Sexueller Missbrauch von Kindern ist eine der schlimmsten Gewaltanwendungen in unserer Gesellschaft. Während vor 20 Jahren noch kaum über dieses Thema gesprochen wurde, so ist es heutzutage in den Medien oder in zahlreichen Sorgerechtsakten und Strafanzeigen omnipräsent.
Obwohl seit einiger Zeit Präventionsmassnahmen wie Aufklärungskampagnen eingesetzt werden, liegt die Zahl der sexuell missbrauchten Kindern in der Schweiz pro Jahr immer noch bei 45'000.
In einem ersten Teil wird versucht „sexueller Missbrauch“ zu definieren und es werden verschiedene Formen aufgezeigt. Bevor auf die Bewältigungsstrategien eingegangen wird, werden Folgen sexuellen Missbrauchs aufgezeigt. Hierbei wird auf geschlechtsspezifische Unterschiede eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition und Formen des Sexuellen Missbrauchs
2.1. Definitionsversuche
2.2. Formen sexuellen Missbrauchs
3. Folgen sexuellen Missbrauchs
3.1. Kurzzeitfolgen
3.1.1. Körperliche Verletzungen
3.1.2. Emotionale Reaktionen
3.1.3. Psychosomatische Folgen
3.1.4. Störungen des Sexual- und Sozialverhaltens
3.2. Langzeitfolgen
3.3. Geschlechtsspezifische Ähnlichkeiten und Unterschiede
4. Bewältigungsstrategien
4.1. Abgrenzung zwischen Bewältigungsstrategien und Überlebensstrategien
4.2. Bewältigungsstrategien und Therapieformen
4.3. Geschlechtsspezifische Ähnlichkeiten und Unterschiede
5. Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Sexueller Missbrauch von Kindern ist eine der schlimmsten Gewaltanwendungen in unserer Ge- sellschaft. Während vor 20 Jahren noch kaum über dieses Thema gesprochen wurde, so ist es heutzutage in den Medien oder in zahlreichen Sorgerechtsakten und Strafanzeigen omniprä- sent. (Eich, 2000, S. 1; Wanke & Tripammer, 1992, S. 10)
Obwohl seit einiger Zeit Präventionsmassnahmen wie Aufklärungskampagnen eingesetzt wer- den, liegt die Zahl der sexuell missbrauchten Kindern in der Schweiz pro Jahr immer noch bei 45'000 (Huser-Studer & Leuzinger, 1992, S. 7).
In einem ersten Teil wird versucht „sexueller Missbrauch“ zu definieren und es werden verschie- dene Formen aufgezeigt. Bevor auf die Bewältigungsstrategien eingegangen wird, werden Fol- gen sexuellen Missbrauchs aufgezeigt. Hierbei wird auf geschlechtsspezifische Unterschiede eingegangen.
2. Definition und Formen des sexuellen Missbrauchs
2.1. Definitionsversuche
Die Abgrenzung zwischen sexuellem Missbrauch und liebevollem Körperkontakt mit einem Kind ist sehr schwierig. Braecker und Wirtz-Weinrich (1992) und Wanke und Tripammer (1992) sehen die Grenze des sexuellen Missbrauchs dort, wo sich der Täter1 bewusst am Körper eines Kindes befriedigt (S. 21; S. 14). Deegener (1998) konkretisiert dies und sagt, dass „unter sexuellem Missbrauch von Kindern jede Handlung verstanden [werden kann], die an oder vor einem Kind entweder gegen den Willen des Kindes vorgenommen wird oder der das Kind aufgrund seiner körperlichen, seelischen, geistigen oder sprachlichen Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Die Missbraucher nutzen ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um ihre eigenen Bedürf- nisse auf Kosten der Kinder zu befriedigen, die Kinder werden zu Sexualobjekten herabgewür- digt“ (S. 24).
Ein weiteres Merkmal sexuellen Missbrauchs ist „. . die Verpflichtung zur Geheimhaltung, die das Kind zur Sprachlosigkeit, Wehrlosigkeit und Hilflosigkeit verurteilt“ (Huser-Studer & Leuzin- ger, 1992, S. 6).
2.2. Formen sexuellen Missbrauchs
Sexueller Missbrauch tritt in verschiedenen Formen auf. Es wird im Wesentlichen zwischen Pä- dophilie, Kinderprostitution, Kinderpornographie und Inzest unterschieden (vgl. Falardeau, 2001, S. 49-54; Finkelohr, 1998, S. 120-121; Müller-Luckmann, 1997, S. 24; Wanke & Tripam- mer, 1992, S. 13-14).
Der Missbrauch innerhalb der Familie (Inzest) wird häufig als die schlimmste Form sexuellen Missbrauchs angesehen, da er sich einerseits meistens über mehrere Jahre hinweg zieht und andererseits das Kind in seiner eigentlichen Schutzsphäre misshandelt wird. (Finkelohr, 1998, S. 120)
Kinderprostitution und Kinderpornographie sind Erscheinungen der letzen zwei Jahrzehnte. Die- ser in Asien begonnene Trend hat sich längst auch in unseren Kulturkreisen etabliert und konnte bis jetzt noch nicht wirksam bekämpft werden.
Pädophile oder Pädosexuelle schaffen sich meist zu ihren Opfern eine Vertrauensbasis, bevor sie diese sexuell misshandeln (Eich, 2000, S. 3).
3. Folgen sexuellen Missbrauchs
Sexuelle Misshandlung in jeder Form hinterlässt bei den betroffenen Kindern jeden Alters ver- heerende Folgen. Hier wird auf unmittelbare Reaktionen und auf später eintreffende Folgen eingegangen. Weiter wird geprüft, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.
3.1. Kurzzeitfolgen
„Unter Kurzzeitfolgen werden zum einen unmittelbare Reaktionen des Kindes auf die sexuelle Misshandlung und zum anderen mittelfristige Folgen verstanden, die bei den Kindern innerhalb der ersten beiden Jahre nach Beginn der sexuellen Misshandlung auftreten.“ (Moggi, 2004, S. 318)
Sie können in vier Gruppen unterteilt werden.
3.1.1. Körperliche Verletzungen
Häufige körperliche Verletzungen sind Entzündungen, Blutergüsse und Striemen im genitalen, analen und oralen Bereich. Weiter sind Geschlechtskrankheiten wie beispielsweise Aids möglich. (vgl. beispielsweise Moggi, 2004, S. 318)
3.1.2. Emotionale Reaktionen
Nach Deegener (1998) gehört Angst zu den verbreitetsten Folgeerscheinungen von sexuellem Missbrauch. Die Angst vor dem Täter, Angst vor weiterem Missbrauch und Angst vor Schlägen kann sogar soweit führen, dass die Kinder eine allgemeine Abneigung gegenüber Männern entwickeln (S. 90-91).
Eine weitere sehr häufige Folge sind nach Bauernfeind und Schäfer (1992) Schuldgefühle. Das Kind sucht in seiner Situation von Ohnmacht verzweifelt nach einem Schuldigen und findet häu- fig sich selbst. Schliesslich hat es ja selbst mitgemacht und sich nicht gewehrt, es verspürte ja vielleicht sogar selbst eine sexuelle Erregung. Solche andauernden Schuldgefühle können zu einem inneren psychischen Zerfall, zu Abspaltungssymptomen mit geistiger Abwesenheit und zu Realitätsfremde führen (S. 163-164).
Aufgrund ihrer hoffnungslosen Situation entwickeln viele Kinder Depressionen. Sie trauern um ihre verlorene Kindheit und sind vor allem beim inzestuösen Missbrauch voller Enttäuschung, dass ein nahe stehender Mensch solche Taten durchführen kann. In Fällen, in denen einem nie- mand glaubt, hegen die Opfer häufig Selbstmordpläne, um einen Ausweg aus dieser aussichtlo- sen Situation zu finden. Selbstverstümmelungen (Nägelkauen, Haareausreissen, Schnittverlet- zungen, Brandflecken von ausgedrückten Zigaretten) als Folge von nicht ausgelebten Aggressio- nen, Wut und Schuldgefühlen sind ebenfalls relativ häufig. (Deegener, 1998, S. 93, 102-103) Scham-, Schuld-, Minderwertigkeits- und Erniedringungsgefühle können zu einem geringen Selbstwertgefühl führen.
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1 Je nach Quelle sind zwischen 90 bis 99 Prozent der Täter Männer (vgl. Braecker & Wirtz, 1992, S. 21; Finkelohr, 2000, S. 120; Huser-Studer & Leuzinger, 1992, S. 6).
- Arbeit zitieren
- Simon Lussi (Autor:in), 2005, Sexueller Missbrauch bei Jungen und Mädchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125234
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