Die Disziplin „Städtebau und Stadtplanung“1 ist stark mit der
Disziplin Geschichte verbunden. Ohne die letztere, fällt es
schwer, Prozesse and Probleme einer Stadt oder eines Raumes
zu verstehen. Rückblickend auf die Stadtentwicklung und ihre
„Vergangenheit wird auch die gegebenenfalls notwendige
zukünftige Planung objektiver“ (CERDA ILDEFONSO, 1867, S.10FF.).
Wie schon in der Einleitung definiert, der Begriff villes
nouvelles wird synonym mit dem der „neuen Städte“ verwendet.
Es handelt sich nicht um ein Phänomen oder eine Idee, die
ihre Umsetzung nur in Frankreich fanden, sondern viel mehr,
wie man dieser Arbeit entnehmen kann, um eine eigene
Umsetzung, bei der die Instrumente sowie Gestaltung dieser
Städte merklich von anderen Realisierungen unterscheidet und
zu Entstehung der französischen villes nouvelles (etwas wie
eine appellation d’origine) geführt hat. Die
Unterschiede zu den new towns in Großbritannien oder
sozialistische Stadt in der Sowjetunion, oder andere
Formen in Ägypten, Brasilien, Skandinavien oder den
Vereinigten Staaten sind vorgegeben. Dass die Planung aller
dieser „neuen Städte" weltweit von bestimmten Ideen oder
Theorien nachhaltig beeinflusst wurde, kann man weiter in
diesem Kapitel verfolgen.
Nach dem DICTIONNAIRE DE L’URBANISME ET DE L’AMÉNAGEMENT als ville
nouvelle gilt „die geplante Stadt, deren Realisierung von
der öffentlichen Hand im vorgegebenen Rahmen einer
Raumordnungspolitik durchgeführt wird“ (MERLIN P. & F. CHOAY, 2000,
S. 886). Die villes nouvelles waren „konzeptionell sehr stark von
den new towns in Großbritannien und den neugegründeten
Städten in Skandinavien beeinflusst“ (PIERRE MERLIN, 1997, S. 11).
Auch in Planungen in der Sowjetunion hatten die französischen
Planer einen Blick hineingeworfen. Der gemeinsame Nenner mit
der letzteren war die Industrialisierung, die Bildung von
neuen Industriestandorten und gleichzeitig neue integrierte
städtebauliche Konzepte gefordert hat. In Frankreich ist nicht nur die Industrialisierung später als
in den anderen westeuropäischen und nordamerikanischen
Ländern eingetroffen, sondern leider auch die Erkenntnis,
eine umfassende Raum- und Stadtplanung zu betreiben. [...]
1 Beide werden hier synonym mit dem engl. Begriff town planning sowie
dem frz. Urbanisme verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Industrialisierung als Auslöser neuer Ideen
- Entwicklung der Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich
- Finanzierung und Planungsinstanzen der villes nouvelles
- Die villes nouvelles in der Île-de-France
- Évry - Eine ville nouvelle im Fokus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit befasst sich mit den villes nouvelles in der Île-de-France. Das Ziel ist es, die Entstehung, Realisierung und Perspektiven dieser "neuen Städte" zu analysieren, wobei der Fokus auf dem Beispiel Évry liegt. Die Arbeit untersucht die historischen Rahmenbedingungen, die zur Entstehung der Idee der villes nouvelles führten, beleuchtet die Entwicklung der Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich, geht auf die Finanzierung und Planungsinstanzen ein und analysiert die aktuelle Situation der villes nouvelles in der Île-de-France.
- Die Industrialisierung als Auslöser neuer Ideen in der Stadtplanung
- Die Entwicklung der Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich im letzten Jahrhundert
- Finanzierung und Planungsinstanzen der villes nouvelles
- Die villes nouvelles in der Île-de-France: Ergebnisse und Herausforderungen
- Bevölkerungs-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Sozialgeografie von Évry als ville nouvelle
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der villes nouvelles in der Île-de-France ein und erläutert die Motivation und Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt den Forschungsgegenstand vor und skizziert die wichtigsten Themen und Kapitel der Arbeit.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Industrialisierung als Auslöser neuer Ideen in der Stadtplanung. Es zeigt auf, wie die Industrialisierung den Stadtraum beeinflusst hat und welche neuen Ideen im Bereich der Stadtplanung entstanden sind.
- Das dritte Kapitel widmet sich der Entwicklung der Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich im letzten Jahrhundert. Es beschreibt die Rahmenbedingungen, die Instrumente der Raumordnung und Stadtplanung und die verfolgten Ziele.
- Im vierten Kapitel werden die Aspekte der Finanzierung und der Planungsinstanzen der villes nouvelles vorgestellt. Es werden die Anfangsvoraussetzungen, die erste Planungs- und Bauphase sowie die Veränderungen der letzten 30 Jahre beleuchtet.
- Das fünfte Kapitel präsentiert die villes nouvelles explizit in der Île-de-France. Es analysiert die Ergebnisse der Planung und geht der Frage nach, ob die villes nouvelles als "Erfolg" bezeichnet werden können. Anhand von Experteninterviews werden unmittelbare Beurteilungen von Beteiligten oder Betroffenen dargestellt. Empirische Daten verdeutlichen die quantitativen Merkmale und ihre Veränderung von der Realisierungsphase bis heute.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die villes nouvelles in der Île-de-France, die Raumordnung und Stadtplanung in Frankreich, die Industrialisierung als Auslöser neuer Ideen in der Stadtplanung, die Finanzierung und Planungsinstanzen der villes nouvelles, die Ergebnisse und Herausforderungen der villes nouvelles sowie die bevölkerungs-, verkehrs-, wirtschafts- und sozialgeografischen Aspekte von Évry als ville nouvelle. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte und Entwicklung der villes nouvelles, analysiert die aktuellen Gegebenheiten und diskutiert die Zukunft dieser "neuen Städte".
- Quote paper
- Theodoros Ioannidis (Author), 2003, Die Villes Nouvelles in der Île-de-France - Idee, Realisierung und Perspektiven - Beispielfall: Évry, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12606