Franziskus von Assisi, einer der größten Heiligen des Mittelalters lebte von 1181/82 bis 1226. Sein Wirken war ganz der imitatio christi gewidmet: und einem Leben in strengster Armut und Demut.
In seiner Radikalität fand er viele Anhänger, die sich aus allen sozialen Schichten zusammenfanden. Franziskus erwartete von jedem ein Leben nach dem Evangelium in aller Radikalität. Dem zunächst auf brüderlichem Miteinander basierendem Zusammenleben, folgte die erste Regel, sie war auf das Jahr 1221 datiert. Die Regel wurde vom apostolischen Stuhl, durch Papst Innozenz III. nur mündlich anerkannt- vermutlich konnte Franziskus die Zweifel des Papstes nicht zerstreuen, denn Innozenz hatte Zweifel der allerhöchsten Armut wegen. Er wollte später hinzukommenden Mitgliedern der Gemeinschaft ein allzu hartes Leben ersparen. Es liegt die Vermutung nahe, dass der Papst die innere Reform der Kirche vor Augen hatte und nur aus diesem Grunde Franziskus überhaupt erst empfing. Denn er musste erkannt haben, dass häretische Strömungen, die sich in der Gesellschaft häuften, nicht länger mit Gewalt zu unterdrücken waren. Offenbar erschienen ihm die Brüder auch eher den Häretikern zugeneigt, er bezeichnete ein Leben nach dem „purem Evangelium als Wahnsinn“.
Schriftlich bestätigt wurde die Ordensregel 1223 nach deutlicher Überarbeitung, seitens der Kirche, insbesondere durch Kardinal Hugolino von Ostia- dem späteren Papst, Gregor IX.
Der französische Mediävist Jacques Le Goff, stellte in seiner 2006 erschienenen Biografie über Franz von Assisi die eklatanten Unterschiede zwischen der bullierten und der unbullierten Regel heraus. Wesentliche Punkte sind radikal zusammengefasst worden Der Armutsgedanke den Franziskus, entsprechend dem Evangelium in seiner ganzen Radikalität - mitunter auch über die heilige Schrift hinaus - praktizierte, wurde in seiner Schärfe deutlich abgeschwächt und in kurzen Sätzen zusammengefasst. Bibelzitate, aus denen Franziskus seine Armutsinterpretation bezog, fielen ersatzlos weg.
Die vorliegende Arbeit will zeigen, dass der Ursprungsgedanke des Franziskus, ein Leben in allerhöchster Armut, Demut und Spiritualität zu führen, in der päpstlich approbierten Ordensregel keinen Niederschlag findet. Ein allgemeiner Überblick über das frühe Armutsverständnis der Franziskaner eröffnet das Thema. Im Anschluss werden beide Ordensregeln, insbesondere zum Armutsideal Franziskus‘ untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Franziskus Ordensregel von 1221
- 1.1. Das Armutsverständnis des Franziskanerordens in der Frühzeit
- 1.2. Armut in Verantwortung vor Gott und den Brüdern
- 2. Die bullierte Regel von 1223
- 2.1. Was wollte Franziskus regeln?
- 2.2. Was hat der Klerus dieser Regel hinzugefügt und was weg gelassen?
- 2.3. In wie weit sind Franziskus' Ursprungsideen noch in der Regel enthalten?
- 3. Fazit
- Literatur
- Quellen
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Analyse der beiden Ordensregeln des Heiligen Franziskus von Assisi, der unbullierten Regel von 1221 und der bullierten Regel von 1223. Ziel ist es, die Unterschiede zwischen den beiden Regelwerken aufzuzeigen und zu untersuchen, inwieweit die päpstlich approbierte Regel von 1223 den ursprünglichen Armutsgedanken des Franziskus widerspiegelt.
- Das Armutsverständnis des Franziskus und seine Umsetzung in der unbullierten Regel
- Die Veränderungen der bullierten Regel im Vergleich zur unbullierten Regel
- Die Auswirkungen der päpstlichen Approbation auf die Ordensregel
- Die Bedeutung der Bibelzitate in den beiden Regelwerken
- Die Rolle des Klerus bei der Gestaltung der Ordensregel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Franziskus von Assisi und sein Wirken im Kontext der imitatio christi vor. Sie beleuchtet die Entstehung der ersten Ordensregel von 1221 und die Gründe für die päpstliche Approbation der bullierten Regel von 1223. Die Arbeit untersucht die Unterschiede zwischen den beiden Regelwerken und analysiert, inwieweit die bullierte Regel den ursprünglichen Armutsgedanken des Franziskus widerspiegelt.
Kapitel 1.1. beleuchtet das Armutsverständnis des Franziskanerordens in der Frühzeit. Es wird gezeigt, wie Franziskus die Armut als radikales Lebensmodell verstand und wie er dieses in der unbullierten Regel umsetzte. Kapitel 1.2. analysiert die Bedeutung der Armut in Verantwortung vor Gott und den Brüdern. Es wird gezeigt, wie Franziskus die Armut als Ausdruck der Hingabe an Gott und als Grundlage für ein brüderliches Miteinander verstand.
Kapitel 2.1. untersucht die Ziele, die Franziskus mit der Regel von 1221 verfolgte. Es wird gezeigt, wie er die Regel als Leitfaden für das Leben der Brüder in Armut und Demut verstand. Kapitel 2.2. analysiert die Veränderungen, die der Klerus an der Regel von 1221 vorgenommen hat, um sie für die päpstliche Approbation vorzubereiten. Es wird gezeigt, wie die bullierte Regel den ursprünglichen Armutsgedanken des Franziskus abschwächt und in einigen Punkten sogar widerspricht. Kapitel 2.3. untersucht, inwieweit die bullierte Regel noch die Ursprungsideen des Franziskus enthält. Es wird gezeigt, dass die bullierte Regel zwar einige Elemente des ursprünglichen Armutsgedankens bewahrt, aber in ihrer Gesamtheit nicht mehr den radikalen Ansatz des Franziskus widerspiegelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Ordensregel des Heiligen Franziskus von Assisi, die unbullierte Regel von 1221, die bullierte Regel von 1223, das Armutsverständnis des Franziskus, die päpstliche Approbation, die Bedeutung der Bibelzitate, die Rolle des Klerus und die Auswirkungen der Veränderungen der Ordensregel auf die Lebensweise der Franziskaner.
- Quote paper
- Andrea von Wittken (Author), 2009, In der bullierten Ordensregel findet Franziskus Ursprungsgedanke ein Leben in radikaler Armut und Spiritualität zu führen keinen Niederschlag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127617