Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland überstieg zu Anfang des letzten Kalenderjahres zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg die 5-Millionen-Marke. Tagtäglich kursieren Schreckensmeldungen von geplanten Massenentlassungen infolge verschärfter Sparkurse grosser (deutscher) Unternehmen, die nicht selten Realität werden und in einem massiven Personalabbau gipfeln. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Arbeitslosigkeit und Gesundheit“ scheint im Hinblick auf diese hohe Zahl der Betroffenen – besonders im Zusammenhang mit dem Studiengang Public Health – von hoher Relevanz. Eine Definition von Arbeitslosigkeit, die deren Entwicklung in Deutschland berücksichtigt, soll hierbei den Einstieg in die Thematik ermöglichen. Wenn man sich dem Thema Gesundheit annimmt und in den Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit bringen will, werden schnell zwei grundlegende Stränge erkennbar, die auf den ersten Blick im Widerspruch zueinander zu stehen scheinen: Wird man krank, weil man arbeitslos ist? Oder wird man arbeitslos, weil man krank wird? Antworten können nur durch eine gesonderte Betrachtung gefunden werden: Die Thesen, die hierzu zu belegen sind, lauten:
• These 1: Arbeitslosigkeit geht mit einem erhöhten Krankheitsrisiko einher
• These 2: Krankheit führt zu einem erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiko.
Diese Stränge möchte ich im Folgenden erarbeiten. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk sicherlich auf der ersten These. Hier gilt es, Gesundheitszustände in Abhängigkeit von
Arbeitslosigkeitserfahrungen zu sondieren und gesundheitsbezogenes Verhalten und Krankenstände mit denen von Nicht-Arbeitslosen zu vergleichen. Die zweite zu bestätigende These nennt Krankheit als Ursache für Arbeitslosigkeit und erscheint einleuchtender, gar logisch. Um letztendlich an Aussagen und eine Beantwortung der Frage nach Ursache und Wirkung zu gelangen, werde ich verschiedene Studien heranziehen (, die u.a. das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen abbilden), und wenn möglich immer den Vergleich zu Erwerbstätigen bewerkstelligen.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitslosigkeit und Krankheit - Was bewirkt was?
Einleitung
1. Arbeitslosigkeit
1.1 Definition von Arbeitslosigkeit
1.2 Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland
2. Zusammenhang von Gesundheit und Krankheit
2.1 Das Modell der Work-Life-Balance
2.2 Stress und psychische Beeintrachtigungen in der Arbeitslosigkeit
3. Gesundheitszustand und Arbeitslosigkeit
3.1 Gesundheitsbezogenes Verhalten
3.2 Gesundheitliche Beschwerden
3.3 Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen
4. Fazit
Literatur
Einleitung
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland uberstieg zu Anfang des letzten Kalenderjahres zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg die 5-Millionen-Marke. Tagtaglich kursieren Schreckensmeldungen von geplanten Massenentlassungen infolge verscharfter Sparkurse grosser (deutscher) Unternehmen, die nicht selten Realitat werden und in einem massiven Personalabbau gipfeln.
Eine Auseinandersetzung mit dem Thema ,,Arbeitslosigkeit und Gesundheit“ scheint im Hinblick auf diese hohe Zahl der Betroffenen - besonders im Zusammenhang mit dem Studiengang Public Health - von hoher Relevanz.
Eine Definition von Arbeitslosigkeit, die deren Entwicklung in Deutschland berucksichtigt, soll hierbei den Einstieg in die Thematik ermoglichen.
Wenn man sich dem Thema Gesundheit annimmt und in den Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit bringen will, werden schnell zwei grundlegende Strange erkennbar, die auf den ersten Blick im Widerspruch zueinander zu stehen scheinen: Wird man krank, weil man arbeitslos ist? Oder wird man arbeitslos, weil man krank wird?
Antworten konnen nur durch eine gesonderte Betrachtung gefunden werden:
Die Thesen, die hierzu zu belegen sind, lauten:
- These 1: Arbeitslosigkeit geht mit einem erhohten Krankheitsrisiko einher
- These 2: Krankheit fuhrt zu einem erhohten Arbeitslosigkeitsrisiko
Diese Strange mochte ich im Folgenden erarbeiten. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk sicherlich auf der ersten These. Hier gilt es, Gesundheitszustande in Abhangigkeit von Arbeitslosigkeitserfahrungen zu sondieren und gesundheitsbezogenes Verhalten und Krankenstande mit denen von Nicht-Arbeitslosen zu vergleichen.
Die zweite zu bestatigende These nennt Krankheit als Ursache fur Arbeitslosigkeit und erscheint einleuchtender, gar logisch.
Um letztendlich an Aussagen und eine Beantwortung der Frage nach Ursache und Wirkung zu gelangen, werde ich verschiedene Studien heranziehen (, die u.a. das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen abbilden), und wenn moglich immer den Vergleich zu Erwerbstatigen bewerkstelligen.
1. Arbeitslosigkeit
1.1 Definition von Arbeitslosigkeit
- Als arbeitslos wird definiert, wer
- ohne Arbeitsverhaltnis ist (abgesehen von einer geringfugigen Beschaftigung),
- Arbeit sucht und sich beim Arbeitsamt gemeldet hat,
- Vermittlungsbemuhungen zur Verfugung steht,
- nicht arbeitsunfahig erkrankt ist, noch keine 65 Jahre alt ist,
- und eine versicherungspflichtige Beschaftigung sucht.
Der Begriff der Arbeitslosigkeit ist umfassender als jener der Erwerbslosen, der gemaB dem Konsens der EU, eine Person beschreibt, die alter als 15 Jahre ist, in keinem Arbeitsverhaltnis steht und sich um eine Stelle bemuht - unabhangig von einer Meldung bei der Bundesagentur fur Arbeit.
Selbstandige Arbeit, Hausarbeit oder freiwillige Arbeit fur soziale Zwecke finden hierbei keine Berucksichtigung (vgl. Kratschmer-Hahn, 2004).
1.2 Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland
Anfang der 70er Jahre herrschte in Deutschland annahernde Vollbeschaftigung. Die (erste) Olkrise im Jahre 1973 brachte jedoch den Aufbau einer erheblichen Arbeitslosigkeit, mit einer - erstmals seit den 50 Jahren - Uberschreitung der 1-Mio.- Grenze.
Nur wenige relativ kurzfristige Ruckgange, vor allem konjunkturell bedingter Natur, konnten uber die Zeit verfolgt werden. Im Gegenteil fanden mehrere Schube statt, welche ein ,,uber die Zeit kontinuierliches Ansteigen der Arbeitslosigkeit auf derzeit uber 4 Mio. Arbeitslose bewirkt haben“ (Elkeles/Kirschner 2004, S. 4)[1].
Abb. 1 Arbeitslosenquoten im Bundesgebiet 1975 - 2005
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Datenbasis: Bundesagentur fur Arbeit
Die Vereinigung Deutschlands brachte der Arbeitslosigkeit enormen zusatzlichen Auftrieb, sodass das zuvor dominierende „Nord-Sud-Gefalle“ der Arbeitslosigkeit seit den 90er Jahren durch ein „Ost-West-Gefalle“ uberlagert wird (vgl. Elkeles/Kirschner 2004, S. 5). Die Arbeitslosenquote bezogen auf abhangige zivile Erwerbspersonen lag in den neuen Bundeslandern im Jahr 2005 mit 18,7 % immer noch annahernd doppelt so hoch wie in den alten Bundeslandern mit 9,9% (Bundesanstalt fur Arbeit, 2006).
Langzeitarbeitslosigkeit
Im Verlauf der letzten zwei Dekaden hat sich in Deutschland, sowie der EU an sich, das Phanomen der Langzeitarbeitslosigkeit herausgebildet, welche diejenigen Personen berucksichtigt, die zum Zeitpunkt einer Datenerhebung (zur Arbeitslosigkeit) mindestens ein Jahr lang durchgangig arbeitslos gemeldet waren (vgl. Ruckstuhl; Grobe/Schwartz 2003, S. 7).
Vor allem fur gering qualifizierte Menschen ist ein Verengen der Zugange zum Erwerbssystem zu beobachten, das trotz eines insgesamt gunstigen - in Europa zu beobachtenden - wirtschaftlichen Trends, der Anteil der Langzeitarbeitslosen seit 1983 einen kontinuierlichen Anstieg verbuchte.
Da die Zahl der Arbeitslosen im letzten Jahr mit kurzeren Dauem durch Hartz VI deutlich starker gestiegen ist, hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen an alien Arbeitslosen von 38% auf 36% verringert. Besonders deutlich aussert sich dies bei Frauen, auf die etwa 70% des so genannten Hartz VI-Effektes entfallt. Der Langzeitarbeitslosenanteil hat sich dort von 40% auf 36% reduziert. Der Anteil bei Mannern verringerte dich dagegen nur leicht von 37% auf 36% (Bundesagentur fur Arbeit, 2006).
2. Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Gesundheit
Die Frage, die es im Verlauf dieser Arbeit zu klaren gilt, ist die Frage nach einem moglichen Kreislauf von Arbeitslosigkeit und Krankheit.
Es bietet sich zunachst an, die Fragestellung weiter aufzusplitten. Je nach Blickrichtung ergibt sich namlich ein eigener Strang, der (s)eine eigene Kausalrichtung einschlagt und sich aus den beiden aufgestellten Thesen ergibt. Diese konnen sogleich naher definiert werden: Wenn von Krankheit als Ursache von Arbeitslosigkeit die Rede ist, spricht man von der sogenannten Selektionshypothese, die die Annahme von Selektionseffekten nahe legt (,,Krankere Arbeitnehmer sind haufiger weniger wettbewerbsfahig, werden demnach eher entlassen und seltener wieder eingestellt“ (Grobe/Schwartz 2003, S. 17). Dem steht in gewisser Weise die Kausalitatshypothese gegenuber, die Arbeitslosigkeit als Ursache von Erkrankungen nennt bzw. heranzieht.
2.1 Das Modell der Work-Life-Balance
Das Modell der Work-Life-Balance kann den Zusammenhang zwischen Arbeit und Gesundheit gut veranschaulichen. Es ist in 4 Felder unterteilt und weist sowohl der Arbeit als auch dem privaten Bereich die mogliche Funktion der Belastung und Beanspruchung einerseits, so wie Erholung und Entspannung auf der anderen Seite zu (Abb. 2).
Abb. 2 Work Life Balance
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Kastner M. et. al. 2005, S. 57
Fehlbeanspruchungen entstehen aus dem Ungleichgewicht zwischen Belastungen und Ressourcen, sei es dass Belastungen die Ressourcen ubersteigen oder umgekehrt.
Hierbei ist das optimale Verhaltnis zwischen Arbeit und Privatleben eine Frage der individuellen Lebensweise und der personlichen Interessen.
Bei Arbeitslosen, die auf der (Arbeits-)Belastungsseite zu wenig bzw. nicht (mehr) gefordert sind, verkummern die Ressourcen langfristig und weitere Imbalancen sind die Folge:
Das Investieren der Energie in die vergebliche Arbeitssuche, fuhrt zu fehlender Balance zwischen Verausgabung und Gratifikation (i.e. Arbeitsplatz, Geld und Anerkennung).
Dauerfrustration macht einen (gesunden) Rhythmus aus Anstrengung, Erfullung und Regeneration unwahrscheinlich (vgl. Kastner 2005, S. 61)
2.2 Stress und psychische Beeintrachtigungen in der Arbeitslosigkeit
Anforderungen auf geistiger sowie sozialer Ebene sind positiv und ,,notwendig fur die personliche Entwicklung sowie die Auspragungen von Fahigkeiten und Fertigkeiten“ (Kastner M. et. al. 2005, S. 93). GemaBigte Beanspruchung und Stresserlebnisse scheinen ferner einen forderlichen, gar lebensnotwendigen Einfluss zu haben, der dann greift, wenn die Beanspruchung optimal verlauft, also weder ,,zu hoch noch zu niedrig liegt“ (Kastner M. et. al. 2005, S. 93) (siehe auch Work-Life-Balance).
Arbeitslose sind einer Dauerbelastung ausgesetzt, die sich aus ungewissen Zukunfts- aussichten, resultierendem Stress innerhalb der Familie, der Stigmatisierung von ausserhalb und erfolgslosen Bewerbungsversuchen speist.
Stressempfinden resultiert bei Arbeitslosen aus einer Unterforderung, in dem Sinne, dass ein ,,forderliche[s] AusmaB an Stress“ (Kastner M. et. al. 2005, S. 94) nicht vorhanden ist. Eine dauernde Anforderungsarmut kann eine sich dauerhaft einschleichende Sinnleere nicht abwehren und Stresssymptome bilden sich aus. Folgende Tabelle fasst die Auswirkungen von Stress zusammen.
[...]
[1] Hierbei ist der Begriff der „Sockelarbeitslosigkeit“ zu nennen, bei der kurzfristige Ruckgange, infolge insgesamt zunehmender Arbeitslosigkeit, auf einem bestehen bleibenden ,,Sockel“ und folgerichtig auf stets hoherem Niveau stattfinden (vgl. Elkeles/Kirschner 2004, S. 4)
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