Der Zweite Weltkrieg war die größte Zäsur in der deutschen Geschichte – die Folgen reichen bis weit in die Gegenwart hinein. Neben den Gräueltaten, die im Namen des Deutschen Reiches und der nationalsozialistischen Führung verübt wurden, stellt der Luftkrieg und dessen direkte und indirekte Folgen auf die Zivilbevölkerung in allen beteiligten Bevölkerungen einen Bezugspunkt in der persönlichen, aber auch kommunalen Geschichte dar.
Diese neuartige Kriegsführung, die sich direkt gegen die Heimatfront, gegen die Zivilbevölkerung, richtete, war ein Novum in der Kriegsgeschichte. Die dazu eigens ausgearbeiteten Strategien des Flächenbombardements hatten dabei zum Ziel, eine größtmögliche Zerstörung von Industrieanlagen, aber auch von Wohnraum, herbeizuführen, um – unter anderem – die Moral der Bevölkerung zu erschüttern. Dadurch wurde der Krieg, mit all seinen tödlichen Folgen, in die Küchen und Stuben der Gegner:innen getragen. Diese expliziten und impliziten Gewalterfahrungen am eignen Körper und der Verlust von Wohnung, Hab und Gut, zeichneten und zeichnen die Betroffenen über den Angriff hinaus – bis ihr Lebensende. Die daraus entstehenden Narrative, welche die individuellen, aber auch kollektiven Erinnerungen verarbeiten, sind Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten.
Besonders herauszustellen ist dabei der durchgeführte Vergleich der britischen und deutschen Kriegsgesellschaft im Luftkrieg von Dietmar Süß (2011) sowie die Analyse der sich wandelnden Erinnerungskultur in Bezug auf den Bombenkrieg in Hamburg von Malte Thießen (2007). Primär ausgehend von diesen beiden Werken soll in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen werden, inwiefern das morale bombing der Alliierten einen Verlust der Kriegsmoral erzielen konnte und inwiefern sich dies auf die kollektiven Erinnerungen der Zivilgesellschaft ausgewirkt hat. Als regionale Eingrenzung wird dem Beispiel Thießens gefolgt und der Angriff auf die Hansestadt Hamburg im Rahmen der sogenannten Operation Gomorrha – einer der größten Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg – in den Fokus der Arbeit genommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historischer Kontext des Bombenkriegs
- 2.1 Die Zivilbevölkerung als militärisches Ziel – morale bombing.
- 2.2 Operation Gomorrha – Luftangriff auf Hamburg..
- 3. Erinnerung und Aufarbeitung des Luftkriegs.
- 3.1 Nationalsozialistisches framing der Angriffe während des Krieges......
- 3.1.1 Strategien nationalsozialistischer Deutungen ..
- 3.1.2 Wirkung der NS-Propaganda.....
- 3.2 „Stunde Null“? Erinnerungen an den Bombenkrieg nach Kriegsende............
- 3.2.1 Periodisierung der Zeitgeschichte in Hamburg
- 3.2.2 Opfernarrative.......
- 4. Kriegsmoral und Erinnerung - ein Fazit.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern die alliierten Luftangriffe, insbesondere die Operation Gomorrha auf Hamburg, die Kriegsmoral der deutschen Zivilbevölkerung beeinflusst und die kollektive Erinnerung geprägt haben. Dabei werden die Strategien des "morale bombing" sowie die nationalsozialistische Propaganda und die Nachkriegsnarrative untersucht.
- Die Bedeutung des "morale bombing" als Kriegsstrategie
- Die Operation Gomorrha und ihre Auswirkungen auf Hamburg
- Die nationalsozialistische Deutung der Luftangriffe
- Die Erinnerungskultur an den Bombenkrieg in Hamburg
- Die Rolle von Kriegsmoral und kollektiver Erinnerung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Der Text beleuchtet die Bedeutung des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg und die Folgen für die Zivilbevölkerung. Er stellt die neue Kriegsführung des "morale bombing" vor und erklärt, wie die Zerstörung von Wohnraum und Infrastruktur die Kriegsmoral der Bevölkerung brechen sollte. Das Beispiel Hamburgs und die Operation Gomorrha werden als Untersuchungsgegenstand eingeführt.
2. Historischer Kontext des Bombenkriegs
Dieses Kapitel erläutert die militärische Strategie des "morale bombing" und die Hoffnung der Alliierten, die deutsche Kriegsmoral zu brechen. Außerdem wird die Operation Gomorrha und ihre Auswirkungen auf Hamburg im Jahr 1943 beschrieben.
3. Erinnerung und Aufarbeitung des Luftkriegs.
Dieser Abschnitt untersucht die nationalsozialistische Propaganda und ihre Strategien zur Deutung der Luftangriffe. Er betrachtet auch die Erinnerungskultur in Hamburg nach dem Krieg und die unterschiedlichen Narrative, die sich um den Bombenkrieg entwickelten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen des "morale bombing", der Operation Gomorrha, der Luftangriffe auf Hamburg, der nationalsozialistischen Propaganda, der Kriegsmoral der deutschen Zivilbevölkerung und der kollektiven Erinnerung. Die Arbeit setzt sich auch mit Narrativen und Deutungen auseinander, die sich im Laufe der Zeit um die Bombardierung Hamburgs entwickelten.
- Quote paper
- Tim Szczygiel (Author), 2021, Operation Gomorrha. Einfluss auf die Kriegsmoral und die kollektive Erinnerung der deutschen Zivilbevölkerung am Beispiel Hamburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1274449