Das weltweite gewerbliche Immobilienvermögen beträgt 21,3 Billionen USD bei
einem handelbaren Anteil von ca. 37%. Das gewerbliche Immobilienvermögen
in Deutschland beläuft sich auf ca. 1,77 Billionen €, wobei allein institutionelle
Investoren im Jahr 2007 ca. 0,42 Billionen € in deutschen Immobilien hielten.
Verglichen mit der Marktkapitalisierung aller börsennotierten deutschen Aktien
von 1,09 Billionen € im Jahr 2008 und dem gesamten Wertpapierbestand
privater Haushalte in Höhe von 1,24 Billionen €, zeigt sich die Signifikanz der
Immobilie als größtes Gut einer Volkswirtschaft. Trotz dieses immensen
Volumens gibt es bislang nur sehr wenige Möglichkeiten, Risiken durch speziell
für das Immobiliensegment strukturierte Derivate abzusichern oder Spekulationen
zu betreiben, wie es seit langem auf Aktien- Renten- Geld- und Rohstoffmärkten
der Fall ist.
Bereits 1848 wurde die CBOT (Chicago Board of Trade), damals eine reine
Warenterminbörse, gegründet. Es folgten die ersten Future ähnlichen
Kontrakte, deren Werte sich aus den jeweiligen Basiswerten ableiten ließen.
Diese Eigenschaft ist nach wie vor unveränderter Bestandteil und Definitionsursprung
derivativer Instrumente. Allerdings ist die Bandbreite der Basiswerte
immens angestiegen und reicht „vom Preis von Schweinen bis zur Schneemenge,
die in einem bestimmten Skigebiet fällt“. Dieser Umschwung in der
Bandbreite derivativer Instrumente verlief im Einklang mit der Etablierung der
ersten Finanz-Terminbörsen in den 70er Jahren in den USA. So erreichte der
weltweite Handel mit Derivaten im Juni 2008 ein Volumen von annähernd 20,4
Billionen USD (Bruttomarktwert). Die ersten Versuche Immobilienfutures Anfang der 1990er Jahre auf der
London FOX (London Futures and Options Exchange) zu platzieren,
scheiterten jedoch. Seit Anfang 2005 scheint eine neue Phase begonnen zu
haben. Dem ersten Immobilienswap über 20 Millionen GBP folgten weitere
Transaktionen. Der Nutzen derivativer Instrumente, vor allem begründet durch
den Risikotransfermechanismus zwischen Marktteilnehmern und die
Preisfindungsfunktion, ist im Immobiliensegment gefragt, wenn nicht sogar
gefordert. Jedoch erschweren die Charakteristiken der Anlageklasse, allen
voran ihre Heterogenität, die Konstruktion solcher Instrumente. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemfeld und Zielsetzung
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2. Risiken der direkten Immobilieninvestition
- 2.1 Abgrenzung der direkten von der indirekten Immobilieninvestition
- 2.2 Ableitung des systematischen Risikos direkter Immobilieninvestition
- 3. Derivate – Funktionen und Nutzen im Immobilienbereich
- 3.1 Funktionen von Derivaten
- 3.2 Nutzen von Immobilienderivaten
- 3.3 Derivatetypen des Immobilienmarktes
- 4. Rahmenbedingungen und Probleme bei der Etablierung von Immobilienderivaten
- 4.1 Marktliquidität
- 4.2 Marktvolatilität
- 4.3 Marktindizes
- 5. Der aktuelle Markt für Immobilienderivate
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Rahmenbedingungen, Funktionen und den Nutzen von Immobilienderivaten sowie die aktuelle Marktlage. Ziel ist es, die allgemeinen Funktionen von Derivaten zu erläutern und daraus den Nutzen für den Immobiliensektor abzuleiten. Dabei werden die Herausforderungen bei der Etablierung von Immobilienderivaten berücksichtigt.
- Risiken direkter Immobilieninvestitionen
- Funktionen und Nutzen von Immobilienderivaten
- Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Markt für Immobilienderivate
- Aktuelle Marktlage für Immobilienderivate
- Ausblick für den zukünftigen Markt für Immobilienderivate
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Einführung in die Thematik, Beschreibung des Problemfelds (geringe Möglichkeiten zur Risikominderung und Spekulation im Immobiliensektor im Vergleich zu anderen Märkten) und Definition der Zielsetzung der Arbeit.
Kapitel 2 (Risiken der direkten Immobilieninvestition): Unterscheidung zwischen direkter und indirekter Immobilieninvestition. Analyse des systematischen Risikos direkter Investitionen und deren Einflussfaktoren.
Kapitel 3 (Derivate – Funktionen und Nutzen im Immobilienbereich): Erläuterung der Funktionen von Derivaten (Hedging, Spekulation, Arbitrage, Preisfindung). Ableitung des Nutzens von Immobilienderivaten (z.B. Reduzierung von Transaktionskosten, Losgrößentransformation). Vorstellung relevanter Derivatetypen für den Immobilienmarkt (Forwards, Futures, Swaps, Optionen).
Kapitel 4 (Rahmenbedingungen und Probleme bei der Etablierung von Immobilienderivaten): Analyse der Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Derivatemarkt (Marktliquidität, Marktvolatilität, Marktindizes). Diskussion der Herausforderungen bei der Etablierung von Immobilienderivaten im Kontext dieser Rahmenbedingungen.
Kapitel 5 (Der aktuelle Markt für Immobilienderivate): Beschreibung des aktuellen Marktes für Immobilienderivate, mit Fokus auf OTC-Handel und Börsenhandel, sowie eine Betrachtung der relevanten Marktindizes.
Schlüsselwörter
Immobilienderivate, Direkte und indirekte Immobilieninvestition, systematisches Risiko, Hedging, Spekulation, Marktliquidität, Marktvolatilität, Immobilienindizes (DIX, IPD, GRA CREX, ZWEX), Futures, Swaps, Optionen, Risikomanagement, Transaktionskosten.
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- Andreas Höfner (Autor), 2009, Immobilienderivate, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125453