Die Forderung nach Selbstbestimmung bzw. die Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens von Menschen, die als (geistig) behindert gelten, ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Schlagwort, wenn nicht sogar zu der zentralsten Forderung überhaupt innerhalb der Behindertenarbeit geworden. Dem Bereich des Wohnens kommt hierbei eine zentrale Position zu. Zum einen ist er im Alltag omnipräsent vertreten und zum anderen erfüllt der Wohnraum wichtige Funktionen. So fungiert er etwa als Raum für Geborgenheit und Sicherheit, als Raum für Beständigkeit und Vertrautheit, als Raum für Selbstverwirklichung und Selbstverfügung, als Raum für Kommunikation und Zusammenleben sowie als Raum für Selbstdarstellung und Demonstration von sozialem Status.
Obwohl in der BRD der Grundsatz „ambulant vor stationär“ gilt, lebt nach wie vor ein Großteil aller Menschen mit so genannter geistiger Behinderung in speziellen Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe. Daher muss gefragt werden, wie sich in solchen Einrichtungen Selbstbestimmung fördern lässt. Eine Methode hierzu ist die des Empowerments. Empowerment bedeutet übersetzt Selbstbefähigung bzw. Selbstermächtigung und kommt ursprünglich aus den USA, wo der Begriff das erste Mal in Verbindung mit der Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Minderheit verwendet wurde. Im Rahmen meiner Diplom-Arbeit werde ich folgender Fragestellung
nachgehen: Inwiefern lässt sich durch den Empowerment-Ansatz Selbstbestimmung von Menschen, die als geistig behindert bezeichnet werden, in Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe fördern?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. (Geistige) Behinderung als Begriff und Lebensrealität
- 2.1 Etablierung des Begriffes „Geistige Behinderung“
- 2.2 Schwierigkeiten bei der Definition des Begriffes „Geistige Behinderung“
- 2.3 Eigene Einschätzung / Arbeitsdefinition
- 3. Geschichtliche Leitbilder in der Behindertenarbeit
- 3.1 Exkurs I: Die Lebensunwert-Debatte im faschistischen Deutschland
- 3.2 Verwahrlosung von 1945 bis in die 1970er Jahre
- 3.3 Die Phase der therapeutischen Förderung
- 3.4 Das Ideal der Integration und Selbstbestimmung
- 4. Selbstbestimmung als Leitbild in der Arbeit mit Menschen, die als (geistig) behindert bezeichnet werden
- 4.1 Der Begriff der Selbstbestimmung
- 4.2 Rechtliche Grundlagen
- 4.3 Kritik und Positionen zur Frage nach der Selbstbestimmung bei Menschen, die als geistig behindert bezeichnet werden
- 5. Wohnsituation von Menschen, die als geistig behindert gelten
- 5.1 Exkurs II: Die Bedeutung des Wohnens (auch und insb. für Menschen mit so genannten geistigen Behinderungen)
- 5.2 Historische Entwicklung der Wohnsituation
- 5.3 Übersicht über die bestehenden Wohnformen
- 5.4 Leben im Wohnheim - Einblicke in den Heimalltag
- 6. Das Empowerment-Konzept
- 6.1 Definition des Begriffes "Empowerment"
- 6.2 Geschichtliche Hintergründe des Empowerment-Konzepts
- 6.3 Das Menschenbild des Empowerment-Konzepts
- 6.4 Ziele von Empowerment
- 6.5 Ebenen von Empowerment-Prozessen
- 6.6 Die inhaltliche Ausgestaltung des Empowerment-Konzepts
- 6.7 Methoden zur Ressourcenaktivierung unter der Empowerment-Perspektive
- 6.8 Möglichkeiten der Umsetzung des Empowerment-Konzepts, in der Arbeit mit Menschen, die als geistig behindert bezeichnet werden
- 7. Möglichkeiten der Umsetzung des Empowerment-Ansatzes im Wohnbereich der Behindertenhilfe
- 7.1 Handlungsansätze zur Unterstützung und Förderung der Selbstbestimmung im Wohnheimalltag
- 7.2 Umsetzungsmöglichkeiten im Wohnheimalltag
- 7.2.1 Das Konzept der Lebenshilfe Salzburg
- 7.2.2 NutzerInnenorientierung im Wohnheim Eckardtsheim
- 8. Zwischenfazit
- 9. Das Konzept des Community Living als Alternative zum traditionellen Wohn- und Versorgungssystem der Behindertenhilfe
- 9.1 Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen des Community Living Ansatzes
- 9.2 Grenzen und Herausforderungen des Community Living Ansatzes
- 10. Das schwedische Modell der Behindertenhilfe
- 10.1 Von der institutionellen Tradition hin zur kommunalen Unterstützung
- 10.2 Zur aktuellen Wohnsituation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Förderung von Selbstbestimmung in der Alltagsbegleitung von Menschen, die als geistig behindert bezeichnet werden, mit besonderem Fokus auf die Wohnsituation. Die Arbeit analysiert verschiedene Wohnformen und untersucht, inwieweit der Empowerment-Ansatz die Selbstbestimmung in Wohneinrichtungen verbessern kann.
- Der Begriff der geistigen Behinderung und seine Schwierigkeiten
- Historische Entwicklung der Behindertenarbeit und Leitbilder
- Selbstbestimmung als Leitbild und dessen rechtliche Grundlagen
- Verschiedene Wohnformen für Menschen mit geistiger Behinderung
- Das Empowerment-Konzept und dessen Anwendung in der Behindertenhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und formuliert die Forschungsfrage. Kapitel 2 diskutiert den umstrittenen Begriff der geistigen Behinderung und verschiedene Definitionsansätze. Kapitel 3 beleuchtet historische Leitbilder in der Behindertenarbeit, von der Verwahrlosung über therapeutische Förderung bis hin zum Ideal der Integration und Selbstbestimmung. Kapitel 4 definiert Selbstbestimmung und untersucht dessen rechtliche Verankerung und Kritikpunkte. Kapitel 5 beschreibt verschiedene Wohnformen, von Komplexeinrichtungen bis hin zu integrativen Wohngemeinschaften, mit einem detaillierten Einblick in den Wohnheimalltag. Kapitel 6 erklärt das Empowerment-Konzept, dessen Ziele und methodische Umsetzung. Kapitel 7 zeigt Handlungsansätze zur Förderung von Selbstbestimmung im Wohnheimalltag und präsentiert Beispiele aus der Praxis.
Schlüsselwörter
Selbstbestimmung, Empowerment, Geistige Behinderung, Inklusion, Deinstitutionalisierung, Wohnformen, Behindertenhilfe, Community Living, Schweden, Ressourcenaktivierung, Partizipation.
- Quote paper
- Fabian Lerbs (Author), 2009, Förderung der Selbstbestimmung in der Alltagsbegleitung von Menschen, die als geistig behindert bezeichnet werden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125405