Es geht mir im Referat wesentlich um eine Darstellung des Lebenswelt-Verständnisses von Jürgen Habermas, welches natürlich nicht abgetrennt von seiner Polarisierung in System und Lebenswelt behandelt werden kann, wobei das Augenmerk vor allem auf die Lebenswelt gerichtet werden soll. Die folgenden Ausführungen sind ein zunächst unkritisches, aber unverkürztes „Konzentrat“ der Argumentation des Autors in der Zwischenbetrachtung System und Lebenswelt im zweiten Band der Theorie des kommunikativen Handelns (S. 173-293)
Jürgen Habermas nimmt zunächst eine Fragestellung von Emile Durkheim auf, welche die gesamte Auseinandersetzung zum Themenkomplex System und Lebenswelt grundlegt und durchzieht. Demzufolge ist es Durkheims Theorie der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, die „den Blick auf empirische Zusammenhänge zwischen Stufen der Systemdifferenzierung und Formen der sozialen Integration“ lenkt. In indirektem Rückgriff auf seine zuvor im ersten Band der Theorie des kommunikativen Handelns dargelegten Ausführungen zur Handlungstheorie präzisiert Habermas daraufhin seine eigene Perspektive und Herangehensweise der so gestellten Aufgabe:
„Die Analyse dieser Zusammanhänge ist nur möglich, wenn wir die Mechanismen der Handlungskoordinierung, die die Handlungsorientierungen der Beteiligten aufeinander abstimmen, von Mechanismen unterscheiden, die nicht-intendierte Handlungszusammenhänge über die funktionale Vernetzung von Handlungsfolgen stabilisieren. […] Die Unterscheidung zwischen einer sozialen, an den Handlungsorientierungen ansetzenden, und einer systemischen, durch die Handlungsorientierungen hindurchgreifenden Integration der Gesellschaft nötigt zu einer entsprechenden Differenzierung im Begriff der Gesellschaft selber.“ (S. 179)
Inhaltsverzeichnis
- Die Lebenswelt-Frage bei Jürgen Habermas
- 1.1. Kommunikatives Handeln als Kontext der Lebenswelt nach Habermas
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat befasst sich mit Jürgen Habermas' Konzept der Lebenswelt und seiner Beziehung zum System. Es analysiert die Argumentation Habermas', die in der Zwischenbetrachtung "System und Lebenswelt" im zweiten Band der "Theorie des kommunikativen Handelns" dargelegt wird. Die Analyse zielt darauf ab, die zentralen Elemente des Lebenswelt-Verständnisses Habermas' zu beleuchten, insbesondere im Zusammenhang mit kommunikativem Handeln.
- Die Bedeutung von System und Lebenswelt für die gesellschaftliche Integration
- Der Zusammenhang zwischen Lebenswelt und kommunikativem Handeln
- Die Rolle von Sprache und Kultur in der Konstitution der Lebenswelt
- Kritik an egologischen Ansätzen in der Lebensweltforschung
- Die Bedeutung von Erzählungen für die Reproduktion und Objektivierung der Lebenswelt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Lebenswelt-Frage bei Jürgen Habermas
Habermas greift Durkheims Theorie der gesellschaftlichen Arbeitsteilung auf und unterscheidet zwischen systemischer und sozialer Integration als zwei Seiten des Handelns. Er betont die Bedeutung des Lebenswelt-Konzepts für die Gesellschaftstheorie und befasst sich mit den Beziehungen zwischen "Teilnehmerperspektive" und "Beobachterperspektive" auf die Gesellschaft. Das Konzept der Lebenswelt soll die systemischen Zusammenhänge in den Horizont der Lebenswelt integrieren.
1.1. Kommunikatives Handeln als Kontext der Lebenswelt nach Habermas
Habermas erläutert die enge Verbindung zwischen Lebenswelt und kommunikativem Handeln und betrachtet die Handlungssituation als Ausschnitt aus lebensweltlichen Verweisungszusammenhängen. Er analysiert die Rolle von Sprache und Kultur in der Konstitution der Lebenswelt und kritisiert die egologischen Ansätze von Schütz/Luckmann. Habermas betont die wechselseitige Bedingung von Lebenswelt und kommunikativen Handlungsprozessen und plädiert für eine Erweiterung des Lebenswelt-Konzepts, um eine objektive Betrachtungsweise zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieses Referats sind Lebenswelt, kommunikatives Handeln, System, gesellschaftliche Integration, Sprache, Kultur, Handlungssituation, Erzählungen, soziale Integration, Systemdifferenzierung, subjektive Erfahrung, objektive Betrachtung, egologisches Bewusstsein, Intersubjektivität.
- Quote paper
- Markus Raschke (Author), 2001, Das Verständnis von Lebenswelt bei Jürgen Habermas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12569