„Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit“, lautet die auf den ersten Blick paradox erscheinende Überschrift zu einem Interview der Stuttgarter Zeitung, in dem Götz Werner, u.a. Gründer der Drogeriemarktkette dm, seine Ideen bzgl. des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) präsentiert. Nach und nach beginnen auch die politischen Parteien, sich mit verschiedenen Konzepten des Grundeinkommens zu beschäftigen. Thüringens CDU beispielsweise vertritt das Modell „Solidarisches Bürgergeld“, die FDP fordert das „Liberale Bürgergeld“ und auch die Linkspartei.PDS (LINKE) hat ein eigenes Konzept vom Grundeinkommen entwickelt. In vielen deutschen Städten waren anno 2003 bis 2005 Plakate der Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung zu betrachten und seit 2004 gibt es das Netzwerk Grundeinkommen. Es scheint also, dass im Laufe der Zeit und im Zuge intensivierter Diskussionen eine Idee immer mehr Zuspruch erhält, die durch ihre Umsetzung für eine radikale Veränderung der Gesellschaft sorgen könnte.
Warum wird nun ein Konzept so ausgiebig diskutiert, welches durch seine grundlegende Forderung, niemand sollte mehr für Lohn oder Gehalt arbeiten müssen und gleichzeitig nicht unerhebliche Geldleistungen vom Staat erhalten, eher als eine schöne Utopie denn als ein ernsthafter Lösungsansatz zu den Problemen unserer Gesellschaft erscheint? Als Hauptgrund hierfür ist die momentane und offenkundige (Finanzierungs-) Krise des Sozialstaatssystems anzusehen, die in Verbindung mit steigender Arbeitslosigkeit und bezüglich ihrer Wirksamkeit fragwürdig erscheinenden „Reformen“ zumindest die Erörterung anderer Lösungsversuche wünschwert werden lässt. Außerdem wird von einer Vielzahl der Befürworter des Grundeinkommens dessen Bürokratie abbauendes Element hervorgehoben, so dass es sinnvoll erscheint, das Modell des BGE einer Tauglichkeitsprüfung zu unterziehen.
Diese Arbeit befasst sich weder mit dem Vergleich verschiedener Bürgergeld-Konzepte noch beschäftigt sie mit Finanzierungsfragen. Vielmehr geht es darum, ein konkretes Modell, nämlich das radikalste des Bedingungslosen Grundeinkommens, zu untersuchen und einer angemessenen Kritik unterwerfen. Hierbei soll es vor allem um philosophisch interessante Fragen wie der nach dem dahinterstehenden Verständnis von menschlicher Arbeit sowie der nach den potentiellen Folgen für die Entwicklung der Gesellschaft gehen. Außerdem wird erörtert, inwiefern und in welchem Umfang das BGE auch im globalen Rahmen problemlösend sein könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens
- Was bedeutet Arbeit für den Menschen?
- Grundsätzliche Fragen zu Arbeit und BGE
- Zur heutigen Bedeutung des Begriffes „Arbeit“
- Sinn und Unsinn von Arbeit
- Abschaffung von Erwerbsarbeit durch Automation
- Die Leistung des von Erwerbsarbeit „befreiten“ Menschen
- Gesellschaftliche Folgen der Einführung des BGE
- Die Grenzen der Problemlösungskapazitäten des BGE
- Fazit
- Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) und untersucht dessen philosophische Implikationen. Sie analysiert das BGE als radikales Modell, das die Abschaffung der Erwerbsarbeit und die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Bürger fordert. Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen dieser Idee auf das Verständnis von Arbeit, die gesellschaftlichen Folgen der Einführung des BGE und die Grenzen seiner Problemlösungskapazitäten.
- Das Verständnis von Arbeit im Kontext des BGE
- Die gesellschaftlichen Folgen der Einführung des BGE
- Die Grenzen der Problemlösungskapazitäten des BGE
- Die philosophischen Implikationen des BGE
- Die Abgrenzung des BGE von anderen Konzepten des Grundeinkommens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) vor und erläutert die aktuelle Debatte um dieses Modell. Sie beleuchtet die Gründe für die zunehmende Popularität des BGE und die verschiedenen Konzepte, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Die Einleitung führt außerdem die zentralen Fragestellungen der Arbeit ein, die sich mit dem Verständnis von Arbeit, den gesellschaftlichen Folgen des BGE und den Grenzen seiner Problemlösungskapazitäten befassen.
Das erste Kapitel definiert das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens und grenzt es von anderen Modellen des Grundeinkommens ab. Es erläutert die zentrale Eigenschaft des BGE, die Bedingungslosigkeit, und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Gesellschaft. Das Kapitel beleuchtet die Idee der Abschaffung der Erwerbsarbeit und die damit verbundenen Herausforderungen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Frage, was Arbeit für den Menschen bedeutet. Es untersucht die verschiedenen Bedeutungen von Arbeit in der heutigen Gesellschaft und analysiert die Rolle der Arbeit im Leben des Einzelnen. Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der Automation und die Frage, wie der Mensch in einer Gesellschaft ohne Erwerbsarbeit seinen Sinn und seine Identität finden kann.
Das dritte Kapitel untersucht die gesellschaftlichen Folgen der Einführung des BGE. Es analysiert die Auswirkungen des BGE auf die Arbeitswelt, die soziale Struktur und die politische Ordnung. Das Kapitel befasst sich mit den Chancen und Risiken, die mit der Einführung des BGE verbunden sind, und diskutiert die möglichen Folgen für die Lebensqualität der Menschen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Grenzen der Problemlösungskapazitäten des BGE. Es analysiert die Herausforderungen, die mit der Einführung des BGE verbunden sind, und diskutiert die Frage, ob das BGE tatsächlich in der Lage ist, die aktuellen Probleme der Gesellschaft zu lösen. Das Kapitel untersucht die Grenzen des BGE und die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen, um eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft zu gestalten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE), die Abschaffung der Erwerbsarbeit, die gesellschaftlichen Folgen des BGE, die Grenzen der Problemlösungskapazitäten des BGE, das Verständnis von Arbeit, die Automation, die soziale Gerechtigkeit und die Nachhaltigkeit.
- Quote paper
- Thorsten Schülke (Author), 2007, Das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126732