Ziel dieser Arbeit ist es, Theorien und Erklärungsansätze der Forschung zur sexuellen Gewalt in Kriegszeiten und die sexuellen Gewalttaten der sowjetischen Soldaten an der deutschen Zivilbevölkerung zu verknüpfen. Ziel dieser Arbeit ist es nicht, die Verbrechen, die die deutsche Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt hat, gegen die zahlreichen begangenen Verbrechen vom nationalsozialistischen Deutschland aufzuwiegen. Vielmehr soll mit dieser Arbeit die Aufmerksamkeit auf ein wenig erforschtes Thema – das der sexuellen Gewalt im Zweiten Weltkrieg – gelegt werden.
Vergewaltigungen galten lange als eine bedauerliche Randerscheinung von Kriegen. Es steht jedoch fest, dass während des gesamten zweiten Weltkriegs Vergewaltigungen von Frauen durch Soldaten aller am Krieg teilnehmenden Länder stattfanden: Im japanisch besetzten Korea wurden zwischen 100.000 und 200.000 koreanische Frauen durch Angehörige der japanischen Besatzungsarmee vergewaltigt.
Die deutsche Wehrmacht betrieb Zwangsbordelle in den besetzten Ostgebieten, so zum Beispiel in Smolensk, wo sowjetische Frauen zwangsprostituiert wurden. Und auch in Deutschland kam es zu massenhaften Vergewaltigungen durch Soldaten aller vier Besatzungsmächte. Vergewaltigungen scheinen demnach nicht nur eine Randerscheinung von Kriegen zu sein.
Im Zweiten Weltkrieg wurden mehr Frauen vergewaltigt als in allen kriegerischen Konflikten der Geschichte zuvor. Vor allem in Osteuropa, wo besonders erbittert gekämpft wurde, ereigneten sich eine extrem hohe Anzahl von sexualisierten Gewaltdelikten. Im Besonderen betroffen waren aber die Teile Schlesiens und Ostpreußens, in denen die sowjetische Armee erstmals deutschen Boden betrat. Während des gesamten Vormarsches der sowjetischen Armee wurden Frauen unterschiedlichster Nationen vergewaltigt. Eine einfache Erklärung für die starke Zunahme sexueller Gewalttaten und Vergewaltigungen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit gibt es nicht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Fragestellung
- 1.2. Forschungsstand
- 1.3. „Vergewaltigung“ und „Sexualisierte Kriegsgewalt“
- 2. Deutsche Frauen, Sowjetische Soldaten und sexualisierte Kriegsgewalt: Mögliche Motive
- 2.1. Die ersten Begegnungen
- 2.2. Krieg und Propaganda
- 2.2.1. Russische Propaganda
- 2.2.2. Deutsche Propaganda
- 2.3. Wut, Rache und Vergeltung
- 2.4. Alkohol und Aggression
- 2.5. Die Soldatentruppe, deutsche Frauen und Gruppenvergewaltigungen
- 3. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Motive sowjetischer Soldaten für die Anwendung sexueller Gewalt gegen die deutsche Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie verknüpft bestehende Forschungsergebnisse zur sexuellen Gewalt in Kriegszeiten mit den konkreten Ereignissen. Das Ziel ist nicht, die Verbrechen gegen die deutsche Bevölkerung mit den Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes zu vergleichen, sondern das wenig erforschte Thema der sexuellen Gewalt im Zweiten Weltkrieg in den Fokus zu rücken. Aufgrund des begrenzten Umfangs werden thematische Schwerpunkte gesetzt, wie der Umgang der deutschen Frauen mit ihren Erfahrungen oder die gesellschaftlichen Folgen werden nicht behandelt.
- Motive sowjetischer Soldaten für sexuelle Gewalt gegen deutsche Frauen
- Der Einfluss von Krieg und Propaganda auf das Verhalten der Soldaten
- Rolle von Rache, Vergeltung und Alkohol
- Analyse von Gruppenvergewaltigungen und deren Ausmaß
- Verknüpfung von Forschungsansätzen mit Zeitzeugenberichten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor: Welche Motive und Beweggründe hatten sowjetische Soldaten für die Anwendung sexueller Gewalt gegen die deutsche Zivilbevölkerung? Sie beleuchtet den historischen Kontext, den massiven Umfang von Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs, insbesondere in den von der Roten Armee besetzten Gebieten. Die Einleitung betont, dass Vergewaltigungen kein Randphänomen von Kriegen sind, sondern ein schwerwiegendes Verbrechen, das systematisch untersucht werden muss. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, Theorien und Erklärungsansätze der Forschung mit den konkreten Erlebnissen der deutschen Zivilbevölkerung zu verknüpfen und mit Hilfe von Zeitzeugenberichten ein umfassenderes Bild zu zeichnen. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass der Fokus auf die Taten sowjetischer Soldaten liegt, ohne die Taten der anderen Besatzungsmächte zu vernachlässigen.
2. Deutsche Frauen, Sowjetische Soldaten und sexualisierte Kriegsgewalt: Mögliche Motive: Dieses Kapitel untersucht mögliche Motive für die sexualisierte Gewalt sowjetischer Soldaten gegen deutsche Frauen. Es analysiert die ersten Begegnungen zwischen den Soldaten und der Zivilbevölkerung, die Rolle von Kriegspropaganda (sowohl sowjetischer als auch deutscher Seite), den Einfluss von Rache und Vergeltung sowie den Faktor Alkohol und Aggression. Das Kapitel beleuchtet die Dynamik von Gruppenvergewaltigungen im Kontext der militärischen Organisation und der gesellschaftlichen Verhältnisse. Durch die Verknüpfung verschiedener Perspektiven und die Einbeziehung von Zeitzeugenaussagen wird ein vielschichtiges Bild der komplexen Ursachen und Motive geschaffen.
Schlüsselwörter
Sowjetische Soldaten, Deutsche Frauen, Sexualisierte Kriegsgewalt, Zweiter Weltkrieg, Motive, Propaganda, Rache, Vergeltung, Alkohol, Gruppenvergewaltigung, Zeitzeugenaussagen, Oral History.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Deutsche Frauen, Sowjetische Soldaten und sexualisierte Kriegsgewalt
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Motive sowjetischer Soldaten für die Anwendung sexueller Gewalt gegen die deutsche Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie verknüpft bestehende Forschungsergebnisse mit konkreten Ereignissen und Zeitzeugenberichten, um ein umfassenderes Bild zu zeichnen. Der Fokus liegt auf den Taten sowjetischer Soldaten, ohne die Taten anderer Besatzungsmächte zu vernachlässigen. Der Umfang ist begrenzt, Themen wie der Umgang der betroffenen Frauen mit ihren Erfahrungen oder die gesellschaftlichen Folgen werden nicht behandelt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Eine Einleitung, die die Fragestellung und den Forschungsstand darlegt; ein Hauptkapitel, das mögliche Motive für die sexuelle Gewalt analysiert (erste Begegnungen, Propaganda, Rache, Alkohol, Gruppenvergewaltigungen); und eine Schlussbetrachtung.
Welche Motive werden für die sexuelle Gewalt untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Motive, darunter: die ersten Begegnungen zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung; den Einfluss von sowjetischer und deutscher Propaganda; Rache und Vergeltung; den Einfluss von Alkohol und Aggression; und die Dynamik von Gruppenvergewaltigungen im Kontext der militärischen Organisation und der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit kombiniert bestehende Forschungsergebnisse mit Zeitzeugenaussagen (Oral History), um ein möglichst umfassendes Bild zu schaffen.
Wird die sexuelle Gewalt im Zweiten Weltkrieg mit anderen Verbrechen verglichen?
Nein, die Arbeit vermeidet einen Vergleich der Verbrechen gegen die deutsche Bevölkerung mit den Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der sexuellen Gewalt an sich als ein wenig erforschtes Thema des Zweiten Weltkriegs.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sowjetische Soldaten, Deutsche Frauen, Sexualisierte Kriegsgewalt, Zweiter Weltkrieg, Motive, Propaganda, Rache, Vergeltung, Alkohol, Gruppenvergewaltigung, Zeitzeugenaussagen, Oral History.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die wenig erforschten Motive der sexuellen Gewalt sowjetischer Soldaten gegen deutsche Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs zu beleuchten und durch die Einbeziehung von Zeitzeugenberichten ein differenziertes Verständnis zu ermöglichen.
- Quote paper
- Wiebke Brünger (Author), 2020, Vergewaltigung und sexualisierte Kriegsgewalt im Zweiten Weltkrieg. Sowjetische Soldaten und deutsche Frauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1273743