Mathematische Erfolge in der Schule hängen deutlich weniger von Begabung (oder Nicht-Begabung) ab, als man üblicherweise denkt: „Die Fähigkeit, Mathematik zu verstehen und anzuwenden, ist keine naturgegebene Begabung, über die nur wenige Menschen verfügen. Auch mathematisches Talent kann sich (…) dann am besten entfalten, wenn Kinder frühzeitig Gelegenheit erhalten, thematische Lernerfahrungen zu sammeln und dabei ihre Neigungen zu erproben.“ (Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, 2007, 252)Das Thema Frühförderung rückt in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt. Grund dafür sind mehrere Studien, die zeigten, dass der Bildungsstand der deutschen Schüler und Schülerinnen sich auf einem niedrigen Niveau befindet. In allen deutschen Bundesländern wurden Erziehungs- und Bildungspläne für Kindertageseinrichtungen entworfen, um die Bildungs- und Entwicklungschancen gerade auch der Kinder zu erhöhen, die im familiären Umfeld keine optimale Unterstützung und Anleitung erhalten.Um diese Pläne wirkungsvoll in die Praxis umsetzen zu können, muss ein umfassendes Wissen über den diesbezüglichen Entwicklungsstand der Kinder vorhanden sein. Die vorliegende Arbeit soll dazu einen Beitrag leisten.
Am Beispiel des Größenbereichs „Längen“ wird in zehn Einzelinterviews überprüft, wie weit bei Kindergartenkindern ein Längenkonzept bereits entwickelt ist. In Form einer Aktivität zum Thema „Körpergrößen vergleichen“ wird untersucht, wie Kinder im Kindergarten das Angebot einer Frühförderung zu einem mathematischen Thema annehmen.
Das Thema „Längen“ wurde von mir ausgewählt, weil es für Kinder eine der greifbarsten Größen ist. Sie sind in ihrem Alltag oft mit unterschiedlichen Längen konfrontiert. So ist es für Kinder zum Beispiel leicht zu erkennen, dass sie größer werden. Sie wachsen aus ihrer Kleidung heraus oder kommen an einen Oberschrank, den sie bisher nicht erreichen konnten. Außerdem hat jedes Kind den Satz „Du bist aber groß geworden!“ sehr oft gehört. So gibt die Wahrnehmung ihres eigenen Wachstumsprozesses Hilfestellungen für Aktivitäten zum Messen von Längen. (vgl. Heuvel-Panhuizen & Buys, 2005, 43)
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert:
Nach einleitenden Worten im ersten Kapitel folgt im zweiten eine Hinführung zur mathematischen Frühförderung im vorschulischen Bereich. Zunächst wird auf die Aktualität der Frühförderung in Deutschland eingegangen, anschließend explizit im mathematischen Bereich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mathematische Frühförderung im vorschulischen Bereich
- Frühförderung allgemein
- Frühförderung im Bereich Mathematik
- Mathematische Bildungs- und Erziehungsziele im bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan.
- Größenbereich „Längen“.
- Größen als Teil des Sachrechnens
- Mathematische Grundlagen zur Größe „Längen“
- Standardisierte und nicht-standardisierte Messinstrumente.
- Denkwege von Kindern bei der „Längen“-Thematik.
- Entwicklung des Messens von Längen nach Piaget.
- Kognitive Entwicklungstheorie
- Entwicklung kognitiver Messfähigkeiten
- Kritische Anmerkungen
- Didaktisches Stufenmodell nach Franke.
- Behandlung von Größen allgemein
- Behandlung von „Längen"
- Kritische Anmerkungen
- Längenkonzept nach Nührenbörger
- Entwicklung des Messens von Längen nach Piaget.
- Eigene Untersuchungen zum Themenbereich „Längen“ im Kindergarten..
- Theoretische Grundlagen
- Praktische Umsetzung.
- Rahmenbedingungen
- Erste Phase: Aktivität zum Thema „Längen“
- Design der Aktivität.
- Auswertung
- Kritische Anmerkungen.
- Zweite Phase: Befragung zum Längenkonzept
- Methode: Das klinische Interview
- Charaktereigenschaften der Kinder
- Design der Befragung
- Auswertung: Ausprägung des Längenkonzeptes
- Vergleichen und Ordnen von Objekten der Länge nach
- Schätzen und Nutzen nicht-standardisierter Messinstrumente
- Standardisierte Messinstrumente.
- Kritische Anmerkungen zur Durchführung.
- Resümee.
- Literaturverzeichnis
- Anhang..
- Bilder
- Transkripte
- Zeichnungen der Lineale
- Notationen der Messresultate.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der mathematischen Frühförderung im vorschulischen Bereich, insbesondere im Kontext des Größenbereichs „Längen“. Ziel ist es, den Entwicklungsstand des Längenkonzeptes bei Kindergartenkindern zu untersuchen und die Wirksamkeit einer Frühförderungsaktivität zum Thema „Körpergrößen vergleichen“ zu analysieren. Die Arbeit basiert auf zehn Einzelinterviews mit Kindergartenkindern und einer Aktivität zum Thema „Körpergrößen vergleichen“, die im Kindergarten durchgeführt wurde.
- Entwicklung des Längenkonzeptes bei Kindergartenkindern
- Frühförderung im Bereich Mathematik
- Didaktische Ansätze zur Behandlung von Größen
- Einsatz von standardisierten und nicht-standardisierten Messinstrumenten
- Analyse der Wirksamkeit einer Frühförderungsaktivität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der mathematischen Frühförderung im vorschulischen Bereich ein und beleuchtet die Bedeutung frühkindlicher Bildungsprozesse. Die Arbeit fokussiert auf den Größenbereich „Längen“ und untersucht den Entwicklungsstand des Längenkonzeptes bei Kindergartenkindern.
Kapitel 2 gibt einen Überblick über die allgemeine Frühförderung und die Bedeutung der mathematischen Frühförderung im Kindergarten. Es werden wichtige Aspekte aus dem bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan zur mathematischen Frühförderung vorgestellt.
Kapitel 3 behandelt den Größenbereich „Längen“ im Kontext des Sachrechnens. Es werden die mathematischen Grundlagen zur Größe „Längen“ erläutert und verschiedene Messinstrumente vorgestellt.
Kapitel 4 beleuchtet verschiedene Ansätze zur Entwicklung des Messens von Längen. Es werden die Entwicklungstheorie von Piaget, das didaktische Stufenmodell von Franke und das Längenkonzept von Nührenbörger vorgestellt.
Kapitel 5 beschreibt die eigenen Untersuchungen im Kindergarten. Es werden die theoretischen Grundlagen, die praktische Umsetzung und die Rahmenbedingungen der Untersuchung vorgestellt. Die beiden Untersuchungsphasen, eine Aktivität zum Thema „Längen“ und eine Befragung zum Längenkonzept, werden detailliert dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die mathematische Frühförderung, den Größenbereich „Längen“, das Längenkonzept, die Entwicklung des Messens, das didaktische Stufenmodell, die Kindergartenpädagogik und die Analyse des Entwicklungsstandes von Kindergartenkindern im Bereich der Längenmessung.
- Quote paper
- Martina Possel (Author), 2008, Längenkonzepte im Kindergarten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127474