In der vorliegenden Arbeit werden narrative Strukturen und Merkmale von Märchen dargestellt. Es geht hierbei zum einen darum zu zeigen, was ein Märchen überhaupt zu einem Märchen macht, und zum anderen speziell um narrative Darstellungsprinzipien von Geschehen bzw. Geschehensmotivation in Märchen. In einem ersten Teil werden anhand der Märchenuntersuchungen von Max Lüthi Erzählweise und Aufbau, Figurenkonzeption und Geschehensfolge, daneben aber auch Stilelemente und die wechselseitigen Beziehungen dieser im Märchen ineinander übergreifenden Phänomene bearbeitet. Der zweite, ebenfalls theoretische Teil der Arbeit gilt den narratologischen Darstellungsprinzipien von Geschehensmotivation in Märchen, wozu neben Lüthi narratologische Untersuchungen von Clemens Lugowski und Matías Martínez hinzugezogen werden, um zu prüfen, ob und, wenn ja, inwieweit deren Theorien literarischer Motivation weiteren Aufschluß über die Geschehensmotivation in Märchen geben können. Diesen zwei referierenden und darstellenden Teilen wird ein dritter interpretierender Teil zur Seite gestellt, in dem unter Anwendung der theoretischen Ergebnisse das Kinder- und Hausmärchen "Dornröschen" der Brüder Grimm (KHM 50) analysiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Max Lüthi: Gestalt, Form und Wesenszüge des Märchens
- 1.1 Einsträngigkeit der Handlung
- 1.2 Mehrgliedrigkeit der Handlung
- 1.3 Eindimensionalität
- 1.4 Flächenhaftigkeit
- 1.4.1 Flächenhaftigkeit der Figuren
- 1.4.2 Flächenhaftigkeit in Raum und Zeit
- 1.4.3 Flächenhaftigkeit der Dinge
- 1.4.4 Sprachliche Mittel
- 1.5 Isolation und Allverbundenheit
- 1.5.1 Isolation
- 1.5.2 Allverbundenheit
- 1.6 Abstrakter Stil
- 1.6.1 Zahlen
- 1.6.2 Wiederholung, formelhafte Anfänge und Schlußsätze
- 1.6.3 Extremes und Wunder
- 2. Geschehensmotivation in Märchen
- 2.1 Definition und Begriffsklärung
- 2.1.1 Geschehen und Geschichte
- 2.1.2 Motivation
- 2.2 Motivation und Nichtmotivation in Märchen
- 2.2.1 Max Lüthi: Geschehensmotivation in Märchen
- 2.2.2 Clemens Lugowski und Matías Martínez: Geschehensmotivation in narrativen Texten und deren Anwendung auf Märchen
- 2.1 Definition und Begriffsklärung
- 3. Interpretation des KHM 50, "Dornröschen"
- 4. Abschluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht narrative Strukturen und Merkmale von Märchen, insbesondere die Darstellungsprinzipien der Geschehensmotivation. Sie analysiert Max Lüthis Erkenntnisse über den Aufbau, die Figurenkonzeption und die Stilelemente von Märchen. Zusätzlich werden narratologische Ansätze von Lugowski und Martínez herangezogen, um die Geschehensmotivation weiter zu beleuchten. Die Arbeit gipfelt in einer Interpretation von Grimms "Dornröschen" (KHM 50) anhand der zuvor dargestellten theoretischen Grundlagen.
- Narrative Strukturen in Märchen
- Max Lüthis Theorie des Märchens
- Geschehensmotivation in Märchen
- Anwendung narratologischer Theorien auf Märchen
- Interpretation von "Dornröschen" (KHM 50)
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung skizziert die Ziele der Arbeit: die Darstellung narrativer Strukturen und Merkmale von Märchen, insbesondere die Geschehensmotivation. Sie definiert den Begriff "Märchen" im Kontext der Arbeit als Volksmärchen und erläutert die Auswahl der theoretischen Ansätze (Lüthi, Lugowski, Martínez) und den Anwendungsfall (Grimms "Dornröschen"). Die Einleitung betont die Nicht-Relevanz gattungsgeschichtlicher Aspekte für die vorliegende Arbeit.
1. Max Lüthi: Gestalt, Form und Wesenszüge des Märchens: Dieses Kapitel präsentiert Lüthis zentrale Thesen zur Struktur und zum Stil von Märchen. Lüthi beschreibt den "Idealtypus" des Märchens, der zwar in Reinform nicht existiert, aber als analytisches Werkzeug dient. Es werden Strukturmerkmale wie die Einsträngigkeit und Mehrgliedrigkeit der Handlung, sowie Stilelemente wie Eindimensionalität, Flächenhaftigkeit, Isolation und Allverbundenheit, und der abstrakte Stil detailliert erläutert. Der Fokus liegt auf der Identifizierung der Merkmale, die ein Märchen ausmachen.
2. Geschehensmotivation in Märchen: Dieses Kapitel befasst sich mit der Motivation des Geschehens in Märchen. Es werden zunächst die Begriffe "Geschehen" und "Geschichte" abgegrenzt und der Begriff "Motivation" geklärt. Anschließend werden Lüthis Ansichten zur Geschehensmotivation in Märchen dargestellt. Darüber hinaus werden die narratologischen Theorien von Clemens Lugowski und Matías Martínez vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit auf Märchen geprüft, um ein umfassenderes Verständnis der Geschehensmotivation zu erlangen.
3. Interpretation des KHM 50, "Dornröschen": Dieses Kapitel analysiert Grimms "Dornröschen" (KHM 50) unter Anwendung der in den vorherigen Kapiteln dargestellten theoretischen Erkenntnisse. Die Analyse untersucht die Einsträngigkeit und Mehrgliedrigkeit der Handlung, die Eindimensionalität und Flächenhaftigkeit der Figuren, des Raumes und der Zeit, sowie Aspekte der Isolation, Allverbundenheit und des abstrakten Stils im Märchen. Der Fokus liegt auf der Anwendung der theoretischen Konzepte auf ein konkretes Beispiel.
Schlüsselwörter
Märchen, narrative Strukturen, Max Lüthi, Geschehensmotivation, Eindimensionalität, Flächenhaftigkeit, Isolation, Allverbundenheit, abstrakter Stil, Clemens Lugowski, Matías Martínez, Grimms Märchen, Dornröschen (KHM 50), Erzähltheorie.
Häufig gestellte Fragen zu "Gestalt, Form und Wesenszüge des Märchens"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert narrative Strukturen und Merkmale von Märchen, mit besonderem Fokus auf die Darstellung der Geschehensmotivation. Sie untersucht die Theorien von Max Lüthi zum Aufbau, der Figurenkonzeption und den Stilelementen von Märchen und erweitert die Analyse durch die narratologischen Ansätze von Lugowski und Martínez. Die Anwendung der Theorien erfolgt anhand einer Interpretation von Grimms Märchen "Dornröschen" (KHM 50).
Welche Theorien werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit stützt sich primär auf die Märchen-Theorie von Max Lüthi, der sich mit der Gestalt, Form und den Wesenszügen des Märchens auseinandersetzt. Zusätzlich werden die narratologischen Ansätze von Clemens Lugowski und Matías Martínez zur Geschehensmotivation in narrativen Texten herangezogen und auf Märchen angewendet.
Welche Aspekte von Lüthis Theorie werden behandelt?
Die Arbeit behandelt zentrale Aspekte von Lüthis Theorie, darunter die Einsträngigkeit und Mehrgliedrigkeit der Handlung, die Eindimensionalität und Flächenhaftigkeit (von Figuren, Raum, Zeit und Dingen), die Isolation und Allverbundenheit der Figuren sowie den abstrakten Stil des Märchens, inklusive der Verwendung von Zahlen, Wiederholungen und formelhaften Ausdrücken, sowie dem Auftreten von Extremen und Wundern.
Wie wird die Geschehensmotivation in Märchen behandelt?
Das Kapitel zur Geschehensmotivation klärt zunächst die Begriffe "Geschehen" und "Geschichte" und definiert den Begriff "Motivation". Es werden sowohl Lüthis Ansichten als auch die narratologischen Theorien von Lugowski und Martínez vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit auf Märchen geprüft, um ein umfassenderes Verständnis der Motivation des Geschehens in Märchen zu ermöglichen.
Wie wird Grimms "Dornröschen" (KHM 50) interpretiert?
Die Interpretation von "Dornröschen" (KHM 50) basiert auf den in den vorherigen Kapiteln dargestellten theoretischen Grundlagen. Die Analyse konzentriert sich auf die Anwendung der theoretischen Konzepte auf ein konkretes Beispiel und untersucht die Strukturmerkmale und Stilelemente des Märchens im Licht der Theorie Lüthis.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Märchen, narrative Strukturen, Max Lüthi, Geschehensmotivation, Eindimensionalität, Flächenhaftigkeit, Isolation, Allverbundenheit, abstrakter Stil, Clemens Lugowski, Matías Martínez, Grimms Märchen, Dornröschen (KHM 50), Erzähltheorie.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Max Lüthis Theorie des Märchens, ein Kapitel zur Geschehensmotivation, ein Kapitel zur Interpretation von "Dornröschen" und einen Schluss. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgeschlüsselt.
Für welche Art von Märchen gilt die Analyse?
Die Arbeit konzentriert sich auf Volksmärchen und behandelt gattungsgeschichtliche Aspekte nicht explizit.
- Quote paper
- M.A. Sabine Lommatzsch (Author), 1997, Narrative Strukturen in Märchen. Zu den Untersuchungen von Max Lüthi und der Darstellungsprinzipien von Geschehen in Märchen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12754