William Shakespeare griff bei seinem literarischen Schaffen auch auf antike Vorbilder zurück. Insbesondere der Dichter Ovid wurde von ihm nicht nur gelesen, sondern intensiv rezipiert und für das eigene Schaffen fruchtbar gemacht. So hat Shakespeare eine kleine Episode aus Ovids Metamorphosen, die Geschichte von Pyramus und Thisbe, gleich in zwei seiner Dramen aufgegriffen und neu interpretiert:
a) Die ernsthafte Variante "Romeo und Julia" (Tragödie):
- Tragisches Schicksal zweier Liebender, die zwei verfeindeten Adelshäusern in Verona angehören: Romeo (Geschlecht Montague) und Julia (Geschlecht Capulet).
- Am Ende selbstgewählter Tod beider Liebender infolge einer Kette von unglücklichen Zufällen.
b) Die humorvolle Variante "Ein Sommernachtstraum" (Komödie):
- Unglückliche Liebe zweier Adliger (Hermia und Lysander) in Athen aufgrund einer Heiratsabsprache mit einem anderen Mann.
- Heimlicher Fluchtplan des Paares, der jedoch vereitelt wird
- Am Ende Auflösung aller Probleme und dreifache Hochzeit
- Im letzten Akt ein »Spiel im Spiel« mit den Protagonisten als Zuschauern: Laien-Schauspieler spielen »Pyramus und Thisbe« in lächerlicher Weise vor.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographische Grundlagen – Sir William Shakespeare
- Allgemeine Bemerkungen zur Rezeption
- Shakespeares zweifache Bearbeitung des Stoffes:
- Die ernsthafte Variante - The Tragedy of Romeo and Juliet
- Die humorvolle Variante - A Midsummer Night's Dream
- Exemplarischer Vergleich der ovidischen Erzählung mit den beiden Dramen Shakespeares
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption der Ovidschen Erzählung von Pyramus und Thisbe in zwei Werken Shakespeares. Ziel ist es, Übereinstimmungen und Abweichungen zwischen Shakespeares Bearbeitungen und der Vorlage zu analysieren und mögliche Gründe für die Veränderungen zu ergründen.
- Shakespeares Kenntnis und Rezeption von Ovids Metamorphosen
- Vergleich der Ovidschen Erzählung mit Shakespeares Dramen
- Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Handlung und Gestaltung
- Untersuchung möglicher Gründe für Shakespeares Adaptionen
- Der Einfluss der elisabethanischen Schulbildung auf Shakespeares literarisches Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach Shakespeares Umgang mit seiner ovidischen Vorlage. Das Kapitel zu Shakespeares Biographie beleuchtet seine Schulzeit und den damit verbundenen intensiven Kontakt zu den lateinischen Klassikern, einschließlich Ovid. Der Abschnitt zu den allgemeinen Bemerkungen zur Rezeption legt den Grundstein für die anschließende Analyse der beiden Shakespeare-Dramen, die auf der Pyramus-und-Thisbe-Geschichte basieren. Die Kapitel zu Romeo und Julia und Ein Sommernachtstraum geben einen Überblick über die jeweiligen Handlungsstränge und ihre Verbindungen zur ovidischen Vorlage.
Schlüsselwörter
Shakespeare, Ovid, Metamorphosen, Pyramus und Thisbe, Rezeption, Adaption, elisabethanische Literatur, Romeo und Julia, Ein Sommernachtstraum, klassische Philologie, lateinische Literatur, Vergleichende Literaturwissenschaft.
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- Dr. Ernst Seiffert (Autor), 2000, "Pyramus und Thisbe" bei Shakespeare, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125549