Die Geschichte der Primaten reicht bis in die Kreidezeit zurück. Es wird vermutet,
dass sich die ersten Affen vor etwa 70-80 Millionen Jahren aus der Gruppe kreidezeitlicher
Insektenfresser abzweigten. Fossile Primatenfunde wurden aus der Zeit vor zirka 60
Millionen Jahren gefunden.
Die Überfamilie der Menschenartigen, Hominoidea, trennte sich vor rund 20
Millionen Jahren von der Überfamilie der Hundsaffen, Cercopithecoidea. Von den heute
lebenden Affen werden der Gibbon, Siamang, Orang-Utan, Gorilla, Schimpanse,
Zwergschimpanse und Mensch zur Überfamilie Hominoidea gezählt.
Über die genealogischen Beziehungen innerhalb dieser Überfamilie sind die
Auffassungen unterschiedlich: Die traditionelle Evolutionäre Taxonomie favorisiert (aufgrund
vorwiegend anatomisch-morphologischer Merkmale) die Zusammenfassung von Orang-Utan,
Gorilla, Schimpanse und Zwergschimpanse zur Familie der Pongidae, während der Mensch moderne Phylogenetische Systematik (vorwiegend aufgrund molekularer Merkmale) den
Menschen gemeinsam mit dem Schimpansen und dem Gorilla in die Unterfamilie der
Homininae, sodass als einziger Vertreter der Unterfamilie der Ponginae der Orang-Utan
verbleibt; Homininae und Ponginae werden schließlich zur Familie der Hominidae
zusammengefasst.
So bestehen also zwei Auffassungen darüber, was eigentlich „Hominiden“ seien: In
der traditionellen Klassifikation handelt es sich dabei um eine Familie, in welcher lediglich
der Mensch und seine Vorfahren seit der Trennung von der Schimpansenlinie
zusammengefasst werden. Dagegen enthält diese Familie nach der modernen Klassifikation
auch die großen Menschenaffen.
Wenn im Folgenden dieser modernen Klassifikation der Vorzug gegeben wird,
geschieht dies aus zwei Gründen: Einerseits zeigt sich in den biologischen Wissenschaften ein
starker Trend zur Bevorzugung molekularer Verwandtschaftsbeziehungen gegenüber
morphologischen Strukturähnlichkeiten 1. Andererseits konnte gezeigt werden, dass zwischen
dem Menschen und dem Schimpansen eine engere genetische Verwandtschaft besteht als
zwischen dem Schimpansen und dem Gorilla – wodurch das Herausnehmen des Menschen
aus der Familie, in welche Schimpanse und Gorilla eingeordnet werden, unplausibel wurde.
1 Dies ist nicht nur als Mode zu verstehen, sondern beruht auch auf der besseren Erklärungs- und
Quantifizierungsfähigkeit molekulargenetischer Modelle gegenüber anatomisch-morphologischen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hominoidea, Hominidae, Homininae:
- Evolutionstheoretische Grundlagen der Hominidenforschung:
- Paläoanthropologie
- Kurze Geschichte der Paläoanthropologie:
- Die Entwicklung des Menschen aus paläoanthropologischer Sicht:
- Ein Stammbaum mit vielen Fragezeichen: ..
- Rezente Menschenaffen
- Evolutionsbiologische Grundlagen der Psychologie.
- Schlusswort.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk setzt sich zum Ziel, die evolutionären Wurzeln des Menschen und die evolutionären Grundlagen der Psychologie zu beleuchten. Es verfolgt dabei einen interdisziplinären Ansatz, der paläoanthropologische Erkenntnisse, evolutionstheoretische Grundprinzipien und die moderne Psychologie zusammenbringt.
- Die evolutionäre Geschichte der Hominiden, von den ersten Primaten bis zum Homo sapiens
- Die Rolle der natürlichen Selektion und der Mutation in der Hominidenentwicklung
- Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Menschen und anderen Primaten
- Die Anwendung evolutionärer Prinzipien auf das Verständnis menschlicher Kognition und Verhaltens
- Die Bedeutung der Paläoanthropologie für die Erforschung der menschlichen Natur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Leser in das Thema der Evolutionären Psychologie ein und bietet einen Überblick über die Geschichte der Hominidenforschung. Sie erklärt die wichtigsten Konzepte der Evolutionstheorie, die für das Verständnis der Entwicklung des Menschen relevant sind.
Das Kapitel über die Paläoanthropologie beleuchtet die Entwicklung des Menschen aus paläoanthropologischer Sicht. Es behandelt die wichtigsten Fossilienfunde und die daraus gewonnenen Erkenntnisse über die Evolution der Hominiden.
Schlüsselwörter
Evolutionäre Psychologie, Paläoanthropologie, Hominiden, Primaten, Evolutionstheorie, natürliche Selektion, Mutation, Homo sapiens, Schimpansen, Gorilla, Orang-Utan, Fossilienfunde, Genetik.
- Quote paper
- Gisela Walter (Author), 2002, Evolutionäre Psychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12740