Jahrhunderte hindurch konnte Deutschland nicht als maritime Macht bezeichnet werden. Wie selbstverständlich schien die See den Spaniern, Franzosen, Portugiesen, Engländern, Holländern und Dänen zu gehören. Die Deutschen hingegen waren in ihrem kontinentalen Partikularismus gefangen; kaum etwas erinnerte noch an alte hanseatische Traditionen. 1898 postulierte Wilhelm II., Kaiser des noch jungen deutschen Nationalstaates, anlässlich der Eröffnung des neuen Stettiner Hafens, die künftige Zielsetzung des Kaiserreiches: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“1. Deutschland wollte Weltmacht werden und benötigte dafür – ganz im Zeichen des Navalismus2 - eine Flotte, die in der Lage war, ihm den Status einer Seemacht zu verleihen und seine Interessen auf der Welt selbstbewusst durchzusetzen.
In Kapitel I werden die Seemachtideologie als Teil des internationalen bzw. imperialistischen Denkens und die Konzeption des Admirals Tirpitz für den deutschen Schlachtflottenbau und die damit verbundene Zielvorstellung für den Gebrauch dieser Flotte dargestellt. Dem folgend, wird im Kapitel II fortführend einerseits die Förderung der deutschen Flottenpolitik durch den Kaiser respektive der Reichsregierung und andererseits die innenpolitische Initiierung des Flottenbaus in Form der Bewilligung der ersten beiden Gesetzesvorlagen durch den Reichstag beschrieben. Mit dem Kapitel III wird die Einbettung des Flottenbaus in die deutsche Außenpolitik und die aus Flotten- und Außenpolitik resultierenden sicherheitspolitischen Lage des Kaiserreiches vorgenommen. Zusammenführend werden in Kapitel IV die Aspekte des deutsch-britischen Wettrüstens und die letzte Flottenverhandlung beider Staaten analysiert, die zum Scheitern der deutschen Flottenpolitik, in Anbetracht ihrer strategischen Konzeption, führten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Theoretische Grundlagen der maritimen Rüstung
- 1. Alfred T. Mahan: Die Bedeutung von Seemacht
- 2. Konzeption des deutschen Flottenbaus
- II. Innenpolitische Genese der Flottenpolitik (1897 – 1900)
- 1. Kaiser und Reichsregierung - Förderer des Flottenbaus
- 2. Die Gewinnung des Reichstages
- III. Die Entwicklung der sicherheitspolitischen Lage in Europa
- 1. Deutsche,,Weltpolitik“
- 2. Europäische Mächtekonstellation bis 1912
- IV. Vom Wettrüsten zum Verfall des Flottenkonzepts
- 1. Das deutsch-britische Wettrüsten
- 2. Ein letzter Verständigungsversuch: Die Haldane-Mission
- Schluss
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Flottenpolitik des Deutschen Kaiserreichs von den 1890er Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ziel ist es, die ideologischen und theoretischen Grundlagen des deutschen Flottenbaus sowie seine innenpolitische Initiation zu beleuchten. Darüber hinaus soll die Beziehung der Flottenpolitik zur deutschen Außenpolitik und ihre Auswirkungen auf die Sicherheitslage des Kaiserreichs untersucht werden. Die Arbeit analysiert auch das deutsch-britische Wettrüsten und die Flottenverhandlungen von 1912, ausgehend von der These, dass die deutsche Flottenpolitik 1912 gescheitert war.
- Die Bedeutung von Seemacht nach Alfred T. Mahan und ihre Relevanz für die deutsche Flottenpolitik
- Die innenpolitische Genese der Flottenpolitik und die Rolle des Kaisers und der Reichsregierung
- Die Entwicklung der sicherheitspolitischen Lage in Europa und die Auswirkungen auf die deutsche Flottenpolitik
- Das deutsch-britische Wettrüsten und die Flottenverhandlungen von 1912
- Die These vom Scheitern der deutschen Flottenpolitik im Jahr 1912
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der deutschen Flottenpolitik ein und stellt den historischen Kontext dar. Sie beleuchtet die Bedeutung der Seemacht für das Kaiserreich und die Entwicklung der deutschen Flottenpolitik im 19. Jahrhundert.
Kapitel I behandelt die theoretischen Grundlagen der maritimen Rüstung. Es analysiert die Ideen von Alfred T. Mahan zur Bedeutung von Seemacht und deren Einfluss auf die deutsche Flottenpolitik. Zudem wird die Konzeption des deutschen Flottenbaus im Detail dargestellt.
Kapitel II befasst sich mit der innenpolitischen Genese der Flottenpolitik. Es untersucht die Rolle des Kaisers und der Reichsregierung als Förderer des Flottenbaus und die Gewinnung des Reichstages für die Flottenpolitik.
Kapitel III analysiert die Entwicklung der sicherheitspolitischen Lage in Europa. Es beleuchtet die deutsche „Weltpolitik“ und die europäische Mächtekonstellation bis 1912.
Kapitel IV untersucht das deutsch-britische Wettrüsten und die Flottenverhandlungen von 1912. Es analysiert die Ursachen des Wettrüstens und die gescheiterten Versuche zur Verständigung zwischen Deutschland und Großbritannien.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die deutsche Flottenpolitik, die Seemacht, Alfred T. Mahan, der Navalismus, das Kaiserreich, die Reichsregierung, der Reichstag, die deutsche Außenpolitik, die Sicherheitslage in Europa, das deutsch-britische Wettrüsten, die Flottenverhandlungen von 1912 und das Scheitern der deutschen Flottenpolitik.
- Quote paper
- Dennis Schneider (Author), 2008, Die Flottenpolitik im Deutschen Kaiserreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126637