Am 1. März 2007 soll ein Bericht der Europäischen Grundrechteagentur zum Rassismus in Europa veröffentlicht werden. Die Ergebnisse, die bisher an die Öffentlichkeit gedrungen sind, sind erschreckend: „Rassismus in Europa nimmt deutlich zu.“ Laut EU-Justizkommissar Franco Frattini ist ein Anstieg fremdenfeindlicher Vorfällen um 25 – 40 Prozent im vergangenen Jahr zu verzeichnen. Eine aktive Bekämpfung der vielfältigen Formen von Rassismus scheint vor diesem Hintergrund dringend erforderlich und der Ruf nach effektiven Trainings wird laut.
Im Folgenden soll genauer untersucht werden, welches Antirassismus-Konzept sich hinter dem populären Blue Eyed – Training verbirgt und ob die zu erwartenden Ergebnisse des Trainings, welche durch die optimistische Überzeugung Jane Elliotts („Und alles was erlernt wird, kann auch wieder verlernt werden.“) nahe gelegt werden, sich bewahrheiten.
Nach einem kurzen Aufriss der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Blue Eyed – Trainings, soll ein typischer Ablauf der Blauäugig / Braunäugig – Übung dargestellt werden, der sich am Dokumentationsfilm „Blue Eyed“ (1996) orientiert. Das Kernstück der vorliegenden Arbeit werden die Erarbeitung der impliziten theoretischen Grundlagen und Vorannahmen Jane Elliotts und eine darauf aufbauende Kritik darstellen. Im Unterschied zu anderen kritischen Auseinandersetzungen mit dem Blue Eyed-Training soll mit Hilfe einer “reflexiven” Methode in dieser Arbeit die Frage beantwortet werden, inwieweit die Konzeption und Vorgehensweise des Blue Eyed – Training durch die Berücksichtigung der historischen und persönlichen Hintergründe Jane Elliotts, sowie ihrer impliziten theoretischen Grundlagen und Vorannahmen verständlich wird, und inwieweit trotz der Berücksichtigung dieser Vorüberlegungen die vielfältig geäußerte Kritik am Blue Eyed – Training ihre Berechtigung hat. In diesem Zusammenhang werden zentrale, ausgewählte Kritikpunkte aufgezeigt, die allerdings nicht die Bandbreite der Kritik abdecken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Entstehung und Entwicklung des Antirassismus-Trainings Blue Eyed
- 2. Darstellung eines typischen Blue Eyed – Trainingsablaufs
- 2.1. Die Vorbereitungsphase
- 2.2. Die Trainingsphase
- 3. Implizite theoretische Grundlagen und Vorannahmen Jane Elliotts
- 3.1. Die implizite Rassismus-Definition Jane Elliotts
- 3.2. Persönliche Erfahrung mit Rassismus: Moral und Ethik
- 3.3. Pädagogische Erfahrungen als Lehrerin: Selbsterfahrung und autoritäre Techniken
- 3.4. Rassismus als konditionierte Verhaltensweise
- 3.5. Fazit: Der Antirassismus-Prozess nach Jane Elliott
- 4. Kritische Würdigung des Blue Eyed - Trainings
- 4.1. Konsequenzen der Rassismuskonzeptualisierung Jane Elliotts: Opfer-Täter-Dichotomie
- 4.2. Moralität als Argument
- 4.3. Starre Konzepte und autoritäre Techniken
- 4.4. Unzulängliche Vereinfachung der Komplexität von Rassismus
- 4.5. Fehlende Handlungsperspektiven
- 4.6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Antirassismus-Training "Blue Eyed" von Jane Elliott. Ziel ist es, das zugrundeliegende Konzept zu analysieren und dessen Wirksamkeit zu hinterfragen. Die Arbeit beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Trainings, beschreibt einen typischen Ablauf und analysiert die impliziten theoretischen Annahmen. Schließlich wird eine kritische Würdigung des Trainings vorgenommen.
- Entstehung und Entwicklung des "Blue Eyed"-Trainings
- Beschreibung des Trainingsablaufs
- Implizite theoretische Grundlagen und Vorannahmen von Jane Elliott
- Kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept und der Methodik
- Bewertung der Wirksamkeit des Trainings
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Rassismus und der Notwendigkeit effektiver Antirassismus-Trainings ein. Sie stellt Jane Elliotts "Blue Eyed"-Training vor und skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich auf die Analyse des Trainingskonzepts und dessen kritische Würdigung konzentriert. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Frage, inwieweit die Konzeption und Vorgehensweise des Trainings durch die Berücksichtigung der historischen und persönlichen Hintergründe Jane Elliotts verständlich wird und ob die Kritik an dem Training berechtigt ist.
1. Entstehung und Entwicklung des Antirassismus-Trainings Blue Eyed: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung des "Blue Eyed"-Trainings im Kontext der Ermordung Martin Luther Kings. Es erläutert, wie Jane Elliott, eine Grundschullehrerin, die Übung entwickelte, um ihren Schülern die Auswirkungen von Rassismus näherzubringen. Die Übung basiert auf einer willkürlichen Einteilung der Kinder in privilegierte und benachteiligte Gruppen aufgrund ihrer Augenfarbe, um rassistisches Verhalten nachvollziehbar zu machen. Das Kapitel beschreibt die Weiterentwicklung des Trainings über die Jahre und seine Verbreitung in verschiedenen Kontexten, von Schulen bis hin zu Unternehmen.
2. Darstellung eines typischen Blue Eyed - Trainingsablaufs: Dieses Kapitel beschreibt den typischen Ablauf eines "Blue Eyed"-Trainings, basierend auf dem Dokumentationsfilm "Blue Eyed". Es wird detailliert die Vorbereitungsphase, in der die Teilnehmer nach Augenfarbe getrennt und unterschiedlich behandelt werden, beschrieben. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der Methode und der Erzeugung von Ungleichbehandlung und Diskriminierung zwischen den Gruppen.
3. Implizite theoretische Grundlagen und Vorannahmen Jane Elliotts: Dieses Kapitel analysiert die impliziten theoretischen Annahmen, die Jane Elliotts Training zugrunde liegen. Es untersucht ihre Rassismusdefinition, ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus, ihre pädagogischen Erfahrungen und ihre Sichtweise auf Rassismus als konditionierte Verhaltensweise. Es beleuchtet, wie diese Annahmen die Gestaltung und den Ablauf des Trainings beeinflussen.
4. Kritische Würdigung des Blue Eyed - Trainings: Dieses Kapitel bietet eine kritische Auseinandersetzung mit dem "Blue Eyed"-Training. Es werden verschiedene Kritikpunkte diskutiert, darunter die Vereinfachung der komplexen Thematik des Rassismus, die potenziell schädliche Opfer-Täter-Dichotomie, die Anwendung autoritärer Techniken und das Fehlen von konkreten Handlungsperspektiven nach dem Training. Die Kritikpunkte werden im Detail erläutert und ihre Bedeutung für die Wirksamkeit und die ethische Vertretbarkeit des Trainings beleuchtet.
Schlüsselwörter
Antirassismus-Training, Blue Eyed, Jane Elliott, Rassismus, Diskriminierung, Vorurteile, Opfer-Täter-Dynamik, Pädagogik, kritische Analyse, Methodenkritik, Wirksamkeit.
Häufig gestellte Fragen zum Antirassismus-Training "Blue Eyed" von Jane Elliott
Was ist das Ziel dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Antirassismus-Training "Blue Eyed" von Jane Elliott und hinterfragt dessen Wirksamkeit. Sie beleuchtet die Entstehungsgeschichte, beschreibt den Ablauf und analysiert die zugrundeliegenden theoretischen Annahmen. Schließlich erfolgt eine kritische Würdigung des Trainings.
Was wird im "Blue Eyed"-Training gemacht?
Das "Blue Eyed"-Training teilt Teilnehmer willkürlich nach Augenfarbe in privilegierte und benachteiligte Gruppen ein, um die Auswirkungen von Diskriminierung und Rassismus nachvollziehbar zu machen. Der Ablauf beinhaltet eine Vorbereitungsphase und eine Trainingsphase, in denen die Gruppen unterschiedlich behandelt werden.
Welche theoretischen Grundlagen liegen dem "Blue Eyed"-Training zugrunde?
Die Arbeit untersucht Jane Elliotts implizite Rassismusdefinition, ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus, ihre pädagogischen Erfahrungen und ihre Sichtweise auf Rassismus als konditionierte Verhaltensweise. Diese Annahmen beeinflussen die Gestaltung und den Ablauf des Trainings.
Welche Kritikpunkte werden am "Blue Eyed"-Training geäußert?
Die kritische Würdigung thematisiert die Vereinfachung der komplexen Thematik Rassismus, die potenziell schädliche Opfer-Täter-Dichotomie, die Anwendung autoritärer Techniken und das Fehlen konkreter Handlungsperspektiven nach dem Training. Die ethische Vertretbarkeit und Wirksamkeit werden hinterfragt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zur Entstehung und Entwicklung des Trainings, zum typischen Ablauf, zu den impliziten theoretischen Grundlagen und eine kritische Würdigung. Schlüsselwörter und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Wo wird das "Blue Eyed"-Training eingesetzt?
Das Training wird in verschiedenen Kontexten eingesetzt, von Schulen bis hin zu Unternehmen.
Welche Rolle spielt die persönliche Erfahrung von Jane Elliott?
Jane Elliotts persönliche Erfahrungen mit Rassismus und ihre pädagogischen Erfahrungen beeinflussen maßgeblich die Konzeption und den Ablauf des "Blue Eyed"-Trainings. Die Arbeit untersucht diesen Zusammenhang.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist, inwieweit die Konzeption und Vorgehensweise des Trainings durch die Berücksichtigung der historischen und persönlichen Hintergründe Jane Elliotts verständlich wird und ob die Kritik an dem Training berechtigt ist.
Welche Schlüsselwörter beschreiben das Training?
Schlüsselwörter sind: Antirassismus-Training, Blue Eyed, Jane Elliott, Rassismus, Diskriminierung, Vorurteile, Opfer-Täter-Dynamik, Pädagogik, kritische Analyse, Methodenkritik, Wirksamkeit.
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- Franziska Roßmann (Author), 2007, Blauäugig? Darstellung und Kritik des Antirassismus-Trainings „Blue Eyed“ (Jane Elliott), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127828