Das Bankengeschäft befindet sich gegenwärtig in einer Umbruchphase. Stetig zunehmende Dynamik bei gleichzeitig steigenden marktlichen und regulatorischen Anforderungen erfordern sowohl die strukturelle Anpassungsfähigkeit als auch die Transparenz von Kreditinstituten und deren Leistungserstellung. Gleichzeitig sehen sich Banken einem enormen Kostendruck ausgesetzt. Als Konsequenz wurde begonnen, Konzepte der fertigenden Industrie auf das Bankengeschäft anzuwenden. Im Fokus steht hierbei das Business Process Management (BPM) als Systematisierung von Methoden zur nachhaltigen Verbesserung von Geschäftsprozessen. Eine Problematik ergibt sich hier jedoch aus der traditionell hohen Abhängigkeit zwischen Bankprozessen und der unterstützenden IT. Während auf fachlicher Ebene Fexibilität gefordert wird, weisen bankbetriebliche IT-Landschaften historisch bedingt einen hohen Grad an gewachsener Änderungsresistenz auf, der der Optimierung von Prozessen frontal entgegensteht. Der Einsatz Serviceorientierter Architekturen (SOA) zeigt sich hier als probater Lösungsweg. Durch die Strukturierung der Bank-IT in lose gekoppelte fachliche Services werden Prozess- und die unterstützende Anwendungsebene logisch entkoppelt. Motivation ist hierbei zunächst die Flexibilisierung der IT; allerdings nicht als Selbstzweck. Ultimatives Ziel ist die schrittweise Ausrichtung der Informationssysteme an den Prozessen, um diese effizienter und effektiver unterstützen zu können. Sowohl BPM als auch SOA eignen sich zur Optimierung von Bankprozessen. Gleichzeitig zeigt sich, dass klare Schnittstellen und einhergehend diverse wechselseitige Potenziale zueinander bestehen. In der Praxis haben beide Ansätze eine sehr hohe Relevanz, werden jedoch isoliert betrachtet, BPM vornehmlich aus einer fachlich-organisatorischen, SOA aus einer primär technischen Perspektive. Mögliche Potenziale werden hier verschenkt. Um diese effektiv freisetzen zu können, bedarf es einer strategisch ausgerichteten Systematik zur methodischen, technischen und organisatorischen Harmonisierung der beiden Ansätze. Die durchgängige Implementierung geeigneter Steuerungsstrukturen von der Strategie- bis zur Systemebene ermöglicht hierbei die kontrollierte Evolution einer integrierten BPM-/SOA-Organisation, die auf lange Sicht Business-IT-Alignment steigern wird und im gleichen Zug eine effektive Optimierung von Bankprozessen ermöglicht. In Form eines Governance-Modells werden hierfür geeignete Ansätze geliefert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Motivation und Problemstellung
- 1.2 Zielsetzung der Arbeit
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2. Kritische Betrachtung von Bankprozessen
- 2.1 Theoretische Grundlagen der Geschäftsprozessbetrachtung
- 2.1.1 Prozessorientierung als Optimierungsparadigma
- 2.1.2 Geschäftsprozessdefinition
- 2.1.3 Klassifizierung von Geschäftsprozessen
- 2.1.4 Beschreibung von Geschäftsprozessen
- 2.2 Bankbetriebliche Leistungserstellung
- 2.2.1 Produkte einer Universalbank
- 2.2.2 Prozesstypen einer Bank
- 2.2.3 Industrialisierung der Bank als zentrale Herausforderung
- 2.2.3.1 Industrialisierung der Bankenbranche
- 2.2.3.2 Produktentwicklung
- 2.2.3.3 Vertrieb
- 2.2.3.4 Abwicklung
- 2.2.3.5 Transformation
- 2.2.4 Notwendigkeit einer ganzheitlichen Prozessoptimierung
- 3. Management bankbetrieblicher Geschäftsprozesse
- 3.1 Begriffsdefinition Business Process Management
- 3.2 Phasen eines integrierten BPM
- 3.2.1 Strategisches Geschäftsprozessmanagement
- 3.2.2 Entwurf von Geschäftsprozessen
- 3.2.3 Umsetzung von Geschäftsprozessen
- 3.2.4 Geschäftsprozesscontrolling
- 3.2.5 Zusammenfassung
- 3.3 Einsatz und Grenzen von BPM bei Finanzdienstleistern
- 4. Serviceorientierte Architekturen in Banken
- 4.1 Architekturbegriff
- 4.2 IT als Treiber flexibler Bankarchitekturen
- 4.3 Grundlagen serviceorientierter Architekturen
- 4.3.1 Definition und Zielsetzung von SOA
- 4.3.2 Service als zentraler SOA-Baustein
- 4.3.3 SOA-Infrastruktur
- 4.3.4 Organisatorische SOA-Umsetzung
- 4.3.5 SOA-Reifegradmodelle
- 4.3.5.1 SOA Maturity Model
- 4.3.5.2 SOA-Bewertungsmodell von Krafzig et al.
- 4.4 Einsatz und Entwicklung von SOA in Banken
- 4.5 Notwendigkeit eines Ansatzes für verbessertes Alignment
- 5. Business-IT-Alignment als Integrationskontext
- 5.1 Wertbeitrag der IT
- 5.2 Begriffsdefinition Business-IT-Alignment
- 5.2.1 Systemisches Alignment
- 5.2.2 Temporales Alignment
- 5.2.3 Kognitives Alignment
- 5.2.4 Strategisches Alignment
- 5.2.5 Architektonisches Alignment
- 5.3 Unternehmensarchitekturen als Alignmentinstrument
- 5.3.1 Begriffsdefinition Integration
- 5.3.1.1 Integrationsgegenstand
- 5.3.1.2 Integrationsrichtung
- 5.3.1.3 Integrationsreichweite
- 5.3.1.4 Automationsgrad
- 5.3.2 Unternehmensarchitekturansätze im Detail
- 5.3.2.1 Zachman Framework
- 5.3.2.2 The Open Group Architecture Framework (TOGAF)
- 5.3.2.3 Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS)
- 5.3.2.4 Business Engineering
- 5.3.2.5 Zusammenfassung
- 5.3.3 Einordnung von BPM und SOA in die Unternehmensarchitektur
- 5.3.3.1 Strukturelle Einordnung
- 5.3.3.2 Konstruktive Einordnung
- 5.3.4 Eignung von BPM und SOA als Alignmentinstrumente
- 6. Integrierte Betrachtung von SOA und BPM in Banken
- 6.1 Organisatorisches Kontrollsystem
- 6.1.1 Corporate Governance
- 6.1.2 IT-Governance
- 6.1.3 Einordnung der SOA-/BPM-Governance
- 6.2 Aufgabenfelder von BPM- und SOA-Governance
- 6.2.1 Aufgaben der SOA-Governance
- 6.2.2 Aufgaben der BPM-Governance
- 6.3 Integrierte BPM-/SOA-Organisation
- 6.3.1 Rollen und Verantwortlichkeiten
- 6.3.2 Prozesse
- 6.3.2.1 Strategische Zieldefinition
- 6.3.2.2 Ressourcenbereitstellung und Konfliktbeseitigung
- 6.3.2.3 Zielverfolgung und kontrollierte Entwicklung
- 6.3.2.4 Infrastruktur und Standardisierung
- 6.3.2.4.1 Spezifizierung einer Referenzarchitektur
- 6.3.2.4.2 Auswahl der SOA-Infrastruktur
- 6.3.2.4.3 Werkzeuge und Methoden für serviceorientiertes BPM
- 6.3.2.4.4 Spezifizierung von Standards und Richtlinien für SOA
- 6.3.2.5 Architekturmanagement
- 6.3.2.5.1 Logische Identifizierung von Services
- 6.3.2.5.2 Portfoliomanagement
- 6.3.2.6 Serviceorientierter Prozessentwurf
- 6.3.2.7 Serviceorientierte Prozessumsetzung
- 6.3.2.8 Betrieb und Controlling serviceorientierter Prozesse
- 6.3.3 Schnittstellen operativer Prozesse
- 6.4 Zusammenfassung und Bewertung des Ansatzes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Optimierung von Bankprozessen durch den integrierten Einsatz von Service-Oriented Architecture (SOA) und Business Process Management (BPM). Ziel ist es, die Synergien beider Ansätze aufzuzeigen und ein ganzheitliches Konzept für eine verbesserte Prozessgestaltung in Banken zu entwickeln.
- Kritische Analyse bankbetrieblicher Prozesse und deren Herausforderungen
- Integration von BPM und SOA als Optimierungsansatz
- Bedeutung des Business-IT-Alignment für den Erfolg der Integration
- Entwicklung eines integrierten Governance-Modells für SOA und BPM
- Konzeption einer serviceorientierten Prozesslandschaft in Banken
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Prozessoptimierung im Bankensektor ein. Es erläutert die Motivation und Problemstellung, die zu dieser Arbeit geführt haben, definiert die Zielsetzung und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Die Notwendigkeit effizienterer Prozesse angesichts des Wettbewerbsdrucks wird hervorgehoben.
2. Kritische Betrachtung von Bankprozessen: Das Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Geschäftsprozessbetrachtung, darunter Prozessorientierung, Definition und Klassifizierung von Geschäftsprozessen. Im Anschluss werden die Besonderheiten der bankbetrieblichen Leistungserstellung analysiert, inklusive der Produktpalette einer Universalbank, Prozesstypen und der Herausforderung der Industrialisierung. Es werden die verschiedenen Prozessschritte (Produktentwicklung, Vertrieb, Abwicklung, Transformation) im Detail betrachtet und die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Prozessoptimierung begründet.
3. Management bankbetrieblicher Geschäftsprozesse: Hier wird das Business Process Management (BPM) als Instrument zur Prozessoptimierung detailliert dargestellt. Der Fokus liegt auf den Phasen eines integrierten BPM-Ansatzes (Strategie, Entwurf, Umsetzung, Controlling). Es wird der Einsatz und die Grenzen von BPM im Finanzdienstleistungssektor diskutiert und ein Verständnis für die Anwendung von BPM in Banken geschaffen. Die Bedeutung strategischer Prozessgestaltung und -steuerung wird unterstrichen.
4. Serviceorientierte Architekturen in Banken: Dieses Kapitel behandelt serviceorientierte Architekturen (SOA) und deren Bedeutung für flexible Bankarchitekturen. Es werden die Grundlagen von SOA, wie Servicedefinition, -infrastruktur und -umsetzung erläutert. Die Integration von SOA in den Bankkontext wird detailliert behandelt, inklusive der Diskussion von SOA-Reifegradmodellen und der Notwendigkeit eines verbesserten Business-IT-Alignment. Der Fokus liegt auf der Nutzung von SOA zur Verbesserung der Flexibilität und Effizienz von IT-Systemen in Banken.
5. Business-IT-Alignment als Integrationskontext: Das Kapitel befasst sich mit der Bedeutung des Business-IT-Alignment als Integrationskontext für die erfolgreiche Implementierung von BPM und SOA. Verschiedene Arten des Alignment (systemisch, temporal, kognitiv, strategisch, architektonisch) werden erklärt und anhand von Unternehmensarchitekturansätzen wie dem Zachman Framework oder TOGAF veranschaulicht. Es wird gezeigt, wie BPM und SOA in die Unternehmensarchitektur eingeordnet werden können und wie sie als Alignmentinstrumente eingesetzt werden können.
6. Integrierte Betrachtung von SOA und BPM in Banken: In diesem Kapitel wird ein ganzheitlicher Ansatz zur Integration von SOA und BPM in Banken vorgestellt. Es werden die notwendigen organisatorischen Kontrollsysteme (Corporate Governance, IT-Governance, SOA-/BPM-Governance) erläutert und die Aufgabenfelder der jeweiligen Governance-Bereiche definiert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung einer integrierten BPM-/SOA-Organisation, inklusive Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozessen zur erfolgreichen Umsetzung. Die Schaffung einer serviceorientierten Prozesslandschaft wird als zentrales Ergebnis dargestellt.
Schlüsselwörter
Bankprozesse, Prozessoptimierung, Serviceorientierte Architektur (SOA), Business Process Management (BPM), Business-IT-Alignment, Governance, Integration, Universalbank, Industrialisierung, IT-Architektur, Unternehmensarchitektur.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Optimierung von Bankprozessen durch integrierten Einsatz von SOA und BPM
Was ist das zentrale Thema dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Optimierung von Bankprozessen durch den integrierten Einsatz von Service-Oriented Architecture (SOA) und Business Process Management (BPM). Ziel ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts für eine verbesserte Prozessgestaltung in Banken.
Welche Aspekte der Prozessoptimierung werden behandelt?
Die Arbeit analysiert kritisch bankbetriebliche Prozesse und deren Herausforderungen. Sie untersucht die Integration von BPM und SOA als Optimierungsansatz und die Bedeutung des Business-IT-Alignment für den Erfolg dieser Integration. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines integrierten Governance-Modells für SOA und BPM sowie der Konzeption einer serviceorientierten Prozesslandschaft in Banken.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf theoretische Grundlagen der Geschäftsprozessbetrachtung, inklusive Prozessorientierung, Definition und Klassifizierung von Geschäftsprozessen. Sie behandelt detailliert Business Process Management (BPM) mit seinen Phasen (Strategie, Entwurf, Umsetzung, Controlling) und serviceorientierte Architekturen (SOA) mit ihren grundlegenden Konzepten wie Servicedefinition, -infrastruktur und -umsetzung. Darüber hinaus werden verschiedene Unternehmensarchitekturansätze wie das Zachman Framework oder TOGAF diskutiert.
Welche Herausforderungen im Bankensektor werden adressiert?
Die Arbeit adressiert die Herausforderungen der Industrialisierung im Bankensektor, die Notwendigkeit effizienterer Prozesse angesichts des Wettbewerbsdrucks und die Komplexität der Prozesslandschaft in Universalbanken. Sie betont die Bedeutung einer ganzheitlichen Prozessoptimierung und die Notwendigkeit eines verbesserten Business-IT-Alignment.
Wie wird die Integration von SOA und BPM umgesetzt?
Die Arbeit entwickelt ein integriertes Governance-Modell für SOA und BPM, das organisatorische Kontrollsysteme (Corporate Governance, IT-Governance, SOA-/BPM-Governance) umfasst und die Aufgabenfelder der jeweiligen Governance-Bereiche definiert. Sie beschreibt eine integrierte BPM-/SOA-Organisation mit Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozessen für die erfolgreiche Umsetzung einer serviceorientierten Prozesslandschaft.
Welche konkreten Ergebnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit liefert ein ganzheitliches Konzept für die Integration von SOA und BPM in Banken, inklusive eines integrierten Governance-Modells und der Konzeption einer serviceorientierten Prozesslandschaft. Sie zeigt die Synergien beider Ansätze auf und liefert detaillierte Einblicke in die praktische Umsetzung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Bankprozesse, Prozessoptimierung, Serviceorientierte Architektur (SOA), Business Process Management (BPM), Business-IT-Alignment, Governance, Integration, Universalbank, Industrialisierung, IT-Architektur, Unternehmensarchitektur.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einführung, Kritische Betrachtung von Bankprozessen, Management bankbetrieblicher Geschäftsprozesse, Serviceorientierte Architekturen in Banken, Business-IT-Alignment als Integrationskontext und Integrierte Betrachtung von SOA und BPM in Banken. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Prozessoptimierung und deren Umsetzung.
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- Christian Senk (Author), 2008, Optimierung von Bankprozessen durch den Einsatz von SOA und BPM, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125606