Somalia an dem Horn von Afrika wird heute, wenn überhaupt, als ein in Chaos und Anarchie versunkener Staat wahrgenommen, ein Paradebeispiel von Staatszerfall und humanitärer Katastrophe. Im allgemeinen unbemerkt geblieben ist, daß sich im Norden des Landes ein Gebiet abgespalten hat. Dort haben die Bewohner einen eigenen Staat Somaliland geschaffen. Hier herrscht Frieden, Ruhe und Ordnung, der Staat funktioniert und die Milizen sind nun eine richtige Armee.
Diese Staatsgründung ist im Gegensatz zu der bisherigen Geschichte des Landes und auch im Gegensatz wie es früher in Afrika üblich gewesen war, ohne internationalen Druck oder Hilfe geschehen. Aber sie ist auch bisher ohne Anerkennung geblieben.Trotzdem wird dieses Land als ein richtiger Staat bezeichnet. So erscheint es als interessant zu untersuchen, wie die bisherigen Erfahrungen der Somalier in diesem Gebiet gewesen sind, welche Erfahrungen sie mit internationalen Regierungssytemen sie bisher gemacht haben, inwiefern sie jetzt wieder solche Systeme übernommen haben, welchen Erfolg sie damit hatten und warum sie fremde Gedanken in ihren staatlichen Aufbau übernehmen.
Das warum soll auf der Grundlage der Theorie von Meyer und anderen über den Einfluß der Globalisierung auf staatliche und gesellschaftliche Strukturen erläutert werden. Eine Zusammenfassung dieser Theorie mit Ursachen und positiven wie negativen Effekten wird deswegen am Beginn der Arbeit stehen. Dem wird auch eine kurze Erläuterung der Bedeutung des Prozesses der Globalisierung beigefügt.
Dann werden die Lage, ursprüngliche Kultur und die gegenwärtigen Probleme von Somaliland erläutert, bevor genauer gesehen werden wird, wie sich der kulturelle Einfluß der Globalisierung hier im Hinblick in der bisherigen Geschichte, auf die Verfassung, die Einrichtungen des Staates und beim Bemühen um internationale Anerkennung ausgewirkt haben.
Für diese Hausarbeit hat der Autor, neben dem Artikel von Meyer und anderen zur Theoriebildung, sich hauptsächlich auf die Bücher von Brons und Fox gestützt, die einen sehr guten Einblick in das Geschehen und Kultur in Somaliland geliefert haben. Daneben sind auch die zahlreichen Internetseiten zu dem Thema zu erwähnen, die der Arbeit ein hohes Maß an Aktualität ermöglichten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Theoretische Grundlagen – Einfluß der Globalisierung auf den Nationalstaat
1.1 Definition von Globalisierung
1.2 Inhalt der Weltkultur
1.3 Gründe für die weltweite Durchsetzung
1.4 Probleme
2 Informationen zu Somaliland
2.1 Daten
2.2 Gesellschaft /Kultur
2.3 Gegenwärtige Probleme
3 Einfluß der Weltkultur auf Somaliland
3.1 In früherer Zeit
3.2 Verfassung
3.3 Zustand des Staates
3.4 Bemühen um internationale Anerkennung
4 Zusammenfassung / Ergebnis
5 Literatur :
Einleitung
Somalia an dem Horn von Afrika wird heute, wenn überhaupt, als ein in Chaos und Anarchie versunkener Staat wahrgenommen, ein Paradebeispiel von Staatszerfall und humanitärer Katastrophe. Im allgemeinen unbemerkt geblieben ist, daß sich im Norden des Landes ein Gebiet abgespalten hat. Dort haben die Bewohner einen eigenen Staat Somaliland geschaffen. Hier herrscht Frieden, Ruhe und Ordnung, der Staat funktioniert und die Milizen sind nun eine richtige Armee.
Diese Staatsgründung ist im Gegensatz zu der bisherigen Geschichte des Landes und auch im Gegensatz wie es früher in Afrika üblich gewesen war, ohne internationalen Druck oder Hilfe geschehen. Aber sie ist auch bisher ohne Anerkennung geblieben.Trotzdem wird dieses Land als ein richtiger Staat bezeichnet. So erscheint es als interessant zu untersuchen, wie die bisherigen Erfahrungen der Somalier in diesem Gebiet gewesen sind, welche Erfahrungen sie mit internationalen Regierungssytemen sie bisher gemacht haben, inwiefern sie jetzt wieder solche Systeme übernommen haben, welchen Erfolg sie damit hatten und warum sie fremde Gedanken in ihren staatlichen Aufbau übernehmen.
Das warum soll auf der Grundlage der Theorie von Meyer und anderen über den Einfluß der Globalisierung auf staatliche und gesellschaftliche Strukturen erläutert werden. Eine Zusammenfassung dieser Theorie mit Ursachen und positiven wie negativen Effekten wird deswegen am Beginn der Arbeit stehen. Dem wird auch eine kurze Erläuterung der Bedeutung des Prozesses der Globalisierung beigefügt.
Dann werden die Lage, ursprüngliche Kultur und die gegenwärtigen Probleme von Somaliland erläutert, bevor genauer gesehen werden wird, wie sich der kulturelle Einfluß der Globalisierung hier im Hinblick in der bisherigen Geschichte, auf die Verfassung, die Einrichtungen des Staates und beim Bemühen um internationale Anerkennung ausgewirkt haben.
Für diese Hausarbeit hat der Autor, neben dem Artikel von Meyer und anderen zur Theoriebildung, sich hauptsächlich auf die Bücher von Brons und Fox gestützt, die einen sehr guten Einblick in das Geschehen und Kultur in Somaliland geliefert haben. Daneben sind auch die zahlreichen Internetseiten zu dem Thema zu erwähnen, die der Arbeit ein hohes Maß an Aktualität ermöglichten.
1 Theoretische Grundlagen – Einfluß der Globalisierung auf den Nationalstaat
1.1 Definition von Globalisierung
Eine gängige Definition von Globalisierung sieht diese als Bezeichnung für die rapide Vermehrung und Verdichtung grenzüberschreitender gesellschaftlicher Interaktionen, die räumlich und zeitlich gesehen die Gesellschaften der Welt immer weiter verkoppeln. Dieser Begriff ist aber auch der Gegenstand weiter Diskussionen in der Wissenschaft. So ist schon die Existenz dieses Phänomens, seine Auswirkungen und besonders seine Bewertung umstritten.[1] Die Idee, daß eine solche Entwicklung stattfindet, kam auf, als mit der Ölkrise in den siebziger Jahren eine Phase wirtschaftlichen Wachstums und Vollbeschäftigung in den Industrieländern zu Ende ging. Bisher hatte man mittels eines in die Wirtschaft eingreifenden Staates den Wohlstand dieser Weltregion geschützt, nun aber dehnten sich die Konzerne auf der Suche nach neuen Absatzmärkten weltweit aus, gleichzeitig wurden die Beschränkungen des internationalen Finanzmarktes reduziert und neu industrialisierte Länder der dritten Welt drängten zusätzlich auf den Markt.[2] Obwohl Globalisierung zunächst nur wegen seiner ökonomische Aspekte diskutiert wurde, werden in letzter Zeit auch seine anderen Dimensionen zunehmend untersucht. So ist beispielsweise nun auch von einer informatorischen (wie etwa die Berichterstattung weltweit über CNN), ökologischen (wie die Effekte der Treibhausgase) und kulturellen Globalisierung in der Wissenschaft die Rede.[3] Auf diesen kulturellen Aspekt wird im Folgenden näher eingegangen.
1.2 Inhalt der Weltkultur
In dem Text „World Society and National State“ erläutern die Autoren Meyer u.a mittels eines neoinstitutionalistischen Ansatzes einen ihrer Ansicht nach bisher in der Literatur kaum beachteten Zusammenhang zwischen der globalisierten Kultur und den Merkmalen der Nationalstaaten rund um den Erdball. Ihre Kernthese ist, daß viele der Eigenschaften der Nationalstaaten von weltweit gültigen Modellen herrühren, die durch einen als Weltkultur bezeichneten Prozess erstellt und verbreitet würden.[4]
Diese Modelle stammen, so die Autoren, aus den dominanten Staaten der Welt, also aus Europa, Nordamerika und Japan. Deswegen fußen sie in dieser christlichen westlichen Kultur, mit ihrem Naturrecht, ihrer Moral und dem rationalen Akteur, der in einer entmystifizierten, universalistischen Natur voller Gesetze lebt. Hier werden aus den Erkenntnissen der Wissenschaft in bsp. Ökonomie, Medizin oder Politikwissenschaft übernationale Modelle entwickelt, welche dann ein ebensolches rationales Weltbild verbreiten Diese geben den Nationalstaaten und anderen Akteuren auf dieser Ebene in praktisch allen Bereichen des rationalen sozialen Lebens, was bsp. Wirtschaft, Politik, Gesetzgebung oder Erziehung umfasst, vor, wie diese strukturiert sein sollten und wie man welche Art von Politik in diesen Gebieten betreiben sollte. Dieser Prozess ist schon lange, seit der Entstehung der Nationalstaaten im 17. Jahrhundert in den Staaten des Okzidents im Gange, hat sich aber seit dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Gründung der Vereinten Nationen sehr beschleunigt, intensiviert und rund um den Globus verbreitet.[5]
Der Inhalt dieser Modelle sind funktionale Theorien, welche für die als allgemein angesehene Ziele des ökonomischen Wachstums, der Erreichung von sozialer Gerechtigkeit und individueller Selbstbestimmung, oder, allgemeiner gesagt, für eine umfassende Modernisierung der Welt, die „richtigen“, funktionalen Voraussetzungen bieten. Die Gesellschaft und die Individuen sollten durch ein rationales System einer gleichen Gerechtigkeit und teilhabenden Repräsentation in Wirtschaft, Kultur, Politik und durch interne soziale Interaktion zusammengehalten werden. So tritt der Nationalstaat überall auf der Welt als ein rationaler und verantwortlicher Akteur auf und präsentiert sie sich auch so. Dies geschieht nach Innen mit Verfassungen mit gleichartigen Zielen, sie umfassen bsp. die kollektive Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und den Schutz der individuellen Rechte. Zu deren Durchsetzung benutzt man allgemein ein autoritäres, gesetzesbasiertes Kontrollsystem. Die Präsentation nach außen umfasst das Streben nach internationaler Anerkennung und Mitgliedschaft in internationalen Organisationen wie der UNO.
Die sogenannte Weltkultur hat somit einen großen direkten Einfluß auf eine zunehmend zu beobachtende Gleichartigkeit der Staaten auf der Welt. Dieser Einfluß entsteht nach Meinung der Autoren aber nicht durch die bewußte Wahl der Akteure, diesen Weltideologien zu folgen, sie handeln vielmehr so, als würden sie alle ihre Entscheidungen selbstbestimmt treffen und nur Selbstverständliches einführen.[6]
1.3 Gründe für die weltweite Durchsetzung
Ein erster Grund für die weltweite Verbreitung dieser weltkulturellen Vorgaben ist die Schwierigkeit, so die Autoren, ihnen ein alternatives, an die traditionellen Strukturen des jeweiligen Landes angepasstes Modell entgegenzustellen. Dies liegt an der mangelnden Legitimität für solche Versuche, da der schon erwähnte breite internationalen Konsens über die Richtigkeit der übernationalen Sichtweise dem entgegensteht. Dazu kommt, dass die globale Gesellschaft auf mehreren Ebenen Einfluss auf die Nationalstaaten und deren Akteure hat.
Das umfasst zunächst eine kulturelle Dimension. Jene wird durch die oben erläuterten Analysen der sozialen Wissenschaft über die richtige Natur, das Funktionieren, Zweck, Ressourcen usw. von Nationalstaaten und anderen Akteure überall auf der Welt verbreitet, als richtig anerkannt und auch befolgt.[7] Beispiele dafür sind wieder die Inhalte der jeweiligen Verfassungen, die sehr häufig sowohl die Macht des Staates und auch die individuelle Rechte betonen, die Massenschulen mit einem annähernd standardisierten Aufbau und Stundenplan, staatliche Sorge um den Zustand der Natur usw.
Eine andere Dimension der Angleichung ist die Notwendigkeit für neue Staaten, sich von den anderen Staaten anerkennen zu lassen. Ohne sie erhält man keinen Zugang zu dem internationalen System und kann so auch nicht an dessen Vorteilen und Leistungen, wie beispielsweise Kredite der Weltbank, Entwicklungshilfe oder Handelsabkommen mit anderen Staaten teilhaben. Dies ist aber in der globalisierten Welt von heute für die Staaten in zunehmenden Maße überlebensnotwendig. Diese Anerkennung ist derzeit praktisch mit der Aufnahme in die UNO verbunden. Die Mitgliedschaft dort ist aber an bestimmte, ausformulierte Bedingungen geknüpft, die eigentlich nur ein Nationalstaat nach westlicher Prägung erfüllen kann und die in der sogenannte Konvention von Montevideo ausformuliert sind. Danach müssen alle Staaten ein abgrenzbares Territorium, eine feststehende Bevölkerung, die souveräne Macht einer Regierung und die Möglichkeit, in Kontakt zu anderen Ländern zu treten, haben.[8]
Dazu kommt, daß die Mitgliedschaft in der UNO, in ihren zahlreichen Unterorganisationen und anderen internationalen Vereinigungen für deren Mitglieder den Effekt hat, daß sie dort über Diskussionen mit einem weiten Feld von neuen Ideen in Kontakt kommen. Da beobachtbar ist, daß staatliche Akteure dazu neigen, eine erfolgreiche Politik eines anderen Staates zu kopieren, wird so auch die Verbreitung einer globalen Kultur weiter gefördert. Nicht zu übersehen ist dabei aber auch, daß die armen und peripheren Staaten sehr oft die Ideen der reichen in der Mitte der Welt übernehmen.[9]
[...]
[1] Busch, S.13f, 20-26; Nohlen, S.181.
[2] Hirst/Thompson, S. 5f.
[3] Höffe, S.14-20; Meyer, u.a., S.144f.
[4] Meyer, u.a., S.144f.
[5] Ders, S.145, 148, 167f.
[6] Meyer u.a., S.153,162.
[7] Ders.., S.149, 151.
[8] Fox, S.50, Anm.125.
[9] Meyer u.a., S.163.
- Quote paper
- M. A. Jochen Lehnhardt (Author), 2002, Einflüsse der Globalisierung auf die Errichtung staatlicher Strukturen am Beispiel Somaliland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125545
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