Diese Arbeit ist ein Versuch, die zentralen Thesen zweier Werke von Jean-Jacques Rousseau darzulegen und dabei Verbindungslinien zwischen ihnen aufzuzeigen. Dafür soll zunächst anhand des Zweiten Diskurses das Rousseausche Menschenbild im Naturzustand skizziert und der Vergesellschaftungsprozess nachgezeichnet werden. Anschließend wird mithilfe des Gesellschaftsvertrages untersucht, wie die verlorene Freiheit des Individuums zurückerlangt und mit staatlicher Autorität in Einklang gebracht werden kann.
Zentral wird für diese Analyse das Konzept des Gemeinwillens sein, welcher für Rousseau die Basis eines gelingenden Zusammenlebens der Menschen und für ein legitimes Regierungshandeln darstellt. In einem abschließenden Fazit wird geklärt, inwiefern die These der Arbeit haltbar ist und wie sie sich in den Forschungsdiskurs einordnen lässt.
In seiner kulturkritischen Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen untersucht Jean-Jacques Rousseau die Entstehung und das Wesen von Missständen in der modernen Zivilgesellschaft. Der Mensch, von Natur aus ein friedfertiges, stummes und autarkes Wesen, ist durch den Prozess der Vergesellschaftung zunehmend in einen Zustand der materiellen und psychischen Abhängigkeit von seinen Mitmenschen geraten.
Dadurch wurde die natürliche Freiheit und Authentizität des Individuums untergraben, während gleichzeitig Ungleichheit unter den Menschen aufkeimte und sich schließlich verstetigte. Sieben Jahre später entwickelte Rousseau im Gesellschaftsvertrag (1762) eine Theorie, welche sich als politikphilosophische Antwort auf die Diagnosen des Zweiten Diskurses lesen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Naturzustand im Zweiten Diskurs
- Der "entkleidete" Mensch
- Perfektibilität, Sprache und Freiheit
- Vom amour de soi zum amour propre: Die Stufen der Vergesellschaftung und ihre Auswirkungen auf das Wesen des Menschen
- Die Geburtsstunde der Ungleichheit
- Die Eigenliebe
- Ein ungleicher Vertrag
- Vom Zweiten Diskurs zum Gesellschaftsvertrag
- Der Contrat social
- Die Vereinigung von Freiheit und Authorität
- Volkssouveränität und Gemeinwille
- Die Rolle des Gesetzgebers
- Das Wesen der Republik
- Die theoretische Leistung des Contrat Social
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den zentralen Thesen aus Jean-Jacques Rousseaus „Zweiten Diskurs“ über den Ursprung der Ungleichheit und seinem „Gesellschaftsvertrag“. Ziel ist es, die Entwicklung des Rousseauschen Menschenbildes von einem Naturzustand zu einer "Zivilgesellschaft" zu analysieren und zu untersuchen, wie Rousseau die verlorene Freiheit des Individuums im Gesellschaftsvertrag wiedererlangen möchte.
- Das Rousseausche Menschenbild im "Naturzustand"
- Der Prozess der Vergesellschaftung und seine Auswirkungen
- Die Rolle des "Gemeinwillens" in Rousseaus Gesellschaftsvertrag
- Die Relevanz der Thesen für den heutigen Forschungsdiskurs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Zielsetzung der Arbeit und stellt die beiden zentralen Werke von Rousseau, den "Zweiten Diskurs" und den "Gesellschaftsvertrag", vor. Kapitel 2 analysiert das Rousseausche Menschenbild im Naturzustand und zeichnet den Vergesellschaftungsprozess nach. Kapitel 3 widmet sich der Entwicklung des Menschen von der Selbstliebe (amour de soi) zur Eigenliebe (amour propre) und den damit verbundenen Folgen für das Wesen des Menschen. Kapitel 4 untersucht die Rolle des "Gemeinwillens" im Gesellschaftsvertrag und die Möglichkeit, verlorene Freiheit wiederzuerlangen. Das Fazit stellt die Relevanz der Thesen für den heutigen Forschungsdiskurs dar.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der politischen Philosophie wie Naturzustand, Vergesellschaftung, Ungleichheit, Freiheit, Gemeinwille, Gesellschaftsvertrag und Republik. Sie analysiert die philosophischen Ansätze von Jean-Jacques Rousseau und setzt diese in Bezug zu den Thesen von anderen Denkern wie Hobbes und Locke.
- Quote paper
- Luca Sonderhüsken (Author), 2022, Naturzustand und Gesellschaftszustand bei Jean-Jacques Rousseau. Der Gesellschaftsvertrag als Antwort auf den Zweiten Diskurs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1267403