Ziel dieser Hausarbeit ist es, sich mit der Pflegekammer, internationalen Vergleichen und dem pflegerischen Berufsfeld theoretisch auseinanderzusetzen, um aufzuzeigen, ob die Verkammerung zur Professionalisierung der Pflege beitragen kann.
Zunächst erfolgt die Darstellung des theoretischen Hintergrundes, explizit der Professionalisierung der Pflege und der Pflegekammer. Anschließend werden die Zielsetzung, Fragestellung und Methode erläutert, an welche das Ergebnis anschließt. Die Diskussion und das Fazit in den letzten Kapiteln dieser Hausarbeit wägen das Für und Wider der Verkammerung ab und ob die Verkammerung der Pflege zur Professionalisierung beiträgt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Professionalisierung der Pflege
2.2. Pflegekammer
3. Zielsetzung und Fragestellung
4. Methode
5. Ergebnis
6. Diskussion
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die aktuelle Situation des pflegerischen Berufsfeld in Deutschland steht vor vielen Problemen.
Der demografische Wandel zeigt, dass die Bevölkerung in Zukunft immer älter wird und dementsprechend die Zahl der zu pflegenden stetig steigt (Ehrentraut, Hackmann, Krämer & Schmutz,2017, S.3). Ein Zeitreihenmodell von 1975 - 2004 zeigte auf, dass die sich die Zahl der Altenpflegekräfte bis 2050 um 30% steigern lässt, wogegen die Zahl der zu pflegenden um 270% steigt (Nienhaus, 2010, S.98). Der Fachkräftemangel in Deutschland zeigt ebenfalls, dass bis 2030 rund 506.000 Personen mehr in der Pflege arbeiten müssen um das derzeitige Versorgungsniveau zu halten (Ehrentraut et al., 2017, S. 7). Dem gegenüberstehen aber immer weniger junge Menschen, die eine entsprechende Pflege gewährleisten können, oder wollen. Auch wenn die Zahlen der Auszubildenden im pflegerischen Berufsfeld in 10 Jahren um 39 % gestiegen sind (Statistisches Bundesamt, 2020), zeigt sich bei der Verweildauer im Beruf ein stetiger Rückgang, Altenpfle- ger:innen bleiben im Schnitt 8.4 Jahre im Beruf und Gesundheits- und Krankenpfleger:in- nen 13,7 Jahre (Techniker Krankenkasse.de).
Da die bestehende Infrastruktur der Pflegebranche bereits heute an ihre Grenzen stößt und die bedarfsgerechte Patientenversorgung gefährdet ist, sind einschneidende Reformen entscheidend. Die Weiterentwicklung des Pflegeberufes hin zu einer Profession ist eine grundlegende Voraussetzung um diesen Herausforderungen begegnen zu können.
Nachdem der Begriff der Professionalisierung im Laufe der 1990er Jahre immer mehr an Bedeutung erlangt hat, ist er heute zu einem Leitbegriff in der Pflege geworden, der ihren Weg in die Zukunft kennzeichnen soll. Die Entwicklung des pflegerischen Berufsfeld läuft seit Anfang der 90er unter dem großen Stichpunkt ‘‘Professionalisierung‘‘ (Schaeffer, 2011, S.30). Die Professionalisierung ist ein Prozess, damit der Pflegeberuf in der Gesellschaft vermehrt Anerkennung erwirbt.
Die Berufsgruppe der Pflegenden ist berufspolitisch schwach geordnet und verfügt über kaum Einflussnahme. Die Pflegekammer soll hierbei eine Stütze bieten und als eine Art Fundament der pflegerischen Versorgung fungieren. Mit dieser Aufwertung soll der der Pflegeberuf in Zukunft durch die Pflegekammer eine Stimme bekommen.
Ziel dieser Hausarbeit ist es sich mit der Pflegekammer, internationalen Vergleichen und dem pflegerischen Berufsfeld theoretisch auseinanderzusetzen, um aufzuzeigen, ob die Verkammerung zur Professionalisierung der Pflege beitragen kann.
Zunächst erfolgt die Darstellung des theoretischen Hintergrundes, explizit der Professionalisierung der Pflege und der Pflegekammer. Anschließend wird die Zielsetzung, Fragestellung und Methode erläutert an welche das Ergebnis anschließt.
Die Diskussion und das Fazit in den letzten Kapiteln dieser Hausarbeit wägen das für und wider der Verkammerung ab und ob die Verkammerung der Pflege zur Professionalisierung beiträgt.
2. Theoretischer Hintergrund
2.1.Professionalisierung der Pflege
Die Chronik der deutschen Krankenpflege zeigte nach Schaper (1987), dass bereits die Dokumentation der Berufsgeschichte als eine Taktik der Professionalisierung verstanden werden kann, welche der Berufsstand der Krankenpflege im Vergleich zum Beispiel zur Medizin nie durchgeführt hat (S.8). Die Medizin besitzt im vergleich zur Krankenpflege eine Fülle von wissenschaftlichen Untersuchungen (ebd.). Gerade durch die Dokumentation der Berufsgeschichte wird die professionelle Selbstständigkeit gegenüber der Gesellschaft wie auch gegenüber anderen Berufen dargestellt.
Über Jahrhunderte hinweg war sie der Medizin hierarchisch untergeordnet und wird noch heute von der Abhängigkeit beeinflusst. Aufgrund dieses Abhängigkeitsverhältnisses waren Professionalisierungsbestrebungen enge Grenzen gesetzt: "Pflegetätigkeit ist gegenüber benachbarten Berufen der Erziehung und der Heiltätigkeit durch verspätete Professionalisierung in eine nachlaufende Rolle und schließlich durch Funktionalisierung für die Medizin in einen von diesem abhängigen Status geraten" (Mausbach, 1993, S. 67). Nachdem bereits 1962 die erste Ärztekammer gegründet wurde, bildeten sich in dem Berufsstand der Krankenpflege zwar schon im 20 Jahrhundert die ersten Berufsverbände, doch erst die Novellierung des Krankenpflegegesetzes von 1965 entsprach in weiten Teilen den Forderungen der Berufsverbände.
Der Berufstand der Pflege zeigte sich im Laufe des 20 Jahrhundert in einem Wandel und einer fortwährenden Krise, die bis in die aktuelle Zeit anhält.
Um der Krankenpflege den lnhalt zu geben, den Status, der gebraucht wird, um das Krankenpflegepersonal im Beruf zu halten, müssen wir uns ernstliche Gedanken um eine Entwicklung dieses lnhalts machen, der weitergehen muB als die Aufstellung von Tätigkeitskatalogen. Wir müssen uns auch darüber Gedanken machen und Daten herbeibringen, daB die Auffassung und Interpretation der kranken- und gesundheitspflegerischen Tätigkeit anders aussieht für Krankenpfleger als für Krankenschwestern.
(Ferguson, 1981, S.328)
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ruft 2021, 40 Jahre nach dem Zitat von Ferguson, mit anderen Worten, den gleichen Inhalt auf.
Beruflich Pflegende sind qualifiziert, leistungsfähig und leistungsbereit. Sie haben allen Grund dazu für angemessene Arbeitsbedingungen einzustehen (DBfK, 2021). Deutschland liegt in mehreren Bereichen im Ländervergleich auf den letzten Plätzen (ebd.). Sei es der durchschnittliche Personalschlüssel (10, 3:1), das Einstiegsgehalt (im durschnitt 2.300€) oder dass in Deutschland auf 100 über 80-Jährige 11 Altenpfleger kommen, wo es in Schweden bei gleicher Zahl 33 Altenpfleger sind (ebd.). Schon die deutschen Zugangsvoraussetzungen liegen unter dem europäischen Durchschnitt und erst seit kurzem findet eine generalisierte Ausbildung statt (ebd.).
2.2. Pflegekammer
Laut DBFK (2021) werden Berufskammern gesetzlich als „Berufsständische Körperschaften öffentlichen Rechts“ bezeichnet, in der Umgangssprache „Berufskammer“. Bekannte Beispiele hierfür sind die „Ärztekammer“ oder aber auch die „Anwaltskammer“. Mitglieder einer Pflegekammer sind Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpfleger:innen und Altenpfleger:innen.
Die Einrichtung einer Kammer erfolgt immer per Gesetz durch das jeweilige Land und dies zeigt sich als zwingend erforderlich, da diese Kammern oft hoheitliche Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel die Vergaben von Berufszulassungen oder aber auch die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für einen jeweiligen Beruf (ebd.).
Pflegekammern haben zum Hauptziel, die Sicherstellung einer professionellen Pflege (ebd.). Die Aufgaben einer Pflegekammer sind vielfältig, zum Beispiel; die Registrierung aller Berufsangehörigen, der Erlass einer Berufsordnung, die Berufsaufsicht, Abnahme von Prüfungen, Weiterbildungsordnung, Pflegerische Gutachten, Beteiligung bei Gesetzgebung und Beratung (ebd.). Diese Aufzählung der wichtigsten Aufgaben einer Berufs- kammer zeigt schon die umfangreiche Selbstverwaltung, die dem jeweiligen Stand unterliegt. Dies führt dazu, dass der jeweilige Beruf eine klare Position zu Themen beziehen kann und diese auch nach außen kommunizieren.
Die Mitgliedschaft einer Pflegekammer ist unter Beachtung der Erforderlichkeit verpflichtend, wenn die Repräsentation notwendig erscheint, um die der Kammer übertragenen Aufgaben zu erreichen (Schwinger, 2016, S.32). Die Errichtung einer Pflegekammer erfolgt auf Grundlage eines von den Bundesländern beschlossenen Kammergesetzes, die jeweilige Gesetzesgrundlage definiert auch die Aufgaben, Ziele und den Zweck.
Die Pflegekammer ist abzugrenzen von Gewerkschaften und Berufsverbänden (DBfK, 2021), die Aufgabe der Pflegekammer ist dabei ausdrücklich die Sicherstellung einer qualitativ guten Pflege welches durch die Möglichkeit des Erlasses von Berufsordnungen möglich ist. Dagegen setzt sich der Berufsverband durch den Fokus auf die Rahmenbedingungen der pflegerischen Tätigkeiten primär für die Berufsangehörigen ein um die stetige Professionalisierung zu fördern (ebd.). Für angebrachte Gehälter sowie bessere Arbeitszeiten der Arbeitnehmer setzen sich die Gewerkschaften ein, indem sie entsprechende Verhandlungen mit Arbeitgebern durchführen. Diese werden wiederum durch Trägerverbände vertreten, die sich für eine höhere Wirtschaftlichkeit und Kundenzufriedenheit einsetzen und mit den zuständigen Kostenträgern die Leistungsvergütung verhandeln. Eine gemeinsame Aufgabe der Pflegekammer und des Berufsverbandes ist es das Ansehen des Pflegeberufes zu stärken.
3. Zielsetzung und Fragestellung
„Das Thema Pflege ist ein Gegenwartsthema - das zeigt uns die derzeitige Situation mehr denn je“ (Anschober, 2020, S.1). Da die bestehende Infrastruktur der Pflegebranche bereits heute an ihre Grenzen stößt und die bedarfsgerechte Patientenversorgung gefährdet ist, sind weitreichende Reformen erforderlich.
Deutschland bildet im internationalen Vergleich bei der Verkammerung der Pflege und bei Stand und Ausmaß der gesamten Pflegeausbildung das Schlusslicht und ist international gesehen zeitlich deutlich verzögert (Schaeffer, 2011, S. 30ff).
Inwiefern kann die Verkammerung zur Professionalisierung der Pflege beitragen? Die Wirksamkeit einer solchen Pflegekammer wird nachfolgend in der vorliegenden Arbeit exploriert.
4. Methode
Zur Beantwortung der Fragestellung wurde die systematische Literaturrecherche durchgeführt. Hierfür wurden die Datenbanken Pubmed, Google - Scholar und LIVIVO verwendet. Deutsche Suchbegriffe lauteten: „Pflegekammer“, „Professionalisierung der Pflege“, „Rolle der Pflege“, „Pflegekammer International“, „Pflegekammer Europa“, „Pflegekammer vergleich“, „Geschichte der Pflege“, „Entwicklung der Pflege“, „Pro und Contra Pflegekammer“ und „Pflegeentwicklung“. Zudem wurden mit dem Schneeballprinzip in den Quellenangaben nach relevanter Literatur gesucht.
5. Ergebnis
Nach aktueller Pflegestatistik waren im Jahr 2017 circa 3,4 Millionen Menschen Pflegebedürftig (Statistisches Bundesamt, 2017, S.44). Die Zahl ist steigend auf Grund des demografischen Wandels mit erhöhter Pflegebedürftigkeit angesichts steigender Anzahl alter Menschen und höherer Lebenserwartung. Gleichzeitig zeigt der Fachkräftemangel in Deutschland, dass bis 2030 rund 506.000 Personen mehr in der Pflege arbeiten müssen um das derzeitige Versorgungsniveau zu halten (Ehrentraut et al., 2017, S. 7).
Neben den anhaltenden Problemen wie Zeitdruck, hohe Arbeitsdichte und geringe Bezahlung zeigen sich vor allem im Vordergrund die geringen Karrierechancen, Familienunfreundliche Arbeitszeiten und fehlende Wertschätzung durch die Öffentlichkeit.
Der Anteil von Frauen in einem Pflegeberuf liegt bei über 80% (Isfort et al. ,2018, S.39). Die Rolle des Berufsbildes der Pflege ist auch heutzutage geprägt von Selbstaufgabe und Nächstenliebe in der Abhängigkeit von Medizinern. Dies fördert die Unzufriedenheit unter anderem durch eine unkonkrete Definition des Aufgabenbereichs, geringe Mitbestimmung im Arbeitsalltag und eine schwache Position im multidisziplinären Team (Hofmann, 2013, S.100f).
In der Zukunft ist die Sicherung einer qualitativ hochwertigen Versorgung ein zentrales Thema, welches durch die Professi onalisierung der Pflege erfolgen soll (Isfort, 2012, S.18). Jendrsczok & Raiß (2017) kritisierten, dass ohne eine eigene geschützte Tätigkeit, die die Berufsgruppe der Pflegenden unabdingbar macht, eine verbesserte Stellung der Pflege im multiprofessionellen Team die Pflege nicht zur Profession werden kann (S.35ff). Zudem fehle es weiterhin an einer akademisierten Ausbildung und der Anteil Hochschulisch qualifizierter Pflegekräfte liegt weiter unter der Empfehlung (ebd.)
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- Anonymous,, 2021, Pflegekammer. Inwiefern kann die Verkammerung zur Professionalisierung der Pflege beitragen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1268754
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