Als Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, unterschied sich das neue Kabinett in der Wahrnehmung vieler Zeitgenossen nur geringfügig von seinen Vorgängern. So war der Glaube verbreitet, die neue Regierung würde grundsätzlich bestehende Verfassungsstrukturen beibehalten und lediglich übergangsweise ein autoritäres Regierungssystem etablieren.
Dass für diese Sichtweise von vornherein kein Platz in den nationalsozialistischen Vorstellungen von Herrschaftsausübung war, beweist das Staatsmodell Carl Schmitts, Professor für Staats- und Völkerrecht in Berlin, in dem von einer Dreigliederung der politischen Einheit auf den Gebieten Staat, Bewegung und Volk die Rede ist.
Da solche Nomenklaturen ,,weder zur Interpretation der Realität des nationalsozialistischen Staates noch zu seiner staatsrechtlich-theoretischen Erklärung taugen[.]’’ , ergibt sich für die moderne Geschichtswissenschaft der Auftrag, vom Standpunkt einer nicht im Dienst ideologischer Vorgaben stehenden Institution aus analytisch und objektiv zu urteilen.
Im Folgenden soll unter Berücksichtigung älterer geschichtswissenschaftlicher Theorien untersucht werden, welche Prozesse in den 30er Jahren eine Umwandlung des Verfassungs- und Verwaltungsstaates zum Diktaturstaat bewirkten und inwiefern sich diese Prozesse auf die Machtposition Hitlers innerhalb des Machtgefüges sowie die Ausführung seiner außenpolitischen Ziele auswirkten. Das erscheint deshalb wichtig, weil mit der Herausbildung zweier konträrer Forschungsrichtungen in der Nachkriegszeit die Diskussion laut wurde, ob Hitlers Machtstellung eher mit dem Attribut ,,schwach’’ zu charakterisieren sei oder ob es sich mit ihm um den ,,Herr und Meister’’ der Bewegung handele.
Die Aufhebung der Gewaltenteilung findet dabei ebenso ihre Berücksichtigung wie der Dualismus zwischen Staat und Partei, welcher sich in der Kompetenzerweiterung ,,neuer’’ auf Kosten ,,alter’’ Eliten sowie der Entstehung von Sonderbehörden zwischen diesen Antagonis-ten manifestierte. Das ist insofern von Relevanz, als dass dadurch sowohl die handelnde Person Hitler als auch die ihn umgebenden strukturellen Gegebenheiten untersucht werden. Auf diesen Erkenntnissen soll abschließend eine Beurteilung darüber basieren, wie die Veränderung des Herrschaftsgefüges auf die Verwirklichung von Hitlers außenpolitischen Programm einwirkte, da diese Frage untrennbar mit der nach der wirklichen Tragweite seines machtpolitischen Einflusses innerhalb des Herrschaftsgefüges verbunden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verfassungsstruktur des 3. Reiches zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft
- Wandel der Staatsstrukturen und Schaffung neuer Machtbereiche
- Aufhebung der Rechtsstaatlichkeit und Beseitigung der Gewaltenteilung
- Das Verhältnis zwischen NS- Bewegung und Staatsinstitutionen im neuen System
- Kompetenzerweiterung „neuer“ auf Kosten „alter“ Eliten
- Entstehung von Sonderbehörden an den Schnittstellen zwischen Partei und Staat
- Die Bedeutung von SS und Gestapo als Werkzeuge des Führerwillens
- Beurteilung des NS-Herrschaftssystems unter Berücksichtigung der Position Hitlers
- Intentionalistische Perspektive
- Funktionalistische Perspektive
- Synthese
- Zusammenhang zwischen innerer Entwicklung und der Verwirklichung außenpolitischer Vorstellungen Hitlers
- Zusammenfassung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Transformation des deutschen Staatswesens von der Weimarer Republik zum NS-Regime. Sie analysiert die Prozesse, die zur Beseitigung des traditionellen Verfassungs- und Verwaltungsstaates führten, und untersucht die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Machtposition Hitlers und die Umsetzung seiner außenpolitischen Ziele. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des NS-Herrschaftssystems, die Rolle der Partei und des Staates, die Entstehung neuer Machtbereiche und die Bedeutung von Sonderbehörden wie SS und Gestapo.
- Die Beseitigung des traditionellen Verfassungs- und Verwaltungsstaates
- Die Machtposition Hitlers im NS-Machtgefüge
- Die Rolle von Partei und Staat im NS-System
- Die Entstehung neuer Machtbereiche und Sonderbehörden
- Die Auswirkungen der Staatsumformung auf die Außenpolitik Hitlers
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit vor. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf Hitlers Machtstellung und die Bedeutung der Staatsumformung für die Konsolidierung seiner Herrschaft. Kapitel 2 analysiert die Verfassungsstruktur des Dritten Reiches zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft. Es zeigt die Grenzen von Hitlers Macht und den Dualismus zwischen Partei und Staat auf. Kapitel 3 untersucht den Wandel der Staatsstrukturen und die Schaffung neuer Machtbereiche. Es beleuchtet die Aufhebung der Rechtsstaatlichkeit, die Beseitigung der Gewaltenteilung und die Entstehung von Sonderbehörden. Kapitel 4 beurteilt das NS-Herrschaftssystem unter Berücksichtigung der Position Hitlers. Es analysiert die intentionalistische und funktionalistische Perspektive und versucht, eine Synthese zu finden. Kapitel 5 untersucht den Zusammenhang zwischen der inneren Entwicklung des NS-Staates und der Verwirklichung von Hitlers außenpolitischen Vorstellungen. Es zeigt, wie die Staatsumformung die Umsetzung seiner Ziele beeinflusste.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Machtergreifung, die Staatsumformung, die Beseitigung des Verfassungs- und Verwaltungsstaates, die Machtposition Hitlers, das NS-Machtgefüge, die Rolle von Partei und Staat, die Entstehung von Sonderbehörden, die SS, die Gestapo, die Rechtsstaatlichkeit, die Gewaltenteilung, der Intentionalismus, der Funktionalismus und die Außenpolitik Hitlers.
- Arbeit zitieren
- Christoph Strauch (Autor:in), 2009, Die Beseitigung des traditionellen Verfassungs- und Verwaltungsstaates mit ihren Folgen für das NS- Machtgefüge und die Stellung Hitlers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126703
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