Im 19. Jahrhundert veränderten neue Erfindungen und Innovationen die Produktionsstrukturen in Deutschland. Die Produktivität der menschlichen Arbeitskraft, die durch das systematische Einsetzen von Maschinen gesteigert wurde, erreichte bis dato ein neues unbekanntes Ausmaß. Diese neuen Formen der Produktionstechniken entwickelten schnell die Industrialisierung in ganz Europa. Der Übergangsprozess von der handarbeitsorientierten zur industriellen Fertigung wirkte sich nicht nur auf die Wirtschaft aus, sondern zog zahlreiche Veränderungen der Gesellschaft mit sich. Die gesamte Infrastruktur eines Landes veränderte sich und brachte damit neue Formen von Transport-, Arbeits- und Lebensmöglichkeiten hervor. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit werden die wichtigsten gesellschaftlichen Veränderungen genannt und analysiert, die zur Zeit der Frühindustrialisierung verursacht wurden. Dabei wird der Fokus besonders auf gesellschaftliche Krisen und Nöte gesetzt und eine zur damaligen Zeit neue Form der Armut herauskristallisiert, auf die der Schwerpunkt dieser Arbeit gesetzt wird. Dieser sogenannte „Pauperismus“ (lateinisch pauper „arm“) bezeichnet grundsätzlich die „[...] Armut großer Schichten der Bevölkerung, die losgelöst von Grundbesitz oder Zunftverfassung, kaum den notdürftigsten Unterhalt erwerben konnten. [...] Dieser vorindustriellen Form von Massenarmut lag ein Wachstum der Bevölkerung zugrunde, das stärker stieg als die Produktivität der Wirtschaft.“
Hieran lassen sich gut die Thesen des englischen Theologen und klassischen Nationalökonomen Thomas Robert Malthus anknüpfen, die in Kapitel drei ausführlich behandelt werden. Proteste verschiedener sozialer Gruppen gegen die gesellschaftlichen Zustände werden bereits seit einiger Zeit in der Historiographie genauer untersucht. Als Beispiel wird der Hunger im Rheinland um 1817 im vierten Kapitel aufgeführt. Im letzten Kapitel wird der Frage nachgegangen, ob ab dem Jahre 1850, in dem der eigentliche Industrialisierungsprozess einsetzt, Hunger und Armut beseitigt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frühindustrialisierung und gesellschaftliche Krisen
- Entstehung der Lohnarbeiterschaft
- Arbeitszeiten und Lohnverhältnisse
- Wohnverhältnisse und die soziale Lage der Arbeiter
- Entstehung der Lohnarbeiterschaft
- Erklärungsversuche für den Pauperismus
- Malthus' Bevölkerungstheorie
- Beispiel des Pauperismus
- Hunger im Rheinland
- 1850: Das Ende des Hungers und der Armut?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die gesellschaftlichen Veränderungen im 19. Jahrhundert, die mit der Frühindustrialisierung einhergingen und die zu einer neuen Form der Armut führten, dem sogenannten „Pauperismus“. Dabei wird der Fokus auf die Entstehung der Lohnarbeiterschaft, die Lebensbedingungen der Arbeiter und die Ursachen für den Pauperismus gelegt.
- Die Auswirkungen der Frühindustrialisierung auf die Gesellschaft und das Leben der Menschen
- Die Entstehung der Lohnarbeiterschaft und die damit verbundenen Veränderungen der Arbeitsverhältnisse
- Die soziale Lage der Arbeiter und die Herausforderungen, denen sie im Zuge der Industrialisierung begegneten
- Die Ursachen für den Pauperismus und die verschiedenen Erklärungsansätze
- Die Frage, ob Hunger und Armut im Jahre 1850, mit dem Einsetzen des Industrialisierungsprozesses, überwunden wurden
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die Veränderungen in Deutschland im 19. Jahrhundert, die durch neue Erfindungen und Innovationen in der Produktion ausgelöst wurden. Es wird der Übergang von der handarbeitsorientierten zur industriellen Fertigung beschrieben und die Bedeutung der Frühindustrialisierung für die gesellschaftlichen Veränderungen betont.
- Frühindustrialisierung und gesellschaftliche Krisen: Dieses Kapitel beleuchtet die Gründe für die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum und der Frühindustrialisierung. Es werden die Veränderungen der ökonomischen Strukturen, die Auswirkungen auf das Heimgewerbe und das Handwerk, sowie die Entstehung der Lohnarbeiterschaft analysiert.
- Erklärungsversuche für den Pauperismus: In diesem Kapitel werden verschiedene Erklärungsansätze für den Pauperismus vorgestellt, insbesondere die These von Peter Kriedte, der den Niedergang der Proto-Industrie als Ursache für die Armut identifiziert.
- Beispiel des Pauperismus: Dieses Kapitel führt als Beispiel für den Pauperismus den Hunger im Rheinland um 1817 auf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Frühindustrialisierung, Pauperismus, Lohnarbeiterschaft, gesellschaftliche Krisen, Bevölkerungswachstum, Malthus' Bevölkerungstheorie, Proto-Industrie und der Hunger im Rheinland.
- Quote paper
- Özlem Duranöz (Author), 2009, Pauperismus im 19. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126281