1.Einleitung
„Sie hat ihn wirklich aufgegessen, den Achill, vor Liebe. Erschrecken Sie nicht, es läßt sich lesen“1, schreibt Kleist an Goethe und spricht damit selbst aus, was das Publikum sowohl damals, wie auch heute entsetzt, jedoch zugleich fasziniert. Auch die beiden anderen Frauenfiguren Medea und Elektra sind bis heute bekannt dafür, grausame und unverständliche Taten begangen zu haben. Medea hat aus Rache an ihrem Mann Jason ihre eigenen Kinder getötet. Elektra verlangt von ihrem Bruder aus Rache ihre eigene Mutter zu töten. Als Frauen, im Speziellen als Mütter oder auch Töchter, handeln sie entgegen gewohnten Handlungsstrukturen. Ihre Handlungen sind widernatürlich und entsprechen nicht dem, was das Publikum erwarten würde. Darin besteht das eigentlich erschreckende ihrer Handlungen. Sie als Frauen greifen auf männliche Handlungsstrukturen zurück. Zugleich faszinieren sie das Publikum jedoch ungemein. Wie sonst könnten Erzählungen über diese Figuren über Jahrhunderte in der Literatur bestehen und immer noch erzählt werden, wenn auch in immer wieder veränderter Form?
Die Veränderungen, die diese Frauenfiguren innerhalb der deutschen Literatur erleben, werden in dieser Magisterarbeit eingehend untersucht. Aus diesen Untersuchungen ergeben sich vor allem die Fragen, inwiefern und vor allem warum sich die Figuren über die Jahrhunderte entwickeln und wozu diese Entwicklungen geführt haben.
Dazu wird zunächst erläutert, welche Bedeutung das Wort „Mythos“ in sich trägt und welche Funktion der Mythos an sich erfüllt. Hierbei wird vor allem die Forschung von Roland Barthes herangezogen, der im Mythos ein „sekundäres semiologisches System“ sieht.2
1 Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Helmut Sembdner, 2. Bd., Darmstadt 1962,S. 796
2 Barthes, Roland: Der Mythos heute. In: Barthes, Roland: Mythen des Alltags. Frankfurt am Main 1964, S. 92
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Mythos
- Medea
- Euripides Medea
- Medeas Charakter
- Der Kindsmord
- Die Schuldfrage
- Grillparzers Medea
- Medeas Charakter
- Der Kindsmord
- Die Schuldfrage
- Christa Wolfs Medea
- Medeas Charakter
- Der Kindsmord
- Die Schuldfrage
- Euripides Medea
- Elektra
- Sophokles Elektra
- Elektra
- Chrysothemis
- Orest
- Klytaimnestra
- Der Chor
- Hugo von Hofmannsthals Elektra
- Unterschiede zur antiken Vorlage
- Elektra als Zeitphänomen
- Psychologische Aspekte
- Elektras Besessenheit
- Hysterie in der Elektra
- Psychologische Aspekte
- Sophokles Elektra
- Penthesilea
- Kleists Penthesilea
- Quellen
- Das Entsetzliche in der Penthesilea
- Das Amazonengesetz und die Liebe
- Liebe als Jagd
- Liebe als Opfer
- Missverstandene Liebe
- Übermaẞ an Liebe
- Kleists Penthesilea
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Entwicklung von Frauenfiguren aus der griechischen Mythologie in der deutschen Literatur. Ziel ist es, die Veränderungen der Figuren über die Jahrhunderte zu untersuchen und die Gründe für diese Entwicklungen zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich auf die Figuren Medea, Elektra und Penthesilea und untersucht, wie ihre Darstellung in verschiedenen literarischen Werken variiert und welche kulturellen und gesellschaftlichen Einflüsse diese Veränderungen bewirken.
- Die Bedeutung des Mythos als sekundäres semiologisches System und seine Funktion in der Literatur
- Die Darstellung von Frauenfiguren in der Antike und ihre Entwicklung in der deutschen Literatur
- Die Rolle von Rache, Gewalt und Schuld in den Dramen und Romanen
- Die Bedeutung von psychologischen Aspekten und kulturellen Strömungen für die Figureninterpretation
- Die Frage nach der Andersartigkeit und Fremdartigkeit der Frauenfiguren im Kontext der patriarchalischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Magisterarbeit ein und stellt die zentralen Fragestellungen vor. Sie erläutert die Bedeutung des Mythos und seine Funktion in der Literatur, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Frauenfiguren. Die Einleitung stellt die drei zentralen Figuren Medea, Elektra und Penthesilea vor und skizziert die Schwerpunkte der Analyse.
Das Kapitel "Der Mythos" beleuchtet die Bedeutung des Mythos als sekundäres semiologisches System nach Roland Barthes. Es wird erläutert, wie der Mythos Zeichen mit einer zusätzlichen Bedeutung auflädt und somit für einen bestimmten Zweck funktionalisiert wird. Dieses Kapitel bildet die Grundlage für die Analyse der Figuren, da es die Entwicklung der Mythen und ihre Interpretation in verschiedenen Epochen beleuchtet.
Das Kapitel "Medea" analysiert die Darstellung der Figur Medea in den Werken von Euripides, Franz Grillparzer und Christa Wolf. Es werden die Unterschiede in der Charakterisierung, der Motivation für den Kindsmord und der Frage nach der Schuld untersucht. Die Analyse zeigt, wie die Figur der Medea im Laufe der Zeit eine Entwicklung durchläuft und wie sich die Interpretation ihrer Handlungen verändert.
Das Kapitel "Elektra" vergleicht die Darstellung der Figur Elektra in den Werken von Sophokles und Hugo von Hofmannsthal. Es werden die Unterschiede in der Charakterisierung, der Motivation für die Rache und die Rolle der Psychologie in den Dramen untersucht. Die Analyse zeigt, wie die Figur der Elektra im Kontext ihrer jeweiligen Epoche interpretiert wird und welche kulturellen und gesellschaftlichen Einflüsse ihre Darstellung prägen.
Das Kapitel "Penthesilea" analysiert Kleists Drama "Penthesilea" und untersucht die Figur der Penthesilea als eine Frau, die sich männlicher Kriegerethik bedient. Es werden die Quellen des Dramas, die Darstellung des Entsetzlichen und die verschiedenen Facetten der Liebe in der Figur der Penthesilea beleuchtet. Die Analyse zeigt, wie Kleist eine neue Interpretation der Figur der Penthesilea entwickelt und welche Themen er in seinem Drama behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Mythos, Frauenfiguren, griechische Mythologie, deutsche Literatur, Medea, Elektra, Penthesilea, Rache, Gewalt, Schuld, Psychologie, Kultur, Gesellschaft, Andersartigkeit, Fremdartigkeit, Patriarchat.
- Quote paper
- Laura Cuenca Fernandez (Author), 2007, Medea, Penthesilea, Elektra - Frauenfiguren der griechischen Mythologie in der deutschsprachigen Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126975
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