte, war das wohl der Höhepunkt des Bürgeraufstandes, welcher als „Fettmilchaufstand“ in die Geschichte einging. Namensgebend war hierbei einer der Haupträdelsführer der aufständischen Bürger, der Kuchenbäcker Vinzenz Fettmilch. Nun könnte man natürlich daraus schließen, dass die Frankfurter Juden die maßgebliche Schuld an der misslichen Lage der Bürgerschaft trugen. Doch entsprach dies wirklich den Tatsachen? Schließlich stellten die Juden, wie ersichtlich werden wird, eine gesellschaftlich und politisch isolierte Minderheit in der Stadt dar. Wieso entlud sich dann der Volkszorn gerade an ihnen?
Ziel dieser Arbeit ist es, die wahren Ursachen aufzuzeigen, die zum Frankfurter Bürgeraufstand führten. Zuerst wird zu klären sein, welche gesellschaftlichen Gruppen in der Stadt vorhanden waren und sich in ihren Interessen gegenüberstanden. Dabei kann auch die religiöse Situation in Frankfurt nicht außen vor bleiben. Anschließend wird, in groben Zügen, der Verlauf des Aufstandes zu schildern sein. In einer Nachbetrachtung werden anschließend die Aktionen und Reaktionen der am Aufstand maßgeblich beteiligten Akteure herausgearbeitet. Bildete die Frankfurter Bürgerschaft eine einheitliche Front gegen den Rat oder war es nur ein radikaler Flügel, der zu den Waffen griff? Und warum musste die jüdische Gemeinde als Sündenbock für die Unzufriedenheit der Bürgerschaft herhalten?
Die Quellenlage für die hier behandelte Thematik ist durchaus problematisch, da viele der benötigten Akten des Frankfurter Stadtarchivs während des Zweiten Weltkriegs durch einen Brand verloren gingen. Der Historiker Matthias Meyn legte seinem Werk „Die Reichsstadt Frankfurt vor dem Bürgeraufstand 1612 bis 1614- Struktur und Krise“ die Forschungsergebnisse und Abschriften von Friedrich Bothe zugrunde, welcher seine Manuskripte noch vor dem Krieg erarbeitet hatte. Außerdem trifft man auf eine Vielzahl weiterer Forschungsliteratur. Zumeist wird überblicksartig die Stadtgeschichte Frankfurts vom Mittelalter bis zur Neuzeit geschildert, in welcher der „Fettmilchaufstand“ nur eine Episode bildet. Andererseits finden sich Aufsätze zu spezifischen Themenstellungen, wie die Erinnerungskultur von Patriziergesellschaften, in welchen die Frankfurter Unruhen zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur politischen Ordnung Frankfurts
- Die Patrizier
- Handwerker und Zünfte
- Die Kaufleute
- Die religiöse Situation
- Zum Verlauf des Aufstandes
- Der Ausbruch der Unruhen 1612
- Der Bürgervertrag 1612/13
- Der „Fettmilchaufstand“
- Nachbetrachtung
- Das Verhalten der Patrizier
- Das Verhalten der Aufständischen
- Die Juden als Sündenbock
- Die Rolle des Kaisers
- Die politischen Folgen des Aufstands
- Ergebnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Ursachen des Frankfurter Bürgeraufstandes von 1612 bis 1614, bekannt als „Fettmilchaufstand“. Sie untersucht die gesellschaftlichen Spannungen und Konflikte, die zu den Unruhen führten, und analysiert das Verhalten der beteiligten Akteure, insbesondere der Patrizier, der Handwerker und der jüdischen Gemeinde. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der Ereignisse zu zeichnen und die Rolle der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen im Aufstand zu beleuchten.
- Die politische Ordnung Frankfurts und die Spannungen zwischen Patriziern, Handwerkern und Kaufleuten
- Die Rolle der Zünfte und ihre Konflikte mit dem Rat
- Die religiöse Situation in Frankfurt und ihre Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Spannungen
- Der Verlauf des Aufstandes und die Aktionen der Aufständischen
- Die Reaktion der Patrizier und die Rolle der jüdischen Gemeinde im Aufstand
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den „Fettmilchaufstand“ in Frankfurt im Jahr 1614 vor und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt die Frage nach den wahren Ursachen des Aufstandes und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel „Zur politischen Ordnung Frankfurts“ beleuchtet die gesellschaftlichen Spannungen, die zum Aufstand führten. Es beschreibt die Machtverhältnisse zwischen den Patriziern, den Handwerkern und den Kaufleuten und analysiert die Konflikte zwischen diesen Gruppen. Darüber hinaus wird die Rolle der Zünfte und die religiöse Situation in Frankfurt untersucht.
Das Kapitel „Zum Verlauf des Aufstandes“ schildert die Ereignisse des Aufstandes, beginnend mit dem Ausbruch der Unruhen im Jahr 1612. Es beschreibt den Bürgervertrag von 1612/13 und den „Fettmilchaufstand“ selbst.
Die „Nachbetrachtung“ analysiert das Verhalten der am Aufstand beteiligten Akteure. Sie untersucht die Reaktionen der Patrizier und der Aufständischen und beleuchtet die Rolle der jüdischen Gemeinde als Sündenbock. Darüber hinaus wird die Rolle des Kaisers im Aufstand betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den „Fettmilchaufstand“, die politische Ordnung Frankfurts, die Patrizier, die Handwerker, die Zünfte, die Kaufleute, die religiöse Situation, die Juden, die Rolle des Kaisers und die Ursachen des Aufstandes.
- Quote paper
- Markus Huth (Author), 2005, Der Frankfurter 'Fettmilchaufstand', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127969