Die folgende Arbeit stellt die Auswirkung der Globalisierung, insbesondere politischer Maßnahmen und veränderter Nachfrageorientierung der Wirtschaftzentren, auf die Landwirtschaft in asiatischen Entwicklungsländern dar. Dabei werden besonders die Wirkungen der jüngeren Veränderungen in der Plantagenwirtschaft, die Wirkungen der „Grünen Revolution“ sowie die weltweite Nachfragesteigerung nach pflanzlichen Ölen, insb. Palmöl, untersucht. Zu jedem dieser Bereiche wird ein umfassender Überblick gegeben, um so anschließend eine Bewertung der Entwicklung zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis:
1. Einführung in das Themengebiet
2. Veränderungen in der Plantagenwirtschaft
2.1 Wirkungen veränderter Marktstrukturen
2.2 Folgen der Dekonzentration der Produktion
3. Wirkungen von Technologietransfer auf die indische Landwirtschaft
3.1 Die Grüne Revolution in Indien
3.2 Wirkungen der Grünen Revolution in Indien
3.4 Zukunftsperspektiven
3.5 Fazit zur Grünen Revolution
4. Auswirkungen weltweiter Nachfragesteigerungen am Bsp. Palmöl
4.1 Die Ölpalme
4.2 Entwicklung des Palmölsektors in Indonesien
4.2 Entwicklung des Palmölsektors in Indonesien
4.3 Soziale und ökologische Folgen des Ölpalmenbooms
4.4 Fazit zum Palmölanbau
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Unterschiedliche Arbeitsysteme in der Plantagenwirtschaft
Abb. 2: Die Ophir-Ölpalmenplantage
Abb. 3: Entwicklung der Getreideproduktion in Indien
Abb. 4: Die Ölpalme
Abb. 5: Anbaufläche und Produktion der vier wichtigsen Ölpflantzen der Erde
Abb. 6: Fruchstämme und Einzelfrüchte der Ölpalme
Abb. 7: Weltproduktions von Palmöl (2001)
Abb. 8: Palmölproduktion in Malaysia und Indonesien
Abb. 9: Neu erschlossene Ölpalmenplantage im Westen von Kalimantan
Tabellenverzeichnis:
Tab. 1 : Wirtschaftliche Vor- und Nachteile von Plantagen gegenüber
dezentralisierten Produktionsformen
Tab. 2 : Wasserverbrauch in Indien und geschätzter Bedarf bis 2025 9
1. Einführung in das Themengebiet
Die folgende Arbeit stellt die Auswirkung der Globalisierung, insbesondere politischer Maßnahmen und veränderter Nachfrageorientierung der Wirtschaftzentren, auf die Landwirtschaft in asiatischen Entwicklungsländern dar. Dabei werden besonders die Wirkungen der jüngeren Veränderungen in der Plantagenwirtschaft, die Wirkungen der „Grünen Revolution“ sowie die weltweite Nachfragesteigerung nach pflanzlichen Ölen, insb. Palmöl, untersucht. Zu jedem dieser Bereich wird ein umfassender Überblick gegeben, um so anschließend eine Bewertung der durch die Globalisierung beeinflussten Entwicklung zu ermöglichen.
2. Veränderungen in der Plantagenwirtschaft
Bei der Entstehung des Weltwirtschaftsystems stellte die Plantagenwirtschaft ein wichtiges Instrument zur kolonialen Ausbeutung von Naturräumen dar, doch heute werden Plantagen von anderen Organisationsformen abgelöst. Für Nahrungsmittelkonzerne sind heute Flexibilisierung, Verschlankung und Risikominimierung die entscheidenden Wettbewerbs-faktoren (vgl. Dünckmann 2004a: 4). Anders als ab Mitte der 70er Jahre, in denen Nahrungsmittelkonzerne eine hohe vertikale Integration aller Produktions- und Verarbeitungsprozesse aufwiesen (vgl. Wiese 1997: 406) und durch rückwärtige Integration hochgradig diversifizierte Konzerne entstanden (vgl. Dünckmann 2004a: 4), kommt es heute zu einem Rückzug aus der landwirtschaftlichen Produktion und einer Konzentration auf Verarbeitung und Verkauf (vgl. Wiese 1997: 411).
2.1 Wirkungen veränderter Marktstrukturen
Ausgelöst wurde die Umstrukturierung der Konzerne durch die postfordistische Nachfrageorientierung auf individuelle und variantenreiche Produkte (vgl. Kulke 2005: 9) und das gewachsene Marktgewicht von Einzelhandelsketten. Dadurch können Einzelhandelsketten Zulieferern Vorgaben über Preis, Qualität und Lieferbedingungen zu machen. Soweit es möglich ist, geben die Zulieferer diesen Druck entlang der Produktionskette weiter, indem sie langfristige Bindungen vermeiden, um möglichst schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Oft wird ein kurzfristiges Global Sourcing betrieben. Eigene Plantagen sind unter solchen Umständen für global agierende Unternehmen kaum noch wirtschaftlich, da sie die Flexibilität einschränken (vgl. Dünckmann 2004a: 7).
In den Produktionsländern ist die Infrastruktur mittlerweile meist ausreichend gut ausgebaut, sodass für Nahrungsmittelkonzerne nicht mehr die Erfordernis besteht, die benötigte Infrastuktur, z. B. für den Aufbau einer geschlossenen Kühlkette, selbst zu installieren. Dadurch ist eine Auslagerung der risikobehafteten landwirtschaftlichen Produktion leichter möglich.
Ein weiterer Grund für den Rückzug aus der Plantagenwirtschaft ist die Anfälligkeit für öffentliche Kritik. Gerade auf ihr Image angewiesene Markenkonzerne können es sich kaum leisten, z. B. durch schlechte Arbeitsbedingungen negativ aufzufallen. An dieser Stelle wird die Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit vieler Nicht-Regierungs-Organisationen spürbar. Insgesamt ist daher im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion eine Dekonzentration zu beobachten (vgl. Dünckmann 2004a: 7).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus genannten Gründen findet ein Übergang zum Vertragsanbau (vgl. Abb. 1) statt. Dabei wird der Anbau der Marktfrüchte auf kleine und mittlere heimische Betriebe, unter genauer vertraglicher Festlegung von Abnahmemenge, Anbaumethode, Preis, Termin und Qualität ausgelagert. Meist werden den Betrieben auch die nötigen Inputs (Saatgut, Dünger, Pestizide, Know-how) bereitgestellt (vgl. Dünckmann 2004a: 6). Diese innovative Form der Kooperation löst die traditionelle Konfliktsituation zwischen Plantagenwirtschaft und Bauerbetrieben zu großen Teilen auf und ermöglicht eine mittelfristige Modernisierung der Landwirtschaft (vgl. Wiese 1997: 406).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Als Beispiel für die positiven Wirkungen auf die ländliche Entwicklung in Asien kann die Ophir-Ölpalmenplantage (vgl. Abb. 2) in Sumatra herangezogen werden. Diese Plantage wird nach dem Konzept der Nukleus-Plantage geführt. Der „Nukleus“, das Kerngebiet der Plantage, und die zur Weiterverarbeitung nötigen Fabriken werden nach dem klassischen Konzept der Plantage mit Lohnarbeitern bewirtschaftet. Das sich an den Nukleus anschließende „Plasma“ der Plantage wird nach dem Prinzip des Vertragsanbaus von Kleinbauern bearbeitet. Das Konzept ermöglicht es Unternehmen die Vorteile einer Plantage und die des Vertragsanbaus zu vereinigen (vgl. Tab. 1). Für die Kleinbauern ergeben sich sehr gute Verdienstmöglichkeiten und die Chance auf Weiterbildung, dadurch, dass die Unternehmen ein Interesse an einer effizienten Produktion haben. Beides wird sich langfristig positiv auf den ländlichen Raum auswirken (vgl. Scholz 2004: 15).
2.2 Folgen der Dekonzentration der Produktion
Auch wenn das hier angebrachte Beispiel nicht allgemein übertragbar ist, kann man davon ausgehen, dass die Dekonzentration der landwirtschaftlichen Produktion eine für die Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume in Asien positive Entwicklung darstellt. Die in der Vergangenheit formulierte Annahme, dass kleinbäuerliche Betriebsformen mit Subsistenzwirtschaft in Entwicklungsländern ein vormodernes Überbleibsel darstellen und von einer modernen marktwirtschaftlichen Landwirtschaft abgelöst werden, trifft nicht zu. Vielmehr zeigen die jüngeren Entwicklungen, dass partiell subsistenzorientierte Betriebsformen, wie sie im Vertragsanbau oft vorherrschen, in keinem Widerspruch zur derzeit weltweit stattfindenden Ausbreitung kapitalistischer Marktlogik stehen. Die klassische Plantage die einst den zentralen Faktor bei der Entstehung der frühen Weltsystems – der Keimzelle der heutigen Globalisierung – darstellte, erweist sich unter den Rahmenbedingungen einer zunehmenden globalen Integration als eine problematische Betriebsform (vgl. Dünckmann 2004a: 8).
3. Wirkungen von Technologietransfer auf die indische Landwirtschaft
Wohl kaum eine Innovation der letzten Jahrzehnte hat die Völker Asiens so nachhaltig berührt wie die Grüne Revolution (vgl. Scholz 1998: 531). Der Begriff „Grüne Revolution“ wurde 1968 vom Direktor einer amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation geprägt und verweist in diesem Zusammenhang auf den Einsatz eines ganzen Pakets von Neuerungen in der Landwirtschaft Asiens ab den 1960er Jahren. Die Einführung hochertragreichen Saatguts, die Verwendung von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, die Ausweitung mechanischer Brunnenbewässerung und der Gebrauch von modernen landwirtschaftlichen Maschinen sind die grundlegendsten Neuerungen. Oberstes Ziel des damals durchgeführten Modernisierungsprogramms war die schnelle und nachhaltige Produktionssteigerung der Landwirtschaft (vgl. Bohle 1998: 91). Auf Grund der durch starkes Bevölkerungswachstum absehbaren Hungerkatastrophen sollte die Nahrungsmittelversorgung der Weltbevölkerung bis in dieses Jahrtausend gesichert werden (vgl. Scholz: 1998: 532). Eine wichtige Motivation für das Modernisierungsprogramm war die Absicht, die Staaten Asiens zu stabilisieren und, in Zeiten des kalten Krieges, ein „Überlaufen“ zum Kommunismus zu verhindern. Die Wirkung des Programms wird im Folgenden am Beispiel Indien erörtert.
3.1 Die Grüne Revolution in Indien
Bis zur Unabhängigkeit war die indische Landwirtschaft von Stagnation und extremen Ausbeutungsverhältnissen geprägt; die Landwirte waren weitgehend zu Pächtern degradiert, die einen hohen Anteil ihrer Ernte abliefern mussten und daher nur wenige Anreize zu produktionssteigernden Investitionen hatten (vgl. Betz 2007). Hauptanbaufrucht war und ist Reis für den Binnenmarkt. Da Indien selbst den Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung nicht decken konnte, wurden Maßnahmen zur Produktionssteigerung getroffen. Zunächst kam es zu Flächenausdehnung und Intensivierung (vgl. Bohle 1981: 9). Dazu wurden Hochertragssorten, sogenannte „high yielding varieties“, moderne Düngemittel, Schädlingsbekämpfungsmittel, mechanische Brunnenbewässerung und moderne landwirtschaftliche Maschinen zum Einsatz gebracht. Mit Nassreis stand eine sich durch ökologische Nachhaltigkeit, hohe Flächenproduktivität, enorme Tragfähigkeit und ein überdurchschnittliches Entwicklungspotenzial auszeichnende Form der Nahrungsmittel-erzeugung zur Verfügung. Zur weiteren Verbesserung der Reissorten und zur gemeinsamen Forschung wurde 1961 das International Rice Research Institute (IRRI) in Manila gegründet. Der Durchbruch gelang 1966 mit der Sorte „IR 8“, einer Kreuzung zwischen einer indonesischen und einer taiwanesischen Varietät. Diese als „Wunderreis“ bezeichnete Sorte ermöglichte die Verdopplung der zuvor erzielten Erträge und sicherte die Nahrungsmittelversorgung von Millionen Menschen (vgl. Scholz 1998: 531f).
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- Martin Wendel (Author), 2008, Folgen der Globalisierung für die Landwirtschaft in Asien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126231
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