Mit Beginn der Pubertät ist das Ende der Kindheit in Sicht. Für den
Heranwachsenden beginnt ein neuer, aufregender und turbulenter
Lebensabschnitt. Es beginnt die Entwicklungsphase der Reifung und Ablösung,
der Schritt vom Jugend- zum Erwachsenenalter wird vollzogen.
Der Heranwachsende nimmt Abschied von der Kindheit und beginnt, sich von
der Herkunftsfamilie zu lösen. Die Ablösung verläuft oftmals nicht
unproblematisch, sondern bietet Möglichkeiten und Raum für die Entstehung
sozialer und psychischer Konflikte. Die Bewältigung dieser Konflikte ist
Voraussetzung für die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit und die
Vermeidung von Neurosen und psychosomatischen Störungen.
Mit dem Abschied von der Kindheit werden bisher erworbene Ideale, etablierte
Rollen- und Wertvorstellungen, in Frage gestellt. Die Suche nach dem Sinn des
Lebens, nach der Stellung in der Gesellschaft und nach der eigenen Identität
beginnt. Oftmals wird diese Suche auch zu einem Konflikt zwischen den
Generationen, da die Lebensart der Erwachsenen von der Jugend kritisiert und
angezweifelt wird. Dies kann Orientierungslosigkeit auf beiden Seiten
hervorrufen.
Dem Überschwang der jungen Generation, die Welt ändern zu wollen und zu
können, stehen Zweifel, Unsicherheit und Ängste gegenüber. Die erheblichen
Gefühlsschwankungen, die der Heranwachsende in dieser Zeit durchlebt sind
hierfür charakteristisch. Gegensätzliche Gefühle, wie beispielsweise
übermäßige Freude und bedrohliche Trauer, können sich innerhalb kürzester
Zeit ablösen. Ebenso wie die Sehnsucht nach Ablösung, nach Selbständig-
Werden und endlich Erwachsen sein, im Gegensatz zu regressiven Wünschen
stehen kann.
Eine weitere Zerrissenheit ereilt den Heranwachsenden mit der körperlichen
Veränderung. Die Genitalien entwickeln sich rapide und der kindliche Körper
reift zu dem einer Frau/eines Mannes. Die physische Entwicklung kann der
psychischen vorauseilen, wenn sie sehr frühzeitig und unerwartet beginnt. Der
gegensätzliche Fall tritt ein, wenn die Geschlechtsreife erst verspätet beginnt
und bereits lange ersehnt wird. [...
Inhalt
1. Einleitung
2. Entwicklung der (Geschlechts-)Identität
3. Soziale Konflikte in der Phase der Adoleszenz
4. Eltern-Kind-Beziehung
4.1 Allgemeine Betrachtungen
4.2 Bindungsmodus
4.3 Delegationsmodus
4.4 Ausstoßungsmodus
5. Schlusswort
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Mit Beginn der Pubertät ist das Ende der Kindheit in Sicht. Für den Heranwachsenden beginnt ein neuer, aufregender und turbulenter Lebensabschnitt. Es beginnt die Entwicklungsphase der Reifung und Ablösung, der Schritt vom Jugend- zum Erwachsenenalter wird vollzogen.
Der Heranwachsende nimmt Abschied von der Kindheit und beginnt, sich von der Herkunftsfamilie zu lösen. Die Ablösung verläuft oftmals nicht unproblematisch, sondern bietet Möglichkeiten und Raum für die Entstehung sozialer und psychischer Konflikte. Die Bewältigung dieser Konflikte ist Voraussetzung für die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit und die Vermeidung von Neurosen und psychosomatischen Störungen.
Mit dem Abschied von der Kindheit werden bisher erworbene Ideale, etablierte Rollen- und Wertvorstellungen, in Frage gestellt. Die Suche nach dem Sinn des Lebens, nach der Stellung in der Gesellschaft und nach der eigenen Identität beginnt. Oftmals wird diese Suche auch zu einem Konflikt zwischen den Generationen, da die Lebensart der Erwachsenen von der Jugend kritisiert und angezweifelt wird. Dies kann Orientierungslosigkeit auf beiden Seiten hervorrufen.
Dem Überschwang der jungen Generation, die Welt ändern zu wollen und zu können, stehen Zweifel, Unsicherheit und Ängste gegenüber. Die erheblichen Gefühlsschwankungen, die der Heranwachsende in dieser Zeit durchlebt sind hierfür charakteristisch. Gegensätzliche Gefühle, wie beispielsweise übermäßige Freude und bedrohliche Trauer, können sich innerhalb kürzester Zeit ablösen. Ebenso wie die Sehnsucht nach Ablösung, nach Selbständig-Werden und endlich Erwachsen sein, im Gegensatz zu regressiven Wünschen stehen kann.
Eine weitere Zerrissenheit ereilt den Heranwachsenden mit der körperlichen Veränderung. Die Genitalien entwickeln sich rapide und der kindliche Körper reift zu dem einer Frau/eines Mannes. Die physische Entwicklung kann der psychischen vorauseilen, wenn sie sehr frühzeitig und unerwartet beginnt. Der gegensätzliche Fall tritt ein, wenn die Geschlechtsreife erst verspätet beginnt und bereits lange ersehnt wird. Das Bewusstsein, dass die Veränderungen von der Außenwelt erwartet und beobachtet werden, beeinflusst die Entfaltung des Selbstwertgefühles.
Eine junge Erwachsene erlebte die Adoleszenz als eine Art zweite Geburt (Mertens, Seite 136). Dieser Vergleich ist sehr zutreffend. Ähnlich wie der Säugling aufgrund seiner Reife ohne Verbindung durch die Nabelschnur zur Mutter lebensfähig ist, so ist auch der junge Erwachsene reif, sich schrittweise aus der Familie zu lösen. Die unsichtbare Nabelschnur zum Elternhaus muss durchtrennt werden. Als gelungener Ablösungsprozess kann eine Beziehung zwischen Kind und Eltern dann bezeichnet werden, wenn beide Parteien losgelöst voneinander leben und dennoch eine Beziehung aufrecht erhalten.
Im Prozess der Ablösung können soziale und psychische Konflikte auftreten. Welche Konflikte das sein können soll unter Berücksichtigung der äußeren Umstände untersucht werden. Ansatzweise soll der Frage nachgegangen werden, was ursächlich sein kann, wenn die typischen Reifungskrisen nicht bewältigt werden und pathologische Entwicklungen auftreten.
2. Entwicklung der (Geschlechts-)Identität
Während der Adoleszenz wird der Heranwachsende mit den körperlichen Veränderungen und der Entwicklung der Geschlechtsidentität sowie des eigenen Ichs konfrontiert. Es beginnt die Auflösung der kindlichen Bindungen von den Eltern. Der Jugendliche wendet sich verstärkt Gleichaltrigen zu. Die Gruppe der Gleichaltrigen, aber auch anderer Erwachsener gewinnt an Bedeutung auf der Suche nach Bindungen außerhalb der Familie.
In der heutigen Gesellschaft erweckt die Jugend nicht den Eindruck, Probleme mit der Sexualität zu haben. Allgemein ist zu beobachten, dass sie relativ unbefangen mit dem Thema umgeht. Bei persönlichen Gesprächen mit Jugendlichen ist dennoch erkennbar, dass sich die psychosexuelle Entwicklung und die Entwicklung der Geschlechtsidendität, die Identifizierung mit der weiblichen bzw. männlichen Rolle nicht ohne Hindernisse oder Störungen vollzieht.
Der Beginn der Adoleszenz wird als Ausgangspunkt psychischer Störungen gesehen. Reinhart Lempp schreibt: „Unter den Neurosen und psychosomatischen Störungen ist die Pubertätsmagersucht eine charakteristische Erkrankung dieser Lebensphase und unter den schweren Neurosen beginnt der Großteil der Angst- und Zwangsneurosen ebenfalls in diesem Lebensabschnitt. Auch die Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis beginnen zu einem großen Anteil in der Pubertät...“ (Seite 161). Dies macht deutlich, wie sensibel der Adoleszente ist und dass die innerpsychischen Konflikte in dieser Phase befriedigend gelöst werden müssen.
Bei den pathologischen Entwicklungen sind häufig inzestuöse familiäre Situationen zu beobachten, zum Beispiel wenn der 16jährige Sohn anstelle des Vaters im Ehebett neben der Mutter schläft.
In der Phase der Adoleszenz können erneut ödipale Konflikte auftreten. Mertens äußert (Seite 131), dass der Beginn der Pubertät als eine Periode der biologisch fundierten körperlichen Reifungsvorgänge für das heranwachsende Mädchen einen massiven Verdrängungsschub mit entsprechenden psychischen Konsequenzen mit sich bringt. Des weiteren geht er davon aus, dass sich dieser psychische Vorgang stärker als beim Jungen gleichen Alters vollzieht, aber annähernd gleich stark ist, wie bei Jungen in der ödipalen Phase.
Daher ist die Rolle von Vater und Tochter von wesentlicher Bedeutung. Der Vater muss sich dem zunehmenden Autonomiebegehren seiner Tochter stellen und seine inzestuöse Liebesbindung an die Tochter durcharbeiten. Wenn der Vater die Vorstellung vertritt, dass seine Tochter sein sexueller Besitz ist, kann er die Beziehung zu einem jungen Mann nur ertragen, wenn er diesen stark entwertet hat. Die Ablösung vom Vater wird aus psychosexueller Sicht noch erschwert, wenn der Vater wochenlang nicht mit der Tochter spricht. Aufgrund dieser Enttäuschung kann es zu einer Entidealisierung des Vaterbildes kommen. Diese Enttäuschung ist groß, wenn die ödipale Liebe noch nicht aufgelöst ist.
Der Ablösungsprozess muss von Vater und Tochter durcharbeitet werden, wobei es zu inneren Konflikten beiderseits kommen kann. So strebt die Tochter nach Ablösung, wobei sie sich auch nach kindlicher Abhängigkeit, beispielsweise Schutz durch den Vater sehnt. Bei dem Vater besteht der Konflikt darin, dass er die Identitätsentwicklung seiner Tochter fördern möchte, aber sie nicht als seine kleine Geliebte verlieren möchte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Vater und Tochter dem ödipalen Konflikt stellen müssen. Je offener und flexibler der Vater mit den dualen und triadischen Beziehungen umgeht, desto einfacher gelingt es der Tochter, sich zu lösen und eine eigene Identität zu finden. Der Vater kann als Identifikationsobjekt dienen.
Eine völlig andere Situation tritt ein, wenn die Tochter den Vater psychisch entbehren muss. Wenn der Vater sich gegenüber der Tochter ablehnend verhält und inzestuöse Phantasie leugnet, können sich Störungen hinsichtlich der psychosexuellen Identitätsbildung manifestieren. Die Tochter erlebt narzisstische Kränkungen, begleitet von Verlustängsten und kann sich nicht unbefangen außerfamiliären Beziehungen zuwenden. Folge dessen können spätere Beziehungsschwierigkeiten sein, da die erwachsene Frau aufgrund eines überhöhten Vaterbildes Schwierigkeiten und Enttäuschungen in ihren realen Beziehungen zu Männern erlebt.
Aber auch das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des Ich-Ideales. Mertens geht davon aus (Seite 148), dass der mächtige Drang zur präödipalen Mutter bei weiblichen Jugendlichen häufig zu Essproblemen in Form von Bulilmie und Anorexie führt. Auch Reinhart Lempp (Seite 162) weist darauf hin, dass in den letzten 30 Jahren, wo die Pubertätsmagersucht noch ein Einzelereignis war, eine massive Häufung von Essstörungen zu beobachten ist. Im Erfahrungsaustausch mit anderen Kollegen stellte er fest, dass diese Häufung vermehrt in Industriestaaten zu beobachten ist und ländliche Regionen von dieser Entwicklung weniger betroffen sind. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass ein enger Zusammenhang zwischen den gesellschaftlichen Veränderungen und der Rolle der Frau besteht. Beeinflusst durch die Medien hat sich ein Bild von der Rolle der Frau entwickelt, die angefangen von der Kinderbetreuung über ein erfolgreiches Berufsleben bis hin zur Rolle der Ehefrau, alle Alltagsaufgaben mühelos bewältigt. Dieser Leistungserwartung fühlen sich die jungen Mädchen nicht gewachsen und entwickeln Angst zu versagen, Angst vor Sexualität. Die Abmagerung ist Zeichen der Abwehr, Abwehr gegen die Entwicklung weiblicher Formen und Entwicklung der (Geschlechts)Identiät. Ursächlich kann neben den gesellschaftlichen Bedingungen auch ein Identifikationsproblem mit der Rolle der Mutter sein. Beispielsweise, wenn die Mutter in der Familie durch den Vater abgewertet wird und für die Tochter kein Idealbild bzw. attraktives Mutterbild verkörpert.
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