Ein sehr prägendes und folgenschweres Ereignis in der Weimarer Republik waren die ersten
Reichspräsidentenwahlen im Jahre 1925. Sie fielen in eine Zeit, in der es schien, dass sich die
Republik nach der Hyperinflation 1923 und dem Hitlerputsch im November 1923 konsolidiert
hatte und sich in einer gesicherten Stabilität ihrer Fortentwicklung befand.
Nachdem der Sozialdemokrat Friedrich Ebert, der der Republik seit 1918 als Präsident
vorgestanden hatte, am 28. Februar 1925 verstorben war, veränderten sich die
Voraussetzungen für die ohnehin im Juni 1925 vorgesehene erste Volkswahl des
Reichspräsidenten grundlegend. Die Sozialdemokraten verloren nicht nur eine
Führungsfigur, die sicherlich zwischen sozialdemokratischer Arbeiterschaft, linksliberalem
Bürgertum und politischem Katholizismus vermittelt hatte und der eine recht überparteiliche
Amtsführung zugeschrieben wurde, sondern auch den Mann, mit dem die Weimarer Republik
praktisch identifiziert wurde. Ebert hätte daher, wäre er erneut als Kandidat für die
Präsidentschaftswahlen angetreten, sehr große Chancen gehabt, wieder gewählt zu werden.
So jedoch fiel die Wahlentscheidung zu Gunsten des ehemaligen Generalfeldmarschall Paul
von Hindenburg aus, der im zweiten Wahlgang als Kandidat eines Nominationskomitee der
politisch Rechten gewählt wurde. Entscheidend für die Wahl Hindenburgs und somit einen
deutlichen Einschnitt und Rechtsruck, was die Wahlergebnisse in der Weimarer Republik
anbelangt, waren dabei mehrere Faktoren. Eine große Rolle spielte hierbei vor allem die
Bayerische Volkspartei (BVP), deren Einfluss auf die Wahl des zweiten Präsidenten der
ersten deutschen Republik im Folgenden genauer untersucht werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Problematik um die Reichspräsidentenwahlen 1925
- 2. Die Bayerische Volkspartei und ihre Unterstützung für die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten 1925
- 2.1. Gründung der Bayerischen Volkspartei und ihr Verhältnis zum Staat
- 2.2. Kontinuierliche Distanzierung von der Zentrumspartei
- 2.3. Rückzug aus dem Staat und Kooperation mit der politisch Rechten
- 2.4. Die verschiedenen Strömungen und ihr jeweiliges Gewicht innerhalb der BVP
- 2.5. Das Verhalten der Bayerischen Volkspartei vor und während der Reichspräsidentenwahlen 1925
- 2.5.1. Das Verhalten der BVP vor und während des 1. Wahlgangs
- 2.5.2. Das Verhalten der BVP vor und während des zweiten Wahlgangs
- 3. Nach den Reichspräsidentschaftswahlen 1925. Ausblick und Konsequenzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Bayerischen Volkspartei (BVP) auf die Reichspräsidentenwahlen von 1925 und die Wahl Hindenburgs. Sie beleuchtet die Hintergründe der BVP-Unterstützung für Hindenburg, unter Berücksichtigung der Parteigeschichte, des Staatsverständnisses der BVP und ihres Verhältnisses zur Zentrumspartei.
- Gründung und Entwicklung der BVP
- Das Verhältnis der BVP zur Weimarer Republik und zur Monarchie
- Die Differenzen zwischen BVP und Zentrumspartei
- Die Rolle der BVP im Vorfeld und während der Reichspräsidentenwahlen 1925
- Die Motive der BVP für die Unterstützung Hindenburgs
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Dieses Kapitel beschreibt den Kontext der Reichspräsidentenwahlen 1925 und den Tod Friedrich Eberts, der die Voraussetzungen für die Wahl grundlegend veränderte. Es deutet bereits den bedeutenden Einfluss der BVP an.
Kapitel 2: Dieser Abschnitt analysiert die Bayerische Volkspartei, ihre Gründung und ihr Verhältnis zum Staat, sowie ihre kontinuierliche Distanzierung von der Zentrumspartei. Es werden die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der BVP und deren Gewicht beleuchtet und das Verhalten der Partei vor und während der beiden Wahlgänge der Präsidentschaftswahlen untersucht.
- Quote paper
- Dirk Wippert (Author), 2001, Die Reichspräsidentenwahl 1925 und die Rolle der Bayerischen Volkspartei für die Wahl Hindenburgs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125508