MV ist ein Flächenland, wie die bereits benannte Einwohnerzahl pro Quadratkilometer deutlich macht. In dieser Fläche liegt auch ein Reiz, nämlich landschaftliche Schönheit und damit touristische Attraktivität. Diese ist auch in der bundesweit längsten Küstenlinie von rund 1.700 km begründet, so wie in den küstennahen Inseln Rügen, Usedom, Poel und Hiddensee, die als beliebte Reiseziele dienen. (vgl. MV das Landesportal, 2007). Zwar musste MV 2006 einen Rückgang in den Übernachtungszahlen hinnehmen, aber die allgemeine Tendenz hin zu steigenden Zahlen in diesem Bereich ist ungebrochen. So wurden 1995 noch 13,4 Millionen Übernachtungen registriert, während es 2004 24,4 Millionen waren und 2006 bereits wieder ein Anstieg auf 24,8 Millionen verbucht werden konnte. MV hat also in diesem Wirtschaftszweig deutlich zugelegt (vgl. Statistisches Landesamt MV, 2007, 63; Statistisches Amt MV, 2007).
Die Landesregierung von MV hat sich allerdings nicht nur zum Ziel gesetzt diesen erfolgreichen Wirtschaftszweig weiter auszubauen, sondern auch auf grundlegend neue Technologien und Verknüpfungen zu setzen. Die Landesinitiative „MV tut gut“ ist zwar überwiegend auf die touristische Attraktivität MVs ausgerichtet, allerdings wird hier auch ein anderer Ansatz deutlich: Die Verknüpfung der Tourismusbranche mit der Gesundheitswirtschaft. Mit dieser Initiative wird verstärkt auf den Trend Wellness bzw. Gesundheitstourismus gesetzt, der sich in den letzten Jahren immer mehr als Wirtschaftsfaktor etabliert (vgl. Gruner+Jahr, 2005). Zusammen mit der traditionell starken Landwirtschaft kann hier für MV eine Chance liegen in einer zukunftsträchtigen Branche Fuß zu fassen.
Diese Arbeit hat zum Ziel diese Entwicklung in MV zu analysieren und zu bewerten. Hat sich in MV bereits ein Wirtschaftscluster mit den genannten Verknüpfungsmerkmalen herausgebildet, das für das Land eine Zukunftsperspektive auch für neue Beschäftigung bietet? Eine Definition von Cluster, zugeschnitten auf MV, wird im Laufe dieser Arbeit ebenfalls erfolgen. Diese Definition kombiniert mit der Darstellung der Gesundheitswirtschaft anhand der „Gesundheitszwiebel“ (siehe Abb. 1) des Instituts Arbeit und Technik soll die Basis für eine Analyse MVs in diesem wichtigen Wirtschaftszweig sein.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Gesundheitswirtschaft in MV
1.1 Der Kernbereich
1.1.1 Stationärer Bereich - Krankenhäuser
1.1.2 Ambulanter und Reha-Sektor
1.2 Der Clusterbegriff
1.2.1 Einordnung des Clusterbegriffs in das Analyseschema
1.3 Die Vorleistungs- und Zulieferindustrie
1.3.1 Einordung der Vorleistungs- und Zulieferindustrie als Cluster und in die Gesundheitswirtschaft
1.4 Der Randbereich
1.4.1 Wellness und Gesundheitstourismus
1.4.2 Exkurs: Das Unternehmen Medigreif
1.4.3 Gesunde Ernährung
1.4.4 Einordnung des Randbereichs als Cluster und in die Gesundheitswirtschaft
2. Fazit
Einleitung
Mecklenburg-Vorpommern1 ist eines von sechs ostdeutschen Bundesländern, das nach der Wende 1989 in die Bundesrepublik Deutschland integriert wurde. Das damalige Versprechen von Bundeskanzler Helmut Kohl die neuen Bundesländer schnell wieder in „blühende Landschaften“ zu verwandeln ist selbst heute, 18 Jahre später, nur zum Teil erfüllt worden (vgl. Kohl, 1990).
MV macht hier keine Ausnahme - im Gegenteil. So lag die Erwerbslosenquote 2006 bei 20,8% und damit höher als bei allen anderen Bundesländern (vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, 2007, 2).2 Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität stagnierte bei 74,3% des allgemeinen Durchschnitts der Bundesländer in Deutschland (vgl. ebd., 1). Lediglich im land-und forstwirtschaftlichen Bereich so wie in der Fischerei wird dieses Niveau deutlich übertroffen. Auch im Lohnbereich bildet MV das Schlusslicht in Deutschland mit durchschnittlich 21.061 € pro Jahr je Arbeitnehmer. Hinzu kommt eine negative Bevölkerungsentwicklung (Abwanderung von 8.858 Menschen alleine 2006) und eine dadurch immer dünner werdende Besiedelung (nur 74 Einwohner je Quadratkilometer und damit erneut Schlusslicht in Deutschland) (vgl. Hermann, 2004, 1). Auch bei den Geburtenziffern liegt MV mit 1,25 Geburten pro Frau deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 1,34 was den Trend der abnehmenden Bevölkerungszahl weiter beschleunigen sollte (vgl. Niebuhr/Stiller, 2005, 327).
Die Zahlen verdeutlichen, dass MV direkt mehrere große Probleme zu bewältigen hat. Es fehlt vor allem an Arbeitsplätzen. Dies bedingt wiederum die Abwanderung, da speziell junge Leute keine Perspektive für einen zukunftsträchtigen Arbeitsplatz sehen. Es ist also notwendig Wirtschaftszweige zu entwickeln, die auf lange Sicht erfolgreich am Markt bestehen und gleichzeitig als Jobmotor für die Region dienen können. Die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft gehört in Deutschland sicherlich nicht mehr zu den zukunftsweisenden Branchen. Doch welche Stärken hat MV, die für den Aufbau oder Ausbau solcher Branchen geeignet wären?
MV ist ein Flächenland, wie die bereits benannte Einwohnerzahl pro Quadratkilometer deutlich macht. In dieser Fläche liegt auch ein Reiz, nämlich landschaftliche Schönheit und damit touristische Attraktivität. Diese ist auch in der bundesweit längsten Küstenlinie von rund 1.700 km begründet, so wie in den küstennahen Inseln Rügen, Usedom, Poel und Hiddensee, die als beliebte Reiseziele dienen. (vgl. MV das Landesportal, 2007). Zwar musste MV 2006 einen Rückgang in den Übernachtungszahlen hinnehmen, aber die allgemeine Tendenz hin zu steigenden Zahlen in diesem Bereich ist ungebrochen. So wurden 1995 noch 13,4 Millionen Übernachtungen registriert, während es 2004 24,4 Millionen waren und 2006 bereits wieder ein Anstieg auf 24,8 Millionen verbucht werden konnte. MV hat also in diesem Wirtschaftszweig deutlich zugelegt (vgl. Statistisches Landesamt MV, 2007, 63; Statistisches Amt MV, 2007).
Die Landesregierung von MV hat sich allerdings nicht nur zum Ziel gesetzt diesen erfolgreichen Wirtschaftszweig weiter auszubauen, sondern auch auf grundlegend neue Technologien und Verknüpfungen zu setzen. Die Landesinitiative „MV tut gut“ ist zwar überwiegend auf die touristische Attraktivität MVs ausgerichtet, allerdings wird hier auch ein anderer Ansatz deutlich: Die Verknüpfung der Tourismusbranche mit der Gesundheitswirtschaft. Mit dieser Initiative wird verstärkt auf den Trend Wellness bzw. Gesundheitstourismus gesetzt, der sich in den letzten Jahren immer mehr als Wirtschaftsfaktor etabliert (vgl. Gruner+Jahr, 2005). Zusammen mit der traditionell starken Landwirtschaft kann hier für MV eine Chance liegen in einer zukunftsträchtigen Branche Fuß zu fassen.
Diese Arbeit hat zum Ziel diese Entwicklung in MV zu analysieren und zu bewerten. Hat sich in MV bereits ein Wirtschaftscluster mit den genannten Verknüpfungsmerkmalen herausgebildet, das für das Land eine Zukunftsperspektive auch für neue Beschäftigung bietet? Eine Definition von Cluster, zugeschnitten auf MV, wird im Laufe dieser Arbeit ebenfalls erfolgen. Diese Definition kombiniert mit der Darstellung der Gesundheitswirtschaft anhand der „Gesundheitszwiebel“ (siehe Abb. 1) des Instituts Arbeit und Technik3 soll die Basis für eine Analyse MVs in diesem wichtigen Wirtschaftszweig sein. Anhand eines Beispiels wird dargestellt, inwiefern es erfolgreiche Modelle dieser Art in MV gibt, und welche Impulse von Landesinitiativen wie „MV tut gut“ und „Bio Con Valley“ ausgehen. Im Fazit folgt ein Ausblick und eine Bewertung auf Basis der vorliegende Daten und Erkenntnisse, ob die wirtschaftliche Zukunft MVs im Bereich der Gesundheitsbranche, Tourismus und Wellness liegen kann, und ob damit die Gesundheitswirtschaft als Job- und Zukunftsmotor für MV geeignet ist.
1. Die Gesundheitswirtschaft in MV
In dem nun folgenden Kapitel sollen die Stärken und Schwächen MVs im Bereich der Gesundheitswirtschaft dargestellt werden. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der sich an der Definition von Gesundheitswirtschaft des Instituts Arbeit und Technik orientiert (Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Form der Darstellung hat direkt mehrere Vorteile gegenüber einer konventionellen Betrachtung, die nur den ambulanten, stationären, Apotheken-und Reha-Sektor des Gesundheitswesens berücksichtigt. In Abb. 1 ist das der innerste Bereich der Zwiebel und damit das Kernelement um das alle anderen Bereiche angeordnet sind. Er umfasst die personal- und beschäftigungsintensiven
Dienstleistungsbereiche wie z.B. Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen.
Die angrenzende Schicht enthält die Vorleistungs- und Zuliefererindustrie auf die der innere Bereich zur Erfüllung seiner Dienstleistungen zurückgreifen muss. Diese beinhaltet als wichtigste Komponenten die pharmazeutische Industrie so wie die Medizin- und Gerontotechnik. Der Randbereich der Zwiebel zeigt wiederum Branchen, die ihr Dienstleistungsangebot mit dem aus den Kernbereichen der Gesundheitswirtschaft verbinden. Hierunter fallen Branchen wie Gesundheitstourismus, Wellness oder auch Wohnen (vgl. Heinze et al., 2006, 12). Der Vorteil dieser Definition von Gesundheitswirtschaft für die Betrachtung von MV liegt auf der Hand. Dieser Ansatz erlaubt erste Einblicke in mögliche Verknüpfungen und Kooperationen im Bereich der Gesundheitswirtschaft und ist somit wertschöpfungsübergreifend. Kooperationen und Beziehungen untereinander sind in dieser Form der Darstellung berücksichtigt. Bestehende Cluster können so abgebildet und direkt in den Kontext der Gesundheitswirtschaft eingeordnet werden.
Das Hauptaugenmerk liegt in dieser Arbeit v.a. auf dem Randbereich, da hier Innovationspotentiale und neue Formen von Kooperation verstärkt auftreten können. Diese gehen über die klassisch bestehenden Kooperationen und Wirtschaftsbeziehungen, z.B. von den genannten Zulieferindustrien zum Kernbereich hinaus und eröffnen neue Wachstumschancen speziell in MV mit seiner gut ausgebauten touristischen Infrastruktur. Diese Überlegung wird in den Kapiteln 1.3 und 1.4 aufgegriffen. Im Folgenden wird die Gesundheitswirtschaft in MV anhand der verschiedenen Bereiche des Zwiebelmodells näher erläutert. Dabei wird von innen nach außen vom Kernbereich über die Vorleistungs- und Zulieferindustrie bis zum Randbereich vorgegangen. Darüber hinaus wird eine Begriffsdefinition für Cluster, zugeschnitten auf die Situation in MV erfolgen.
1.1 Der Kernbereich
Der Kernbereich spielt in allen Überlegungen zur Gesundheitswirtschaft eine wichtige Rolle, da hier die Substanz geschaffen wird, von der die angeschlossenen Bereiche weitgehend abhängig sind. Ohne Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen, Praxen etc. besteht keine Notwendigkeit für Zulieferindustrien. Genauso bestünde keine Möglichkeit für den Tourismus seine Dienstleistungen mit denen der Gesundheit zu verknüpfen. Umgekehrt muss man natürlich genauso feststellen, dass der Kernbereich ohne die entsprechende
Versorgung durch die Zulieferer seine Dienstleistungen nicht erbringen könnte, hier also auch eine gewisse Abhängigkeit besteht. Der Randbereich nimmt eine etwas andere Position ein, die allerdings zunehmend wichtiger wird. Sicher ist das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis hier nicht so stark, allerdings ist durch den Kostensenkungsdruck im Bereich des Gesundheitswesens in den letzten Jahren der Bedarf für den Kernbereich größer geworden neue Finanzquellen zu erschließen, die eben genau in diesem Randbereich liegen können. Es kann also durchaus erwartet werden, dass zwischen diesen Bereichen ein neues gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis entsteht von dem beide Seiten profitieren.
1.1.1 Stationärer Bereich - Krankenhäuser
Der Kostensenkungs- und Konsolidierungsdruck ist auch in MVs Kernbereich zu beobachten. So reduzierte sich die Anzahl der Krankenhäuser von 1991 bis 2005 von 47 auf 34. Folgerichtig verringerte sich im selben Zeitraum auch die Anzahl der verfügbaren Betten von 16.008 auf 10.232. Damit hat MV eine Bettendichte von 60 Betten auf 10.000 Einwohner und liegt damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 63,5 Betten. Die Gesamtkosten der Krankenhäuser stiegen 2005 auf 1,224 Mrd. Euro, was einem Anstieg um 1,9% verglichen mit dem Jahr 2004 entspricht. Positive Entwicklungen sind insbesondere im Bereich der Fallzahlen, Fallkosten so wie der durchschnittlichen Verweildauer zu nennen. So stieg die Fallzahl auf insgesamt 383.653 behandelte stationäre Fälle. Dies entspricht einem Zuwachs um 2,8% gegenüber 2004. 2.891 Euro betrug die durchschnittliche Aufwendung pro Behandlungsfall. Dies liegt ebenfalls deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 3.371 Euro. Die durchschnittliche Verweildauer, ein entscheidender Faktor bei der Berechnung der Fallpauschalen, konnte auf 7,9 Tage gesenkt werden. Der Bundesdurchschnitt liegt hier bei 8,6 Tagen. Die Bettenauslastung lag 2005 mit 81,1% ebenfalls deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 75,6% (vgl. Statistisches Landesamt MV, 2007, 84-85). Abbildung 2 fasst diese Entwicklung anhand der genannten Zahlen und einiger weiterer Indikatoren noch einmal zusammen.
Es ist deutlich geworden, dass die Krankenhauslandschaft in MV in den letzten Jahren tief greifende Veränderungen durchlaufen hat, was sich vor allem in der Anzahl der Krankenhäuser und der Bettendichte widerspiegelt. Hier hat eine deutliche Konsolidierung auf Grund von Kosten- bzw. Reformdruck stattgefunden.
[...]
1 Im weiteren Verlauf dieser Arbeit als MV bezeichnet.
2 Es werden überwiegend Zahlen aus den Jahren 2004-2006 zu Grunde gelegt, da diese vollständig für alle relevanten Wirtschaftsbereiche vorliegen.
3 Das Institut Arbeit und Technik ist eine international tätige Einrichtung zur Erforschung und Gestaltung von Veränderungsprozessen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft (vgl. www.iatge.de).
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