Seit der Entstehungszeit der Verfassung, die einen föderalen Verbund von dreizehn souveränen Staaten unter einem Regierungssystem zusammenfasste, haben diverse Fragen und Streitpunkte die Politik in den Vereinigten Staaten beschäftigt. Diese Streitfälle betrafen vor allem Entscheidungen über die Verteilung von Kompetenzen zwischen der Zentralregierung und den Bundesstaaten. In der nunmehr über 200 Jahre alten Geschichte der Verfassung wurden diese Fragen fortlaufend mit unterschiedlicher Intensität diskutiert. Die in der Verfassung enthaltenen Artikel wurden in dieser Zeit in unregelmäßigen Abständen von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und vor allen Dingen der Rechtsprechung unterschiedlich interpretiert und ausgelegt.
Die Debatten und Rechtsstreite beschäftigten sich dabei sowohl mit der Kompetenzerweiterung, bzw. –beschränkung zwischen den einzelnen Gewalten (horizontale Achse) als auch mit der gerechten, verfassungsgemäßen Kompetenzaufteilung zwischen Bundesregierung und den föderativen Einzelstaaten (vertikale Achse).
Anhand von Urteilen kann zum einen die Entwicklung des Obersten Gerichtshofs abgezeichnet werden, zum anderen lassen sich verschiedene Tendenzen des Föderalismus durch Urteilsentscheidungen herausfinden. Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, inwiefern die Rechtsprechung des US Supreme Court die Ausgestaltung des Föderalismus in den USA beeinflusst hat. Ferner soll der Frage nachgegangen werden, ob dieser zur Überprüfung von Gesetzen auf ihre Verfassungskonformität überhaupt berechtigt war oder sich das Oberste Gericht im Laufe der Zeit zu seiner heutigen Rolle durch Urteilsentscheidungen selbstautorisiert hat. Die Entwicklung der Judikativen im System der geteilten Gewalten, insbesondere die des Supreme Court, könnte ein Anhaltspunkt auf die durch die Verfassung zugedachte Funktion der richterlichen Gewalt im Regierungssystem der USA sein. Abschließend soll geprüft und beurteilt werden, inwieweit die Gerichtsbarkeit der Verfassung in Händen eines Obersten Gerichtshofes eine Notwendigkeit föderaler Systeme darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Verteilung der Macht im föderalen System der Vereinigten Staaten
- 2.1 Horizontale Gewaltenteilung
- 2.2 Vertikale Gewaltenteilung
- 2.3 Die Zuweisung von Kompetenzen zwischen Bund und Einzelstaaten durch die Verfassung
- 3 The Federalist Papers von 1787/1788
- 3.1 Die Ausgestaltung des Föderalismus
- 3.2 Die Rolle der Judikativen
- 3.3 Der Auftrag zur Verfassungsprüfung
- 4 Aufbau des US-amerikanischen Gerichtssystems heute
- 4.1 Die Bundesgerichte
- 4.2 Das System der einzelstaatlichen Gerichte
- 4.3 Die Stellung des U.S. Supreme Court im amerikanischen Rechtssystem
- 5 Verschiedene Phasen des Föderalismus unter der Rechtsprechung des U.S. Supreme Court
- 5.1 Judicial Review und Implied Powers
- 5.1.1 Marbury v. Madison (1803)
- 5.1.2 McCulloch v. Maryland (1819)
- 5.2 Bürgerkrieg und Wirtschaftsliberalismus
- 5.2.1 Dred Scott v. Sanford (1857)
- 5.2.2 Lochner v. New York (1905)
- 5.3 Die Incorporation-Doctrine und der New Deal
- 5.3.1 Gitlow v. New York (1924)
- 5.3.2 West Coast Hotel Co. v. Parrish (1937)
- 5.4 Civil Rights-Movement und der Fall Brown v. Board of Education (1954)
- 5.5 New Federalism und der Fall United States v. Lopez (1995)
- 5.6 Umweltverordnungen der Bush-Administration und der Fall Massachusetts v. Environmental Protection Agency (2007)
- 5.1 Judicial Review und Implied Powers
- 6 Zusammenfassende Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Rechtsprechung des U.S. Supreme Court auf die Ausgestaltung des Föderalismus in den USA. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich das Oberste Gericht seine Rolle zur Überprüfung der Verfassungskonformität von Gesetzen selbst erarbeitet hat und ob dies eine Notwendigkeit föderaler Systeme darstellt.
- Die Machtverteilung im amerikanischen föderalen System
- Die Rolle des U.S. Supreme Court in der Entwicklung des Föderalismus
- Die Interpretation der Verfassung im Laufe der Geschichte
- Die Entwicklung des Judicial Review
- Die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Einzelstaaten
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt den historischen Kontext der Entstehung der US-amerikanischen Verfassung im Jahr 1788 nach dem Unabhängigkeitskrieg. Sie betont die Notwendigkeit einer handlungsfähigen Zentralgewalt und die Herausforderungen der Machtteilung zwischen den drei Staatsgewalten und zwischen Bund und Einzelstaaten. Die Arbeit untersucht den Einfluss des Supreme Court auf die Entwicklung des Föderalismus und die Frage seiner Legitimation zur Verfassungsprüfung.
2 Die Verteilung der Macht im föderalen System der Vereinigten Staaten: Dieses Kapitel analysiert die horizontale und vertikale Gewaltenteilung im amerikanischen politischen System. Es erläutert die Kompetenzverteilung zwischen den drei Staatsgewalten (Legislative, Exekutive, Judikative) und die Zuweisung von Kompetenzen zwischen Bund und Einzelstaaten gemäß der Verfassung. Die Analyse legt den Grundstein für das Verständnis der komplexen Dynamiken im föderalen System und der Rolle des Supreme Court als Schiedsrichter bei Kompetenzkonflikten.
3 The Federalist Papers von 1787/1788: Dieses Kapitel befasst sich mit den Federalist Papers, wichtigen Schriften aus der Gründungszeit der USA. Es analysiert die darin enthaltenen Überlegungen zur Ausgestaltung des Föderalismus und zur Rolle der Judikative, insbesondere die Debatten über die Verfassungsprüfung und die Kompetenzverteilung. Die Federalist Papers bieten einen wertvollen Einblick in die ursprünglichen Intentionen und Kompromisse bei der Gestaltung des amerikanischen Systems.
4 Aufbau des US-amerikanischen Gerichtssystems heute: Dieses Kapitel beschreibt den Aufbau des amerikanischen Gerichtssystems, sowohl auf Bundes- als auch auf Einzelstaatenebene. Es analysiert die hierarchische Struktur und die Stellung des Supreme Court als höchste Instanz im System. Das Verständnis dieses Systems ist essentiell für die Beurteilung der Auswirkungen der Entscheidungen des Supreme Court auf den Föderalismus.
Schlüsselwörter
Föderalismus, U.S. Supreme Court, Judicial Review, Gewaltenteilung, Verfassung, Kompetenzverteilung, Bundesstaaten, Bundesregierung, Verfassungsinterpretation, Rechtsprechung, Implied Powers, Incorporation Doctrine, New Deal, Civil Rights Movement, New Federalism, Gerichtsurteile.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Einfluss der Rechtsprechung des U.S. Supreme Court auf die Ausgestaltung des Föderalismus in den USA
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Dieses Dokument analysiert den Einfluss der Rechtsprechung des U.S. Supreme Court auf die Entwicklung des Föderalismus in den Vereinigten Staaten. Es untersucht, wie das Oberste Gericht seine Rolle bei der Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen etabliert hat und ob dies eine notwendige Komponente föderaler Systeme darstellt.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Machtverteilung im amerikanischen föderalen System, die Rolle des U.S. Supreme Court in der Entwicklung des Föderalismus, die historische Interpretation der Verfassung, die Entwicklung des Judicial Review, die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Einzelstaaten, sowie wichtige Gerichtsurteile, die den Föderalismus geprägt haben.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument gliedert sich in sechs Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Machtverteilung im föderalen System, ein Kapitel zu den Federalist Papers, ein Kapitel zum Aufbau des US-amerikanischen Gerichtssystems, ein Kapitel zu verschiedenen Phasen des Föderalismus unter der Rechtsprechung des Supreme Court und abschließend eine zusammenfassende Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel wird im Dokument zusammengefasst.
Welche Schlüsselurteile werden im Detail untersucht?
Das Dokument analysiert mehrere wegweisende Urteile des U.S. Supreme Court, darunter Marbury v. Madison (1803), McCulloch v. Maryland (1819), Dred Scott v. Sanford (1857), Lochner v. New York (1905), Gitlow v. New York (1924), West Coast Hotel Co. v. Parrish (1937), Brown v. Board of Education (1954), United States v. Lopez (1995) und Massachusetts v. Environmental Protection Agency (2007). Diese Urteile veranschaulichen die Entwicklung des Föderalismus über verschiedene historische Epochen hinweg.
Welche Rolle spielen die Federalist Papers in der Analyse?
Die Federalist Papers, wichtige Schriften aus der Gründungszeit der USA, werden analysiert, um die ursprünglichen Intentionen und Kompromisse bei der Gestaltung des amerikanischen föderalen Systems zu verstehen. Sie bieten einen Einblick in die Debatten über die Verfassungsprüfung und die Kompetenzverteilung.
Wie ist das US-amerikanische Gerichtssystem aufgebaut?
Das Dokument beschreibt den Aufbau des US-amerikanischen Gerichtssystems, sowohl auf Bundes- als auch auf Einzelstaatenebene. Es erläutert die hierarchische Struktur und die zentrale Rolle des Supreme Court als höchste Instanz.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Dokuments wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Föderalismus, U.S. Supreme Court, Judicial Review, Gewaltenteilung, Verfassung, Kompetenzverteilung, Bundesstaaten, Bundesregierung, Verfassungsinterpretation, Rechtsprechung, Implied Powers, Incorporation Doctrine, New Deal, Civil Rights Movement, New Federalism und Gerichtsurteile.
Welche Zielsetzung verfolgt der Autor?
Das Dokument untersucht den Einfluss der Rechtsprechung des U.S. Supreme Court auf die Ausgestaltung des Föderalismus in den USA. Es geht der Frage nach, inwiefern sich das Oberste Gericht seine Rolle zur Überprüfung der Verfassungskonformität von Gesetzen selbst erarbeitet hat und ob dies eine Notwendigkeit föderaler Systeme darstellt.
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- Sönke Thöle (Author), 2009, Der Föderalismus in den USA unter Einfluss des U.S. Supreme Court, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127145