Beinahe dreißig Jahre stand die These der Kapitalmarkteffizienz im Mittelpunkt der Finanzierungstheorie. Die Kapitalmarkttheorie unterstellt allen Akteuren am Markt rationales Verhalten und geht idealtypisch von vollkommenen Märkten aus. In den vergangenen Jahrzehnten kamen immer stärkere Zweifel und Kritik an der neoklassischen Theorie hervor. Der scharfe Kontrast aus theoretischen Modellen und empirischen Erkenntnissen ließ die Kapitalmarkttheorie in Erklärungsnot geraten.
Empirische Studien zeigten immer deutlicher, dass der Investor nicht immer 100% rational handelt und stellten damit das Paradigma der Kapitalmarkttheorie des homo oeconomicus, das idealtypische Menschenbild des ökonomisch rational handelnden und denkenden Marktteilnehmers, in Frage. Bereits Eugene Fama, Mitbegründer der Kapitalmarkttheorie und angesehener Ökonom, gestand im Jahre 1970 die Existenz von so genannten Anomalien, Phänomenen, die nicht mit der mit der Effizienztheorie vereinbar sind, tat diese jedoch als unzureichend ab, um an der Kapitalmarkttheorie zu zweifeln.
Aus einer Reihe von empirischen Widerlegungen und kritischen Auseinandersetzungen mit der klassischen Theorie entwickelte sich Ende der 70er Jahre eine Gegenbewegung, die zunächst als Anomalie-Literatur abgetan wurde. Eine Untersuchung über die Volatilität an der Börse von Robert Shiller aus dem Jahre 1981 öffnete die Pforten für diese vollkommen neue Forschungsrichtung, die erstmals psychologische Einflüsse auf die Preisbildung an Finanzmärkten untersuchte und verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse in die Modellbildung mit einbrachte. Die Studie von Shiller zeigt, dass Aktienkurse eine höhere Volatilität aufweisen als von der Effizienztheorie vorhergesagt.
Es wurden zahlreiche weitere Phänomene aufgedeckt, wie der Size-Effekt, wonach Firmen mit relativ geringer Kapitalisierung höhere risikobereinigte Renditen erzielen als von der klassischen Finanzierungstheorie prognostiziert. In den 90er Jahren wurden diese Anomalie-Studien weiter vertieft und brachten noch irritierende Erkenntnisse hervor, wie etwa das systematisch bessere Abschneiden so genannter value stocks im Vergleich zu den growth stocks.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problematik und Abgrenzung
- Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit
- Abgrenzung der Behavioral Finance zur Kapitalmarkttheorie
- Grundannahmen der Kapitalmarkttheorie
- Markteffizienzhypothese
- Theorie der rationalen Entscheidung
- Grenzen des Rationalitätskonzepts
- Kapitalmarktanomalien
- Small-Cap- Effekt
- Momentum- Effekt
- Winner- Loser Effekt
- Value- Growth Effekt
- Grundannahmen der Kapitalmarkttheorie
- Behavioral Finance
- Fundament der Behavioral Finance
- Entscheidungsverhalten von Anlegern- Prospect Theorie
- Loss Aversion und Reflection Effekt
- Wertfunktion
- Framing- Effekt
- Mental accounting und Narrow Framing
- Status- Quo- Bias, Endowment- effect, House money effect
- Relative Bewertung von Wahrscheinlichkeiten
- Four-fald pattern of risk attitudes
- Dispositionseffekt
- Sunk-cost- Effekt
- Entscheidungshemmung
- Kognitive Dissonanz
- Kontrollbedürfnis
- Informationsverarbeitung und -wahrnehmung
- Heuristiken zur Bearbeitung der Informationsflut
- Availability heuristic
- Schnelle Urteilsfindung
- Repräsentativheuristik
- Base- rate neglect
- Conjunction fallacy
- Gambler's fallacy
- Sample- size neglect
- Anchoring
- Repräsentativheuristik
- Heuristiken zur Bearbeitung der Informationsflut
- Implikationen für das Anlegerverhalten
- Über- und Unterreaktion
- Overconfidence und Überoptimismus
- Implikationen für den Kapitalmarkt
- Empirische Studie zum Dispositionseffekt
- Sunk-cost Effekt
- Reflection Effekt, Loss Aversion, Framing und Mental accounting
- Dispositionseffekt und Regretaversion
- Status- quo Bias und Referenzpunkt
- Einschätzung der aktuellen Situation auf dem Finanzmarkt
- Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse und Ausblick
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Themenfeld der Behavioral Finance und analysiert das Anlegerverhalten unter Berücksichtigung psychologischer Faktoren. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Annahmen der traditionellen Kapitalmarkttheorie zu hinterfragen und die Bedeutung von psychologischen Einflussfaktoren auf das Anlageverhalten aufzuzeigen. Die Arbeit soll zudem einen Beitrag zur empirischen Forschung im Bereich der Behavioral Finance leisten, indem sie den Dispositionseffekt anhand einer eigenen Studie untersucht.
- Psychologische Einflussfaktoren auf das Anlageverhalten
- Abgrenzung der Behavioral Finance zur Kapitalmarkttheorie
- Empirische Untersuchung des Dispositionseffekts
- Implikationen für das Anlegerverhalten und den Kapitalmarkt
- Grenzen des Rationalitätskonzepts in der Finanzwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Behavioral Finance ein und erläutert die Problematik und Abgrenzung des Themas. Sie definiert die Zielsetzung der Arbeit und skizziert die Vorgehensweise. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Abgrenzung der Behavioral Finance zur traditionellen Kapitalmarkttheorie. Es werden die Grundannahmen der Kapitalmarkttheorie, wie die Markteffizienzhypothese und die Theorie der rationalen Entscheidung, vorgestellt und kritisch beleuchtet. Zudem werden Kapitalmarktanomalien, die die Gültigkeit der traditionellen Theorie in Frage stellen, diskutiert.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Kernbereich der Behavioral Finance. Es werden die wichtigsten psychologischen Einflussfaktoren auf das Anlageverhalten vorgestellt, wie die Prospect Theorie, die Loss Aversion, der Framing- Effekt, das Mental Accounting und der Dispositionseffekt. Darüber hinaus werden Entscheidungshemmungsphänomene und die Rolle der Informationsverarbeitung und -wahrnehmung im Anlageprozess beleuchtet.
Das vierte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Studie zum Dispositionseffekt. Die Studie untersucht anhand eines Fragebogens, inwieweit Anleger von psychologischen Faktoren, wie dem Sunk-cost Effekt, der Loss Aversion und dem Framing- Effekt, beeinflusst werden. Die Ergebnisse der Studie werden analysiert und interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Behavioral Finance, Anlegerverhalten, Kapitalmarkttheorie, Prospect Theorie, Loss Aversion, Framing- Effekt, Mental Accounting, Dispositionseffekt, Entscheidungshemmung, Informationsverarbeitung, Heuristiken, Overconfidence, Überoptimismus, Kapitalmarktanomalien, empirische Studie.
- Quote paper
- Nina Schnichels (Author), 2008, Behavioral Finance. Eine psychologische Analyse des Anlegerverhaltens samt Dispositionseffekt-Studie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126174
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