Die sowjetische Intervention in Afghanistan. Motive der politischen Entscheidungsträger

Eine Einordnung in Theorien der Internationalen Beziehungen


Hausarbeit, 2019

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Zielstellung Aufbau und Methodik

3. Historischer Verlauf bis zur Entscheidung der Intervention

3.1 Das politisches System Breschnews im Kontext der Entscheidung

3.2 Akteure der Entscheidung

3.3 mögliche Motive und Intentionen der Akteure

3.4 Gründe für die Entscheidung zur Intervention

4. Internationale Beziehungen und Theorien

5. Einordnung der Gründe

Schlussbetrachtung


 

1. Einleitung

 

Die sowjetische Intervention in Afghanistan im Jahre 1979 steht symbolisch für einen Wendepunkt im Kalten Krieg. Auf Seiten der United States of America (USA) und ihren Verbündeten löste die Intervention hektische Reaktionen und Unverständnis aus, was in dem Ende der amerikanischen Entspannungspolitik der 1970er Jahre mündete. [1] Doch nicht nur die Politik, auch in der zeitgenössischen Wissenschaft warf die Intervention Fragen auf. So fragt von Borcke bereits 1980 nach der „Rationalität und Vorhersehbarkeit der sowjetischen Politik überhaupt […] “[2] und Vogel widmete der Intervention im selben Jahr ein Sammelwerk.[3] Die Intervention in Afghanistan warf somit nicht nur in der Politik der westlichen Staaten, sondern auch in der Politikwissenschaft Fragen nach einer veränderten internationalen Politik der Sowjetunion auf.

 

Für die Sowjetunion bedeutete die Intervention eine weitere Belastung der bereits angespannten wirtschaftlichen Lage, da zum einen die USA ihre Lieferungen von Technologien und Nahrungsmitteln stoppte und somit Pläne zur Versorgung und Modernisierung der Wirtschaft gefährdete und zum anderen die Intervention in ihrem Verlauf hohe Kosten verursachte.[4]

 

Auch innenpolitisch trug die erste Entsendung sowjetischer Soldaten seit 1945 erheblich zu einer wachsenden Unzufriedenheit der sowjetischen Bevölkerung bei.[5]

 

Die Intervention in Afghanistan bereitete der Sowjetunion somit sowohl unter außen- und innenpolitischen, als auch unter wirtschaftlichen Aspekten große Schwierigkeiten. Es stellt sich daher die Frage, welche Gründe die politischen Entscheidungsträger/innen der Sowjetunion zur Intervention bewogen haben, zumal diese wissenschaftlich immer noch diskutiert werden.[6]

 

Im folgenden Kapitel wird zunächst die Zielstellung dieser Arbeit, der Aufbau und die Methodik erklärt.

2. Zielstellung Aufbau und Methodik

 

Wie bereits in der Einleitung skizziert, stellt sich die Frage nach den Gründen für die sowjetische Intervention in Afghanistan. Diese Arbeit wird anhand der Identifizierung der Akteure (Personen, Gruppen und Institutionen), welche an der Entscheidung zur Intervention beteiligt waren, deren Motive/Intentionen und die daraus resultierenden Gründe und Interessen für die Intervention charakterisieren und diese in Theorien zu internationalen Beziehungen einordnen.

 

Forschungsfrage: Was waren die Gründe der Akteure für die sowjetische Intervention in Afghanistan 1979 und wie lassen sich diese in die Theorien internationaler Beziehungen des Neorealismus und des analytischen Liberalismus einordnen?

 

Zunächst wird der historische Verlauf bis zur Entscheidung der Intervention skizziert, sowie kurz auf die für die Fragestellung relevanten Aspekte und im Kontext der Entscheidung zur Intervention auf das politische System Breschnews in der Sowjetunion eingegangen, um anhand dessen die Akteure zu identifizieren, welche an der Entscheidung für eine Intervention in Afghanistan beteiligt waren. Im darauf folgenden Schritt erfolgt zunächst eine kurze, politikwissenschaftliche Definition was unter Akteuren verstanden wird, um eine Basis für das weiterführende Vorgehen zu erhalten. Danach werden die Akteure identifiziert.

 

Im nachfolgenden Kapitel werden die möglichen Motive/Intentionen der vorher identifizierten Akteure aus dem Verlauf zur Entscheidung und weiteren Quellen erarbeitet um anschließend die Gründe aus diesen im Hinblick auf die Zielstellung für die Intervention zu charakterisieren. Darauf aufbauend wird kurz erklärt, was unter internationalen Beziehungen im politikwissenschaftlichen Sinne verstanden wird und (aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit) eine Auswahl der Theorien vorgestellt, um eine Grundlage für die Einordnung zu erhalten. Im Anschluss erfolgt die Einordnung der vorher charakterisierten Gründe in die Theorien internationaler Beziehungen des Neorealismus und des analytischen Liberalismus.

3. Historischer Verlauf bis zur Entscheidung der Intervention

 

Wie in Kapitel 2 erwähnt wird nun folgend der Verlauf der Entscheidung zur Intervention skizziert. Im Zuge der Skizzierung erfolgt zudem an den dazugehörigen Stellen eine kurze Schilderung der innerafghanischen, politischen Prozesse, um die Beweggründe der sowjetischen Akteure in den nachfolgenden Kapiteln darlegen zu können.

 

Im April 1978 führte die demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA), eine in den 1960er Jahren gegründete kommunistische Partei, mit Hilfe von Teilen der Armee einen Staatsstreich durch und entmachtete den bisherigen Präsidenten Mohammed Daud.[7] Die DVPA bestand im Wesentlichen aus zwei in Abneigung zueinander stehenden Flügeln, dem eher gemäßigten parcham und dem radikalen khalq, welche sich zunächst Regierungsämter in der neuen Regierung aufteilten. Die Abneigung ergab sich aus der Rivalität der beiden Anführer, der unterschiedlichen sozialen Zusammensetzung der Flügel und vor allem aus den unterschiedlichen politischen Vorstellungen der Flügel.[8]

 

Die Sowjetunion schloss mit der neuen Regierung in Kabul mehrere bilaterale Verträge, mit Zusagen sowohl von militärischer, als auch wirtschaftlicher Hilfe. Doch bereits vor dem Staatsstreich erhielt Afghanistan seitens der Sowjetunion umfangreiche wirtschaftliche und militärische Hilfen.[9] Doch trotz der bilateralen Verträge mit Afghanistan deuten Indizien darauf, dass die sowjetische Führung mit Skepsis auf den Staatsstreich blickte:

 

 Im Jahre 1974 appellierte das Zentralkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion (ZK) an die beiden Flügel der DVPA die damalige Regierung Dauds zu unterstützen.[10] An dieser Stelle wäre eine gegenseitige Argumentation möglich in der Betonung auf die zeitliche Differenz zwischen diesem Appell und dem Putsch im Jahre 1978. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Sowjetunion nicht Drahtzieher des Staatsstreiches war.[11] Zudem fiel die Reaktion auf den Putsch der afghanischen Kommunisten sowohl in der sowjetischen Presse, als auch in der Führungsriege der Sowjetunion zunächst sehr verhalten aus. Erst nach einiger Zeit verkündete die sowjetische Presse von einer „afghanischen Revolution“ und die neue Regierung Afghanistans wurde seitens der Sowjetunion anerkannt.[12]

 

Diese Skepsis gegenüber den neuen Machthabern in Afghanistan könnte einen Grund für die sowjetische Intervention in Afghanistan darstellen. Um diese Frage klären zu können wird nun folgend der weitere Verlauf skizziert.

 

In einem Brief an das sowjetische Außenministerium lobt der sowjetische Botschafter in Kabul die afghanische Regierung, beschreibt jedoch den Konflikt zwischen den beiden Flügeln als „negative influence“.[13]

 

Diese Befürchtung des sowjetischen Botschafters bestätigte sich, als bereits im Juli 1978 der khalq-Flügel damit begann die Mitglieder des parcham-Flügels aus der Regierung zu drängen. Dies stieß auf sowjetischer Seite auf weitere Besorgnis um die Stabilität der Regierung in Kabul, welche sich in einem Brief an Erich Honecker ausdrückt.[14] Neben dem innerparteilichen Konflikt nahm die neue Regierung Afghanistans mehrere, drastische Reformen mit starken Repressionen vor, die auf erheblichen Widerstand und Aufstand in der Bevölkerung stießen. Der wachsende Unmut der Bevölkerung führte schließlich zu ersten Aufständen und Überläufen von Teilen der afghanischen Armee zum Widerstand.[15]

 

Auf mehreren Sitzungen des Politbüros des ZK (Erklärungen zum politischen System unter Breschnew erfolgen im nachfolgenden Kapitel) am 17. und 18. März 1979 betonten die Teilnehmer die Wichtigkeit der Stützung der afghanischen Regierung und legten weitere wirtschaftliche und militärische Hilfen fest. Mit Besorgnis wurden die Aufstände und die Überläufe von Teilen der Armee aufgenommen. Diskutiert wurde zudem erstmals eine militärische Intervention, jedoch aufgrund von deutlichen Bedenken aller Teilnehmer abgelehnt.[16]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die sowjetische Intervention in Afghanistan. Motive der politischen Entscheidungsträger
Untertitel
Eine Einordnung in Theorien der Internationalen Beziehungen
Hochschule
Universität Rostock
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
22
Katalognummer
V1254172
ISBN (eBook)
9783346690876
ISBN (eBook)
9783346690876
ISBN (eBook)
9783346690876
ISBN (Buch)
9783346690883
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Afghanistan, 1979, Einmarsch der Sowjetunion, UdSSR
Arbeit zitieren
Jonas Lichtl (Autor:in), 2019, Die sowjetische Intervention in Afghanistan. Motive der politischen Entscheidungsträger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1254172

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