Zwei bedeutende Werke der Kulturtheorie des 20. Jahrhunderts haben den Mythos nicht als archaische Vorstufe, sondern als andere und allgegenwärtige Form abendländischer Rationalität begriffen. Unter dem Gesichtspunkt ihrer funktionalen Bestimmung von Sinn zielen viele Mythen auf Legitimation ab, so sollen Machtansprüche und Besitzverhältnisse beglaubigt und gerechtfertigt werden. Sowohl die Sozialphilosophen Max Horkheimer und Theodor Adorno als auch Roland Barthes waren als Gesellschaftskritiker, in den Worten Norbert Elias, „Mythenjäger“, also „auf der Jagd nach sozialen Mythen und Mystifizierungsprozessen.“ In der Dialektik der Aufklärung von Horkheimer und Adorno wie auch in Barthes’ Mythen des Alltags wird eine materialistische und unorthodox marxistische Kritik der bürgerlichen Gesellschaft, ihrer kapitalistischen Produktionsweise und den Mythen formuliert, die den universellen „Verblendungszusammenhang“ dieser Gesellschaftsformation aufrechterhalten. Die Kritische Theorie Horkheimers und Adornos sowie Barthes’ Mythenkritik zeigen, dass Mythologie seit jeher ein integraler Bestandteil von Herrschaftsausübung und -legitimierung ist, die modernen Mythen aber nicht jenseits der Kritisier- und Veränderbarkeit liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Ein kritisches Verhältnis zum Mythos
- Der Begriff der Aufklärung und des Mythos in der Dialektik der Aufklärung
- Das bürgerliche Subjekt und Homers' Odyssee
- Der Mythosbegriff in Barthes' Mythen des Alltags
- Fazit: Mythenforschung in der Gegenwart und die Möglichkeit der Veränderung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das kritische Verhältnis zwischen Mythos und Aufklärung. Der Fokus liegt auf der Dialektik der Aufklärung von Horkheimer und Adorno sowie auf Barthes' Mythen des Alltags. Es wird analysiert, wie beide Werke den Mythos als eine allgegenwärtige Form abendländischer Rationalität begreifen, die sowohl zur Legitimation von Machtverhältnissen dient als auch die Grundlage für eine materialistische Kritik der bürgerlichen Gesellschaft bildet.
- Das kritische Verhältnis zum Mythos in der abendländischen Tradition
- Der Mythos als Legitimationsinstrument und seine Funktion in der Realitätsorganisation
- Die Dialektik von Mythos und Aufklärung: Ein ineinandergreifen von Vernunft und Irrationalität
- Der Mythos als Bestandteil der Herrschaftsausübung in der modernen Gesellschaft
- Die Möglichkeit der Veränderung und die Rolle der Mythenforschung in der Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Ein kritisches Verhältnis zum Mythos: Das Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund des Mythos und die Entwicklung eines kritischen Verhältnisses zu ihm in der abendländischen Tradition. Es wird darauf hingewiesen, dass Mythen Geschichten erzählen, die Legitimation und Sinnstiftung ermöglichen, und in modernen Gesellschaften nach wie vor relevant sind.
- Der Begriff der Aufklärung und des Mythos in der Dialektik der Aufklärung: Dieses Kapitel beleuchtet die Dialektik der Aufklärung von Horkheimer und Adorno und untersucht, wie sie den Mythos als eine allgegenwärtige Form der abendländischen Rationalität begreifen. Es wird der Gegensatz zwischen Mythos und Aufklärung aufgezeigt, der nicht als eine strikte Trennung, sondern als ein ineinandergreifen von Vernunft und Irrationalität betrachtet werden soll.
- Das bürgerliche Subjekt und Homers' Odyssee: Dieses Kapitel wird sich mit dem Mythos und seinen Implikationen auf die Konstruktion des bürgerlichen Subjekts befassen. Es wird analysiert, wie Homers' Odyssee als ein Beispiel für den Einfluss des Mythos auf die Entwicklung des Subjekts dienen kann.
- Der Mythosbegriff in Barthes' Mythen des Alltags: Dieses Kapitel beleuchtet die Mythenkritik von Roland Barthes und untersucht, wie er den Mythos als eine Form der ideologischen Manipulation versteht, die die bürgerliche Gesellschaft aufrechterhält. Es wird die Rolle der modernen Mythen in der Produktion und Reproduktion von Machtstrukturen und Ideologien beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themenbereiche Mythos, Aufklärung, Dialektik der Aufklärung, Mythen des Alltags, bürgerliche Gesellschaft, Legitimation, Herrschaftsausübung, Kritik, Ideologie, Kulturtheorie, Materialismus, Marxismus.
- Arbeit zitieren
- Leon Maack (Autor:in), 2022, Mythos und Aufklärung. Die "Dialektik der Aufklärung" und Barthes’ "Mythen des Alltags", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1277745