Als am 1. Oktober 1949 Mao Tse-tung die Volksrepublik China ausrief, bedeutete dies zum ersten Mal seit Jahrhunderten eine Normalisierung in der Beziehung zwischen China und der Sowjetunion. Doch diese Entspannungsphase hielt nicht lange an.
Die russische Expansionspolitik, die im 16. Jahrhundert begonnen hatte, und durch die China hunderttausende von Quadratkilometern an Territorium weggenommen wurden, enthielt ein grosses Konfliktpotential, das mehrmals in einen chinesisch-russischen Krieg auszubrechen drohte. Die Spannungen waren schliesslich so gross, dass es im Laufe der 1960er Jahre immer wieder zu kleineren Zwischenfällen an der chinesisch-sowjetischen Grenze kam, die im Jahre 1969 zu bewaffneten Ausschreitungen führten, wobei es zu mehreren Hunderten von Toten und Verletzen kam. Der chinesisch-sowjetische Konflikt war nicht nur ein ideologischer Kampf zwischen zwei kommunistischen Parteien. Vielmehr war er ein Konflikt über die Zugehörigkeit bestimmter Gebiete. Die ungelösten Grenzfragen spielten dabei eine wesentliche Rolle.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob die ungelösten Grenzfragen zwischen China und der Sowjetunion einen Einfluss auf den am 2. März 1969 offen ausgebrochenen Konflikt hatten. Die Fragestellung lautet: „Welchen Einfluss hatten die ungeklärten Grenzfragen zwischen der Volksrepublik China und der Sowjetunion auf den chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikt?“.
Da die Analyse aller ungeklärten Grenzfragen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, werde ich mich durch die folgende These etwas einschränken: Zu den Hauptursachen für den am 2. März 1969 ausgebrochenen chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikt gehören insbesondere die „ungleichen“ Verträge von Aigun (1858), Peking (1860) und St. Petersburg (1881). Das Hauptaugenmerk gilt dabei dem Gebiet um die Grenzflüsse Amur und Ussuri.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Chinesisch-Russische Grenzfragen im 16. – 20. Jahrhundert
- 2.1 Die russische Expansionspolitik im 16. und 17. Jahrhundert
- 2.2 Erste Grenzziehungen im 17. und 18. Jahrhundert
- 2.3 Grenzpolitik im 19. Jahrhundert
- 2.3.1 Der Vertrag von Aigun 1858
- 2.3.2 Der Vertrag von Peking 1860
- 2.3.3 Der Vertrag von St. Petersburg 1881
- 2.4 Grenzpolitik im 20. Jahrhundert
- 2.4.1 Die Erklärungen von Karachan 1919/1920
- 2.4.2 Erste Freundschaftsbündnisse
- 2.5 Die Zuspitzung des Konfliktes
- 3 Der Ausbruch des Grenzkonfliktes 1969 und seine Folgen
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss ungelöster Grenzfragen zwischen China und der Sowjetunion auf den chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikt von 1969. Das Hauptziel ist es, die Rolle der „ungleichen“ Verträge von Aigun (1858), Peking (1860) und St. Petersburg (1881) als Hauptursachen des Konflikts zu belegen, insbesondere im Gebiet der Flüsse Amur und Ussuri.
- Die russische Expansionspolitik im 16.-20. Jahrhundert und die daraus resultierenden territorialen Ansprüche.
- Die ungleichen Verträge des 19. Jahrhunderts und ihre Folgen für die chinesisch-russischen Beziehungen.
- Die Eskalation der Spannungen in den 1960er Jahren und der Ausbruch des Grenzkonflikts 1969.
- Die Bedeutung der Grenzfrage für die chinesische und sowjetische Identität und nationale Interessen.
- Der Einfluss ungelöster Grenzfragen auf die Entwicklung des Konflikts.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext des chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikts von 1969, der auf ungelösten Grenzfragen und der russischen Expansionspolitik zurückgeht. Sie formuliert die Forschungsfrage nach dem Einfluss ungeklärter Grenzfragen auf den Konflikt und die These, dass die Verträge von Aigun, Peking und St. Petersburg maßgeblich zum Ausbruch des Konflikts beitrugen. Der Fokus liegt auf dem Gebiet um die Flüsse Amur und Ussuri. Die Arbeit verfolgt einen chronologischen Aufbau, beginnend mit der russischen Expansionspolitik und den daraus resultierenden territorialen Verlusten Chinas.
2 Chinesisch-Russische Grenzfragen im 16. – 20. Jahrhundert: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der chinesisch-russischen Grenzfragen über mehrere Jahrhunderte. Es beginnt mit der russischen Expansionspolitik im 16. und 17. Jahrhundert, die zum Vordringen russischer Truppen in das chinesische Amur-Gebiet führte. Es beschreibt die ersten Grenzziehungen, einschließlich des Vertrags von Nertchinsk (1689), und die fortgesetzten Spannungen im 19. Jahrhundert, die zu den ungleichen Verträgen von Aigun (1858), Peking (1860) und St. Petersburg (1881) führten, welche China erhebliche Gebiete kosteten. Das Kapitel zeigt auf, wie diese Verträge das Konfliktpotenzial zwischen beiden Staaten erhöhten und die Grundlage für spätere Auseinandersetzungen bildeten. Die Analyse der russischen Kolonialisierungspolitik im Amur-Gebiet und die Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen dem Zarenreich und dem Kaiserreich China werden detailliert dargestellt. Die Kapitel unterstreichen die anhaltende Bedeutung dieser Verträge für die Entwicklung des Konflikts 1969.
Schlüsselwörter
Chinesisch-sowjetischer Grenzkonflikt, russische Expansionspolitik, Vertrag von Aigun, Vertrag von Peking, Vertrag von St. Petersburg, Amur, Ussuri, territoriale Ansprüche, nationale Identität, ideologischer Konflikt.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Chinesisch-Russischer Grenzkonflikt
Was ist der Gegenstand des Dokuments?
Das Dokument bietet eine umfassende Übersicht über den chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikt von 1969. Es analysiert die historischen Hintergründe des Konflikts, insbesondere die Rolle ungelöster Grenzfragen und der russischen Expansionspolitik im 16. bis 20. Jahrhundert.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die russische Expansionspolitik im 16. bis 20. Jahrhundert, die „ungleichen“ Verträge von Aigun (1858), Peking (1860) und St. Petersburg (1881) und deren Auswirkungen auf die chinesisch-russischen Beziehungen, die Eskalation der Spannungen in den 1960er Jahren und den Ausbruch des Grenzkonflikts 1969, sowie die Bedeutung der Grenzfrage für die chinesische und sowjetische Identität und nationale Interessen. Der Fokus liegt auf dem Gebiet der Flüsse Amur und Ussuri.
Welche Rolle spielen die Verträge von Aigun, Peking und St. Petersburg?
Die Verträge von Aigun, Peking und St. Petersburg werden als zentrale Ursachen des Konflikts von 1969 betrachtet. Sie werden als „ungleich“ bezeichnet, da sie China erhebliche Gebiete abtreten ließen und das Konfliktpotential zwischen China und Russland/Sowjetunion erhöhten. Das Dokument analysiert detailliert, wie diese Verträge die Grundlage für spätere Auseinandersetzungen bildeten.
Wie ist das Dokument strukturiert?
Das Dokument ist chronologisch aufgebaut und enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Es beginnt mit der russischen Expansionspolitik und den daraus resultierenden territorialen Verlusten Chinas und endet mit einer Zusammenfassung des Konflikts von 1969.
Welche Kapitel enthält das Dokument?
Das Dokument umfasst Kapitel zu einer Einleitung, den chinesisch-russischen Grenzfragen im 16. bis 20. Jahrhundert (unterteilt in die russische Expansionspolitik, erste Grenzziehungen, Grenzpolitik im 19. und 20. Jahrhundert, sowie die Zuspitzung des Konflikts), dem Ausbruch des Grenzkonflikts 1969 und seinen Folgen, und einem Fazit.
Welche Schlussfolgerung zieht das Dokument?
Das Dokument argumentiert, dass ungeklärte Grenzfragen, insbesondere die Folgen der Verträge von Aigun, Peking und St. Petersburg, maßgeblich zum Ausbruch des chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikts von 1969 beitrugen. Die ungleichen Verträge werden als Hauptursache für den Konflikt im Gebiet der Flüsse Amur und Ussuri identifiziert.
Für wen ist dieses Dokument bestimmt?
Das Dokument ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse der Themen im chinesisch-russischen Grenzkonflikt auf strukturierte und professionelle Weise.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter umfassen: Chinesisch-sowjetischer Grenzkonflikt, russische Expansionspolitik, Vertrag von Aigun, Vertrag von Peking, Vertrag von St. Petersburg, Amur, Ussuri, territoriale Ansprüche, nationale Identität, ideologischer Konflikt.
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- Sarah Baumgartner (Author), 2007, Welchen Einfluss hatten die ungeklärten Grenzfragen zwischen der Volksrepublik China und der Sowjetunion auf den chinesisch-sowjetischen Grenzkonflikt 1969?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127887