Die drei kontinentalen Imperien waren in historischen
Maßstäben von nicht allzu langer Dauer. Trotzdem sind die Auswirkungen der damaligen Politik gerade in Zentral- und Osteuropa bis heute zu spüren. Vor allem Österreich-Ungarn hat durch seine besondere geopolitische Lage viele dieser Konflikte erlebt und überlebt, trotzdem ist der Gesamtstaat nach dem Ende des ersten Weltkrieges recht schnell und ohne größere Konflikte aufgelöst worden.
War das Imperium wirklich so sinnstiftend für die einzelnen Bevölkerungsgruppen,
dass sie ihre ethnischen Differenzen friedlich und auf politischer Ebene ausgetragen haben
und erst als es nicht mehr vorhanden war alles im Chaos versank? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, eignet sich die Betrachtung eines Grenzraumes sehr gut. Grenzräume stellen
innerhalb der Nationalstaaten immer besondere Gebiete dar. Sie sind die Schnittstelle zu denKonkurrenten, hier werden Waren und Gedanken ausgetauscht, und doch werden sie meist als
rückständig betrachtet. Eigentlich müssten sie ja besonders gut entwickelt sein, da sie in ihrer Schnittstellenfunktion von beiden Seiten profitieren müssten. Der gesellschaftliche Wandel trug seinen Anteil dazu bei, dass die Frage nach der nationalen
Identität des Einzelnen immer wichtiger wurde. Die alte feudale Ständeordnung wurde abgelöst durch den eine dynamische Wirtschaftsordnung. Zum orbis interior des Einzelnen gesellte
sich plötzliche ein naher orbis exterior der direkten Einfluss auf das eigene Leben hatte und nicht von fernen Mythen und Legenden geprägt war. Die Individualisierung des Menschen
schritt immer weiter voran und der Einzelne war nun in der Lage sein Leben selbst zu bestimmen und auch willens dazu. Diese Zeit großer Umbrüche führte dazu, dass die Menschen
nach neuen Werten und Orientierungspunkten zu suchen begannen. Der Nationalismus bot ihnen die Möglichkeit, sich zu orientieren und neuen Halt zu finden. Er inkludierte einzelne aber exkludierte dafür auch wieder viele.
Am Beispiel Galiziens wird in der vorliegenden Arbeit gefragt, ob die Integration dem Imperium Österreich-Ungarn gelungen ist, oder ob sich innerhalb des Grenzraumes eigene nationale
Identitäten herausgebildet haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Verhältnis zwischen Reich und Grenzraum
- Entstehung der Provinz
- Die Vertretung Galiziens im Imperium
- Die Bedeutung Galiziens für das Imperium
- Die ethnischen Verhältnisse im Kronland Galizien
- Juden und Ruthenen
- Die Polen
- Die Polonisierung
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob das Imperium Österreich-Ungarn im Grenzraum Galizien eine gemeinsame nationale Identität für die verschiedenen Ethnien schaffen konnte oder ob sich innerhalb des Grenzraumes eigene nationale Identitäten herausgebildet haben. Der Fokus liegt dabei auf dem Zeitraum von 1867 bis 1918, einer Zeit großer Umbrüche und gesellschaftlicher Veränderungen, die die Frage nach der nationalen Identität des Einzelnen immer wichtiger machte.
- Das Verhältnis zwischen Reich und Grenzraum
- Die ethnischen Verhältnisse in Galizien
- Die Rolle des Nationalismus in der Region
- Die Auswirkungen der österreichisch-ungarischen Politik auf die nationale Identität der Bevölkerung
- Die Entwicklung eigener nationaler Identitäten innerhalb des Grenzraumes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Rolle des österreichisch-ungarischen Imperiums in der Gestaltung der nationalen Identität in Galizien. Es wird die besondere Bedeutung von Grenzräumen innerhalb von Nationalstaaten beleuchtet und die spezifische Situation Galiziens als ehemaliger Kern einer polnischen Adelsnation nach den polnischen Teilungen beschrieben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Reich und Grenzraum. Es wird die einzigartige Konstruktion des österreichisch-ungarischen Imperiums als föderaler Staat mit weitgehenden Rechten für die einzelnen Ethnien beleuchtet. Am Beispiel der Ungarn wird die Problematik der Doppelmonarchie und die daraus resultierenden Konflikte deutlich.
Das dritte Kapitel analysiert die ethnischen Verhältnisse im Kronland Galizien. Es werden die verschiedenen Ethnien, insbesondere Juden, Ruthenen und Polen, vorgestellt und ihre jeweiligen Positionen innerhalb des Imperiums beleuchtet. Die Polonisierung als ein wichtiger Faktor in der Entwicklung der nationalen Identität wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das österreichisch-ungarische Imperium, Galizien, nationale Identität, Ethnien, Grenzraum, Polonisierung, Juden, Ruthenen, Polen, Habsburgermonarchie, Doppelmonarchie, Nationalismus, Geschichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte.
- Quote paper
- Stefan Lorenz (Author), 2008, Grenzräume und Randzonen als Reichssubjekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126750
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