Diese Arbeit geht aus der Teilnahme an dem Seminar „Die erzählte Stadt. Berlin in Literatur und Film nach 1989“ hervor und thematisiert den Aspekt „Berlin erzählt als Ort allgegenwärtiger Geschichte“ in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“.
Weshalb Wim Wenders sich eine Stadt zum Thema seines Film genommen hat und weshalb diese Stadt Berlin ist, erläutert er im Treatment zu seinem Film:
So habe Wenders Zeit seines Lebens versucht, dieses Land, also das noch geteilte Deutschland, über Berlin zu verstehen. Seinen Blick auf die Stadt bezeichnet er als den von einem, der lange abwesend war aus Deutschland, und der, was sein „Deutschsein“ ausmache, immer nur in dieser Stadt wiedererkennen wolle und könne. So waren ihm seine Besuche in Berlin stets die wahren „Deutschlanderlebnisse“, „weil hier jene Geschichte physisch und emotional anwesend ist, die woanders in der Bundesrepublik immer nur als Verleugnung oder als Abwesenheit erlebt werden konnte“. Aus diesem Grund bezeichnet Wenders Berlin auch als einen „historischen Ort der Wahrheit“.
Allerdings hatte Wenders nicht vor, die reale Geschichte Berlins oder gar die Geschichte Deutschlands zu erzählen, und so findet im Film „natürlich nicht GESCHICHTE statt, sondern höchstens EINE, obwohl natürlich auch in einer GESCHICHTE GESCHICHTE vorkommen kann, Bilder und Spuren von vergangener Geschichte.“ Vielmehr hat Wenders sich die Frage gestellt, wie man diese Stadt erzählen, d.h. ihr beikommen kann.
Um die geteilte Stadt in ihrer Gänze einfangen (erzählen) zu können, wählte Wenders den Himmel Berlins, der das Einzige sei, was den beiden Städten noch gemeinsam ist, einmal von ihrer gemeinsamen Vergangenheit abgesehen.
Somit steht der Filmtitel bereits programmatisch für die formale bzw. die filmische
Vorgehensweise.
Des weiteren hat Wenders versucht, erzählerisch in die Stadt einzudringen, und sich dafür auf die Suche nach geeigneten Figuren gemacht, um in die Facetten und eben auch in die Geschichte der Stadt - und also auch in ihre Nazi-Vergangenheit - hineinzugelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Darstellung von Geschichte(n) über die Film-Figuren in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“
- Die Engel Damiel und Cassiel
- Der alte Mann „Homer“
- Peter Falk
- Walter Benjamins „Engel der Geschichte“
- Wenders Film als Vorlage für die Berlin-Erzählung „Rest Esplanade“ von Annett Gröschner
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung Berlins als Ort allgegenwärtiger Geschichte(n) in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“. Ziel ist es, exemplarisch an ausgewählten Figuren aufzuzeigen, wie Wenders die Idee eines Neben- und Übereinander heutiger und vergangener Welten in Berlin darstellt. Die Analyse fokussiert auf die filmische Umsetzung und die gewählten erzählerischen Mittel.
- Berlin als historischer Ort der Wahrheit
- Die Darstellung von Geschichte durch die Figuren (Engel, Menschen)
- Die Engel als Metapher für vergangene und gegenwärtige Welten
- Der Umgang mit der Berliner Geschichte, insbesondere der Nazivergangenheit
- Der Film als Erzählung von Geschichte und Erinnerung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Fokus der Arbeit: die Darstellung Berlins als Ort allgegenwärtiger Geschichte in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“. Sie erläutert Wenders' Motivation, Berlin zum Thema seines Films zu machen, und hebt seine Sicht auf die Stadt als einen Ort hervor, an dem Geschichte physisch und emotional präsent ist. Die Einleitung betont, dass Wenders nicht die reale Geschichte Berlins erzählen will, sondern vielmehr die Frage stellt, wie man diese Stadt erzählen kann. Die Wahl des Himmels über Berlin als gemeinsames Element der geteilten Stadt wird als programmatisch für die filmische Vorgehensweise interpretiert. Der Fokus liegt auf der Suche nach geeigneten Figuren, um in die Facetten und die Geschichte der Stadt, inklusive ihrer Nazivergangenheit, einzudringen.
Die Darstellung von Geschichte(n) über die Film-Figuren in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Figuren in Wenders Film – Menschen und Engel – und ihre Rolle in der Darstellung von Geschichte. Es wird betont, dass die Engel nicht einfach als religiöse Engel zu verstehen sind, sondern als Chiffre für etwas Geheimnisvolles. Wenders' Inspirationen für die Engelsfiguren, wie Rilkes Duineser Elegien, Bilder von Paul Klee und Walter Benjamins „Engel der Geschichte“, werden genannt. Die Engel werden als mythologische Metaphern interpretiert, die dem modernen Denken entsprechen. Das Kapitel diskutiert die Bedeutung der Engel als Metaphern für das in uns erhaltene Kindheitsselbst und den Kontakt mit der eigenen Vergangenheit.
Die Engel Damiel und Cassiel: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die zentralen Figuren Damiel und Cassiel. Ihre Vorgeschichte, wie sie in Wenders' Film-Treatment beschrieben wird – ihre Verbannung nach Berlin nach einem „zweiten Engelsturzes“ am Ende des Zweiten Weltkriegs – wird erläutert. Es wird hervorgehoben, dass diese Vorgeschichte im Film selbst nicht explizit gezeigt wird. Damiel und Cassiel werden als passive Beobachter dargestellt, die die Geschehnisse in Berlin miterleben, ohne eingreifen zu können. Ihre Rolle als unsichtbare Zeugen der Geschichte Berlins bildet den zentralen Aspekt dieses Kapitels.
Schlüsselwörter
Wim Wenders, Der Himmel über Berlin, Berlin, Geschichte, Erinnerung, Engel, Metapher, Vergangenheit, Gegenwart, geteilte Stadt, Nazivergangenheit, Erzählung, Filmsprache.
Häufig gestellte Fragen zu "Der Himmel über Berlin": Eine filmische Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerung
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung Berlins als Ort allgegenwärtiger Geschichte(n) in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“. Der Fokus liegt auf der exemplarischen Darstellung, wie Wenders das Nebeneinander heutiger und vergangener Welten in Berlin filmisch umsetzt und welche erzählerischen Mittel er dabei verwendet.
Welche Figuren stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf ausgewählte Figuren im Film, sowohl Menschen als auch die Engel Damiel und Cassiel. Besondere Aufmerksamkeit wird der Rolle der Engel als Metapher für vergangene und gegenwärtige Welten gewidmet.
Wie werden die Engel im Film interpretiert?
Die Engel werden nicht als religiöse Figuren verstanden, sondern als Chiffre für etwas Geheimnisvolles. Ihre Darstellung wird im Kontext von Wenders' Inspirationen (Rilkes Duineser Elegien, Bilder von Paul Klee, Walter Benjamins „Engel der Geschichte“) interpretiert. Sie fungieren als mythologische Metaphern für das in uns erhaltene Kindheitsselbst und den Kontakt mit der eigenen Vergangenheit.
Welche Rolle spielt die Berliner Geschichte, insbesondere die Nazivergangenheit?
Der Umgang mit der Berliner Geschichte, insbesondere der Nazivergangenheit, ist ein wichtiger Aspekt der Analyse. Der Film wird als Erzählung von Geschichte und Erinnerung interpretiert, wobei die Stadt Berlin selbst als historischer Ort der Wahrheit betrachtet wird.
Wie wird die Geschichte in dem Film dargestellt?
Die Geschichte wird nicht linear erzählt, sondern durch die Wahrnehmung und Erfahrung der Figuren (Engel und Menschen) vermittelt. Das Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart wird durch die filmische Umsetzung und die gewählten erzählerischen Mittel hervorgehoben.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Darstellung von Geschichte durch die Figuren, ein Kapitel zu den Engeln Damiel und Cassiel, ein Kapitel zu Walter Benjamins "Engel der Geschichte", ein Kapitel zu Annett Gröschners "Rest Esplanade" und eine Schlussbemerkung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Wim Wenders, Der Himmel über Berlin, Berlin, Geschichte, Erinnerung, Engel, Metapher, Vergangenheit, Gegenwart, geteilte Stadt, Nazivergangenheit, Erzählung, Filmsprache.
Welche weiteren Inspirationsquellen werden genannt?
Neben Walter Benjamins "Engel der Geschichte" werden Rilkes Duineser Elegien und Bilder von Paul Klee als Inspirationsquellen für Wenders' Darstellung der Engel genannt.
Wie wird der Film als Erzählung von Geschichte und Erinnerung interpretiert?
Der Film wird als eine Reflexion über die Möglichkeit, Geschichte und Erinnerung in einer Stadt wie Berlin, geprägt von ihrer komplexen Vergangenheit, darzustellen und zu erzählen, interpretiert. Wenders stellt nicht die reale Geschichte Berlins dar, sondern die Frage, *wie* man diese Stadt erzählen kann.
Welche Rolle spielen die Engel Damiel und Cassiel?
Damiel und Cassiel werden als passive Beobachter der Geschehnisse in Berlin dargestellt, die die Geschichte der Stadt miterleben, ohne eingreifen zu können. Ihre Rolle als unsichtbare Zeugen der Geschichte Berlins bildet einen zentralen Aspekt der Analyse.
- Quote paper
- Christian Finger (Author), 2006, Berlin erzählt als Ort allgegenwärtiger Geschichte(n) in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126375