Ziel der Arbeit ist es, ausgehend von diagrammatischen Methoden, die im Rahmen der deontischen Logik bereits bekannt und etabliert sind, Weiterentwicklungspotentiale in diesem Bereich aufzufinden und zu erörtern. In methodischer Hinsicht wurden solche Entwicklungsmöglichkeiten insbesondere in der Überwindung des üblichen, rein klassifikatorischen Konzepts vermutet, die durch die Einführung komparativer und metrischer Begriffe erfolgen kann. Die praktische Anwendbarkeit sowohl der bereits etablierten als auch der angestrebten weiterzuentwickelnden diagrammatischen Methoden der deontischen Logik im Bereich der Umweltethik sollte geprüft und konkrete Anwendungsbeispiele in diesem Feld erarbeitet werden.
Die wesentlichen Schritte der Vorgehensweise sind die folgenden: Formulierung eines formalen Systems der Aussagenlogik (AL), Erweiterung des formalen Systems AL zu einem Standardsystem der Normenlogik (SNL), Systematisierung der geeignet erscheinenden Diagrammtypen, Definition der diagrammatischen Repräsentationen aller relevanten Junktoren der AL, Herleitung aller relevanten logischen Dreiecke unter Verwendung der zuvor definierten diagrammatischen Repräsentationen der Junktoren der AL, systematische Konstruktion komplexerer Diagramme unter Verwendung der zuvor erarbeiteten elementaren Diagrammstrukturen, Vergleich der theoretisch konstruierten Diagramme mit isomorphen Diagrammen aus den Bereichen der traditionellen Syllogistik, der allgemeinen Modallogik und speziell der deontischen Logik, Einführung der wissenschaftstheoretischen Dreiteilung der Begriffe in klassifikatorische, komparative und metrische Begriffe, Vorschlag eines erweiterten Systems der deontischen Logik SNL+, das differenziertere deontische Operatoren umfasst, Vorstellung eines neuen Achtecks der deontischen Logik, das auf den Operatoren von SNL+ basiert, Verallgemeinerung des Konzeptes des zuvor beschriebenen deontischen Achtecks durch Übergang zu kontinuierlich veränderlichen deontischen Operatoren und Versuch einer Interpretation gewisser Merkmale der neuen Diagramme hinsichtlich entsprechender Fragestellungen aus dem Bereich der Umweltethik.
Durch die im abschließenden Schritt vorgenommene Interpretation wird eine diagrammatische Veranschaulichung der von Hans Jonas in seinem grundlegenden Werk "Das Prinzip Verantwortung" postulierten „Heuristik der Furcht“ ermöglicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Deontische Logik
- Ein einführendes Beispiel
- Die klassische Aussagenlogik als Ausgangspunkt
- Das Standardsystem der Normenlogik
- Deontische Modaloperatoren
- Eine Klassifikation logischer Diagramme
- Diagrammelemente und grundlegende Diagrammtypen
- Diagramme für elementare klassenlogische Beziehungen
- Allgemeingültige Dreiecke
- Vollständige Graphen
- Einstellige Operatoren
- Diagrammverwendung in der Modallogik
- Das logische Quadrat
- Das logische Hexagon
- Das logische Zehneck
- Ein Beispiel für die Mögliche-Welten-Semantik
- Das Für und Wider des Reisens bei Schopenhauer
- Das Netz der modallogischen Systeme
- Wissenschaftstheoretische Einteilung der Begriffe
- Vom Modus Barbara zu komparativen Begriffen
- Die quantitative Methode und künstliche Metriken
- Komparative und metrische Konzepte in der deontischen Logik
- Ein System für Normen unterschiedlicher Strenge
- Ein neues logisches Achteck
- Konsequentialistische Deutung der logischen Diagramme
- Übergang zu kontinuierlichen Verteilungen
- Anwendungen in der Umweltethik
- Nachhaltigkeitsziele und Nachhaltigkeitsregeln
- Furcht und Hoffnung
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Anwendung von Diagrammen in der deontischen Logik zu untersuchen. Sie beleuchtet die Möglichkeiten der Verwendung von Diagrammen zur Veranschaulichung und Analyse von Normensystemen sowie deren logischen Zusammenhänge.
- Die Rolle von Diagrammen in der formalen Darstellung von Normensystemen
- Die Anwendung verschiedener Diagrammtypen in der deontischen Logik
- Die Verbindung von Diagrammen und Modallogik
- Die Analyse von komparativen und metrischen Konzepten in der deontischen Logik
- Die Anwendung von Diagrammen in der Umweltethik
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die allgemeine Problematik der Normensysteme und deren formale Darstellung dar. Dabei werden die Relevanz der deontischen Logik und die Bedeutung von Diagrammen als formalisierte Sprachelemente hervorgehoben.
- Kapitel 1 widmet sich der deontischen Logik als Spezialdisziplin der theoretischen Philosophie. Es werden die syntaktischen Elemente des verwendeten formalen Systems und dessen Operatoren vorgestellt, auf die in den folgenden Kapiteln zurückgegriffen wird.
- Kapitel 2 systematisiert grundsätzliche Aspekte unterschiedlicher Diagrammtypen und legt so die Grundlage für die Betrachtung der Verwendbarkeit konkreter Diagramme in der deontischen Logik.
- Kapitel 3 untersucht die Anwendung von Diagrammen im Rahmen der Modallogik, die als das übergeordnete Themengebiet der deontischen Logik gilt. Die speziellen Interpretationsmöglichkeiten der betrachteten Diagramme im Rahmen der deontischen Logik werden hierbei deutlich gemacht.
- Kapitel 4 befasst sich mit der wissenschaftstheoretischen Einteilung von Begriffen und deren Bedeutung für die deontische Logik. Es werden dabei die Verwendung von komparativen Begriffen und die Rolle der quantitativen Methode in der deontischen Logik beleuchtet.
- Kapitel 5 behandelt komparative und metrische Konzepte in der deontischen Logik. Es wird ein System für Normen unterschiedlicher Strenge vorgestellt, ein neues logisches Achteck erörtert und die konsequentialistische Deutung der logischen Diagramme beleuchtet.
- Kapitel 6 beschäftigt sich mit Anwendungen der deontischen Logik in der Umweltethik. Es werden Nachhaltigkeitsziele und -regeln sowie die Rolle von Furcht und Hoffnung in diesem Zusammenhang betrachtet.
Schlüsselwörter
Deontische Logik, Normensysteme, Diagramme, Modallogik, komparative Begriffe, metrische Konzepte, Umweltethik, Nachhaltigkeit.
- Quote paper
- Joachim Schwarte (Author), 2022, Weiterentwicklungspotentiale für Diagramme in der deontischen Logik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1264756