Der Framing effect ist ein Teil von individuellen Entscheidungsheuristiken, welche eine kognitiv vereinfachende Wirkung auf die Urteilsfindung besitzen. Entscheidungsheuristiken umfassen Such- sowie Abwägungsprozesse. Sie werden häufig dann angewendet, wenn der Entscheider nur über eine unzureichende Informationslage verfügt; man kann sie gewissermaßen als Faustregeln ansehen.(Vgl. Fischer, Lorenz / Wiswede, Günther (2002): Grundlagen der Sozialpsychologie, 2. Auflage, Mün-chen, Wien, Oldenbourg 2002, S.213) Trotz dieser individuell unterschiedlichen Prozesse existieren einige typische Elemente, die zu einer selektiven Wahrnehmung von Informationen führen. Hierbei lassen sich allgemeine Filter, zum Beispiel Charaktereigenschaften, und spezifische Filter, sogenannte Frames, voneinander unterscheiden. Ein Frame wird durch Situationsmerkmale, wie sprachliche Formulierungen oder die Darstellung der Situation, aktiviert. Damit wird ein bestimmter Rahmen für die Wahl der Entscheidungsstrategie festgesetzt. Durch dieses Framing der Situation wird die Komplexität derselben für den Entscheider reduziert und beschleunigt auf diese Weise gleichzeitig die Entscheidungsfindung. (Vgl. Enste, Dominik H. (1998): Entscheidungsheuristiken – Filterprozesse, Habits und Frames im All-tag, In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 50. Jahrgang 1998, S.446 ff.) Framing legt die Situation also auf zwei Weisen dar: Zum einem die zunehmende Selektion der Wahrnehmung als Rahmen für die Entscheidung, und zum anderem die Festlegung des Entscheiders auf eben diesen Rahmen. Der Akteur sieht den von ihm empfundenen Rahmen als subjektiv völlig selbstverständlich an. Die Informationen werden zwar im Gesamtkontext gewürdigt, jedoch erhalten sie je nachdem ob sie in einem Gewinn- oder einem Verlustkontext auftreten für den Entscheider eine andere Bedeutung. (Vgl. Esser, Hartmut (1996): Die Definition der Situation, In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozi-alpsychologie, 48. Jahrgang, Heft 1, 1996, S. 17)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung des "Framing effects"
- Framing als Rahmenbedingung bei Entscheidungsanomalien
- Framing als Teil der Prospekttheorie
- Typen des "Framing effects"
- Entscheidungsbeeinflussung durch Darstellung der Konsequenzen
- Entscheidungsbeeinflussung durch Darstellung der Wahlmöglichkeiten
- Entscheidungsbeeinflussung durch Aufzeigen von Unsicherheit / Sicherheit
- Entscheidungsbeeinflussung durch Buchung in unterschiedlichen mentalen Konten
- Summierung von Gewinnen / Verlusten
- Entscheidungsbeeinflussung aufgrund der Wertigkeit von Zeit
- Entscheidungsbeeinflussung durch Wahl des Referenzpunktes
- Fazit
- Anhang
- Abbildungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Seminar „Fehlentscheidungen: eine ökonomische Perspektive“ analysiert theoretische Ansätze und empirische Evidenz für Entscheidungsanomalien mit Fokus auf den Framing effect. Der Framing effect ist ein Teil der individuellen Entscheidungsheuristiken, die die Urteilsfindung vereinfachen, insbesondere bei unzureichender Informationslage.
- Definition und Einordnung des Framing effects im Kontext von Entscheidungsanomalien
- Erklärung des Framing effects durch die Prospekt-Theorie
- Unterscheidung und Beschreibung verschiedener Typen des Framing effects
- Analyse der Auswirkungen von Framing auf Entscheidungen
- Bedeutung des Framing effects für die Ökonomie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Framing effects als Teil der Entscheidungsheuristiken ein. Sie beschreibt den Framing effect als einen Rahmen für die Auswahl von Entscheidungsstrategien, welcher die Komplexität der Situation für den Entscheider reduziert.
Kapitel 2 ordnet den Framing effect in wissenschaftliche Bereiche ein und diskutiert seine Bedeutung in der Wirtschaftspsychologie. Es werden die verschiedenen Auffassungen des „Framing“ und die Modelle der Situationsinterpretation beleuchtet. Der Framing effect führt zu einer Umkehrung der Präferenzordnung und stellt somit eine elementare Verletzung der Erwartungs-Nutzen-Theorie dar.
Kapitel 2.1 betrachtet den Framing effect als eine Rahmenbedingung bei Entscheidungsanomalien. Es werden die Ursachen für Entscheidungsanomalien, wie die Entscheidungsaufgabe, die Entscheidungsperson und die Rahmenbedingungen, erläutert. Fokus liegt auf der Informationslage als Rahmung eines Problems, die durch die Darstellung der Informationen die Entscheidung des Akteurs beeinflusst.
Kapitel 2.2 stellt die Prospekt-Theorie als eine Erweiterung der EU-Theorie vor, die versucht, die beobachteten Präferenzmuster und Umkehrungen zu erklären. Die Prospekt-Theorie beschreibt, wie Entscheider Gewinne und Verluste anders bewerten, was zu irrationalen Entscheidungen führen kann.
Die weiteren Kapitel (3.1-3.7) gehen detailliert auf verschiedene Typen des Framing effects ein, die jeweils spezifische Entscheidungsbeeinflussungen durch unterschiedliche Darstellungsformen erzeugen. Hierbei werden Themen wie die Darstellung von Konsequenzen, Wahlmöglichkeiten, Unsicherheit und Sicherheit, mentale Konten, die Wertigkeit von Zeit und der Referenzpunkt beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Papers sind Entscheidungsanomalien, Framing effect, Entscheidungsheuristiken, Prospekt-Theorie, Erwartungs-Nutzen-Theorie, Informationslage, Situationsinterpretation, Präferenzordnung, mentale Konten, Zeitpräferenz, Referenzpunkt, Risikobereitschaft und Wirtschaftspsychologie.
- Citar trabajo
- Christina Müller (Autor), 2002, Framing Effekt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12540